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Test: Plan B Eurorack-Modularsystem Teil 1

Plan B - die Alternative zu A100

14. Februar 2009

Seit einigen Jahren haben sich neben der Firma Doepfer auch andere Anbieter im Eurorack-Format in der Modularszene etabliert. Die Firma Plan B des amerikanischen Entwicklers Peter Grenader ist seit einiger Zeit in Pomona, Kalifornien ansässig und hat sich auf die Fahne geschrieben, hauptsächlich Module anzubieten, die es in dieser Form am Markt nicht gibt.

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Als Vorbild dienen hier weniger die bekannteren Marken Moog, ARP oder Oberheim denn mehr die Gerätschaften, die von Buchla und Serge vertrieben wurden. Es sind jedoch keine Nachbauten, sondern Derivate mit optimierenden Modifikationen und Erweiterungen, aber auch komplette Eigenentwicklungen. Im ersten Teil der Modulvorstellung möchte ich gern auf die ersten vier Module eingehen, die von Peter Grenader als sein persönlicher Einstieg in die Welt der modularen Synthesizer gelten. Allen Modulen liegt die Tatsache zugrunde, dass sie kompatibel zu dem von der Firma Doepfer initiierten Eurorack-Standard sind, was die Stromversorgung, die Maße in TE, die Bohrungen zum Befestigen und die Verwendung von 3,5 mm – Klinken betrifft. Die Oberflächen sind silbergrau und entsprechen somit ebenfalls dem Eurorack-Aussehen. Es ist völlig unproblematisch, Plan B-Module im Zusammenhang mit Doepfer- und anderen Eurorack-Anbietern zu verwenden.

Bevor nun Wellen der Entrüstung aufgrund der Probleme mit den Vertriebsstrukturen von Peter Grenader losbrechen, möchte ich die Vergangenheit einfach mal ruhen lassen (es gab erhebliche Schwierigkeiten mit dem Erwerb und dem Vertrieb dieser Produkte) und einfach mitteilen, dass in diesen Tagen eine Umstrukturierung des Vertriebes verbunden mit dem Umzug der Firma nach Los Angeles vonstatten geht. Wo welche Module erhältlich sind, wird fortan unter dem Abschnitt Purchase der u.a. Website zu ersehen sein. Gleichzeitig ist es möglich, Reservierungen vornehmen zu können, die nicht zum Kauf verpflichten. Laut Aussage von Peter Grenader wird ein Interessent, der etwas reserviert hat, 3 Tage vor Liefermöglichkeit noch einmal gefragt und bei bestehendem Kaufwillen die eigentliche Abwicklung durchgeführt. So, genug vorerst davon, wenden wir uns den Modulen zu.

Model 15 Complex VCO

Mit diesem Oszillator stelle ich als erstes gleich das wohl bekannteste Modul der Plan B-Reihe vor. Dieser auf Triangle Core-Technologie basierende Oszillator hat in Modularkreisen doch für einige Furore gesorgt, da er Klangeigenschaften aufweist, die man bis zu seinem Erscheinen von einem Eurorack-Oszillator so noch nicht vernommen hatte.

Als Vorbild diente dem Entwickler das Buchla 258 Modul, zumindest was die Klangeigenschaften, nicht das Tracking-Verhalten des Buchla-Oszillators betrifft.

An vier Ausgängen stehen die Schwingungsformen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Puls zur Verfügung, darüber hinaus bietet ein MORPH-Ausgang Sägezahn oder Puls (umschaltbar per Kippschalter), stufenlos ausgehend von einer Sinus-Schwingungsform an. Die Schwingungsform kann manuell oder per Steuerspannung eingestellt werden. Die manuelle Einstellung dient auch als Offset-Regelung, so dass auch per Hand eine Schwingungsform zwischen Sinus und Sägezahn/Puls eingestellt werden kann.

Die Puls-Schwingungsform kann ebenfalls manuell oder per Steuerspannung moduliert werden, allerdings ist bei der manuellen Regelung darauf zu achten, dass Baugruppenbedingt eine Offset-Einstellung nur im Bereich zwischen ca. 10 und 2 Uhr zur Pulsweitenmodulation von 0 bis 100 % erfolgt. Eine genaue Einstellung kann an dieser Stelle schon einmal zur filigranen Angelegenheit werden. Die Stärke der Kontrollspannung am CV-Eingang zur Pulsweitenmodulation ist ebenfalls nicht regelbar.

