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Test: Wavemachine Labs Drumagog 4.07

Drumagog

24. Oktober 2006

Manchmal bestraft einen wirklich das Leben. Ein ganzes Album lang wird an den verflixten Drumspuren geregelt, bis es wenigstens halbwegs drückt, da schickt der Himmelsbote den Auftrag, ein Stück Software zu testen, dessen Anwendung die Arbeit grandios erleichtern soll. ‚Warum erst jetzt’ frage ich mich und nehme den Auftrag an. Noch überwiegt die Skepsis: „Drumagog? Ein Drumreplacer – wer bitte braucht denn so etwas“? Doch Wavemachine Labs. Inc stellen sich der Frage aller Fragen: aus Silber mach’ Gold – noch besser – aus schlechtem Sound mach’ Fett. Ob ihrer Geschichte und mir ein glückliches Ende widerfuhr, erfahrt ihr hier.

Drumagog

Drumagog

Installation
Das Paket liegt nun vor mir. Die Software kommt boxed mit Handbuch auf DVD. Über das Internet muss ich mich auf der Drumagog-Site als User registrieren und den per Mail zugesandten Schlüssel für den Keygenerator auf der Website eingeben. Den endültig zugesandten Freisschaltcode gebe ich in das geöffnete PlugIn ein und schon steht das Programm je nach Host (bei mir Logic – wie immer) als VST, RTAS, AU -Format zur Verfügung. Ein spezielles BFD-kompatibles PlugIn hat der deutsche Vertrieb von Drumagog angkündigt. Es soll in Zukunft die Möglichkeit erschliessen, mit Drumagog direkt auf BFD-Sounds zugreifen zu können. Die Software selber kommt für heutige Verhältnisse sehr ressourcenschoned daher. Der mitgelieferte Installer haut kaum mehr als 330 MB inklusive Programm- und Sampledaten auf der Platte. Die mitgelieferten Drum-Samples befinden sich im proprietären GOG-Format im Programmordner. Drumagog ist als Pro oder in der Normalversion erhältlich. Auf die Unterschiede weise ich zum Teil noch hin.

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Hauptansicht

Hauptansicht

Überblick
Das Drumagog-Prinzip ‚Audio To Midi’ ist ja nicht wirklich neu – Drumagog aber hat den Algorithmus weiter kultiviert und leichter beherrschbar gemacht. Die Software erkennt akustische impulshafte Signale, z.B. Snare- oder Bassdrum-Hits, generiert daraus Midinoten und triggert eigene oder externe Klänge. So lassen sich eine z.B. schlecht aufgenommene Snare in Echtzeit durch eine beliebige Samplesnare ersetzen – das Feel und Groove der Originalspur inklusive Ghostnotes usw. soll bei der Umsetzung erhalten bleiben.

Um einen lebendigen Ausdruck zu garantieren, werden in Drumagog Multisamples in verschiedenen Velocity-Zones unterstützt. Dabei verhält sich Drumagog wie ein Insert-PlugIn. Die zu ersetzende Audio-Spur wird im Sequenzer (z.B. Snare) ausgewählt und Drumagog in den Insert platziert. Je nach Ausgangsmaterial fängt Drumagog defaultmässig schon sehr überzeugend an zu werkeln: Zufriedenheit macht sich eben breit, wenn ein Stück tut, was es tun soll.

Nur zum Verständnis: Drumagog ersetzt jeweils nur ein Instrument. Soll ein kompletter Drummix ersetzt werden, muss in jede Einzelspur ein Drumagog eingesetzt werden. Neugierig, was Drumagog aus einem Stereomix macht, musste ich erkennen, dass es einfach zuviele Transienten waren, die Drumagog das Erkennen bestimmter Snare-, oder Bd-Signale schwer machten. Drumagog analysiert ja nicht nach Formanten oder signaltypischen Frequenzanteilen, sondern allein nach dem Peak. Wenn zusätzlich vorher komprimiert wurde, ist die Chance gleich null für ein vernünftiges Ergebnis. Wie gesagt, es war nur ein Test.

Der erste Mal
Beim allerersten Versuch eine Snarespur zu ersetzen, kam bei mir sofort das absolut tighte Sample Derivat aus den Boxen. Ich war ehrlich überrascht. In Logic ist es seit Jahr und Tag immer dasselbe: das Gefummel ist gross, den Audio to Midi-Konverter so zu beschummeln, dass das Ergebnis halbwegs passt und jetzt – Easy Going! Mit dem genialen visuellen Sensitivity – Resolution-Fenster lässt sich bequem in Echtzeit der gewünschte Treshold und die minimale Auflösung der Umsetzung regeln.

Sense and Sensibility

Sense and Sensibility

Selbstverständlich lässt sich so jedes transientenreiches Ausgangsmaterial ersetzen. Funsamples, knallende Türen, 8o’s Tischtennisbbälle usw. ertönen, wenn sie voher importiert oder die Midi-Daten nach aussen bzw. im internen Sequenzer an dritte Klangerzeuger geroutet wurden. Das Midi-Mapping funktioniert allerdings nicht in jedem Host und nur in der Pro-Version. Ein nettes Gimmick im etwas angestaubten GUI ist das kleine Videofenster, das in Realtime mittrommelt. Analytische Naturen können das Fenster zur Input-Outputanzeige umschalten.

