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Test: Rayzoon Jamstix 2 XL

Rayzoon Jamstix 2 XL

7. Januar 2008

Die Amazona-Redaktion macht Wünsche war und präsentiert Rayzoon Jamstix 2. Dieser Testbericht ist auf Anregung unserer Leser entstanden und nach kurzer Recherche im Internet wird deutlich, dass bisher kein deutsches (Fach)Magazin sich dazu durchringen konnte, über dieses Produkt oder den Vorgänger, Jamstix 1, ausführlich zu berichten. Das holen wir heute nach und präsentieren einen virtuellen Drummer, der vom Konzept her mit anderen auf dem Markt erhältlichen Produkten nicht zu vergleichen ist. Grund hierfür sind Features, die bei Mitbewerbern nicht zu finden sind: künstliche Intelligenz, Integration von Fremd-Drumkits, umfangreiche Manipulationsmöglichkeiten und das unmöglichste Benutzerinferface, was je auf meinen TFT-Monitoren erschienen ist!

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Im Unterschied zu anderen Produkten, die entweder statische MIDI-Rhythmen oder einen Mechanismus zur Verkettung und Verfremdung von statischen MIDI-Grooves verwenden oder auf REX-Dateien basieren, berechnet Jamstix alle Grooves in Echtzeit und bietet damit umfangreiche und sehr flexible Eingriffsmöglichkeiten. Die integrierte künstliche Intelligenz geht sogar soweit, dass selbst die Zeit berücksichtigt wird, die ein menschlicher Trommler benötigt, um seinen Arm von Trommel A zu Trommel B zu bewegen (also kein 10-armiger Schlagzeuger!). 2 Jahre sind nunmehr seit Veröffentlichung der ersten Version vergangen und die Programmierer haben das Programm mit vielen zusätzlichen Funktionen erweitert: die Schlagzeugsimulation wurde weiter ausgebaut, der Kit-Editor neu gestaltet, der Speicherbedarf optimiert und laut Handbuch das Benutzerinterface mit einer besseren Grafik ausgestattet, was ich allerdings für ein Gerücht halte :-). Neu sind ein Echtzeit-Fillgenerator, ein 3-Band-EQ, MIDI Drag&Drop zum Sequenzer, ein 'Freeze'-Modus zum Speichersparen und eine Vielzahl weiterer Verbesserungen, deren Auflistung diesen Testbericht sprengen würde. Wer sich intensiver mit den Möglichkeiten beschäftigen möchte, dem sei die Internetseite oder das deutsche Handbuch und die kostenlose Download-Version empfohlen. Hier auf Amazona.de erfahren Sie in komprimierter Form, ob es sich lohnt, dieses Programm genauer anzuschauen.

- Der Kit-Editor mit Gruppeneditierung und visuellem Kit inkl. Spieldarstellung -

– Der Kit-Editor mit Gruppeneditierung und visuellem Kit inkl. Spieldarstellung –

Erwerb & Installation
Jamstix 2 kann nur über das Internet per Download bezogen werden – es gibt keinen dekorativen Karton und kein gedrucktes Handbuch! Dafür gibt es nach dem Kauf einen individuellen Download-Link, der auch für spätere Updates genutzt werden kann. Die Installation selbst ist unspektakulär. Nach dem Programmstart müssen noch die zusätzlichen Samplepakete der XL-Version installiert werden. Der Installationsfortschritt wird dabei denkbar ungünstig dargestellt: eine weiße Schrift auf fast weißem Hintergrund informiert über den aktuell durchgeführten Kopiervorgang. Nach erfolgreicher Installation werden ca. 300 MB Speicherplatz auf der Festplatte belegt – daraus soll über 1 GB Samplematerial entstehen – wie, weiß nur der Entwickler. MIDI-Grooves gibt es keine, da alles in Echtzeit generiert wird. Das wichtigste Merkmal für die Beurteilung eines virtuellen Drummers ist sicherlich das, was aus den Ausgängen herauskommt. Nicht minder wichtig ist aber das grafische Benutzerinterface, ohne dem nichts aus den Ausgängen herauskommen würde. Wir haben eben nicht nur Ohren, sondern auch Augen und diese wollen etwas Hübsches auf dem Bildschirm sehen. OK, ich weiß, Grafik und Klang sind wie immer Geschmackssache – jedoch erlaube ich mir an dieser Stelle, meine subjektive Wahrnehmung einmal kund zu tun: ich finde das Benutzerinterface von Jamstix 2 weder elegant noch gelungen. Die gebotenen Fenster, Regler und grafischen Ergüsse passen einfach nicht zum professionellen Funktionsumfang und Konzept. Das Hauptfenster ist viel zu klein, alles ist viel zu bunt, Schriftarten und Schaltflächen wechseln Form und Größe und viele Programmmodule sind derart klein, dass eine vernünftige Bedienung fast unmöglich ist. Aufgrund des kleinen Programmfensters muss man in einigen Programmteilen umständlich scrollen, um alle Bedienelemente zu erreichen – das ist in Zeiten von 19"-Monitoren unnötig! Das Programm wirkt aufgrund der zig verwendeten Schriftarten unruhig und konzeptlos. Wie ein perfektes Benutzerinterface aussehen kann, zeigt uns beispielsweise XLN Audio mit Addictive Drums. Aber: der Programmierer hatte ein Einsehen und bietet ab Version 2.1 wechselbare Skins an, die zumindest einen höheren Kontrast bieten.

