Musikmesse ProRec 1
Noch bis vor einer Woche galt es landläufig als unmöglich, aus einer mehrstimmig gespielten Aufnahme einzelne Noten zu extrahieren und diese dann in Tonhöhe, zeitlicher Position oder ihrer Länge nachträglich manipulieren zu können. Der Firma Celemony scheint diese Quadratur des Kreises nun gelungen zu sein. Celemony hat sich mit dem Produkt Melodyne schon vor etlichen Jahren einen Namen gemacht, da Melodyne als erstes Produkt seiner Art wirklich natürlich klang. Fast ohne hörbare störende Artefakte kann man so bereits einstimmiges Audiomaterial wie MIDI nach der Aufnahme bearbeiten.
Celemony Direct Note Access
Es ist gewiss nicht übertrieben, diese neue Technologie namens „Direct Note Access" als Meilenstein der Studiotechnik zu bezeichnen. Auf der Messe brach die Menge der Fachredakteure und Autoren aller Magazine bei der ersten Pressekonferenz in Beifall und Jubelrufe aus und als Peter Neubäcker von Celemony mit einer schon fast notorisch ruhigen Selbstverständlichkeit diese wirklich Bahn-brechende Technologie mit dem Satz vorstellte: „Ich habe mir gedacht, wenn es theoretisch unmöglich ist, dann könnte es doch aber praktisch möglich sein!" hinterließ eben dieser kluge Satz weitere Anerkennung. Selbst die erfahrensten und anerkanntesten Entwickler anderer Firmen waren mehr als erstaunt und fielen im Einzelfall vor Hochachtung sogar auf die Knie!
Wer AMAZONA.de liest und meine Artikel kennt, wird wissen, dass ich grundsätzlich kaum in echte Euphorie gerate, wenn Firmen mit „neuer Technologie" werben. Oft sind dies nur Abwandlungen oder kleine Fortschritte bereits existierender Technologien, die von den Marketingabteilungen recht unseriös als gottgleicher Nachfolger des Rads angepriesen werden. Umso mehr muss man Celemony sympathisch finden, die das Produkt für dessen Stellenwert auf verhältnismäßig pragmatische Weise ankündigen. Hier spricht das Produkt für sich selbst!!
Selbstverständlich müssen wir jedoch erst auf den letztendlichen Entwicklungsstand warten, um echte Bewertungen vornehmen zu können. Im aktuellen Produktvideo kann man schon einige beeindruckende Klangbeispiele hören. Wie sich „Direct Note Access" im Produktionsalltag wirklich mausert, d.h. wie es mit alltäglichen Aufnahmen zurechtkommt und wie gut es wirklich funktioniert und wie die hörbaren entstehenden Artefakte klingen, werden wir selbstverständlich erst bei Erscheinen des Produktes zu bewerten wissen.
Link zum Produktvideo: http://www.celemony.com/cms/index.php?id=dna&L=1
Ausblick
Was mit dieser neuen Technologie möglich ist, wird sich im Laufe der Jahre herauskristallisieren. Denkbar ist neben dem Einsatz der Audiorestauration und der Nachbearbeitung im Studio natürlich der Einsatz bei Remixen von Musikstücken, deren Mehrspurbänder nicht mehr vorhanden sind oder der Einsatz bei Loop-Libraries. Man kann mit Melodyne schon relativ einfach von Moll nach Dur switchen und umgekehrt. Es würde also schon ein einziger echt eingespielter Gitarrenloop genügen, um ihn an jedes Arrangement mit verschiedenen Akkorden und Melodievariationen anzupassen.
Im Folgenden werden wir nun die aktuellen weiteren Messeneuheiten kurz besprechen und bewerten. Details und vollständige Spezifikationen der Neuheiten können Sie am besten auf den Webseiten der Hersteller nachlesen, die wir direkt verlinkt haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Thorsten Walter
Redaktionsleiter
Professional Recording & Synthesizer
www.amazona.de'
