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Test: Native Instruments Sounds für Kore SP Retro Machines

Retro Soundpack

22. August 2008

Zu Kore 2 und zum kostenlosen Kore-Player liefert Native Instruments scheibchenweise für jeden Geschmack immer weitere Soundpacks. Dieses Vorgehen ist eine willkommene Alternative zu gigantischen Soundlibrarys, die in der täglichen Arbeit üblicherweise nur zu wenigen Prozent genutzt werden. So kann sich jeder Produzent seine Sounds zusammensuchen, ohne die Festplatte über Gebühr zu belasten. Werfen wir also einen Blick auf Kontakt Retro Maschines, einem Soundpack, das auf Samples von berühmten Vintage Synthesizern und Drum Computern der 70er und 80er Jahre basiert. Expand Your Sound ist das Ziel der Soundpacks, und ob mit ‚ollen‘ Synthesizersounds noch die berühmte ‚Butta vom Brot‘ gezogen werden kann, werden wir gleich sehen.

Retro in Vitro

Retro in Vitro

Installation

Die Soundpacks lassen sich online erwerben und nach erfolgreicher Bezahlung auch gleich herunterziehen. Zum Betrieb setzen sie eine ordentlich installierte und registrierte Kore Version, beziehungsweise Kore-Player Version voraus. Der Vollständigkeit sei gesagt, dass mit dem Kore-Player der Betrieb auf reines Abspielen mit den angebotenen An- und Auseffekten beschränkt wird. Funktionen von Kore 2 wie Mapping, Effektediting, Audio-Routing, externe PlugIn-Unterstützung etc. findet hier so gut wie nicht statt. Die Demos wurden mit dem Kore-Player und Logic allein als Host angefertigt. Kontakt Retro Machines hat gezipped gut 1 GB und entpackt nur wenig mehr (ca. 1,2 GB). Während der Installation fragt das Programm nach dem gewünschten Sound-Ordner. Beim Erststart von Kore scanned es nach verfügbaren Soundpacks und listet prompt die neuen Sounds auf. Die Installationen funktionieren für Mac OSX und Windows XP völlig problemlos.

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Überblick

Wer sich mit Kore noch nicht auskennt, kann sich einen Überblick mit dem Artikel zu Kore auf Amazona verschaffen. Die Samples entstammen der hauseigenen Kontakt 3 Library und wurden für Kore umgesetzt. Natürlich nutzt das Samplepack die Datenbankfunktionen von Kore. Werden z.B. spezielle Piano- oder Orgelsounds gesucht, werden einfach die entsprechenden Einträge unter ‚Type‘ aktiviert, und auf der rechten Seite erscheint die Liste an betreffenden Sounds.

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Kore Datenbank

Kore Datenbank

Laut Native Instruments beinhaltet Retro Machines 135 verschiedene Samplesets von 11 analogen Vintage Synthesizer-Klassikern, fünf digitalen FM-Synths sowie sechs berühmten Drum-Machines. Laut Handbuch, das im PDF-Format mitinstalliert wurde, ist bei der Erstellung der Samples auf höchstmögliche Authentizität Wert gelegt worden. Jeder Sounds liegt zusätzlich noch in acht Soundvariationen vor, die von der individuellen Parameterbelegung ausgiebig Gebrauch machen. So ergeben sich fast 1000 Sounds. Die individuelle Programmierung je Grundsound ist hier wörtlich zu nehmen, denn jeder Sounds wird von verschiedenen Parametern flankiert, was bei einem Durchsteppen der Sounds Verwirrung erzeugt, da sich die Buttons oberhalb und unterhalb des Kore-Displays in ihrer Belegung ändern und beim Programmwechsel logischerweise mitwechseln und nicht aktiv bleiben. Der gewählte Sound konfiguriert sich so immer neu und durchläuft noch den Effektblock von Guitar Rig 3. Das ist etwas vollmundig formuliert, denn nur Tape Echo (Echo-Regler) und Federhall (Reverb-Regler) wurden übernommen.

