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Test: Millennia STT-1, Channel Strip

Schicker Klangveredler

11. November 2022

millennia stt-1 test

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Tief aus den USA kommt er, der Millennia STT-1. Das wuchtige Vollmetallgehäuse mit glänzend schwarz lackierter Front erinnert an eine Flügel-Optik und suggeriert hiermit schon mal etwas Wertiges und Dauerhaftes. Und Sie …? Möchten Sie auch mal so einen Sound hinbekommen wie die Profis? Dann dürfte Sie dieser Testbericht interessieren.

Erster Eindruck zum Millennia Channel Strip

Der Aufbau ist mit Platinen im Lötwellenverfahren gefertigt. Ein Viertel des Platzes nimmt ein großzügig dimensioniertes Netzteil ein, das zudem noch durch einen Metallkäfig abgeschirmt ist. Die Bauteile auf der Platine sind allesamt äußerst hochwertig und teilweise sogar mit ‚Millennia‘ beschriftet, wobei das wohl eher Marketing ist, als dass Millennia wirklich eigene Bauteile entwickelt.

millennia stt-1 test

So sind die mit FSA-01 beschrifteten FET-Amps just verkleidete Platinchen, die im 90° Winkel aufgelötet sind. Das spricht natürlich nicht gegen die hervorragende Verarbeitungsqualität, soll nur ausdrücken, dass man es hier nicht mit Voodoo zu tun hat. Bei solch teuren Geräten ist es auch selbstredend, dass die Bauteile selektiert werden, d. h. vor Einbau werden sie durchgemessen. Millennia gibt jedoch an, den Eingangsübertrager in eigener Regie zu fertigen. An der Verarbeitung des Gehäuses sowie der Qualität der Schalter und Potis gibt es keine Kritikpunkte.

millennia stt1 test

Features des Millennia STT-1 Channel Strip

Beim Betrachten der Frontplatte stellt man schnell fest, dass man es hier mit einem außergewöhnlichen Gerät zu tun hat. Im Grunde besteht es aus Preamp, Equalizer und Kompressor/DeEsser. Das Besondere ist aber, dass man auswählen kann, ob das Signal in den einzelnen Stufen mit einer Röhrenschaltung oder Transistorschaltung arbeiten soll. Zudem ist wählbar, ob der Eingangsübertrager im Signalpfad liegt oder umgangen wird. Damit ergeben sich eine Reihe von Verschaltungsmöglichkeiten, mit denen sich jeder Anwender seine momentan gewünschte Konfiguration erstellen kann. Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass Equalizer und Kompressor die gleiche Gain-Stufe nutzen können sollen (s.u.). Auch hier ist zwischen Röhre und Transistor wählbar.

millennia stt-1 test

Preamp

Die Vorstufe nimmt Audiosignale auf Line-, Instrument- und Mikrofonpegel an. Es gibt zwar einen Phaseninverter, jedoch vermisst man hier ein schaltbares PAD und ein Trittschallfilter. Dafür gibt es je ein Gain-Poti für Tube und Transistor, beide Preamps werden also getrennt bedient und nur mit einem Schalter ausgewählt. Der Übertrager liegt schaltbar an allen drei Eingängen an.

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millennia stt-1 test

Equalizer

Der EQ besteht aus vier Bändern, die sich jeweils um bis zu +/-15 dB auslenken lassen. Low-Filter und High-Filter können zwischen HP/TP und HighShelf/LowShelf umgeschaltet werden. Die Frequenzen sind in Stufen schaltbar. Die beiden Mittenbänder sind vollparametrisch, d. h. hier kann man die Frequenz, die Güte und den Gain stufenlos anpassen, wobei die Gain-Potis nur 10-stufig gerastert sind. Für Puristen könnte eine solche 1,5 dB Stufe zu gering aufgelöst sein.

millennia stt1 test

Kompressor und DeEsser

Auch bei der Dynamikbearbeitung kann der STT-1 glänzen, bietet er doch eine umfangreiche Kompressorsektion, die wahlweise auch als DeEsser fungieren kann.

millennia stt-1 test

Millennia setzt beim STT-1 auf einen Optokompressor. Auffällig ist hier zunächst die Attack-Zeit, die im Minimum bei vergleichsweise langen 2 Millisekunden steht (bis 100 ms regelbar). In der Praxis fällt dies aber kaum auf, so dass der STT-1 ohne Weiteres auch für Vocals o. ä. genutzt werden kann. Die anderen Parameter bieten Werte von +/- 20 dBu (Threshold), 20 ms bis 3 s (Release) und 1,4:1 bis 30:1 (Ratio).

