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Blue Box: PPG 1002, Analogsynthesizer

PPG ohne Wave - aber voll analog

7. Oktober 2017

Serienmodell des PPG 1002

Nachdem die Wogen rund um die Frage “Ist analoge Vintage-Hardware heute noch eine sinnvolle Investition?” immer wieder diskutiert werden (was ich grundsätzlich gut finde), soll der PPG 1002 nun hier zunächst etwas anschließen. Deshalb startet der Bericht zu diesem “historischen Stück deutscher Synthesizer-Technik” mit ein paar Überlegungen und Gedanken rund um die Aktualität analoger Hardware.

Analoge Tasten-Hardware versus Laptop-Musiksysteme

Nun, als Synthesizer-Freak kann man sich einer gewissen Partei-Gebundenheit (dem Lager der Tasten-Hardware-Befürworter zugeschrieben) nicht erwehren. Doch ist es nicht zu leugnen, dass die Musiksoftware in den letzten 15 Jahren eine extrem starke und positive Entwicklung vollzogen hat (und es jetzt noch tut).

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Dabei möchte ich auf die Frage “Ist der klangliche Unterschied zwischen analoger Hardware und analoger Simulation heute noch relevant?” nicht eingehen. Ziemlich sicher ist diese Überlegung auch nicht eindeutig zu beantworten: Die Einen hören in einem CS-80V eben keinesfalls das Original, während die Anderen darin genug klangliche Qualität und Inspiration vorfinden, um nur mit der Software ihre Musik zu erstellen. Aus logistischen Gründen – Suche und Erwerb des “Instruments”, Anschaffungspreis, Transportfreundlichkeit, Platzbedarf im Studio, Servicemaßnahmen – kann echte Tasten-/Synthesizer-Hardware ohnehin nicht punkten und muss hier der Musik am Laptop/PC/Mac uneingeschränkt den Rang abgeben.

Doch eigentlich liegt die zentrale Überlegung weder in klanglicher Qualität noch in logistischen Vor-/Nachteilen begründet. Der Kern ist – aus meiner persönlichen Sicht – eher die Frage “WIE mache ich inspirierend, kreativ und effektiv jene Musik, die meinen Gedanken, Vorstellungen, Ideen am nächsten kommt?” Und gerade in diesem Punkt scheint es zwei (grundsätzlich sehr unterschiedliche) Herangehensweisen und Gruppierungen innerhalb der Musikerfraktion zu geben.

Direktzugriff und analoger Sound – perfekt

Gruppe Nummer 1 benötigt greifbare Hardware (große Knöpfe, echte Tasten) sowie entsprechenden Platz & Raum für Synthesizer und Musik, um sich überhaupt erst eine kreative und inspirierende Arbeitsumgebung zu schaffen. Für einen gewissen Teil dieser Gruppe spielt zudem das makellose Aussehen der Instrumente eine größere Rolle als für andere, doch alle gemeinsam wollen Knöpfe drehen, die unmittelbare Klangveränderung spüren und so die “direkte Umsetzung ihrer klanglichen Vorstellung” erleben. Das physische Instrument wird als wesentlicher Teil des Schaffensprozesses und damit als unverzichtbarer Teil der Musik gesehen. Natürlich ist der Klang – und die eben sehr aufwendige Klangerzeugung – ein Teil des musikalischen Empfindens. Kein Sample (um hier an einen Kommentar aus der Roland Jupiter-6 Diskussion anzuschließen) kann die Seele eines analogen Klanges wiedergeben. Gleich einem Naturinstrument klingt echter analoger Sound bei jedem neuen Tastenschlag auch immer anders. Damit erhält die Musik eine Natürlichkeit, die nur durch analoge Hardware wirklich zu erreichen ist.