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Die Frequenzregelung findet über einen Grob- und einen Feinregler statt. Während die Feinregelung ihrem Namen gerecht wird, ist die Grobregelung bei der Justierung mit Vorsicht zu genießen, da sie wirklich in einem sehr weiten Bereich arbeitet. Also nicht zu schnell drehen. aber das ist eine Sache der Gewohnheit. Ich komme mittlerweile bestens damit klar.

Im Grunde ist das auch in Ordnung so, schließlich ist dem Model 15 ein recht hoher Tracking-Bereich, was die genaue Stimmung und Oktavspreizung betrifft, von bis zu 8 Oktaven nachweisbar. Kleinere Abweichungen im Cent-Bereich werden beim Spielen an einem angeschlossenen Tuner schon sichtbar, aber wenn Sie mich fragen tut das dem Genuss keinen Abbruch, im Gegenteil, das Hörbare wirkt sehr lebendig und warm, wie man es eben von analogen Synthesizern erwartet. Das eine sind eben die Messungen, das andere die Ohren, und ich verlasse mich lieber auf den zweiten Aspekt. Die beiden Oszillatoren, die sich in meinem Besitz befinden, habe ich vor Monaten das letzte Mal kalibriert, nachdem ich sie in einen anderen Rahmen gesetzt hatte, und seitdem kann ich tadellos nach einer gewissen Aufwärmzeit (die man analogen Oszillatoren und anderen Baugruppen schon zugestehen sollte) tonal damit arbeiten.

Zur Frequenzmodulation stehen neben den manuellen Möglichkeiten noch ein 1 Volt/Oktave-Eingang, zwei exponentielle bipolare CV-Inputs und ein mit linearer FM ausgestatteter Eingang zur Verfügung. Darüber hinaus wird ein SYNC-Eingang angeboten, der aber eher eine Art Soft Sync-Verhalten an den Tag legt und nicht vergleichbar mit den typischen Sync-Klängen ist wie wir sie z.B. von einem ARP Odyssey oder SC Pro One kennen.

Die Stärken des Model 15 oder besser die hervorstechenden Klangeigenschaften liegen in metallenen und glockenartigen Hörerlebnissen, und einige Anwender behaupten nicht ganz zu Unrecht, dass man diesen Oszillator oft ohne nachgeschaltetes Filter benutzen kann, weil schon sein Ausgangsmaterial schöne Klänge bereitstellen kann. Die restlichen Schwingungsformen sind natürlich auch über jede Kritik erhaben, der Grundklang ist durchweg rein, voll und warm.

Die Klangbeispiele zum Model 15 wurden ohne Verwendung eines Filtermoduls erstellt. Bei FM wurde ein Oszillator durch einen zweiten über lineare FM moduliert, während eine Hüllkurve an einem exponentiellen Eingang angeschlossen war. Zuzüglich wurden noch leichte manuelle Änderungen an den Einstellungen beider Oszillatoren vorgenommen. Beim Morph-Beispiel wurde das Überblenden von Sinus zu Puls über eine Hüllkurve gesteuert, während ich das Offset langsam im Uhrzeigersinn und zurück verschoben habe. Ein als LFO eingesetztes Model 10 hat, abgeschwächt durch ein Model 14, die Pulsweitenmodulation durchgeführt. Hier habe ich den Timebase-Regler zur Änderung der Modulationsfrequenz benutzt.

Model 12 State Variable Vactrol Filter

Das mittlerweile in der Version II angebotene Vactrol Filter arbeitet gleichzeitig mit 6 und 12 dB/Oktave. Die Absicht von Peter Grenader war es, ein weich klingendes Filter ohne die Möglichkeit der Selbstoszillation zu erbauen, was seiner Meinung nach zu einem sehr musikalischen Ergebnis führt. Nun, so viel sei vorweggenommen, es klingt wirklich grundsätzlich sehr cremig, auch wenn durch die Modifikation auf Version II und damit ein stärkeres Resonanzverhalten auch wesentlich aggressivere Klänge gestaltet werden können, wenn man die Regulierung der Eingangslautstärke und die gebotenen Möglichkeiten der Steuerspannungseingänge entsprechend nutzt. Aber der Anwender hat mittels eines Kippschalters die Wahl bekommen, das Resonanzverhalten umzuschalten, so dass auch die ursprüngliche Betriebsart in vollem Umfang zur Verfügung steht.