Wie erwähnt, lässt sich diese Sektion auch als DeEsser einsetzen – allerdings dann ohne Kompressor. Eine Kombination mit Transistor-/Röhrenschaltung und EQ ist aber möglich. Auch lässt sich der DeEsser komplett alleine nutzen.

Als Eckfrequenz bietet der STT-1 fünf Frequenzen zwischen 4,5 und 11,9 kHz. Über Threshold und Ratio lässt sich der Wirkungsgrad des DeEssers steuern, gleichzeitig wird auch der Q-Faktor bestimmt. Denn je weiter man das Ratio-Poti nach rechts dreht, desto schmalbandiger wird der Eingriff.

millennia stt1 test

Wie klingt der Millennia STT-1?

Soviel zur Ausstattung, aber wie klingt das denn jetzt? Das kann man recht einfach ausdrücken: amtlich. Millennia tut gut daran, einen Eingangsübertrager verbaut zu haben. Alleine das Zuschalten des Übertragers resultiert in einem sofort wahrnehmbaren Schub an ‚Wärme‘ und ‚Geschmeidigkeit‘ des Signals. Der hier verbaute Übertrager ist also ein echter Soundmacher, indem er den Bassbereich leicht anzerrt und die oberen Mitten leicht betont.

millennia stt-1 test

Auch der Preamp klingt absolut erstklassig und auch das Umschalten zwischen Tube und Transistor hört man bei hohen Pegeln umgehend, wobei keiner von beiden schlechter klingt, sondern eben anders. Genauso verhält es sich mit dem EQ und Kompressor. Auch hier hat man es mit dem absoluten Top-End Analogklang zu tun. Das Interessante ist, dass der EQ bei nahezu jeder Einstellung einfach nur gut klingt. Von billigen EQs kennt man es hingegen, dass man nur in bestimmten Einstellungen einen guten Sound bekommt. Und auch hier hört man sofort die Unterschiede zwischen dem Transistor- und dem Tube-OpAmp. Der EQ ist so flexibel, dass er einerseits richtig Sound machen kann, andererseits bei hohen Q-Werten analytisch arbeiten kann. Vor allem bei hohen Pegeln macht der STT-1 richtig Sound. Während der Transistor eher typisch ‚clean‘ klingt, so ist die Röhre eher ‚weich‘. Bei kaum einem anderen Gerät lassen sich diese Unterschiede besser vergleichen. Man kann also für jedes Audiosignal die passende Kombination wählen. Behalten Sie also im Hinterkopf, dass es bei guten analogen Geräten darauf ankommt, wie ‚heiß‘ man den Pegel fährt, um richtig Sound zu machen. Da man beim Millennia die Unterschiede im Klang auch noch in MP3-Files gut hören kann, haben wir eine Reihe an Klangbeispielen angefertigt, die Sie weiter unten finden.

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Millennia STT-1
Millennia STT-1
Kundenbewertung:
(2)

Als Pragmat wird man sich sicherlich fragen, ob es nicht inzwischen auch Plug-ins gibt, die an die Möglichkeiten eines STT-1 herankommen. Die Antwort ist recht einfach: nein. Zwar gibt es absolut hervorragende und teilweise auch annähernd analog klingende Plug-ins, jedoch erreichen sie nicht ganz die Feinheiten in puncto Verzerrung und Frequenz/Phasengänge, die bei wirklich guten (!), echten analogen Geräten erzeugt werden.

millennia stt1 test

Wichtig zu wissen ist dabei, dass das mit einem STT-1 aufgenommene Signal schon derart gut klingt, dass man die folgenden Plug-ins nur noch wenig strapazieren muss. In der Praxis würde ich das Wichtigste (meist der Gesang) im Mix nochmals durch den STT-1 schleifen und das Signal damit in die Mischung einpassen. In Kombination mit zusätzlichen digitalen Gates und Limitern vermisst man mit dem Millennia wirklich gar nichts. Wer unsere Testberichte und unseren Stil kennt, wird sich wundern, dass wir über ein Gerät so urteilen. Aber der Millennia entspricht dem oberen Zehntel unserer Messlatte. Subjektiv gefällt er uns sogar noch besser als die Neve, Universal Audio und Tube-Tech Geräte, die aber in derselben Liga spielen.

