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Roland JV-1010 und PreSonus BlueMax, dass No-Budget-Team

26. Februar 2014

Viel wurde in der Musiker-Szene über Tischhupen gelästert. Doch waren und sind kleine und preiswerte Synthesizer zu kaum zu etwas zu gebrauchen, als zur Erzeugung quäkender Geräuschen, die bestenfalls schaudern lassen? Lange ist es her, dass ich ein Team aus JV-1010 und Bluemax zusammenstellte, um mehr als nur die Instrumente erklingen zu lassen, mit denen ich einen Zugang zur Musik erlangt hatte.

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Mit Flöten und klassischen Gitarren war ich aufgewachsen, auch etwas Piano hatte ich gelernt, doch die zusätzlichen Übungstunden mit Mozarts staubiger Perücke waren zu nervig gewesen. Gegen den Komponisten war aus meiner Sicht gar nichts einzuwenden, ich schätzte ihn seit der Kindheit, doch warum nicht mal neuere Literatur: Schönberg, Ligeti oder was von Leuten, die ich noch gar nicht kannte? Deshalb ging ich selber auf Entdeckungstour. Auch im Hinblick auf mögliche Instrumente.

In der Zeit, in der ich das neue Team zusammenstellte, nutzte ich noch einen aufgerüsteten Atari. Scribus 2 war eine hervorragende Software zur Textverarbeitung, ließ sich wie eine Schreibmaschine bedienen, die noch heutige zeilenorientierte Schreibprogramme übertrumpft, sowohl an Schlankheit als auch an manuellen Möglichkeiten! Die Midi-Tauglichkeit des Atari war außergewöhnlich und Cubase war schnell besorgt. Erst etwas später wechselte ich zu einem PC und konnte die dem JV-1010 beiliegende Editor-Software nutzen: eine Bedingung, um das Gerät als vollwertiges Instrument nutzen zu können. Es war lediglich herausfinden, wie – und, sieht man vom Tischhupen ab, wofür.

Gegenüber den größeren Synthesizern der JV-Serie (JV-1080 / JV-2080) hatte der JV-1010 nur einen Stereo-Ausgang, der zudem frequenzkorrigiert war, weniger Bässe durchließ, höhenbetonter klang. Die damalige Schwäche der Roland-Rompler, bassseitig eher labil zu klingen, traf den Kleinen doppelt. Mein Eindruck war, so etwas wie ein Solei vor mir zu haben. Ein kompressorhaftes Gerät musste her! Meine Wahl fiel auf einen Bluemax, der lediglich dazu dienen sollte, im Manualmodus die Schwächen des kleinen Roland auszugleichen, also tonformend, kaum komprimierend einzusetzen wäre: mit äußerst geringer Ratio, weitem Attack, um eine Entfaltung des Tons zu ermöglichen, und mit moderatem Release. Und tatsächlich: Nach der zusätzlichen Anschaffung war der Klang für Aufnahmen grundsätzlich nutzbar und das Team fast perferkt.

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Der Vorteil des JV-1010 war, dass er wie die großen Synthesizer der JV-Reihe über 64 Stimmen verfügte und dass man das Sessionboard fest integriert hatte. Den noch freien Platz belegte ich mit dem bei eBay erstandenen Vintagesynth-Board. Der Soundvorrat taugte kaum, wie ich feststellen musste, zur Nachbildung akustischer Instrumente, mit einer Ausnahme! Die Flute-Samples vom Session-Bord ließen sich mit großem Aufwand (vierteilig, unter Berücksichtigung unterschiedlicher Filtereinstellungen …) so programmieren, dass eine vollwertige Altflöte in G bzw. F und eine Sopranflöte in C nutzbar wurden, sogar in verschiedenen Variationen. Auf diese Weise entstand knapp ein Dutzend Flöten, die im 128 Plätze großen User-Speicher weiterhin abrufbar sind. Der Synth erlaubte zudem eine Anbindung der Flöten an elektonische Klänge, sowohl im Hinblick auf Synthstimmen als auch RSS-Geräusche. Für mich war und ist die Klangqualität weiterhin erstaunlich: Für acidhaften als auch avantgardehaften Jazz, der außer einer Programmierung von Flöten ein relativ breites Spektrum an kernigen und schrillen Synthklängen erstellen ließ. Heute ist die alte Editor-Software nicht mehr einsetzbar, es sei denn, man nutzt einen Altrechner mit Win 95 und Midi-Peitsche für diesen speziellen Zweck.

