ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Interview: Schiller – Christopher von Deylen

Schiller am Polarstern

4. April 2010

Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums Atemlos (12. März, Universal Music) lud Christopher von Deylen, der Mann hinter dem weltweit erfolgreichen Elektronikprojekt Schiller, in seine Berliner Wohnung zur Listening-Session bei Häppchen und Sekt. Hier hat er sein Studio in einer Raum-im-Raum-Konstruktion eingerichtet und produziert mitten in der Stadt eine Musik, die zwischen Ambient und Pop, Chillout und Electronica umherstreift und sich auf angenehme Weise stilistisch nicht festlegen lässt.

ANZEIGE

Wie auch bei den vorhergehenden Alben lud er unter anderem mit Nadia Ali, Midge Ure und nicht zuletzt Can-Legende Jaki Liebezeit illustre Gäste auf die Platte. Und ebenso wie den meisten Vorgängern ging auch Atemlos eine Reise voraus: Dieses Mal fuhr und arbeitete von Deylen vier Wochen auf dem Forschungsschiff „Polarstern“. Die Expedition in die Arktis hinterließ ihre Spuren in Songtiteln wie „Tiefblau“, „La Mer“ oder „Polarstern“ – inwiefern sie das Album auch musikalisch geprägt hat, wie er produziert und was er über seine Musik denkt, erfuhr AMAZONA im Interview mit Christopher von Deylen …

Schiller live

Schiller live

AMAZONA.de:
Einem neuen Schiller-Album geht oft eine Reise von Christopher von Deylen voraus. Kann man das irgendwo in der Musik konkret hören? Klingt Atemlos nach Arktis und Sehnsucht nach dem fernen Osten?

Christopher von Deylen:
Ich weiß es nicht – ich hoffe ehrlich gesagt, nicht. Ich mache keinen nachgelieferten Soundtrack zu einer Reise oder einen musikalischen Bilderbogen. Für mich ist das Reisen ein wesentliches Mittel, um meinen Geist am Leben zu halten und davon abzuhalten, anzukommen. Ich möchte bei jedem Album, jedem Werkabschnitt von vorne anfangen, und das ist natürlich einfacher, wenn sich im Gehirn sich etwas verändert. Denn sonst hätte ich Angst, dass ich fünfmal das gleiche Album mache. Eine Reise wie die auf der „Polarstern“ ist also eher eine Art Medium.

AMAZONA.de:
Nimmst Du auf Deinen Reisen Samples auf?

Christopher von Deylen:
Nein. Dabei käme ich mir ein bisschen vor wie ein Kulturimperialist, das mag ich nicht. Ich fotografiere viel, da habe ich komischerweise weniger Hemmungen, aber da ich ja Musiker bin und kein Fotograf, ist das vielleicht etwas anderes. Wenn ich Klänge unterwegs aufnehme, relativiere ich den Zweck des Reisens und Unterwegsseins, weil es darum geht, mein Bewusstsein zu verändern und nicht dort konkret etwas zu erschaffen. Das wäre mir zuviel Trophäe.

AMAZONA.de:
Kannst Du Dir vorstellen, ein Schiller-Album zu machen, nachdem Du ein Jahr nur in Berlin gesessen hast?

ANZEIGE

Christopher von Deylen:
Es kommt darauf an, was ich hier erleben würde, aber das ist theoretisch denkbar. Wobei ich nicht plane, wo ich im nächsten Jahr hinfahren möchte, sondern sich alles von selbst ergibt. Das ist kein Konzept; ich sage nicht, ich darf erst Musik machen, wenn ich weggefahren bin.

AMAZONA.de:
Wie hat sich die Reise auf der „Polarstern“ ergeben?