PPG 1002 Vorserienmodell mit integrierten „Strippen“

Gruppe Nummer 2 hingegen sieht zunächst die enorme Masse an synthetischer (Tasten-) Hardware als nicht vorteilhaft und daher als unnötig bzw. sogar störend. Stattdessen zählen klare, saubere Lösungen, die ein exaktes, möglichst effizientes Schaffen von Musik ermöglichen. Idealerweise ist hier mit Notebook, USB-Tastatur, Internetzugang und vor allem mit umfangreicher (guter) Software das Studio schon komplett. Zuviel Hardware würde Stress bedeuten, was von Kreativität und Musik ablenken würde. Klangliche Unterschiede von (zum Beispiel) analogen Emulationen und Vintage-Originalen sind grundsätzlich kein Thema, da mit der vorhandenen Software ein ideales Arbeitsumfeld geschaffen ist, dem die gewünschte Musik als Resultat folgt. Das Studio gibt es zudem meist zum sehr freundlichen Preis (wobei gute Software mitunter auch einen stolzen Obulus kostet), die technischen Probleme bleiben überschaubar bzw. im Rahmen, und in der Summe ist es genau jene klare, zuverlässige, praktische Studio-Lösung, die man als ideal, modern und auch als am effizientesten empfindet.

Beide Gruppen produzieren elektronische Musik in allen Facetten und sitzen grundsätzlich im selben Boot. Auch gibt es viele Musiker, die beide Seiten kombinieren und z.B. ein gutes Notebook-Studio gezielt mit 1-2 Analogsynths aufpeppen. Die reinen Hardware-Freaks haben es natürlich immer etwas schwerer, da echte Vintage-Klassiker zunehmend seltener (und teurer) werden und auch seriöse, moderne Analoge keinesfalls extrem günstig sind (bzw. es gar nicht sein können) – Hardware hat eben seinen Preis! Das gilt auch für das Jahr 1976, in dem der …

Serienmodell des PPG 1002

PPG 1002

auf den Markt kam. Durch den Umstand, dass Wolfgang Palm mit “Palm Production Germany” selbstredend in Deutschland produzierte (was heute nicht mehr selbstverständlich wäre) und so die Musikgeschäfte direkt beliefert werden konnten, galt der PPG 1002 im deutschsprachigen Raum als (relativ) günstige Alternative zu anderen monophonen Synthesizern, wie etwa dem ARP Odyssey oder Minimoog. 1976 gerade mal vier Jahre alt, konnte ich natürlich noch nicht als ernstzunehmender Zeitzeuge in Aktion treten, daher sei Matthias Beckers Buch “Synthesizer von Gestern” (Teil II) als Quelle einiger Gedanken hierzu genannt. Was mir jedoch sogar bis ins Jahr 2005 verborgen blieb, war die Tatsache, dass sich die Vorserienmodelle des PPG 1002 von den Serienmodellen (optisch) erheblich unterschieden. Eine – ähnlich dem späteren RSF-Kobol – abgerundete Chassis ist bei den ersten PPG 1002 ebenso kennzeichnend wie eine luxuriöse Panelbeleuchtung und integrierte (!) Patchcords (“Spring-Cords” genannt).

Vorserienmodell des PPG 1002

Die Serienversion des PPG 1002 bietet statt der Spring-Cords nun Mehrfachschalter zum Anwählen der einzelnen Modulations- oder Audioquellen. Die Klangstruktur ist jedoch – mit Ausnahme der modularen Zugriffsmöglichkeit bestimmter Parameter – identisch zu den Vorserienmodellen.

Aufbau

Der PPG 1002 bietet 2 VCOs, LFO, VCF, VCA und 2 (wenn auch sehr abgeschlankte) Hüllkurven. Ein singulärer Pitch-Slider ist zudem alles, was an Controller-Elementen vorhanden ist. Sehr klassisch also und grundsätzlich kann sich jeder erfahrene Synth-User damit unter den Möglichkeiten des PPG 1002 etwas vorstellen. Was jedoch wirklich erstaunt ist der

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Klang

des Instruments. PPG ist ja vor allem für seine Wave-Instrumente bekannt. (Digitale) Wavetable-Oszillatoren in Verbindung mit VCF und VCA – ein wunderbarer, eigener Sound! Doch auch die rein analogen Vorgänger der Wave-Garde sind absolut erstaunlich. Ich kenne wenige Instrumente, die so sehr “vintage” klingen wie ein PPG 1002. Die Oszillatoren brauchen schon erstmal 5 Minuten (oder mehr), um nach dem Einschalten auf ihre gewünschte Stimmung zu kommen. Das Filter klingt sehr dominant und geht ohne Mühe in schmerzhafte Eigenresonanz. Die Hüllkurven bleiben in ihrer sparsamen Ausführung zwar ein zuweilen mühsames Unterfangen, formen den Klang aber inspirierend, lebendig. Interessanterweise klingt der PPG 1002 so, wie ich mir den Minimoog immer vorstellte – bevor ich dann einen hatte.

