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Black Box: Hohner Rhythm 80 Analogdrumcomputer

Analoges 70s Flair von Samba bis Paso Doble

22. August 2009

Hohner Rhythm 80 (K) mit Koffer

Samba, Western, Paso Doble, Beat – Rhythmen mit analoger Nostalgie gesucht? Hohner Rhythm 80 bietet – wie der Name sagt – 80 verschiedene Patterns im Flair der späten 70er / frühen 80er Jahre. Nun gut, wirklich „80“ sind es nicht, doch dazu kommen wir später.

Rhythm 80 und Rhythm 80 K Drumcomputer

In zwei Versionen erhältlich, gab es den Drum Computer einmal im Rackformat (mit aufsetzbarem Notenständer). Das hier vorgestellte Instrument „Rhythm 80 K“ hingegen ist in einem Koffer untergebracht (daher wohl das „K“). Das ist insofern angenehm, als der „Rhythmusgenerator“ (Originalbezeichnung Hohner) geschützt transportiert werden kann und im Fall einer längeren Lagerung vor Staub und anderen Dingen sicher ist. Kein Wunder also, dass viele Rhythm 80 K heute noch so gut wie neu aussehen. Das Koffer-Prinzip hat sich – wie schon bei anderen elektronischen Instrumenten wie ARP 2600, Oberheim Two/Four Voice, Yamaha CS-50/60/80 oder Roland SH-3/5 – bis heute absolut bewährt.

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Mit einem Schlüssel kann die Rhythm 80 K sogar versperrt und gegen unerlaubten Zugriff konkurrierender Musiker geschützt werden. Im hinteren Teil des Koffers – im Stauraum – lassen sich Audio- und Stromkabel bequem (naja, einigermaßen bequem) unterbringen. Eine All-In-One Lösung also, die so manchem Tanzmusiker vor vielen, vielen Jahren das Leben wohl ein kleines Stück erleichtert haben dürfte.

Aufbau der „Groovebox“

Die Rhythmusgeneratoren Hohner Rhythm 80 / Rhythm 80 K sind grundsätzlich sehr einfach aufgebaut, was – ihrem zugedachten Einsatz als Begleitinstrument entsprechend – auch nicht weiter verwundert. Klangregelung – Startfunktion – Rhythmusauswahl – Rhythmus-Variationen. Das wäre in Kompaktform die Beschreibung der vorhandenen Möglichkeiten.

Tempo-Diode

„Klangregelung“ umfasst (an der Oberfläche) vier Potis. VOLUME dient zur Regelung der Gesamtlautstärke und fungiert gleichzeitig als Ein-/Ausschalter. BASS und TREBLE lassen die (äußert rudimentäre) Anpassung der tiefen bzw. mittleren/hohen Frequenzbereiche zu. TEMPO schließlich legt die Geschwindigkeit der abzuspielenden Rhythmen fest. So weit „alles klar“.

Die Trimmpotis sind rechts zu sehen

Interessant wird es, wenn man zufällig (oder auch nach Hinweis in einem Testbericht, also: nicht ganz zufällig) auf das Service Manual der Rhythm 80 stößt. Dann wird nämlich ersichtlich, wozu das Meer an Trimmpotis im Inneren des besagten Rhythmusgenerators zuständig ist. Die einzelnen Instrumente lassen sich in ihrer Lautstärke ändern, Abklingzeiten können variiert werden und die Intensität des Rauschens darf angepasst, ja sogar der Tempobereich neu eingestellt werden. Für Klangtüftler mit ruhiger Hand und kleinem Schraubenzieher ist dies bestimmt „eine Welt für sich“. So ließen sich z.B. störende Instrumente auf Wunsch völlig „wegdrehen“, was die Variationsmöglichkeiten der vorgegebenen Rhythmen wieder deutlich erweitert.

