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Black Box: Oberheim DMX & DX, Drumcomputer

Oberheims LinnDrum?

10. Januar 2016

Oberheim DMX amazona

Oberheim DMX

1980 erweiterte Oberheim erstmals seine Synthesizer-Palette um einen Drumcomputer, den Oberheim DMX. Wie seit dem Erfolg der LinnDrum üblich, basierte auch die Oberheim DMX auf Samples, die im ROM-Speicher fest und unveränderbar eingebrannt waren.

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Auf Grund seines Preises (unter 3.000 US$ bei seinem Erscheinen – und damit 2.500 US$ günstiger als die LinnDrum) und seiner einfachen Bedienung, wurde die Oberheim DMX bald der härteste Konkurrent der LinnDrum. Pop-Acts von Madonna, Gazebo, The Cure bis Police setzen diesen Drumcomputer ein, der schon bald den Popsound der Achtziger prägte wie sein berühmter Konkurrent.

Bis zu 8 Sounds konnten gleichzeitig erklingen und man hatte die Möglichkeit, aus 24 verschiedenen Samples zu wählen. Die Sounds hatten zwar eine Auflösung von 8-Bit, entsprachen aber Dank des μ-law algorithm fast der Qualität von 12-Bit Sounds. Diesen Algorithmus verwendeten auch andere Herstelle wie Linn, E-Mu und Sequential für die Verbesserung ihrer 8-Bit-Samples.

Allerdings konnte man die 24 Sounds nicht willkürlich auf die 8 Fader und Trigger-Pads verteilen, sondern wie zu dieser Zeit üblich, waren sie acht festen Instrumentengruppen und acht Einzelausgängen zugeordnet.

Im Sequencer ließen sich bis zu 100 Pattern in maximal 50 Songs organisieren. Werfen wir nun einen Blick auf den kleinen Bruder Oberheim DX, der zwei Jahre später auf den Markt kam.

Oberheim DX

Oberheim DX

Im Jahre 1982 brachte der Hersteller Oberheim die DX Drummachine als kleine Schwester der DMX auf den Markt. In zahlreichen Hip Hop und Synth-Pop Nummern fand der DX-Sound seinen Platz. Heute kann man diese 8 Bit Trommelmaschine schon für relativ wenig Geld auf dem Gebrauchtmarkt erwerben.

Geschichte Oberheim DMX und DX

Nach dem Erfolg der 1980 erschienenen Oberheim DMX war zwei Jahre später die Zeit reif für eine günstigere, abgespeckte Version des beliebten Eprom-Trommlers. Das Modell DX erblickte das Licht der Welt und verewigte sich in den folgenden Jahren in so manchen Chart-Erfolgen (New Order, Public Enemy, Apollo 440 usw.). Das Konzept des Gerätes ähnelte gerade wegen der einfachen und intuitiven Echtzeitprogrammierung seinem Vorgänger, jedoch war es nur mit 18 anstatt 24 Sounds ausgestattet. Später konnte die DX noch durch die „Stretch“-Version um vier Stimmen erweitert und einige Zentimeter verbreitert werden. Die gepimpte Drummachine hieß anschließend Stretch DX.

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Oberheim DX

Oberheim DX angefasst

Wie sich das für eine anständige old school Drummachine gehört, besitzt die Oberheim DX ein enorm großes Metallgehäuse (45 x 30 x 13 Zentimeter) mit Holzimitat Seitenteilen aus Plastik, die eher an Playmobil Spielzeug als an Holz erinnern. Insgesamt verfügt die DX über 18 Sounds und 6 Stimmen (Bass, Snare, Hi-Hat, Toms, Cymbal und Percussion). Somit teilen sich drei verwandte Sounds immer eine Stimme (z.B. Hi, Mid und Low Toms). Für jeden Sound ist ein separater Triggerbutton vorhanden und für jede Stimme ein Volume- und Tuning-Regler. Bequem lässt sich die DX über die Taschenrechner ähnlichen Bedienelemente steuern. Grundsätzliches wie Tempo, Sequenzlänge, Metronom- und Quantisierungsauflösung (bis zu 1/192) können hier unter anderem eingestellt werden.

Oberheim DX
Ganz einfach lässt sich zunächst einmal eine Sequenz in Echtzeit erstellen, indem man stumpf Record drückt, dem Klick lauscht und seine Finger fröhlich auf den Trigger-Tasten tanzen lässt. Bis zu 100 Sequenzen können in Echtzeit oder im Stepmodus editiert, nachbearbeitet und mit Swing- und Flame-Funktionen zum Rollen gebracht werden. Maximal 50 Songs kann die DX speichern.