- Auf wenigen Quadratzentimetern befinden sich alle Bedienelemente des Editors. Eine Sehhilfe wird empfohlen! -

– Auf wenigen Quadratzentimetern befinden sich alle Bedienelemente des Editors. Eine Sehhilfe wird empfohlen! –

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Grundlegende Funktionsweise
Jamstix 2 wird wie jedes andere VST-Instrument in einem beliebigen Sequenzer (z.B. Cubase, Sonar, Live, Tracktion, FL Studio, n-Track oder Samplitude) geladen und dort als virtueller Schlagzeuger oder traditioneller Drumsampleplayer verwendet. Startet das Host-Programm, startet auch Jamstix synchron zum eingestellten Tempo und an der korrekten Position, denn Jamstix 2 bietet ein integriertes Arrangement inkl. Patterneditor. Wer dieses Werkzeug mangels Sehhilfe nicht nutzen will, kann praktischerweise die erzeugten MIDI-Daten per Drag&Drop in die Host-Anwendung ziehen – sehr gut! Jamstix 2 enthält standardmäßig eine handvoll Kits, die durch Zusatz-Pakete erweitert werden können. Die hier getestete XL-Version enthält neben den Jamstix 1 + 2 Kits alle Zusatz-Pakete (insgesamt 1.2 GB Samplematerial). Die Sample-Programme sind selbstverständlich multigelayert und beinhalten alternative Samples, so dass das Schlaginstrument bei jedem Schlag immer ein wenig anders klingt. Optisch wird das Ganze mit einem virtuellen Schlagzeug kombiniert, auf dem man nach Herzenslust mit der Maus herumtrommeln kann. Ein Rechtsklick mit der Maus ruft die EDIT-Seite auf und hier kann pro Instrument die Lautstärke, das Panning, der Midi-Kanal, der Audioausgang, die Balance zwischen Raum- und Nahsignal, der Nachklang sowie die Tonhöhe eingestellt werden. Über eine Velocity Map wird mit Hilfe der Maus eine beliebige Velocity-Kurve gemalt. Ein Klick auf den Sound-Namen öffnet den Dateibrowser mit der Möglichkeit, ein anderes Sample in das Kit zu laden. Soweit so gut. Das absolute Highlight in Jamstix 2 ist aber die Möglichkeit, beliebige andere Drumplayer/sampler in das Programm zu integrieren! Einfach die dazugehörige dll-Datei aus dem VST PlugIn-Ordner auswählen und schon hat man den Zugriff auf fremde Kits und Samples. Dies funktioniert mit EZDrummer, Addictive Drums, Groove Agent, BFD oder DFHS – selbst ein Mix aus externen und in Jamstix integrierten Samples ist möglich! Klasse Funktion! Denn so lassen sich die etwas muffigen Kickdrums gegen frische Sounds austauschen.