Einstellmöglichkeiten IN der Rhythm 80 (Schaltpläne – siehe Link bei den Verweisen)

„Startfunktion“ spricht eigentlich für sich. START sollte genau genommen „Start“ und „Stop“ heißen, doch wir sind gnädig und sehen über die kleine Ungenauigkeit hinweg. TEMPO AUT. stellt jeden Rhythmus auf die ihm zugedachte Geschwindigkeit ein. Der eigentliche „Tempo“ Regler ist in diesem Fall ohne Wirkung. Das „automatische“ Tempo war gewiss eine wichtige Hilfestellung für Tanzmusiker, die mit Starten eines beliebigen Patterns auch gleich die (ungefähre) typische Geschwindigkeit der gewählten Stilrichtung erhielten. So konnte der Stimmungsmacher nie völlig „daneben“ liegen – ein Slow Walz bei Tempo 160 hingegen wäre im Zuge eines „Hoppalas“ bei „frei definierbarer Geschwindigkeit“ live schon eine kleine Katastrophe gewesen.

Tempo-Anzeige mit (manueller) Eingabe via Poti

FADE OUT lässt ein Pattern innerhalb eines bestimmten Zeitraumes leiser werden bis zur völligen Stille (auch dieses Feature kann intern in der Zeitdauer eingestellt werden). CYMBAL schließlich erlaubt es, das (zuweilen etwas nervige) „Becken“ (oder was es eben sein soll, wir können auch einfach „Noise“ sagen) auszuschalten. Ein kleines, aber nicht unwesentliches Feature.

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Die eigentliche RHYTHMUS Sektion besteht im Wesentlichen aus 20 Grundrhythmen. Da ist von mitteleuropäischer Klassik (Walzer) über amerikanischen Hype (Rock’n’Roll oder Western) bis zu den lateinamerikanischen Standards (Samba, Cha-Cha, Tango) so ziemlich alles vertreten, was das junge Tanzbein in Ekstase versetzte (sagen wir, vor 30 Jahren). Neben den Grundrhythmen gibt es jedoch – und das ist der Clou – 4 Variationen zu jedem Pattern.

20 Presets und bei je 4 Variationen macht …

… 80 Patterns

Eigentlich sind es nur 3, genau genommen, denn der Grundrhythmus selbst belegt immer Variationsplatz Nr. 1. Variationen sehen so aus, dass hier mal die Hi-Hat wegfällt, dort eine Clave dazukommt, hier die Snare eine Pause macht etc. Oder aber es schleichen sich „völlig neue“ Rhythmen hinein, die den Variationsgedanken etwas obsolet machen. In Ermangelung von mehr als 20 Grundrhythmen hat man also in Einzelfällen durchaus versucht, über die „Hintertür“ der Variationen weitere, neue Rhythmen hinzu zu geben.

Funktionale und doch elegante Hardware – Rhythm 80

Schließlich lässt sich über 2-4-8-16 festlegen, wie OFT eine Variation gespielt wird, bevor sie zur nächsten hüpft. „Abwechslung trotz minimalster, vorgegebener Möglichkeiten“ dürfte wohl eines der erklärten Ziele bei der Konzeption der Hohner Rhythm 80 / Rhythm 80 K gewesen sein. Die komplette Variations-Ecke spricht jedenfalls für sich. Man kann z.B. Variation 1+2+4 bei je 4-facher Wiederholung einstellen oder nur die Variationen 3+4 bei 16-facher Wiederholung, hier mit eingeschaltetem „Cymbal“, dort ohne.

Klang – die Hohner Rhythm 80 heute

Nun, aus heutiger Sicht dürfte das eben genannte Variationsspektakel der Rhythm-80 für keine erregten Gemüter und – damit zusammenhängend – für ebenso wenig spektakuläre Haushaltsunfälle sorgen (Überschrift: “Mann fällt vor Begeisterung vom Stuhl“). Man kann sich stattdessen entspannt zurücklehnen und mit humoristischer Note das genießen, was eine Generation zuvor tatsächlich als „Hype“ in Sachen Tanzmusik und „Elektronik“ die Runde machte.