Christopher von Deylen:
Ich habe jemanden kennengelernt, der Wissenschaftler bei Marum ist, dem Bremer Institut für Meeresforschung. Wir haben gemerkt, wie viele Parallelen Wissenschaft und Kunst haben, und überlegt, einmal beides gemeinsam als Experiment zu erleben. Grundbedingung war, dass ich an Bord als Teil des Teams mitgearbeitet habe. Auf eine Art war dieses Forscherteam wie eine Band: Man hat gemeinsam einen Tauchgang mit dem Tauchroboter geübt, wie um ein Konzert zu geben – alles musste klappen, und dann war Showtime! Es war schön zu sehen, wie ähnlich das doch ist.

AMAZONA.de:
Jetzt hat also die Wissenschaft die Kunst beeinflusst: Wir haben das neue Schiller-Album. Wie war die Befruchtung in der anderen Richtung?

Christopher von Deylen:
Ich glaube, man war erst skeptisch, aber auch erleichtert, dass sich ein Nicht-Wissenschaftler für deren Arbeit interessiert. Musik ist ja keine Wissenschaft für mich, sondern eine extrem gefühlsgeleitete Geschichte. Ich glaube, dass die Wissenschaftler es gut fanden, dass sich andere Disziplinen für sie interessieren, dass nicht alles umsonst ist.

1_schiller_atemlos-cover.jpg

ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das erste Album von Schiller wo ich nach dem Kauf sagen muss, Ich will mein Geld zurück. Das ist nicht mehr der Schiller der er war.
    Warum muss das immer so sein, warum bleiben die Künstler ihrem Stil nicht treu und weshalb immer mehr Gesang auf den Alben.
    OK, alles Geschmacksache aber die Rezentsionen auf diversen Verkaufsplattformen geben mir da Recht.

  2. Profilbild
    tompisa

    Andrea Berg der Synthi Szene.
    sorry, aber bei Schiller dreht sich mir der Magen.. Esotherik Kitsch mit Billig Sounds. Wenn dieser Typ sich nicht auch noch so pathetisch ernst nehmen würde… und dann Idotien über Stockhausen, den er natürlich nicht verstehen kann, weil der halt studierter Musiker und akademischer Forscher war (der mal eben die Musikwelt aus den Angeln gehoben hat) . Gruselig was sich manche Fuzzis herausnehmen.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @tompisa Wenn sich die Menschen einfach nur gegenseitig die Wahrheit sagen, und vor allem, mit ganz einfachen wenigen Worten, ja oder nein, gäbe es sehr viel weniger Reibereien auf der Welt. Leider spriesen die Möchtegernpoeten wie Unkraut und servieren einen gemischten Salat an Widersprüchlichkeiten und Schwachsinn das einem übel werden kann.

  3. Profilbild
    Schneesurfer

    Über Musik lässt sich immer streiten und ist letztendlich Geschmacksache.
    Ich finde das Herr Deylen sehr dichte atmosphärische Kompositionen kreiert.Das aktuelle Album wird nach jedem Durchhören immer interessanter.Billige einfache Sounds sind hier nicht zu hören. Die Auswahl ist wohldurchdacht und wunderbar arrangiert.
    Die Musik von Schiller ist sicher nicht sehr experimentell, muss es aber auch nicht sein.

    Was Stockhausen betrifft, die Musik ist interessant, aber auch hier gilt, das sich diese nicht für jeden erschliesst. Deshalb müssen diejenigen die mit Stockhausen nichts anfangen können,nicht weniger Musikverständnis haben. Ich glaube das nicht nur studierte Musiker gute Musik machen können. Es zeigt sich immer wieder, das gerade nicht studierte Musiker die beste Musik machten, da sich diese unbedacht nicht in die kompositorischen Zwänge einordnen und dadurch weitaus kreativer sein können.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Schneesurfer Die Musik von Schiller ist sicher nicht sehr experimentell, muss es aber auch nicht sein.

      Was soll uns dass jetzt sagen? Dann kann ich auch sagen:
      Wasser ist sicher nicht trocken, muss es aber auch nicht sein!