Der PPG liefert jene geballte Kraft, die völlig für sich steht und zutiefst lebendig, voll, schlicht und einfach “animalisch” klingt. Was ich jedoch neben den kraftvollen Sounds am PPG 1002 zudem sehr schätze, sind seine butterweichen, beinahe verspielt wirkenden Klangfarben. Und genau diese Flexibilität zeichnet – aus meiner Sicht – einen klassischen Analogen aus. Dabei ist es der Weg vom “harten” zum “weichen” Klang, vom „experimentell verschachtelten“ zum „simplen“ Sound, der die Spannung und das Lustprinzip der analogen Klangformung erst in sich birgt. Variationen gibt es hier unendlich viele, denn die Veränderungen einiger Potis um nur wenige Nuancen ergibt schon wieder einen völlig neuen, lebendigen Klang.

Blick auf das Panel des Vorserienmodells

Besonderheiten

Der PPG 1002 bietet einige Besonderheiten, so lässt sich z. B. die Schwingungsform von VCO1 stufenlos von Dreieck nach Sägezahn überblenden. Das ist sicher ein Teil der Klangfarbe von Sound Nr. 4. Weiterhin lässt sich VCO2 völlig entkoppeln und als freie Modulationsquelle verwenden.

Wenngleich der singuläre Pitch-Slider des PPG 1002 in der Fachliteratur mitunter belächelt wird: Ich finde den Bender äußerst gelungen. Er geht zwar nur eine Oktave nach oben (und auf Wunsch wieder zurück), doch ist dieses Intervall zumindest exakt eingestellt und das musikalische Ergebnis passt wunderbar. Weiterhin wäre noch die Tastatur (4 Oktaven) anzuführen, die ich als – für Monophone aus dem Jahre 1976 – sehr gut einstufen würde.

Anschlüsse

Neben Audioausgängen verfügt der PPG 1002 über CV/Gate-Eingänge und lässt sich dadurch auch heute unkompliziert ansteuern. Als kleine Besonderheit gibt es auch noch einen Eingang zum Ansteuern des Filters.

1002 heute

Vom Serienmodell PPG 1002 wurden nicht einmal hundert Exemplare hergestellt. Vom Vorserienmodell dürften deutlich weniger hergestellt worden sein. Das mag nun nicht viel erscheinen, doch nachdem Deutschland den Hauptabsatzmarkt darstellte, dürfte sich ein guter Teil der Geräte auch noch in unseren Gefilden befinden. Wer also – per Zufall oder nach systematischer Suche – einen PPG 1002 an der Angel hat, sollte diesem Synthesizer mit Aufmerksamkeit und Respekt begegnen. Wolfgang Palm entwarf – lange vor seiner legendären, hybriden PPG Wave-Serie – analoge Synthesizer vom Feinsten, die sowohl baulich wie auch klanglich von beachtlicher Qualität sind.

Die Ähnlichkeit liegt irgendwie in der Familie

Der Nachfolger PPG 1020

Der Nachfolger des PPG 1002 trug die Bezeichnung PPG 1020 und arbeitete bereits mit digitalen Oszillatoren.

Nachfolger des PPG 1002, der PPG 1020

Redaktionelle Info:

  • Wir möchten uns an dieser Stelle noch herzlich bei Franz Schebelle für die Bilder des PPG 1002 Serienmodells bedanken. 

Der PPG 1002 on YouTube

Das Video selbst überzeugt zwar nicht, dafür die Klangbeispiele im Video umso mehr:

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Mehr Informationen

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Fazit

Seltener, aber hervorragend klingender PPG, der so „vintage“ klingt, wie kaum ein anderer Analog-Klassiker.