Die Begrenzung auf einen Stereo-Ausgang macht es bei Aufnahmen unumgänglich, jede Spur einzeln abzurufen, um nicht in ein Sound-Gematsche zu geraten. Die internen Effekte, softwarseitig ist ein Prozessor angelegt, sind nur eingeschränkt nutzbar, etwas Reverb und je nach ‚Instrument‘ etwas Chorus, damit die Sounds nicht wie an einer Wand kleben bleiben. Aber dies reicht völlig aus, wird das Team aus JV-1010 und Bluemax auf einen Mixkanal gelegt und dort, falls erwünscht, weiter bearbeitet. Die Mischung von Spuren hat allerdings in der DAW zu erfolgen.

Die Erweiterung meines Klangsprektrums blieb durch das neue Team insgesamt eher gering, bescherte mir weitere Flöten-Varianten, darüberhinaus relativ viele (digitale) Synthsounds, aber ich hatte mir einen Spezialisten erschaffen, der für ganz besondere Aufgaben hervorragend funktionierte und weiterhin einsetzbar ist.

Der Kleine Synth verfügt über hervorragende Filter mit Resonanz, 64 Stimmen, kann Aftertouch verarbeiten, bietet fast das gesamte Samplespektrum des JV-2080, zusätzlich ist das Session-Board eingebaut. Jedoch nur ein Effektprozessor und ein frequenzkorrigierter Stereo-Ausgang (unsymmetrisch) sind verbaut. Der Klang hat äußerst präsente Höhen. Mit dem Bluemax im Manualmodus und mit geeigneten, tonformenden Einstellungen, würde man heute ein No-Budget-Team erhalten, das für klangliche und musikalische Überraschungen sorgen kann!

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Fazit
Man sehe mir bitte nach, wenn ich in diesem Erfahrungsbericht auf eine Weitergabe von Datenblatt- und Handbuchinformationen weitgehend verzichtet habe. Diese Infos lassen sich leicht im Netz finden. Mir war wichtig deutlich zu machen, dass sich sogar ein 'Tischhupen-Team' als echtes Instrument erweisen kann, nicht für alles und für jeden, aber wer braucht so etwas schon in der Musik, 'mit und für alles' gibts beim Döner-Händler!
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Ich mag den Ansatz: Musik machen mit Kisten, die keiner so richtig sexy findet. Hast du was zu sagen, kommt was bei raus!

    • Profilbild
      MidiDino AHU

      @Tai Freut mich. Danke. Ob ‚Kisten‘ sexy sind oder nicht, darüber habe ich niemals nachgedacht … nicht ‚Kisten‘, die Musik steht im Vordergrund.

      • Profilbild
        Oxalus

        @MidiDino Klasse Grundsatz, den ich mir mal wieder mehr zu Herzen nehmen sollte….

  2. Profilbild
    Despistado

    Ich habe sowohl den JV-1010 als auch den JV-1080 und um ehrlich zu sein, kann ich da keinen großen Klangunterschied feststellen.
    Da der JV-1080 viel mehr kostete als der JV-1010 wünschte ich wirklich sagen zu können, dass der JV-1080 viiiiel besser klingt aber wie gesagt, um ehrlich zu sein höre ich da keinen großen Unterschied.
    Von einer Frequenzkorrektur (weniger Bässe) ist mir auch nichts aufgefallen. Vor allem: Wofür sollten die das tun?

    Obwohl ich den JV-1010 nicht mehr verwende fand ich den eigentlich auch wirklich gut, die mitgelieferten Presets sind (Roland-typisch) eher langweilig aber man bekommt mit der Kiste immerhin eine vollständige JV-Klangerzeugung, was alles andere als schlecht ist.
    Die Kisten waren wohl nicht umsonst jahrelang Studiostandard.

    Der mitgelieferte Editor funktioniert übrigens sogar unter Windows 7 (!) noch, Voraussetzung ist allerdings, dass es sich um eine 32Bit-Version von Windows 7 handelt, da der Editor mit 64Bit Midi-Treibern nichts anfangen kann.

    • Profilbild
      MidiDino AHU

      @Despistado Danke. Glückwunsch, dass der Editor bei Dir noch auf Win 7 lief. Ich habe ihn noch unter Win 98 betreiben können, im Modus von Win 95, aber unter XP leider nicht mehr.

