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Test: Arturia Prophet V

Arturia Prophet V

3. November 2006

Als der Prophet 5 der Firma Sequential Circuits Ende der 70er Jahre auf den Markt kam war er in der Tat einer der ersten polyphonen und speicherbaren Synthesizer, der nach dem typischen subtraktiven System arbeitete, welches heutzutage in fast jedem Synthesizer oder Sampler angewandt wird.
Interessanterweise ist der Prophet 5 auch heute noch ein begehrtes Sammlerstück, denn der gute Gesamtklang dieses analogen Schiffs ist trotz nur fünfstimmiger Polyphonie einfach „unique“.
Arturia ist sicherlich nicht die erste Firma, die dies erkannt hat und so gibt es seit langem den NI Pro 53 und auch der Creamware Pro12 versucht sich den Klang auf DSPs zu emulieren. Viel interessanter finde ich persönlich den Prophet VS, einen hybriden Synth der 80er Jahre, den ich selber mal mehrere Jahre besessen habe. Im Gegensatz zum Prophet 5, der über analoge Oszillatoren verfügt, sind die Oszillatoren des Prophet VS rein digital. Pro Stimme stehen vier digitale Oszillatoren zur Verfügung, die anschließend durch ein analoges Filter geschleust werden. Klanglich sind beide Propheten nicht zu vergleichen, jedoch sind beide Geräte Meilensteine der Synthesizerentwicklung und sind klanglich nach wie vor ungeschlagen. Oder hat es Arturia wirklich geschafft, die analogen Verzerrungen und Ungenauigkeiten der Bauteile perfekt zu emulieren …. ? Nun ist Arturia auch nicht die erste Firma die einen Prophet VS zu emulieren versucht, es gibt bereits den VectorSector von GeneralVibe, der klanglich aber leider gar nicht den Charakter des echten VS trifft.

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Arturia biete den „Prophet V“ als Bundle aus den Emulationen des Prophet 5 und des Prophet VS. Als Bonus gibt es sogar noch eine „Hybrid-Version“, die beide Emulationen zu einem Synthesizer verbindet. Die beiden virtuellen Modelle orientieren sich so stark am Original, dass man auf den ersten Blick kaum einen –Unterschied feststellen kann. An ein paar Stellen hat sich Arturia jedoch Gedanken gemacht und noch einige Features draufgelegt.

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Prophet V
Der Prophet 5 mischt zwei Oszillatoren und Noise in ein resonanzfähiges Tiefpassfilter. Zwei ADSR Hüllkurven steuern Filter und Amp und zwei LFOs können auf diverse Ziele gelegt werden. Wer die Architektur des Prophet 5 noch nicht genau kennt, kann sich gerne unseren Testbericht zum Creamware Pro12 ansehen.
Arturia hat sich sehr viel Mühe gegeben den Prophet 5 so exakt wie möglich zu emulieren. Wer sich mit der Geschichte des Prophet 5 auskennt, weiß jedoch, dass es nicht „den Klang“ des P5 gibt. Denn während der Produktionsjahre wurden mehrere Änderungen am Gerät vorgenommen, die sich auch auf den Klang auswirkten. Arturia nahm sich zwei gut erhaltene Geräte der Revision zwei zum Vorbild und emulierten genau diese beiden Modelle. Es soll uns hier auch gar nicht um „klingt genau, wie das Original“ gehen, sondern um den generellen Grundsound und den generellen analogen Charakter.

Ähnlich verhält es sich mit dem Prophet VS, der auch in verschiednen Versionen erhältlich war. So wurden ab einer bestimmten Seriennummer andere Curtis Filter-Chips verbaut, so dass alleine dadurch der Klang von den anderen Geräten leicht abwich.
Der virtuelle VS sieht optisch ganz anders aus als das Original, um die Bedienung zu verbessern. Das Original hatte leider nur einen Data-Entry Regler und dafür viele Tasten anstatt vieler Potis, sodass das Programmieren eines Sounds nicht so flüssig von der Hand ging. Alleine dafür gibt es schon mal ein dickes Plus, da man endlich auch schnellen Zugriff auf all die Parameter hat. Besonders schön finde ich die Erweiterung seitens Arturias um das Multimodefilter mit dem sich noch mehr Klangfacetten öffnen. Wer den VS nicht genau kennt, kann sich im Test des VectorSector von Axel Jungkunst ein genaues Bild des VS machen.

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Die Hybridversion aus 5 und VS erlaubt mittels einer großen Modulationsmatrix die Mischung beider Synthesizer in einem Gerät. Im Fenster „Audio“ kann man zudem den Source-Mixer des VS alternativ mit den Oszillatoren des Prophet 5 füttern und auch das Routing der beiden Filter und des Noise-Generators bestimmen. Dies ergibt schon fast ein kleines semimodulares System aus Prophet VS und 5 mit dem sich neue Klänge erzeugen lassen. Dies ist, wie wir finden, eines der interessantesten neuen Features im Prophet V.