Preis

  • Extrem selten, daher schwer zu bestimmen.
  • ca. 2.500 Euro bis 3.000 Euro (Stand Syntacheles 10/2017)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Coin AHU

    Die Grenze zwischen Software und Analogen Instrumenten
    wird irgendwann so sehr verschwimmen,
    dass man keinen Unterschied mehr hört.
    Das klappt z.B. mit U-he´s Diva schon ganz gut,
    aber denk mal noch 50 – 100 Jahre weiter.
    Zudem wird irgendwann die Gruppe 3 auftreten.
    Leute die mittels Gehirn Interface ihre Gedanken direkt in Sound,
    und somit in Kompositionen umwandeln.
    Damit kann man z.B. Softsynths steuern, oder vielleicht lassen
    sich damit auch Analoge Saurier nachrüsten.
    Dann brauchts kein drehen und schrauben an den Knöppen mehr
    und man kann nebenbei noch stricken, oder so :)

    • Profilbild
      ynwa

      @Coin Das wird jetzt off-topic, Komposition mittels Synapsensteuerung, mag für leute mit Handicap erstrebenswert sein aber sonst ?
      Der Mensch ist ein haptisches Wesen , daran wird sich auch in 50 Jahren nix ändern.Vielleicht kann man irgendwann die Sensorik so im Hirn stimulieren , dass das Hirn keinen Unterschied mehr merkt, dann verkümmert aber der Rest des Körpers. Was bleibt übrig , ein degenriertes Nichts,
      Denk mal erst nach bevor Du kommentierst

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        AMAZONA Archiv

        @ynwa Wie so etwas enden könnte, kann man unter anderem sehr gut in dem Film „Surrogates“ sehen. Das ist allerdings eine Zukunft, auf die ich auch keinen Bock hätte :D dennoch ein super Film, der sehr zum nachdenken anregt :)

        • Profilbild
          Coin AHU

          Naja, wenn um 2000 rum jemand gesagt hat,
          das wir in der Zukunft mit Touchscreen-Handys
          arbeiten und diese Geräte so stark wie ein Desktop Prozessor sein werden, wurde das auch als Hirngespinst hingestellt.
          Und es wird immer solche Stimmen geben.
          Sorry fürs Offtopic.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Coin Das wäre was für Superman aber ansonsten keine Herausforderung mehr. Niemals!

            Die Kiste ist ne richtiger Bomber! Absolut liebenswert, auch in 50 oder 100 Jahren noch.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Coin Hmmm, ich weiß nicht, wie es euch geht, wäre für mich jetzt auch nicht so erstrebenswert. Die Songideen kommen ja oft erst mit dem Schrauben eines Sounds, beim Rumspielen mit einer Bassline, beim Zocken and der Gitarre…. soll heißen, entsteht erst aufgrund mehrfacher Wechselwirkungen mit Instrumenten und DAW, ist nicht schon als „Partitur“ fertig im Schädel, zu keiner Zeit … würde ich darauf verzichten und quasi direkt aus dem Kopp raus komponieren, wäre das ein doch eher zäher Prozess…. allein schon auf reiner Soundebene…
      zum PPG 1002, schöner Klang, gutes Teil…. aber von Palm war/ist immer was Hervorragendes zu erwarten… ob vor 40 Jahren oder heute. Auf Hardwareebene UND auf Softwareebene.

      • Profilbild
        MidiDino AHU

        „Die Songideen kommen ja oft erst mit dem Schrauben eines Sounds“. Das wäre und ist schade. Wer einfach nur ‚Sounds‘ aneinanderhängt, macht noch keine Musik, auch keine Songs. Musik ist abstrakter, als vielen Menschen lieb sein kann (auch im Rahmen einer Improvisation). Die musikalische Struktur ist das Entscheidende.

        • Profilbild
          costello RED

          @MidiDino Das erschreckende: Gerade die von Dir erwähnten abstrakten musikalischen Strukturen werden in absehbarer Zeit wohl den human composer überflüssig machen. Der Link führt zu einem YouTube-Clip mit einem vom Computer komponierten „Beethoven“.
          http://sho.rtlink.de/n513j7QZL Das Ganze von einem richtigen Orchester aufgeführt würde wohl eine Menge Leute in die Irre führen. Programmierer David Cope von der University of California hat mit seinen Bach-Chorälen bei Blindaufführungen schon viele Konzertbesucher genarrt. Bin über Hararis „Homo Deus“ auf Cope gestoßen.