  4. Profilbild
    Dr.Funk

    „Für mich liegt in der Wiederholung einfach ein emotionaler Reiz. Aber wiederum nicht wie bei Philip Glass oder in der Minimal Music, das ist wieder so ausgedacht: „wir dürfen nicht… wir müssen aber…“ Das verstehe ich nicht, weil man Musik ja nicht eingrenzen oder „eindenken“ kann.“

    Tja, wer grenzt denn jetzt hier wirklich ein?

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    So weit ich mich erinnern kann waren hier mal 8 Kommentare.

  6. Profilbild
    nightstorm

    Stockhausen künstlerische Arroganz zu unterstellen und seinen Weg zur Musik als falsch zu bezeichnen hätte ich Christopher echt nicht zugetraut .
    Is ja o.k. wenn er im Interview zugibt mit solcher Musik nicht klarzukommen -aber wozu gleich solche Pauschal-Statements ??

    Minimal Music hat einen völlig anderen Ansatz und hat doch nichts mit selbstdefinition zu tun

    Trotzdem danke für das Interview welches ansonsten ja auch zt. sehr interessant ist .

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Zitat von der myspace seite:

    „SCHILLER is Germany’s leading electronic artist. The multi-gold and plantinum-awarded project has been created by Christopher von Deylen in the tradition of teutonic sound-pioneers.“

    Wenn einem von der Musik nicht schlecht wird, dann spätestens hier.

  8. Profilbild
    4damind

    Ein sehr großer Rückschritt ist das Album gewesen. Langweiliges Geplätscher, unmotiviert, schlecht umgesetzt. Wenn man das Album hört bekommt man eher Depressionen.

    Drums waren noch nie Christophers Stärke, genauso wie er noch nie ein großer Effekt-Experte war. Er würde zwar gerne in die Fußstapfen von Enigma oder Tangerine Dream treten aber dazu fehlt es ihm einfach an den Basics.

    Die ersten Alben war noch interessant, vielleicht auch gerade weil sie nicht so ganz Perfekt waren. Mit „Sehnsucht“ ist es dann schon langsam abwärts gegangen. Ich war damals sogar im Konzert und es war wirklich nicht sonderlich gut. Der Sound war schlecht, die Präsentation langweilig. Der einzige Höhepunkt war Kim Sanders.

    Wenn ich mir Ausschnitte des Live-Konzerts von Atemlos anschaue auf Youtube und da z.B. Nadia Ali, dreht sich mir der Magen um. Die Gastsänger reißen das ganze Mittlerweile eher noch weiter runter, weil Nadia Ali hat hier Live auf ganzer Linie versagt.

    Schiller hat sicherlich seine Fans, die ihm auch die Treue halten und letztlich dann auch die Locations füllen. Aber das war es auch schon gewesen. Insgesamt sehr Enttäuschend die Entwicklung von Schiller.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Zwar längst nicht mehr Aktuell aber trotzdem muss ich nach dem ganzen hier mal meine Meinung ablassen. Musik is halt immer noch Geschmackssache aber mir kommt es so vor als sei ich zumindest bei diesem Interview einer der einzigen Schiller „Fans“. Atemlos war für mich anfangs ungewohnt da es sehr stark in die Elektronische Richtung geht. Ich habe den Perkussiven Klang der Drums so wie den Manchmal Fernöstlichen Touch von Sehnsucht und Leben geliebt. Die Drums sind generell das was mich an Schiller zumindest bis Sonne Begeistert. Kla ich weiß woher viele kommen, Core Library von Stylus RMX aber trotzdem, diesen Sound finde ich bei nicht vielen anderen, nicht in der Form. Was man dem guten Christoph leider mittlerweile ankreiden muss ist meiner Meinung nach das er immer mehr in den Mainstream abdriftet. Opus war zwar Klassisch aber die Drums hörten sich fast immer gleich an und bei DIESEM Album habe ich mir gedacht „Ne das is nich mehr Schiller“…Jeder Mensch verändert sich und die Musik mit ihm. Aber trotzdem sind für mich alle Alben von Schiller Atmosphärisch, manchmal Kraftvoll, Harmonisch und ich mag diesen Sound und die Drums.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X