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Informationen zu den Klangbeispielen

Beispiel 1: Vocal mit Solid-State PreAmp, Übertrager, Equalizer und Solid-State DeEsser
Beispiel 2: Vocal mit Solid-State PreAmp, Übertrager, Equalizer und Tube DeEsser
Beispiel 3: Vocal mit Tube PreAmp, Übertrager, Equalizer und Solid-State DeEsser
Beispiel 4: Vocal mit Tube PreAmp, Übertrager, Equalizer und Tube DeEsser
Beispiel 5: TR808 Tube PreAmp
Beispiel 6: TR808 Tube PreAmp und Transformer
Beispiel 7: TR808 Vergleich Kompressor Pre- und Post-EQ
Beispiel 8: TR808 Vergleich Kompressor Röhre und Solid-State
Beispiel 9: TR808 Solid State PreAmp
Beispiel 10: TR808 SolidState PreAmp und Transformer

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Fazit

Am liebsten möchte man sich vom Millennia STT-1 gar nicht mehr trennen. Meist hält einen der elitäre Preis von rund 4.700,- Euro aber ab, sich ein solches Gerät ins Tonstudio zu stellen. Hat man den STT-1 aber mal richtig ausprobiert, so relativiert sich der hohe Preis schnell, wenn man das Resultat bedenkt. Zumal ist er durch die Twin-Topologie enorm flexibel und kann dadurch mehrere Geräte auf einmal ersetzen. Ein Gerät, das wirklich die volle Punktzahl für den Klang verdient hat!

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Röhren/Transistorstufen wählbar
  • vollparametrischer Vierband-EQ
  • Kompressor/DeEsser
  • schaltbarer Übertrager

Minus

  • nur 1,5 dB Stufen im EQ

Preis

  • 4.699,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Erst einmal finde ich es mal wieder klasse, dass hier auf Amazona auch diese hochpreisigen Outboard-Geräte vorgestellt werden. Auch wenn ich mir diese nicht leisten kann – oder genauer gesagt: nicht leisten will – finde ich solche Vorstellungen doch immer hochgradig spannend. 👍

    Eine kleine Anmerkung zu den Gesangs-Audio-Beispielen (Audiobeispiel 1 bis 4): Hier hätte ich mir als Vergleich ein Beispiel mit dem völlig unbearbeiteten Klang gewünscht, also das, was ins »Millennia STT-1« bei »In« (vermutlich »Line In«) hinein wandert. Mir ist nämlich aufgefallen, dass man in der zweiten und dritten Textzeile – geile Stimme übrigens – das »t« am Ende nahezu nicht hört. Also bei:

    […] bees do it […] even […] do it […]

    Da stellt sich mir die Frage, ob der DeEsser das verschluckt – erst einmal egal warum – oder ob die Vocalistin sowieso schon so trainiert ist, dass sie Zischlaute selber unterdrückt.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Flowwater Seit wann ist ein t ein Zischlaut? Das erste t ist sogar extra betont. Das ist eher der amerikanische Silbenschluckerstil. 😀

  2. Profilbild
    mruebsam

    Ich arbeite mit zwei STT1 schon seit ca 10 Jahren. Wir haben noch Einiges an anderen High End Preamps / Channel Strips und Outboard (Neve 1073 DPA, Forssell SMP2, DBX 786, Millennia HV 3R, Focusrite ISA, etc). Aber dennoch freue ich mich jeden Tag über die Millennia STT1; sie sind auch mein typischer Startpunkt. Ja sie sind clean, aber aus meiner Sicht sehr musikalisch. In der HV3 Schaltung (Class A J-FET) maximal sauber, Rauschen und THD fast nicht messbar. Dabei groß, schnell (mag sie auch an Drums, obwohl weniger punchy als API) und fängt jede Transiente ein. Die Röhrenschaltung aus dem M2B klingt einfach super edel und etwas Hifi. Immer noch clean, aber etwas weicher, sehr smooth. Erinnert an ein V76 aber in modern und sauber. Für Vocals erste Sahne.
    Der EQ ist der Hammer. Es ist eigentlich der NS EQ 2, einer der anerkannt besten EQs überhaupt. …Lieblings EQ von Bob Katz. Für Hardware EQ sehr genau mit hohen Qs (bis zu 4). Dazu nehme ich ihn aber seltenst. Da sind digitale EQ wie Pro Q3 einfach & besser nutzbar. In den Bässen trocken, trotzdem auch Pultec ähnliche Sounds machbar mit unfassbar viel Energie. Die Mitten finde ich Hammer. Null aufgeweicht. Snappy und mit breitem Q (bis 0,4) sehr weich und schön. Ähnlich die Höhen. Sehr schönes weiches Shelf im Air Band und trotzdem genau, nicht fitzelig. Kompressor ist sehr musikalisch aber kein „Effekt“
    –>maximale Empfehlung :)

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