          • Profilbild
            MidiDino AHU

            @costello Sobald einige Grundannahmen und einige typische Verläufe bekannt sind, können Maschinen heute schon nachahmen, klar. Es handelt sich um eine mathematische Anwendung. Beispiele wie das von Dir gebrachte versanden jedoch im Wow-Effekt, es wird ja nur alter Kram präsentiert.
            Spannender wird es, sobald Maschinen in der Lage sind, neue Formen zu entwicken, im Kontext der Musikgeschichte. Ich bin davon überzeugt, dass die Zeit irgendwann kommen wird … Was dann aus den Menschen wird, falls es dann noch welche gibt …

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @MidiDino Ich habe schon ganz bewusst eine Frage in die Menge gestellt und leider auch solche Allgemeinplätzchen erwartet. Und dann das Wort „Schade“ in diesem Satz ist m.E. schade, weil derjenige, der das äußert, überhaupt keine Vorstellung davon hat, wie das funktioniert.
          Soundgestaltung ist genauso individuell wie Songwriting. Bei mir isses nun einmal so, dass neben dem rhythmischen Gerüst diese Klangfarbe darüber entscheidet, wie sich der Song entwickelt. Die Struktur eines Songs entscheidet sich zumindest auch über den Sound, und da wird nichts zufällig aneinandergereiht. Ging aber davon aus, dass es evtl. dem einen oder anderen auch so geht. Kurz: In dem Fall es überhaupt nichts nutzen, direkt übers „Hirn“ ohne Umwege irgendwelcher „Peripherie“ Songs zu produzieren. Vieles entscheidet sich über (zumindest bei mir) den Klang, den man schraubt und über die Geräte, die man nutzt. Der Song entsteht erst in diesem komplexen Zusammenspiel aller Werkzeuge, die auch als Kreativtools zu betrachten sind. Und was da entsteht ist dann im Übrigen nicht experimentelles Zeug, sondern es sind durchaus gängige Songs mit klassischem Aufbau. Eine andere Herangehensweise heißt ja nicht, dass dem Song der Glue oder die „Komplexität“ fehlen würde.

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            Son of MooG AHU

            Ich würde Brain-to-MIDI nicht gleich kategorisch ablehnen; Leute, die ihre Kompositionen im Kopf schon fertig haben, wären dann nicht durch manuelle Unzulänglichkeiten ausgebremst. Ansonsten spielt der Sound, genauer gesagt das Spielen mit dem Sound, auch bei mir eine große Rolle bei der Entstehung eines Stückes. Dabei werden natürlich auch Fehler gemacht, die sich jedoch letztendlich meist positiv auf den Produktionsprozess auswirken.

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              AMAZONA Archiv

              @Son of MooG Yep, so isses. Würde mich aber schon interessieren, wie viele Leute denn schon tatsächlich komplette Songs/Tracks im Schädel haben. Wage zu behaupten, dass es eher wenige sind. Und sind das dann in der Regel eher Presetuser? Leute, die generell eher „grobe“ Vorstellungen davon haben, was auf Soundebene möglich ist?
              Alles Fragen, die bei „Brain to MIDI“, wie du es so schön nennst, auch durchaus ’ne Relevanz haben könnten.
              Da wäre ’ne Normung vielleicht noch am ehesten bei klassischer Musik (also z.B. der typische Aufbau des Orchestergrabens) und bei typisch bandorientierten Songs denkbar. Alles, was sich außerhalb dessen bewegt, müsste schon schwer sein, es umzusetzen (Instrumentierung, FX, räumliche Spielereien etc.)

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                Son of MooG AHU

                Ich hatte tatsächlich Mozart im Hinterkopf, der ja komplette Partituren im Kopf hatte, die er „nur“ noch niederschreiben musste.
                Improvisierte EM folgt doch anderen Regeln; die graphischen Darstellungen, die auf manchen Klaus-Schulze-Alben zu finden sind, haben zwar kaum einen praktischen Nutzen, sehen aber cool aus. Ich bin schon oft zu faul, bei Multitrack-Aufnahmen eine Trackliste zu machen. Immerhin muss ich nicht mehr, wie früher, ältere Tapes für neue Aufnahmen löschen (eine 18cm-Spule mit 550m Band für 45min bei 19cm/s konnte locker 35,- – 50,-DM kosten).

                • Profilbild
                  AMAZONA Archiv

                  @Son of MooG Yep! Was bei Mozart noch dazu kommt, es finden sich, soweit ich weiß, niemals irgendwelche Verbesserungen, Korrekturen in den Partituren.Das hebt ihn in seinen kompositorischen Fähigkeiten nochmal ’nen Tacken über andere Zeitgenossen und Nachfolgende. Bei aller Bewunderung dafür werde ich wohl trotzdem nie Mozart-Fan werden.