Der Audioeingang ist manuell regelbar, an Ausgängen stehen gleichzeitig Tiefpass, Hochpass, Bandpass und Allpass zur Verfügung. Die Filtereckfrequenz und Resonanz sind ebenfalls manuell einstellbar, über einen Mischer kann das Verhältnis zwischen dem 6 und 12 dB-Filter stufenlos gemischt werden. Zur Frequenzmodulation stehen jeweils ein unipolar und ein bipolar zu regelnder Eingang bereit.

Die Audiobeispiele sprechen im Titel für sich, es war immer der selbe Sägezahn eines Model 15, der als Input verwendet wurde.

Model 13 Dual Timbral Gate

Hierbei handelt es sich auch um ein Vactrol-basiertes, aber optimiertes Derivat eines Buchla-Moduls, dem Buchla 292 Low Pass Gate. Genau genommen sind es zwei Low Pass Gates, die hier präsentiert werden. Das an der In-Buchse zugeführte Signal wird intern durch ein Filter und einen Verstärker geschickt und der Out-Buchse zugeführt. Vactrol-gezwungen schließt das Gate nie ganz, aber eine interne Schaltung sorgt dafür, dass trotz großer Lautstärke an der Endabnahme so gut wie nichts zu hören ist.

Ein Offset-Regler dient zur manuellen Öffnung des Gates, es kann aber auch eine weitere Kontrollspannung, z.B. die einer Hüllkurve, zugeführt werden. Das Gate schließt immer nur so weit wie die Einstellung des Offset-Reglers es zulässt. Mit einem Kippschalter lässt sich einstellen, ob durch die Regelmöglichkeiten nur der Verstärker, nur das Filter oder beide zugleich moduliert werden. Wird nun dem zweiten Low Pass Gate auch ein Signal zugeführt, kann zwischen dem ersten und zweiten Gate manuell überblendet werden. Bei einer ganz einfachen Anwendung kann das Dual Timbral Gate auch als 2-in-1-Mixer benutzt werden.

Das Audiobeispiel besteht aus einem am oberen Gate anliegenden Sägezahn ohne vorherige Filterung; Lautstärke und Filter des Model 13 werden von einer Hüllkurve (Doepfer A-143-2 Quad ADSR, dessen Einfluß über einen Doepfer A-132-3 DVCA geregelt wird) gesteuert. Am zweiten Gate wird mittels Benutzung des Offset-Reglers der durch ein Model 12 gefilterte Sägezahn eines zweiten Model 15 eingespielt.

Model 17 Triple Event Timer

Das Model 17 basiert auf einer Überlegung oder einem Vorfall, den einige Modularsystem-Benutzer mit Sicherheit schon erlebt haben. Es geht um die verzögerte Auslösung eines Events nach Eintreffen eines Gate Signals. Normalerweise wird dies durch ein entsprechend eingestelltes Gate Delay geregelt, aber das funktioniert nur so lange, wie die Frequenz, mit der das auslösende Gate eintrifft, unverändert bleibt. Ändert sich diese, muss auch das Gate Delay nachjustiert werden. Um diese kleine böse Falle zu umgehen, ist das Model 17 entwickelt worden, das mit Komparatoren arbeitet.

Mittels eines Reglers lässt sich bei jedem Komparator einstellen, bei welcher Stärke einer eintreffenden Steuerspannung ein Gate-Signal auszugeben ist. Beim Model 17 hat man nun die Möglichkeit, die Komparatoren zu verlinken oder einzeln zu benutzen. Verlinkt werden können A-B-C, A-B oder B-C, es können aber auch alle Komparatoren einzeln benutzt werden. Zusätzlich wird an einer Buchse A+B+C jedes Mal ein Trigger ausgegeben, sobald einer der drei eingestellten Komparatorwerte erreicht wird, an einer zweiten, sobald die höchste eingestellte Steuerspannung erkannt wird.