- Mischer mit 17 Ausgängen inkl. 3-Band-EQ, Kompressor und Steuerung des Raumanteils -

– Mischer mit 17 Ausgängen inkl. 3-Band-EQ, Kompressor und Steuerung des Raumanteils –

Jamstix 2 bietet 4 regelbare Stereoausgänge mit einem 3-Band-EQ sowie Kompressor und Lautstärkeregler. Die Anzahl der Stereoausgänge kann auf bis zu 17 Stereo-Ausgänge erweitert werden, um importierte Klangmodule zu unterstützen. Die Regelung dieser fremden Module erfolgt dann natürlich über die Bedienoberfläche des entsprechenden Instrumentes. Im Mixer besteht noch die Möglichkeit, den Raumklang des gesamten Sets zu manipulieren (Nachklang, Veränderung des Attack-Wertes, Stereobreite). Das Effektsignal kann auf einen separaten Ausgang gelenkt werden, um dieses separat zu bearbeiten.

Jammen mit Jamstix 2
Herzstück des Programms ist der ausgeklügelte Jam-Modus, der die Drumsamples zum Leben erweckt. Über die Style-Load Funktion sucht man sich zunächst das passende Genre für seinen Song aus. Vom Werk aus bietet Jamstix 2 51 Styles von Metal bis Bossa Nova. Die Auswahl ist nicht gerade üppig ausgefallen, wenn man die Anzahl der Musikstile z.B. mit Grooves Agent 3 vergleicht. Mit den gebotenen Patterns lässt sich allerdings viel anfangen. Markantes Bedienelement ist der Power-Level-Regler, der vergleichbar mit den Styles in Groove Agent die Dynamik des Rhythmus anpasst. Mit Hilfe des sogenannten 'Brain'-Moduls kann der gewählte Style umfangreich bearbeitet und beeinflusst werden. Je nach ausgewähltem Pattern und Drummer (dazu später mehr) stehen mehr oder weniger Einstellmöglichkeiten zur Verfügung. Einige Drums des Pattern können separat in Ausdrucksstärke und Komplexität eingestellt werden (z.B. Kick, Snare, HiHats). Für Experimentierfreudige steht ein Würfel als Zufallsfunktion zur Verfügung. Da Jamstix 2 einen integrierten Sequenzer bietet, können alle Einstellungen beispielsweise für Intro, Strophe und Refrain getrennt voneinander eingestellt werden. Fills werden auf Wunsch automatisch eingeführt. Anders als bei den Mitbewerbern werden die Fills in Echtzeit generiert und können daher sehr individuell edititiert bzw. beeinflusst werden. Die Funktionsvielfalt im Jam-Modul ist aufgrund der Komplexität einzigartig und lässt sich relativ leicht bedienen – ausprobieren geht hier allerdings über studieren!

- Das Gehirn steuert alle Vorgänge in Jamstix 2 und bietet umfangreiche Variationsmöglichkeiten -

– Das Gehirn steuert alle Vorgänge in Jamstix 2 und bietet umfangreiche Variationsmöglichkeiten –

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Da ich Jamstix jetzt seit einigen Monaten nutze, kommt mir eines im Test viel zu kurz: Jamstix macht einfach unglaublich viel Spaß!!! Mit wenigen Einstellungen lassen sich sehr realistische und lebendige Ergebnisse erzielen. Zugegeben, das Interface könnte besser sein und die "Lernkurve" erscheint zunächst etwas steil. Aber es lohnt sich einfach, da die Ergebnisse für sich sprechen und zum ersten Mal fast der Eindruck entsteht, mit einem lebendigen Drummer zu spielen (der dann sogar das macht, was man von ihm erwartet ;-)). Zudem wird das Programm ständig verbessert und der Support über die Webseite ist einfach vorbildlich. Der Preis ist mehr als angemessen (anderswo zahlt man erheblich mehr für Produkte, die letztlich reine Sampleplayer sind). Insgesamt aber: weiter so. Ich freue mich über jeden Test von Produkten, die noch nicht zum etablierten Mainstream gehören.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Wieso ist das ein Kritikpunkt, dass bei komplexen Eingriffsmöglichkeiten auch unbrauchbares Zeug heraus kommen kann? Das gilt doch auch für jeden Synth: Drehe ich wild an allen Parametern, kommt auch viel Müll dabei heraus…
    Was ich im Test vermisse, ist eine genauere Bewertung der eigentlichen Innovation von Jamstix: Wie der Name schon sagt, mit Jamstix soll man jammen. Jamstix soll auf mein Live-Spiel musikalisch reagieren! Grooves für die Studioproduktion zu erzeugen ist also höchstens die zweite Bestimmung. Also: Wie gut passt sich der virtuelle Schlagzeuger dem Spiel auf dem Midikeyboard (Jam with MIDI) oder der Gitarre (Jam with Audio)an?

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