          • Profilbild
            Günni

            Für den Künstler darf eben 2+2 eben auch mal 4,2 oder ,3,8 sein – was dem mathematiker ja ganz verboten ist, ja schlicht nicht existend. Ein Universum for artists only!

  2. Profilbild
    mdesign AHU

    interessantes gerät, hatte ich noch nicht gekannt.

    ein bisschen mehr beschreibung von technik und features im text hätte mich gefreut.

  3. Profilbild
    Synthfreak AHU

    Endlich mal wieder ein Kommentar von Herrn Bloderer, da freue ich mich immer drauf. Eine Frage, die mal nicht zum Thema passt, die mir trotzdem gerade einfällt: Könntet ihr mal eine Reihe/ einen Artikel zu den Buchla Instrumenten/Eastcoast Synthese machen? Das würde mich interessieren. Vielleicht gibt es da auch schon was zu, ich habe es nur noch nicht gefunden.

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @Synthfreak Da sind wir auch heiß drauf, aber dafür müssten wir erst einmal einen Buchla-Besitzer finden der für uns schreiben möchte :-)

  4. Profilbild
    costello RED

    Ach die Diskussion analog vs. digital ist so unergiebig. Man sollte sein Studio anhand der musikalischen Erfordernisse bestücken. Ich bin in dieser Frage völlig undogmatisch. Und der PPG 1002 lächelt da nur still dazu. Schöne Soundbeispiele.

    • Profilbild
      MidiDino AHU

      @costello „Ach die Diskussion analog vs. digital ist so unergiebig.“ Diesem Kommentar kann ich nur beipflichten. Die satten Klangbeispiele gefallen mir ebenfalls :-)

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich finde den Glaubenskrieg Diskussion Analog versus Digital oder Hardware vs Software so falsch wie überflüssig. Wir sind so verschieden wie die Synths die wir benutzen und jeder setzt andere Priroritäten. Es gibt einfach keinen pauschalen Weg der für alle gilt. Auch werden gute Vintage Synths niemals obsolet werden, selbst wenn die Entwicklung immer weiter geht. Sie können aber auch nicht für jeden empfohlen werden, das ist ein großer Unterschied. Also bleibt alles so wie es immer schon war.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen *gefällt-mir*

    • Profilbild
      Günni

      Nicht so schnell freunde. Solange es diese schöne Diskussion breiten platz einnimmt und nicht über teure geräte, existierende, billige knöpfe, eiernde Achsen und “off topic” blöde weiber ist doch slles gold, oder.

  6. Profilbild
    dilux AHU

    eine dream-machine für jeden sound-ästheten, wie theo schon schreibt, der butterweiche sound ist wortwörtlich zum „dahinschmelzen“.
    leider wahrscheinlich für immer unerreichbar, ich hab jedenfalls in freier wildbahn noch keinen gesehen. leider…

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Und ich mag die errechneten Klänge immer noch nicht. Warum ein analoges Gerät emulieren? Damit es in einen Computer passt?
    .
    Und genau da ist der Ansatzpunkt. Ich bin mit Musik aus Kleiderschranken aufgewachsen, die ein Bedienpanel hatten. Meine Tochter (11) hat das seltene Glück jemanden als Vater zu haben, der ein Drittel seines Arbeitszimmers mit Hardware zugestellt hat, und viel Zeit darin investiert eine kreative Arbeitsumgebung zu schaffen. Aber wozu?
    .
    Wenn sie denn tatsächlich mal selbst Musik machen will dann wird sie ihren Laptop oder das Tablett hervorkramen, und Spaß haben. Sie hat iMaschine und Ähnliches auf ihrem Handy, und macht richtig feine Beats damit.
    .
    Um es offen zu sagen, Menschen wie mich sind abgehängt. Ich verstand die Miniloug- und Boutiquisierung der Instrumente lange nicht. Jetzt verstehe ich sie. Für das Geld das ich 1983 in den furchtbaren MS-20 investierte kann ich heute Musik machen und veröffentlichen. Der 20er hatte nicht mal Echo oder Hall. Der klingt trocken wie ein Autounfall. Die kleinen Klimperkisten klingen stark, aber sind nur eine Zwischentechnologie, wie die Energiesparlampe.
    .
    Nein, die Frage ob Hardware oder In-The-Box wird immer nur von den alten Männern gestellt. Und maximal denen die den Umbruch miterleben. Meine Tochter wird von Hardware nix wissen wollen. Wozu auch?

