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Interview: Dave Smith 2010

DSI von 0 auf Tetra

17. Januar 2010

Kurz bevor in Los Angeles die Tore zur NAMM 2010 geöffnet wurden, hatten wir noch die Möglichkeit, ein kurzes Interview mit der uns allen bekannten “Legende” Dave Smith zu führen.

Jeder von uns arbeitet mit MIDI, und jedem ist die Technologie dahinter mehr oder weniger geläufig. Aber das Dave Smith, eigentlich eher bekannt als Entwickler der Synthesizer-Klassiker wie Prophet 5 oder der VS Technologie auch maßgeblich an der Entwicklung des MIDI-Standards war, wissen nicht viele.

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Dave Smith 2009

Dave Smith 2009

Es war die Zeit gekommen, dass die großen Hersteller sich auf einen Standard einigen mussten, der für eine Kommunikation zwischen den Geräten sorgt.
Nach einem Treffen mit Tom Oberheim und Ikutaro Kakehashi (Roland) Anfang der 80er Jahre, bei der Dave die Idee für ein Protokoll vorstellte, entwickelte er das erste USI (Universal Synthesizer Interface). Sozusagen die Basis für MIDI. So passierte es, dass dann auf der NAMM Show (1983) ein Prophet-600 erfolgreich mit einem Jupiter 6 von Roland verbunden wurde. MIDI (Musical Instrument Digital Interface) war geboren und eroberte die Welt.

Schon Mitte der 70er Jahre gründete Dave Smith Sequential Circuits, und mit dem Prophet 5 brachte er den revolutionärsten Synthesizer seiner Zeit heraus (1977): den ersten Mikroprozessor-gesteuerten polyphonen Synthesizer (5-stimmig polyphon).

SCI Prophet-5

SCI Prophet-5

Auch war es Dave Smith, der den ersten Computersynthesizer entwickelte. Tatsächlich hat dieser ANALOG Pionier eine Software entwickelt und somit einem Computer die Synthesizerklänge beigebracht. Das war Mitte der 90er, als er Präsident von SEER Systems war.

REALITY erster Software Synthie für PC

REALITY erster Software Synthie für PC

REALITY war somit eigentlich die erste Software für einen Synthesizer auf einem PC. Später wurde es von Creative Labs (1996) lizensiert und als AWE 32 bzw. 64 als Soundkarten verbaut. Sein weiterer Werdegang über DSD, die Entwicklungsabteilung von Yamaha (hatten zuvor Sequential Circuits gekauft) und Korg brachten der Instrumentenwelt jedesmal Innovationen und Überraschendes.
Mit der Gründung einer Synthesizer-Schmiede unter seinem eigenen Name DSI – Dave Smith Instruments (ca. 2001) entwickelte er wieder „Back to the Roots“ neue „GUTE ALTE SYNTHESIZER“.Das Interview wurde natürlich in englisch geführt und übersetzt.

Andreas:
Dave, nach so einem erfolgreichen und aufregenden Leben mit ständigen Innovationen und Weiterentwicklungen, also Meilensteinen der Synthesizerentwicklung, was brachte dich dazu, wieder analoge Synthesizer zu bauen, wo doch der Markt gerade begonnen hatte, günstige virtuelle Synthesizer zu verkaufen.

Dave:
Für mich stand vor ca. 15 Jahren, als ich den „REALITY“ entworfen habe, schon fest, dass ich niemals mit einem Computerinstrument arbeiten wollte.
Als wir 2002 den Evolver veröffentlichten, waren wir auch nicht sicher, ob das Konzept aufgeht, aber wir verkaufen nun schon seit über 7 Jahren unsere Synthesizer, und es gibt keinen Grund, der dagegen spricht, dies auch weiter zu tun.

DSI Evolver Desktop Version

Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass ein echter Synthesizer immer für einen da ist, egal welches OS oder welche Plattform man auch in Zukunft benutzt. Unsere Synthesizer müssen nicht upgedated werden, um auch noch in vielen Jahren zu funktionieren. Um uns herum kann sich alles ändern, unsere Maschinen werden weiter genauso klingen wie heute, vor 7 Jahren oder in 10 Jahren. Jeder weiß was passiert, wenn eine Firma ihre Produkte nicht mehr weiterentwickelt, weil die Rechner ein neues Betriebssystem benötigen um „Up to date“ zu sein. Nebenbei bemerkt bin ich der Meinung, dass Hardware viel mehr Spaß macht und klanglich immer noch das Maß aller Dinge ist.

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Andreas:
Wir wissen, dass echte polyphone Analogsynthesizer einfach teurer sein müssen, als ihre virtuellen oder digitalen Kollegen. Entgegen dem kommerziellen Denken und der gegenwärtigen Marktsituation präsentieren Sie mit dem aktuellen Tetra wieder einen fetten analogen Synthesizer mit einem stolzen Preis.
Anscheinend machen Sie mal wieder alles richtig, denn wir lieben die Produkte und akzeptieren auch den höheren Preis für einen solchen Synthesizer. Glauben Sie, dass es nach wie vor einen echten kommerziellen Markt für analoge Synthesizer gibt?

Im Moment ist es ja eher so, dass die Produkte zwar von allen geliebt, aber leider aus Preisgründen nur von wenigen gekauft werden. Wohl gemerkt im Verhältnis zu den zahllosen digitalen und virtuellen Pendants.