Anschlüsse: Audio Output und Fußschalter für Start/Stop und Fade-Out

Doch damit sollte es nicht unbedingt „getan“ sein. Wer Interesse an der „Nostalgie“ älterer Klangerzeuger hat, wird in der Rhythm 80 ein weites Feld äußerst gelungener (analoger) Sounds bzw. Patterns vorfinden. Letztlich – und das ist wohl fast Ironie – bedarf es heute eines immensen Aufwandes, um mit modernen Mitteln jenen eigenwilligen (und durchaus warmen, attraktiven) Klangcharakter analoger Drum Maschinen nachzubilden. Falls es überhaupt gelingen sollte.

Volume, Bass, Treble und Tempo – einfach und übersichtlich

So simpel eine Hi-Hat vor 30 Jahren klang (weißes Rauschen der Länge „sch“) oder so sehr ein Becken ganz und gar nicht dem Original entsprach (weißes Rauschen der Länge „schhhhhh“), so „sympathisch“ wirken nostalgische Rhythmen von Anno Dazumal aus heutiger Sicht. Die Bass-Drum hatte richtigen „Wumm“, die Snare-Drum war angenehm „schnappig“, die Congas (eher wie Tempelblöcke klingend, siehe auch Roland TR-808) setzten sich extrem gut und mit starker Präsenz durch. Trotz klanglicher Schwächen und Ungenauigkeiten groooooven viele analoge Drum Maschinen nach wie vor unübertroffen gut.

Das hat natürlich zu einem Teil auch mit den nicht so ganz Timing-festen eingebauten Sequenzern zu tun (was später als „Human Feel“ wieder in der MIDI-Welt Einzug hielt). Zum anderen Teil sind es aber die (analogen) Sounds selbst, die so weit vom Original entfernt waren, dass sie zu „eigenständigen“ Instrumenten wurden und als solche auch einen „eigenständigen“ Klangcharakter vorweisen konnten. Genau jene Individualität ist es schließlich, die sich heute so schwer nachbilden lässt und die Klopfgeister à la Hohner Rhythm 80 noch immer attraktiv macht.

Die Hohner Rhythm 80 on YouTube

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Fazit

Auf der Suche nach nostalgischem Klangcharakter und groovigen, analogen Patterns sollte man die Hohner Rhythm 80 nicht aus den Augen lassen. Für bescheidene 90-150 Euro erhält man ein Instrument „Made in Germany“, das technisch in den meisten Fällen völlig in Ordnung sein dürfte und das eine Fülle an warmen, prägnanten Analogsounds bietet, die man (alternativ) allenfalls am Synthesizer selbst nachbauen oder über Sample-CDs beziehen könnte. Natürlich ist der Rauschpegel von Rhythm 80 / Rhythm 80 K für heutige Maßstäbe etwas hoch und auch das Thema „Synchronisation“ bliebe im Studioverbund ein ungelöstes Problem. Dennoch ist der Klangcharakter analoger Drumcomputer ungebrochen „interessant“ und ohne Zweifel „groovig“, weshalb selbst eine Hohner Rhythm 80 noch lange nicht in den dunklen Keller verbannt werden, stattdessen jedoch (nach wie vor) zu musikalische Zwecke eingesetzt werden sollte.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Stimmt einfach alles. Ich habe den Rhythm 80 nicht in der „Tour-“ bzw. Kofferversion, sondern mit Holzverkleidung, die wohl perfekt zu Opa Herberts Schnee-Schnee-Walzer-Orgel passen sollte. Technisch sind die beiden wohl identisch. Und ich kann bestätigen, dass der Klopfgeist ausreichend Variationen hat (leider lassen sich die Presets nicht untereinander kombinieren). Die Bässe haben tatsächlich einen ungeheuren Wumms und die Maschine insgesamt genauso viel Charmce, wie von Theo beschrieben. Hätte sie zwei Features mehr (Programmierbarkeit und Trigger), dann würde ich sie jeder CR78 vorziehen.

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