Die Geräte, die als Soundquelle dienten kommen bevorzugt aus den frühen 70ern und der Mitte der 80er Jahren – u..a. sind das Crumar Orchestrator, Crumar Roady, Korg Minikorg, Linndrum, Memorymoog, Minimoog, Oberheim DMX, RMI E-Piano, Roland CR-78, Roland EP10-EP20, TR808, TR909, SC Drumtraks, Logan String Melody. Yamaha CP11. Hier und da schwirren ein paar berühmte FM-Sounds vorbei, die dem Pack gut tun: So finden wir FM-Bässe und das typische DX7-Piano. Wir könnten jetzt ewig schwärmen, aber kommen wir zum Wesentlichen:

Sound

  • Fangen wir mit den Drums an: alle Klassiker wurden liebevoll mit großer Akribie gesampelt. Ohne Effekte klingen sie herrlich trashig (Linndrum, DMX) und quasi frisch konserviert. Alle Machines versprühen ihr eigenes typisches Charisma. Lautstärkentypische Eigenheiten wie brutallaute HiHats wurden beibehalten. Per zuschaltbarer Anschlagsdynamik lassen sich aber vernünftige Pegel produzieren. Spezielle optionale Effekte wurden programmiert: Pitch Bend Range, 8 Bit Modus, Drive, Echo, Kompressor, LFO, Ring-Modulation und ein Sound Regler, der Bandpass-Filterfahrten der abgefahrenen Art herbeiführt. Die Effekte können (im Kore-Player) z.T. nur ein- bzw- ausgeschaltet werden. Eine Feinabstimmung z.B. bei der Kompression ist nicht vorgesehen. Dies gilt übrigens für alle Sounds.
    CR 78

    CR 78

    Praktisch alle Drummaschine Sounds sind mono und lassen sich auch nicht über die Effekte im Stereo-Panorama verteilen. Dies führt dazu, dass bei einem gewünschten Stereoeindruck externe Effekte bemüht werden müssen, beziehungsweise jedem Drum-Instrument ein einzelnes Koreinstrument zugeordnet werden muss, um dieses dann einzeln zu bearbeiten. Um aber den Charme der Originale zu behalten, ist dies überhaupt nicht notwendig, denn damals nahmen sie’s auch nicht immer ganz so genau: Klopfgeist mono ans Mischpult – und los geht’s. Auch wenn wir alle diese Sounds sicherlich schon auf der Platte haben: es macht richtig Spaß, schnell Kits auszuprobieren, Beats zu programmieren und durch die Effektmangel zu jagen.

  • Padsounds gibt es viele in diesem Pack und auch diese sind größtenteils gerätetypisch mono gesampelt. Sie lassen sich aber über den speziellen Synthesizer Fat-Schalter durch Phasenverschiebung und Doppelung gehörig in die Breite ziehen. Das eingebaute Filter lässt sich mit Filt-Bypass umgehen, was bei Pads Sound durchaus Sinn macht, denn das Filter greift tonal schon ziemlich in den guten Klang ein. Viele der Sounds haben wir schon tausendfach gehört, und natürlich lassen sie sich auch mit guten Softsynths annähern, aber es tut gut, diese Palette an durchsetzungsfähigen und gut einsetzbaren Klassikern griffbereit zu haben. Chorus und Phaser dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Besonders gut haben mir die breiten und wolkigen Pads der Marke Moog gefallen. Aber auch die Variationen der String Melody II geben einer Produktion gleich den richtigen Kniff.
Logan String Melody II