      Es gibt einige sonderbare Unterschiede, die besonders den JV-1010 betreffen. Vom Grand Piano (9 ft.) werden z.B. keine Bässe (linke Hand) ausgespielt, über den Kopfhörerausgang schon, doch nicht über den Stereoausgang. Und meinem Eindruck nach klingt dieser Stereoausgang auch vollig anders. Ein Grund ließe sich angeben: Keine preiswerte Konkurrenz im eigenen Haus.

      Wie dem auch sei, danke für die Rückmeldung!

  3. Profilbild
    Jedi

    Ich möchte noch kurz etwas zum Klang des JV1010 anmerken: XP30 und JV1010 haben andere „bessere“ Wandler als z.B. JV1080/XP50/60 oder JV2080/XP80.Im direkten Vergleich JV1080/JV1010 kann man es raushören.Ich habe sie beide, kann das bestätigen.Es ist aber nicht die Welt.
    Der Sounddiver zum JV1010 läuft in version 2.0 und 3.0 (es gab mal ein Update) bei mir unter win7 und XP.
    Ein feines Gerät ist der JV1010 auf alle Fälle.
    Viel Spaß damit !

    • Profilbild
      MidiDino AHU

      @Jedi Danke für die zusätzlichen Eindrücke und Infos. Für potentielle Interessenten wird besonders der Hinweis auf spätere Sounddiver-Versionen hilfreich sein.

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          MidiDino AHU

          @SpotlightKid Danke für den Hinweis auf die Software. Ich hatte sie vor Jahren selber einmal ausprobiert. Doch an alle relevanten Parameter, inklusive des nachgeschalteten Boosters, bin ich nicht herangekommen. Ich konnte mir lediglich eine Liste des User-Speichers ausdrucken, immerhin ;-) Aber vielleicht habe ich diesen kleinen Editor auch nicht verstanden.
          Ich persönlich würde einen Altrechner und die dem Synth beigelegte SoundDiver-Version bevorzugen. Viel war über Systemabstürze u.ä. der nachvolgenden Vollversion von SoundDiver Versionen die Rede …

          • Profilbild
            Despistado

            @MidiDino Das stimmt wohl, ich kann mich auch daran erinnern, dass viele davon berichteten dass Sound Diver 3 unter XP entweder gar nicht oder mehr schlecht als recht funktioniert.

            Ich vermute, dass es stark vom jeweiligen Midi-Interface (und seinen Treibern) abhängig ist wie gut oder schlecht SD 3 unter XP läuft, denn bei mir (ich habe 2 Midisport Interfaces (USB)) funktionierte das Programm auf mittlerweile 3 versch. PCs unter XP immer recht ordentlich.
            Allerdings ist es dann wiederum auch sehr stark davon abhängig, welche Instrumente (und damit Editoren) man verwendet. Es gibt auch einige Editoren die extremst absturzfreudig und damit nahezu völlig unbrauchbar sind.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Moin,

    ich habe seit einigen Jahren einen JV-1080 und habe gerade heute Morgen einen JV-1010 auf ebay geschossen. Da ich zusätzlich ein transportables Gerät benötige und er der letzte Expander seiner Art ist. Zusammen mit dem Roli Seaboard, Korg nanoKontrol2 und einem Notebook mit Cakewalk wird das für mich das ideale mobile Mini-Studio.

    Noch eine Sache zum Artikel: MidiDino, Du schreibst vom Atari ST und von Scribus. Meiner Recherche nach gab es Scribus nie für den ST und ist erst im Jahr 2003 zum ersten Mal erschienen. Kann es sein, dass Du Signum für den ST meintest? Damit habe ich um ca. 1990 gearbeitet.

    • Profilbild
      MidiDino AHU

      Die Kritik ist richtig. Es handelte sich nicht um ‚Siribus‘, sondern um ‚Signum‘. Ich hatte mich vertan. Viel Glück mit dem Mini-Studio :-)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @MidiDino War keine Kritik. Ich hatte mich nur an Signum erinnert und mal nachgesehen, was Scribus ist … Signum 2 war damals ein tolles Programm. Ich erinnere mich noch an die Bedienungsanleitung. Oben auf der zweiten Seite stand sinngemäß
        „Bevor Sie mit der Arbeit beginnen, beachten Sie bitte drei Dinge:
        1. Fertigen Sie eine Sicherheitskopie an.
        2. Fertigen Sie eine Sicherheitskopie an.
        3. Fertigen Sie eine Sicherheitskopie an.“

        Danke für die Wünsche!

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