      • Profilbild
        mort76

        @Tyrell …ich würde eher sagen: das Problem ist, daß man es für sich rechtfertigen muß, viel Geld ausgegeben zu haben.
        Wenn man sich eingestehen würde, daß man auch mit weniger Geld zum selben Ziel kommt, erscheint die Investition in fehleranfällige Saurier wie eine ziemliche Eselei.
        Das ist halt wie bei den Autos: ein schöner Oldtimer ist was feines. Schön, wenn man ihn sich leisten kann. Aber zur Arbeit kommt man halt auch mit einem Ford Fiesta…und fährt damit auch noch bequemer und billiger.
        Aber das Prestige ist halt ein anderes.
        Mit dem Alter hat das nichts zu tun- eher mit dem Gehalt. Wie bei Oldtimern wächst der Mythos mit der Zeit. Irgendwann will man dann nichtmehr pragmatisch denken und dann DOCH was großes haben…aber wirklich brauchen tut es niemand. Wie das bei Hobbys halt so ist…

        • Profilbild
          costello RED

          @mort76 „Irgendwann will man dann nicht mehr pragmatisch denken und dann DOCH was großes haben“ – Bingo! Tja, und ob man’s wirklich braucht? Ist doch egal, so lange man seinen Spaß hat. Und bereit ist, den alten Maschinen ein bisschen Aufmerksamkeit und Wartung zu schenken. Das allerwichtigste scheint dabei zu sein, sie regelmäßig auch zu nutzen, damit der Strom durch ihre Adern kriecht.

    • Profilbild
      Son of MooG AHU

      Ich bin ja auch so ein alter Sack, dessen Studio schon voll mit Hardware zugestellt war, bevor es Soft-Synths gab. Mein erster Computer war ein Schneider CPC 464 und der erste Musik-PC ein 286/16 mit Cakewalk for DOS 5.0. Nach 7 Betriebssystemen sehe ich den größten Nachteil von Soft-Synths in diesem instabilen Umfeld; während gut gepflegte Vintage-Geräte 50 Jahre (und mehr) funktionieren. So habe ich mich auch konsequent von PC-gestütztem Sequencing verabschiedet und mache meine Musik wieder mit HW-Sequencer (Kawai Q-80) und Mulitracker (Tascam DP-32).

  8. Profilbild
    Holk

    Satter Klang .. Gute Wertanlage .. Toller Synthesizer

    „PPG Industries, Inc. is an American Fortune 500 company and global supplier of paints, coatings, specialty materials, and fiberglass.“

    (Bin gespannt ob es den neuen PPG Infinite auch als VST/AU geben wird)

    • Profilbild
      Coin AHU

      @Holk Hallo Holk, der Infinite soll noch dieses Jahr
      als VST erscheinen, laut intercorni.
      Ich warte auch schon drauf :)

  9. Profilbild
    iggy_pop AHU

    „Durch den Umstand, dass Wolfgang Palm mit “Palm Production Germany” selbstredend in Deutschland produzierte (was heute nicht mehr selbstverständlich wäre) und so die Musikgeschäfte direkt beliefert werden konnten, galt der PPG 1002 im deutschsprachigen Raum als (relativ) günstige Alternative zu anderen monophonen Synthesizern, wie etwa dem ARP Odyssey oder Minimoog.“
    .
    Dieses Statement sollte man allerdings etwas relativieren — zwar führten einige größere Musikhäuser tatsächlich PPG-Geräte (wie man auch in den Anzeigen in einschlägigen Magazinen lesen konnte), am populärsten waren gerade die frühen PPGs im Hamburger Raum und der Hamburger Musikszene. Gelegentlich verirrte sich auch mal jemand von außerhalb in Palms Laden…
    .
    Meine eigene Aussage möchte ich auch gleich relativieren: Welche Musikgeschäfte in Deutschland führten in den frühen 1970ern überhaupt Synthesiser? Das werden vielleicht fünf oder sechs republikweit gewesen sein.

  10. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Den 1002 habe ich zuerst bei Edgar Fröse gesehen/gehört, der mit seinem butterweichen Klang wie die Faust auf’s Auge zur Musik der Prä-80er Tangerine Dream passte.

  11. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Von dem PPG 1020 sind laut Wolfgang Palm so um die 50 stück produciert.

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