DSI Tetra

DSI Tetra

Dave:
Auf jeden Fall!
Wir sind zwar nicht so groß wie Yamaha oder Roland, aber wir haben alle Spaß daran, diese Synthesizer zu entwickeln. Diese Leidenschaft an der Hardware und dem Sound teilen wir mit sehr vielen Synthesizer Anwendern weltweit. Wir wissen, dass wir wahrscheinlich nie so günstig produzieren können, aber solange es Abnehmer gibt, werden wir weitermachen.
Immer wieder erlebe ich auf Messen, wie die jungen Musiker, die bisher nur mit virtuellen Instrumenten gespielt haben, begeistert von unseren Synthesizern sind. Man kann richtig sehen, wie überrascht sie schauen, wenn sie zum ersten Mal einen „echten“ Synthesizer vor sich haben. Das ist es, was wir wollen und warum wir weitermachen.

Andreas:
Ja, das kann ich bestätigen und selbst ich als „alter Hase“ finde mich regelmäßig auf der Musikmesse in Frankfurt an den Ständen der Hersteller von analogen Synthesizern wieder und staune ein ums andere Mal!
Nun, was werden wir aus ihrem Hause denn noch erwarten können? Was planen Sie für die Zukunft?

Dave:
Wir haben sehr viele Ideen für verschiedene Bereiche, aber da wir ja nicht so groß sind, können wir nur 1 bis 2 Produkte pro Jahr herausbringen. Aber sicher ist, sie werden alle auf analoger Technik basieren.

Andreas:
Für ihre Synthesizer (Evolver, Polyevolver, Mopho and Tetra) haben Sie ja die CEM Chips von Doug Curtis verwendet. Ich glaube sogar, dass Mr. Curtis extra für Sie eine eigene Produktion gestartet hatte. Wird es auch zukünftig CEM Chips in ihren Produkten geben? Vielleicht haben Sie ja einen großen Bestand davon oder sogar die Rechte, diese selbst zu produzieren?

Dave:
Leider verstarb Doug vor ein paar Jahren an Krebs (Anfang 2007, die Red.). Deswegen wird es in Zukunft keine weiteren CEM Chips mehr geben. Doug war ein sehr guter Freund über viele Jahre. Es hat mich damals sehr getroffen.

Andreas:
Ja, es war eine sehr traurige Nachricht für uns alle.
Ich frage das, weil es immer noch Gerüchte gibt, dass es noch Chips geben soll.

Dave:
Wir entwickeln im Moment neue analoge Schaltungen um die Bauteile, die wir nach wie vor aus dieser Firma beziehen, zu erweitern und zu ergänzen.

Andreas:
Wir lassen uns überraschen. Apropos Überraschung!!!
Was ist mit Ihrer Entwicklung zusammen mit Roger Linn?
Jeder wartet auf die LinnDrum 2, können wir da mit etwas rechnen?

Dave:
Im Nachhinein muss ich sagen, dass es ein Fehler war, die LinnDrum 2 anzukündigen. Wir machen so was beide normalerweise nicht. Aber nachdem vor 2 Jahren schon zu viele Details durchsickerten und die Gerüchteküche kochte, war es eigentlich schon zu spät. Wir haben dann unsere ersten Designs und Arbeiten vorgestellt …

LinnDrum 2 (Designentwurf für 2008) nicht mehr aktuell!

LinnDrum 2 (Designentwurf für 2008) nicht mehr aktuell!

… und hofften insgeheim, dass es auch schnell umgesetzt werden kann. Das war dann leider nicht der Fall. Wir haben daraus gelernt und werden das in Zukunft vermeiden.
Erst wenn wir ein fertiges Produkt haben, werden wir es vorstellen.
Es wird also noch ein bisschen dauern.

Andreas:
Wie kam es eigentlich dazu, dass zwei Pioniere ein gemeinsames Projekt starten?

Dave:
Roger und ich kennen uns schon seit über 30 Jahren. Wir haben auch schon in der Vergangenheit an verschiedenen Projekten gearbeitet. Wir sind ebenfalls sehr gute Freunde.

Andreas:
Wer kam denn auf die Idee für dieses Projekt?

Dave:
Ich weiß es nicht mehr genau. Wir sind eben sehr gute Freunde, treffen uns oft, reden über dies und das und vor allem viel über Musikinstrumente. Auf einmal war das Projekt … Realität.

Andreas:
Warum dauert es so lange, bis wir sie endlich kaufen können? Die Idee ist doch schon zur NAMM 2008 vorgestellt worden?

Dave:
Zuerst einmal haben wir lange an verschiedenen Designs gearbeitet. Wir haben ja beide nur „kleine“ Firmen, und jeder von uns muss sich auch um seine eigenen Entwicklungen kümmern. So lief es bei diesem Projekt leider sehr schleppend.
Wir haben auch gemerkt, dass unsere spezifischen Zielgruppen eigene Vorstellungen haben, wie so eine LinnDrum 2 realisiert werden könnte. Da gehen die Meinungen zwischen Synthesizer Fans und Drumcomputer Usern auseinander. Damit meine ich nicht nur das Aussehen, sondern auch das Konzept.
Im Moment arbeiten wir zunächst einmal an einem anderen Produkt, das Roger vertreiben wird.

Alles weitere wird die Zukunft zeigen.

Andreas:
Vielen Dank

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Forum
  1. Profilbild
    Tischhupe

    Dass Smith den ersten Computer-Synthesizer entwickelt hat, ist nicht so ganz richtig. Wolfgang Palm hat mit dem Realizer schon früher Synthesizer in Software emuliert. Dass müsste so 1986 gewesen sein. Allerdings war das kein normaler PC, sondern ein spezialisierter Musik-Computer.

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