Die Klangverwaltung
Die mitgelieferten internen Sounds sind in Ordner (Bassdrum/Snare/Toms/Cymbals, etc) zusammengefasst und können durch eigene in der Sampleverwaltung ergänzt werden. Um auch schwieriges Ausgangsmaterial korrekt zu triggern, steht eine ganze Latte an Werkzeugen bereit.Sehr simpel funktioniert die Kreation eigener Samples über das Samples-Window. Mit Add-From-File lassen sich über den Dateibrowser neue Samples in Wav, Aiff, SDII und Gigastudio-Format laden und nach Velocity-Zones sortieren. Im Automatic-Modus analysiert Drumagog die Lautheit des Sample, konvertiert es in die richtige Khz/Bitrate und steckt es in eine Velocityzone. Die Zuordnung kann natürlich später geändert werden, trifft aber in Verbindung mit vielen Multisamples (bis 48) schon den Kern. Ein Pluspunkt ist die Zuordnung der Samples in Positional Samples, die eine Zuordnung an unterschiedliche Schlagtechniken auf einem Instrument (Rimshots, Brusehs, etc) erlaubt. Der insgesamt erreichbare Realismus ist enorm.

Velocity Fenster

Velocity Fenster

Stehen mehrere ähnlich klingende Samples in einer Velocity-Zone, können sie per Random-Play zufällig abgefeuert werden, so dass der Machinegun-Effekt unterbleibt.

Add Buttons in der Sampleverwaltung

Add Buttons in der Sampleverwaltung

Was erst seit Version 4.05 möglich ist: Über ‚Add From Track’ kann direkt das Original Audiomaterial von der bezogenen Audiospur ‚aufgepickt’ und gleich als Sample verwendet werden. Den coolsten Snareschlag und die fetteste Bassdrum aus dem Sumpf zu ziehen bedarf allerdings etwas Übung:

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1. Zuerst muss im Samplewindow ein neues Gog File angelegt werden.
2. Die betreffende Audiostelle im Seqeunzer muss isoliert und beschnitten sein. (Pausen und Fades einfügen!)
3. Werden mehrere Samples hintereinander gesampelt (Pausen s.o.), muss die geplante Anzahl Drumagog vorher durchgegeben werden.
4. Mit dem ‚Add From Track’ kommt man in das Trackingfenster und hier wird nun der Treshold und der Input eingestellt (eine ‚Hinterbandkontrolle fehlt leider, so dass das richtige Pegeln etwas Erfahrung braucht).
5. Im Sequenzer muss nun peinlich genau ein bestimmter Abstand (ca. 1 sec) vor dem gewüschten Ausiosignal angefahren werden, sonst klappt die Aufnahme nicht.
6. Nun wird in Drumagog ‚Start’ gedrückt. Sobald nun auch der Sequenzer gestartet wurde, beginnt die Aufzeichnung bis Stop gedrückt wird. Ob einem das Glück bei der Aufnahme hold war, zeigt das Statusfenster, das zwischen ‚Idle’ und ‚Recording file #’ wechselt. Tut sich nichts, muss der Vorgang wiederholt werden.

Add From Track

Add From Track

Sind die Samples eingefangen, wird die Velocityzone und Positionierung festgelegt. Simple Funktionen wie Normalize oder Truncate und ein Sampleeditor in Drumagog fehlen – so dass die Add To Track Funktion noch etwas experimentell wirkt. Um wirklich sauber klingende eigene Samples verwenden zu können, kommt man nicht umhin, vorher die Audiosamples in Wavelab und Konsorten vorzubereiten. Diese können dann über ‚Add From File’ importiert werden.

Wer auf Presets steht, dem bietet Wavemachines Lab neben der Auswahl an mitgelieferten Sounds insgesamt ca. 4GB Sounds zum Download für registrierte User an. Von Acoustic bis fies elektrisch ist schon eine Menge geboten. Zusätzlich finden sich schon vereinzelt kommerzielle GOG-Sample-CD-Anbieter. Wer jede Menge BFD-Sounds hat, wird sich auf die angesprochene BFD-Kompatibilität freuen.

Das Handling im Samplewindow ist etwas wenig intuitv und erfordert sicherlich Einarbeitung. Es wurde in der 4.07b gegenüber älteren Versionen aber einiges bereits verbessert. Dennoch können bei einigen Klicks (in Logic) nach wie vor Grafikfehler entstehen, die auch nicht immer reproduzierbar sind. Und manche Funktionen wie Play-Sample über die rechte Maustaste funktionieren einfach (noch?) nicht.