Sehr umfangreich ist auch die Zahl der Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite des Gerätes. Neben Mono- und Stereo-Summenausgang besitzt jede Stimme und auch das Metronom einen separaten 6,3 mm Klinkeneinzelausgang. Zur Synchronisation mit damals zeitgemäßen Geräten wurde die DX mit diversen Schnittstellen versehen: Sync-To-Tape In/Out zur Datensicherung und Bandmaschinen-Synchronisation, External Clock In/Out zur Synchronisation mit anderen Klangerzeugern und zwei Trigger-Anschlüsse für Fußschalter.

Oberheim DX

Technik

Wie die Oberheim DMX oder auch die LinnDrum gehört die DX zur Familie der Eprom-Drummachines. Als Klangerzeuger dienen gesampelte Sounds, die von speziellen Speichermedien (Eproms) abgerufen und in 8 Bit Qualität ausgegeben werden. Die Sounds kann man durch das Wechseln der Eproms austauschen. Hierfür müssen zwei Schrauben auf der Vorderseite gelöst werden und schon lässt sich die DX wie eine alte Truhe öffnen. Mit ein bisschen Feingefühl für die leicht biegsamen Steckelemente der Eproms wird das Austauschen zum Kinderspiel. Nicht selten kommt es beim Kauf einer DX vor, dass sich nicht mehr die originalen Eproms im Gehäuseinneren befinden. Das ist aber nicht weiter schlimm, da man im Internet viele kleine Schmieden findet, die diese noch anbieten. 1984 kam noch der Oberheim Prommer Sampler heraus, mit dem man eigene Sounds erstellen und neue Eproms brennen konnte. Diese Eproms waren unter anderem auch für die DX passend.

MIDI

Erst bei späteren Versionen der Oberheim DX wurde auch MIDI integriert. Da es bei unserem Testexemplar um ein älteres Modell handelt, verfügt es nur über die alten 5 Volt Clock Ein- und Ausgänge. Aber auch hierfür findet man im Internet Hersteller, die passende MIDI-Konverter anbieten. Der separate Metronomausgang dient übrigens auch zur Synchronisation Oberheim eigener Geräte.

Oberheim DX

Oberheim DX in der Praxis

Das Programmieren der Oberheim DX ist, wie bereits erwähnt, sowohl im Realtime- als auch im Stepmodus eine einfache Angelegenheit. Bei einer Echtzeiteditierung können bequem Noten, während der Sequenzer noch läuft, gelöscht und anschließend direkt neu eingespielt werden. Die Swing- und Flame-Funktionen sind im musikalischen Sinne eine große Bereicherung, da sie den Sequenzen deutlich mehr Leben einhauchen. Leider verhält sich die DX in puncto Velocity sehr statisch. Lediglich eine Anschlagsstärke besitzen die Toms, dagegen wirken die drei der Bass-Stimme schon luxuriös. Das ist aber im Vergleich zu anderen Beatboxen dieser Zeit nicht ungewöhnlich und macht halt auch deren Sound aus.
Im Gegensatz zu analogen Drummachines, die durch ihre Vielzahl an Reglern zu live geschraubten Klangveränderungen einladen, sind derartige Möglichkeiten bei Eprom-Trommlern natürlich nur bedingt vorhanden. Dennoch sind sie da und sollten auch wahrgenommen werden.

Hier nochmals der große Bruder Oberheim DMX

Volume-Modulationen der einzelnen Stimmen lassen die Beats schön hüpfen und auch hoch und runter gestimmte Toms oder High-Hats können einiges an Leben schaffen. Nun aber endlich zu dem Sound der Oberheim DX! Anfang der 80er Jahre galt es vor allen Dingen, möglichst echte, natürliche Schlagzeugsounds mit einer Drummachine zu simulieren. So wurden auch die Eproms der DX mit „echten“ Drumsounds gefüttert. Das eigentliche Ziel wurde natürlich dezent verfehlt, was bei 8 Bit Qualität und einer Anschlagsstärke pro Tom natürlich nicht sehr verwunderlich ist. Aber gerade diese Eigenheiten verleihen dem Instrument seinen Charme. Die Bassdrum ist recht kurz und hat einiges an Punch. Auch die Snare kann gut knallen, wird aber zum fiesen matschigen Mittenmonster, wenn sie zu tief gestimmt wird. Die High-Hats und Cymbals klingen wunderbar crunchy und auch die penetranten Flipper Toms wissen durch überraschend viel Bassanteil zu überzeugen.
Natürlich handelt es sich in keiner Weise um Highend-Sounds, aber gerade in Verbindung mit Effekten kann die Oberheim DX wieder sehr modern klingen.