Klein, aber wirkungsvoll im Komplex

Ein Beispiel aus der Praxis, alle drei Komparatoren sind verlinkt: Die Steuerspannung eines auf steigenden Sägezahn eingestellten LFO (verwendet habe ich ein Plan B Model 10 Poyphonic Envelope) wird in den Eingang des Komparators A geleitet. Da der Regler fast im Linksanschlag steht, wird relativ schnell eine Gate-Signal aus Out A an einen angeschlossenen Hüllkurvengenerator (A-143-2 Quad ADSR, dient auch für die weiteren Hüllkurven) gelenkt, der einen Verstärker (Plan B Model 13 Dual Timbral Gate mit geringem Offset) moduliert und entsprechend den Ton lauter hörbar macht. Erreicht der ansteigende Sägezahn die an Komparator B eingestellte Spannung, wird dadurch bedingt ein zweiter Hüllkurvengenerator mit einem Gate-Signal versorgt, der mittels seiner Steuerspannung ein Filter (Plan B Model 12 State Variable Vactrol Filter) öffnet. Noch später wird die eingestellte Auslösespannung von Komparator C erreicht, der ebenfalls einen Hüllkurvengenerator auslöst. Dieser steuert dann das Stereobild des Signals an einem Panning Modul (Cwejman MX-4S 4 Channel VC Stereo Mixer). Mit Einsetzen des erneuten Anstiegs des aufsteigenden Sägezahns geht natürlich alles wieder von vorne los. Verändert man nun das Tempo des LFO, verändert sich auch das Auslösen der Steuerspannungen und das wäre mit einem Gate Delay nicht möglich. Dazu gibt es auch das Audiobeispiel „Model 17“, bei dem ich die Timebase des Model 10 variiere, um zu demonstrieren, wie sich die Veränderung der Geschwindigkeit der Eingangsspannung bemerkbar macht.

Hier gehst zu TEIL 2 des PLAN B Testberichts mit weiteren Modulen.

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Fazit

Das Model 15 stellt als Klangquelle eine Bereicherung für jedes Eurorack-System dar, wenn man die kleinen Schwächen (fehlende Input-Regelung bei PWM oder den nicht gerade umwerfenden SYNC-Klang) akzeptiert und die Stärken, die ganz klar im klanglichen Bereich liegen, für sich zu nutzen versteht.

Außergewöhnliche perkussive Klänge, Lead- und Bassklänge sind reichlich erzeugbar, aber sollte ein Interesse am Erwerb bestehen, sollte man das Budget zumindest für ein Paar zur Verfügung haben, denn die gegenseitigen Modulationsmöglichkeiten erhöhen die Klangfindung um ein Vielfaches.

Das Model 12 bietet ein wirklich charaktervolles Filter, welches seinen Reiz durch die verwendete Vactrol-Technik hat und bei stärkerer Resonanz seinen Klang erst richtig entwickelt. Die Mischfunktion der beiden Filter tut ihr Übriges zu einem eigenständigen Klang. Durch die leichten Vactrol-basierten Verzögerungen ist das Filter nicht reaktionsschnell genug, um ultrakurze Impulse genau so schnell verarbeiten zu können, aber es bleibt noch genügend Spielraum außerhalb der knackigen Bassdrum-Emulation für interessante Klänge übrig.

Ein Low Pass Gate ist eine Sache für sich, doch kann man dem Model 13 durchaus ebenfalls einen eigenständigen Klang zusprechen. Durch seine verdoppelte Technik lassen sich beispielsweise interessante Filter- oder Stereoeffekte erzielen. Hat man erst einmal eines, wird man nicht müde, es immer wieder in Patches einzubinden.

Das Model 17 ist ein trickreiches Helferlein bei zeitabhängigen Ereignisfolgen und von daher bei tempoabhängigen Effekten und rhythmusgebundenen Abläufen als Verzögerungsallrounder zu empfehlen.

Insgesamt gesehen bereiten die Plan B-Module viel Freude beim Experimentieren und stehen für mich klar als ergänzende und nicht als konkurrierende Module im Raum. Überhaupt habe ich beim Betrachten der Eurorack-Szene nicht unbedingt das Gefühl, dass ein Konkurrenzgehabe vorherrscht. Der Stein, den Herr Doepfer mit seinen Entwicklungen ins Rollen gebracht hat, ist dankbar von anderen Entwicklern wie Mike Brown, Peter Grenader oder Wowa Cwejman aufgenommen und mit neuem Tempo angereichert weitergerollt worden. Jeder hat seine eigene Philosophie eingebracht, und das macht die Sache interessant.

Plus

  • interessante Modulkonfigurationen
  • eigenständiger Klangcharakter

Minus

  • manche Regelwege (z.B. PWM am Model 15) könnten besser ausgearbeitet sein

Preis

  • Model 15 Complex VCO 320 $
  • Model 12 Variable State Vactrol Filter 220 $
  • Model 13 Dual Timbral Gate 260 $
  • Model 17 Triple Event Timer 220 $
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    also mir gefallen die sounds nicht. wo sind die höhen ? klingt nach einer billigen doepfer kopie!

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