Im Einsatz
Mit was auch immer dann gearbeitet wird: Die Originalaufnahme wird durch Drumagog nicht ersetzt, sondern nur mit ausgefeilten Technologien in Echtzeit überblendet. Der Vorteil: mit dem Blend-Regler kann der Anteil der Originalspur stufenlos zugemischt werden. So klingt die neue Spur nicht total clean, sondern bringt auf Wunsch auch den nötigen Schmutz bzw. sehr leise Ghostnotes mit, die sogar unter den Treshold von Drumagog fallen würden. (Hörbeispiel)

Blended by the sound

Blended by the sound

Ist der Anteil der Original Snare mit ‚Blend’ zu laut, aber die Original-Ghostnotes zu leise? Kein Thema: mit dem ‚Ducking’ Regler im ‚Advanced Window’ lässt sich der Original-Sound in dem Moment absenken, wenn das Sample angetriggert wird. So lassen sich auch Overheadspuren von störenden Snares und Bassdrums befreien. Das funktioniert erstaunlich gut und problemlos!

Ducking Section

Ducking Section

Um Nutz- und Störsignal noch optimaler aufzutrennen, sind zum Nachjustieren verschiedene Werkzeuge an Bord: Dieser Bereich lässt kaum Wünsche offen. Das Visuelle Sensivity-Fenster habe ich ja eingangs bereits gelobt. Zusätzlich lässt sich das Eingangssignal durch den Audition-Button vorhören, um vorzufiltern und den Impuls deutlicher herauszuschälen. Meine Snare z.B. hat eine Menge Tiefanteil von der Bassdrum dabei. Ich definiere den Pre-Filtering-Regler als Highpass und schraube so lange, bis die Bassdrum verschwindet. Das ist nur ein Beispiel, wie elegant sich Drumagog an die verschiedensten Einsatzgebiete anpassen kann. Es ist absolut möglich, eine Snarespur, deren Hihat-Anteil genutzt werden soll, über die ‚Stealth’ Regler so zu filtern, dass die Hihat unbearbeitet bleibt, aber die Snare ersetzt wird. Mit Dynamic Tracking lässt sich dann einstellen, wie stark die Orignal-Dynamik beibehalten werden soll.

Die Proversion erlaubt mit 2 Triggering-Modes (am ehesten als Triggerintelligenz zu verstehen) eine exaktere Anpassung auch an schwierigere Tracks als die Normalversion, die mit dem Standardalgorithmus auskommen muss. Je akkurater Drumagog arbeiten soll, desto mehr CPU-Power muss her.

Akkurat

Akkurat

Drumagog hat noch einen in der Tasche: Ein eingebauter Synthesizer ist in Waveform, Frequenz und Hüllkurve so flexibel, dass er auf Wunsch das getriggerte Sample ersetzen oder unterstützen kann: Wunderbar für elektronische Sounds mit Livefeeling und ein weites Feld für Experimente.

An Klangveränderung gibt sich Drumagog bescheiden: Ein paar klangformende Funktionen wie eine einfache Hüllkurve oder ein simples LP-Filter würden sich neben dem einsamen Pitchregler eigentlich sehr gut machen! Der Clou wäre noch eine mitgelieferte Quantisierungsengine, die erlaubt, das Signal bereits in Drumagog an das Sequenzertempo oder eigene Groove-Templates anzugleichen, falls die Originalspur extrem untight ist. Natürlich müsste sich Drumagog eine grössere Latenz genehmigen, um auch vorgezogen Schläge korrekt anzupassen.

Dennoch: der Bereich ‚Erkennung’ ist dem Arbeitsalltag perfekt angepasst und die meisten Problemtracks lassen sich noch triggern, wenn Logics onboard-Lösung die Fahnen streicht.

Fazit
Drumagog verwirklicht wirklich den Traum vom perfekten Drumreplacer. Ersetzte Tracks klangen noch nie so sauber und tight. Aussetzer oder fehlerhafte Notes waren jedenfalls extrem selten. Mit normalen (Sequenzer-)Mitteln ist dieses Ergebnis vielleicht (!?) erreichbar – aber um welchen Preis? Wer keine Zeit hat, stundenlang Drumtracks zu editieren, kommt um dieses Programm nicht herum. Die mitgelieferten Klänge klingen und lassen sich in das Arrangement gut einpassen. Eigene Samples einzubauen funktioniert mit dem Add From File Menü problemlos. Nur die Klangerwaltung halte ich noch nicht für besonders userfreundlich. Zudem lassen kleinere Grafikbugs in Logic das Blut in den Adern gefrieren. Trotzdem: Wer mit echten Drums Probleme hat oder einmal verschiedene Sounds ausprobieren möchte, sollte hier zugreifen.

PLUS
+++++ Signalerkennung
++++ Sound
+++ Handling

MINUS
– kleine Grafikbugs
– Preis

PREIS

UVP: 289,- Euro

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Das Programm ist interesant aber mal ehrlich: Die "roh-"-versionen der vorgestellten Mp3-Klangbeispiele klingen millionenmal besser als die Replace-Versionen.

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