Logan String Melody II

  • Leadsynth: Es gibt zwar Unmengen Leadsounds, aber so recht überzeugen möchten mich einige nicht. Größtenteils fehlt die Schärfe und Aggressivität der Originale. Der LFO- und Rate-Regler beeinflussen die Filterhüllkurve auf einfache Weise. So bringen wir Bewegung ins Samplefutter. Wenn jetzt noch das LP-Filter einen draufsetzen würde. Ja wenn. Leider klingt es digital mit wenig Charakter. Auch wenn damit der Sound etwas getweakt werden kann, ist das Filter dennoch zu schwach ausgelegt, um wirklich beißende oder interessante Ergebnisse hervorzubringen. Mich erinnert das Ganze an meinen alten Alpha Juno – nett aber … Zur Entschuldigung muss vielleicht gesagt werden, dass die gesampleten Sounds selbst schon mit Filtereinstellungen der Originale aufgenommen wurden und so ein Filter oft gar nicht mehr notwendig ist. Dennoch: die wenigen sägenden Minimoog Sounds sind eher in den Bässen zu suchen. Vielleicht den Versuch einer weiteren Erklärung: Grob verzerrte Sounds waren in den Siebzigern (noch) nicht die Regel. Deswegen passen die Leads weniger in die Kategorie Acid als mehr zu Jarre, Kraftwerk oder Tangerine Dream. Supersimpel indes ist die Möglichkeit, mit dem einfach gestrickten Arpeggiator Akkorde aufzulösen. Der zugeschaltete Percussionmodus gibt noch das Impulshafte dazu, während der Chordmodus typische Chordstabs produziert, die flux in Richtung Minimalhouse tendieren.
  • Syntheffekte. Hier finden sich gesampelte Effektsounds, die sich natürlich wenig anpassen lassen, da die Filterfahrten etc. vorgeben sind. Klanglich sind sind sie überzeugend, aber das wars auch schon.
DX 7

DX 7

  • Bässe: Ob knochentrockene FM-Synthese, ultratiefe Subbässe, grandmastermäßige Schmatzbässe, schnarrendes Wavetableetwas, ätzende, wabernde oder britzelne Analogsounds: Die Bassabteilung bietet für jeden etwas, ist deutlich mutiger umgesetzt als die Lead-Fraktion und lädt sich auch für Leads missbrauchen. Für mich neben der Drum- und Padbank das Highlight und allein den Kauf wert.
  • Wer abseits von abgedroschenen Rhodes- und Wurlitzer- neue (Verzeihung) alte E-Pianossounds sucht, wird hier fündig. Fern jeder zungen- und saitengenerierten Klangerzeugung wird hier noch ‚echt‘ analog bzw. mit FM gearbeitet. Die Auswahl klingt herrlich unspektakulär und cheesy mit weichen Attacks, wenn man von einigen Ausnahmen absieht (schön glockiges DX-7-Piano). Neben den E-Pianosounds der Klassikern treffen wir noch auf den zweiten Standardsound der 70er: dem Harpsichord. Auch dieser findet sich in verschiedenen Tremolo- bis Filtervariationen zuhauff und verstärkt leise den Eindruck, dass wir uns über unser heutiges Mega-Soundangebot nicht beklagen sollten.
Roland EP20

Roland EP20

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Fazit

Kontakt Retro Machines ist eine runde Mischung und ernstzunehmendes Soundpack, das nicht nur Werbemusiker und alle unter Zeitdruck arbeitenden Produzenten mit den wichtigsten Sounds einer Epoche versorgt. Wer die wohlig bekannten Klänge der frühen 70er bis Mitte 80er in seine Produktionen einfließen lassen möchte, kann bedenkenlos zureifen, zumal der Preis recht moderat ist. Als gefürchteter Soundsammler, Sounddesigner und Vollständigkeitsfetischist ist zumindest leise Vorsicht geboten: Retro Machines liefert viel, kann aber nicht alles. Für aufregende Stackssounds, knackige Filterfahrten muss auf extra Klangerzeuger zurückgegriffen werden. Für die wichtige Basisarbeit tut es Retro Machines aber allemal.

Plus

  • bekannte Sounds in guter Qualität und Vielfalt
  • gute Übersicht und Bedienung dank Kore-Datenbank
  • Sinnvolle Controllerbelegunegn und Soundvariationen

Minus

  • Etwas zu lange Ladezeiten
  • kein spontanes Durchsteppen möglich (Kore)

Preis

  • Preis: 49 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    – kein spontanes Durchsteppen möglich (Kore)

    Danke für diese Minus! Es nervt mich schon seitJahren, dass Up/Down Buttons bei Software so gut wie nie anzutreffen sind.

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