YT-Video

Und hier noch ein schönes YT-Video das die Qualitäten des Oberheim DX sehr gut zeigt:

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Und hier im Vergleich die Oberheim DMX:

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Pimp Up your DMX/DX

Die Forma ELECTRONGATE bietet heute noch jede Menge Erweiterungen für die beiden Oberheim Drumcomputer an. Vom MIDI-Upgrade bis zum MRAM werden hier Sammler fündig.

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Fazit

Die Oberheim DX ist eine sehr spaßige old school Drummachine, die sowohl durch ihren 8 Bit Sound als auch durch ihren Sequencer mit dem sperrigen Velocity-Verhalten ganz klar den Sound der 80er Jahre beeinflusst hat. Zwangsläufig wird man durch ihren Klang ständig an old school Hip Hop und Synth-Pop erinnert. Für 80er Jahre Liebhaber kann getrost eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden, aber auch für Hardware Freunde dürfte dieses Gerät eine schöne Ergänzung zu bereits vorhandenen Drummachines sein.

Plus

  • stilechter 80er Sound
  • einfache Bedienung
  • gutes Timing-Verhalten

Minus

  • Oberheim DMX - kein MIDI
  • Oberheim DX - MIDI erst ab späteren Versionen

Preis

  • Oberheim DMX 700 Euro
  • Oberheim DX 500 Euro
  • Laut Syntacheles Stand 12/2015
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Basicnoise AHU

    Schöner Bericht, danke. Eine hammer Kiste. Sehr gut fand ich auch die zusätzlichen Beispielvideos in welchen das Potential deutlich wird, besonders nachdem ich die Klangbeispiele wenig repräsentativ fand.

  2. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Eine LinnDrum kostete bei ihrem Erscheinen um 1982 etwa 3.000 Dollar und war somit deutlich konkurrenzfähiger vom Preis her als das Vorgängermodell (allerdings nicht klanglich). Die Vorgängermaschine Linn LM-1 Drum Computer schlug noch mit stolzen 5.500 Dollar zu Buche, was ihre produzierten Stückzahlen deutlich geringer ausfallen ließ. Eine LM-1 ist keine Linn Drum, genauso wenig ist eine LinnDrum eine LM-2 — diese Typenbezeichnung hat es nie gegeben und ist eine Erfindung des Internetzeitalters, die zum Selbstläufer geworden ist.

  3. Profilbild
    Flying C (DeSanto)

    Die DX mit Oberheim’schem Werksmidi war als DXa auf dem Markt. Ein klarer Vorteil der DX(a) sind die auf der Geräterückseite zugänglichen Tuning-Potis. Bei der DMX muss man erst das Gehäuse öffnen, die Potis befinden sich direkt auf den Voicecards.
    Bei allen Drumcomputern dieser Ära wurden -herstellerübergreifend- baugleiche Eproms benutzt, so lassen sich diese z.B. bei der LinnDrum, Drumtrax, DMX, DX, SDS7 und SDS9 beliebig austauschen.
    Auch erwähnenswert sind die „DMX Files“ bei Electrongate, dort sind u.a. Manuals, Schaltpläne sowie Factory Patterns zu finden.
    http://www.....loads.html

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @Flying C (DeSanto) Super Info. Ich besitze nur die DX und wusste daher gar nicht, dass die DMX keine Tuning-Potis auf der Rückseite besaß. Na dann bin ich mal froh, dass ich die „richtige“ Box ergattert habe ;-)

  4. Profilbild
    synton

    Nur mal eine historisch wissenschaftliche Frage: Ich stelle im Netz die Tendenz fest, Erscheinungsdaten von Geräten vorzuverlegen. Vielleicht ist dieser Artikel auch von dieser Tendenz erfasst.

    Es steht hier, dass die DMX schon 1980 und die DX schon 1982 auf den Markt gekommen sei. Aber kann das stimmen? Die Schaltpläne des DMX (initial release) datieren auf Dezember 8 ,die des DX auf Mai 83, ebenso jeweils die Bedienungsanleitungen.

    Wer von den noch Lebenden aus dieser Zeit hat seinen DMX schon vor 1982 gehabt? Wer kennt einen Song mit dem DMX von vor 1982?

    • Profilbild
      masru

      @synton Möglicherweise ist das Datum auf Schaltplänen und Bedienungsanleitungen nicht das letzte Wort. Es könnte sich um eine aktualisierte Bedienungsanleitung handeln, bei der das Datum angepasst wurde. Und wenn es damals so war wie heute wurden Service-Manuals und Schaltpläne vielleicht erst lange nach Produktstart rausgegeben ;)

      Bin kein Historiker, aber nach kurzer Suche bin ich auf „Young Turks“ von Rod Stuart gestoßen, bei dem Titel wurde eine DMX eingesetzt. Erschienen Oktober 81.

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