Auch hier hat sich Arturia wieder ein nettes Gimmick ausgedacht: Wenn man zwischen den Modi 5, VS und Hybrid umschaltet, wird man von einer Animation erheitert, die das Bedienpanel dreidimensional mit einer Art Hydraulikvorrichtung bewegt.

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Features
Der Prophet V kommt in einem schmucken Karton mit dickem gedrucktem Handbuch, einer Registrierungskarte und einem USB Synchrosoft-Dongle, den auch Firmen wie Steinberg, Korg und IK Multimedia benutzen. Der Dongle fungiert als Kopierschutz und so kann der Prophet V nur auf einem einzigen Rechner eingesetzt werden. Wenn man nun mehrere Programme verschiedener Hersteller besitzt, so kann man die Prophet V Lizenz vom Arturia-Dongle auch auf seinen Cubase SX Dongle transferieren um Steckplätze zu sparen. Da Arturia den Dongle gleich mitliefert ist gegen dieses System generell nichts einzuwenden. Leider kommt es aber des Öfteren vor dass sich die Synchrosoft Dongles je nach Baujahr untereinander nicht korrekt verstehen. So musste ich auf meinem System die Dongles mehrfach umstecken und neu installieren, bis ich eine funktionsfähige Konstellation gefunden habe um die Lizenz auf meinen Haupt-Dongle zu transferieren. Leider scheint es noch den ein oder anderen Bug bei der Abfrage des Dongles zu geben. Bei der Umschaltung der Klänge scheint der Dongle jedesmal abgefragt zu werden und dabei kam es bei uns des Öfteren dazu, dass genau in diesem Augenblick der Dongle nicht mehr erkannt wurde und man die Software neu starten musste. Schade, dass man mit solchen Problemen zu kämpfen hat, wenn man sich heute ein Softwarepaket kauft.
Der Prophet V läuft als Standalone Version und in den Formaten VST, DXi, RTAS und AU. Das Hauptfenster kennen wir bereits von anderen Arturia-Produkten.

Die Soundverwaltung wird meines Wissens fast bei jedem Testbericht bemängelt. Leider konnte sich Arturia bis heute nicht durchringen eine praxisgerechtere Struktur zu schaffen. So muss man sich durch drei Menüs hangeln, um einen Klang zu erreichen und die Klangauswahl über die Sequenzer-Patch-Struktur ist nicht möglich.

Beim ersten Anspielen fällt auf, dass die Stimmenverteilung bei fast jedem Klang auf „Reset“ steht. Mit diesem Modus kann man kaum polyphon spielen, denn es werden stets Stimmen verschluckt. Der Modus „Circ“ (für Zirkulär) ist dafür eher geeignet. So muss man zur Zeit bei vielen Klängen diesen Modus manuell einstellen um ordentlich spielen zu können.
An Klängen gibt es neben den Werksklängen der beiden Originale viele neu Programmierte, die auch den Hybridmodus unterstützen und auch von den zusätzlichen Effekten Gebrauch machen. Es stehen jetzt Chorus und Delay zur Verfügung, die in den Originalen nicht vorhanden waren. Der Chorus des Prophet VS kann damit eingeschränkt emuliert werden, kommt aber klanglich nicht genau an den Original-Chorus heran.

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Praxis
Beim Spielen der Klänge wird man sofort in die 80er Jahre katapultiert. Die meisten Klänge der Werkslibraries hat man schon oft in Chartproduktionen gehört. Den legendären VS Chor kennt man beispielsweise von „Forever Young“, die VS-Strings als eher unmarkanten Sound von fast jeder älteren Pet Shop Boys Produktion. So hat das Arturia-Paket auf jeden Fall schon mal die Liebhaber der 80er Jahre voll überzeugt. Unter den neuen Klängen findet sich fast alles, was man überhaupt mit den Synthesizern anstellen kann, und das auch für zeitgenössische Musik. Es ist also für jeden etwas dabei.

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Das wohl wichtigste ist der Klang. Hier können wir Arturia absolute Bestnoten verteilen. Zwar erkennt das geübte Ohr immer noch den Unterschied zwischen Original und „Fälschung“, aber für sich genommen klingen beide Emulationen einfach fantastisch authentisch. Im Grunde sind die Unterschiede zum Original vernachlässigbar. Der Charakter des Prophet 5 wie auch des Prophet VS wird recht genau getroffen, auch wenn mein Kollege Peter Grandl das anders sieht ;-) (Retour). Natürlich gibt es hörbare Unterschiede, jedoch dürften sich ausschließlich Freaks und Puristen daran wirklich stören. Da es außer Chorus und Delay keine anderen Effekte gibt, ist der Grundsound des Prophet V allgemein „vintage“. Man könnte sicherlich noch zeitgemäßere Sounds erzeugen, wenn Arturia ein paar mehr Effekte (z.B. Hall, Distortion, Equalizer, Phaser, Flanger ect.) einbauen würde.

Zum Test haben wir uns einen Prophet VS aus dem Studio von Tom Wax ausgeliehen um einen 1:1 Vergleich zu bekommen. Es ist schon toll dieses einmalige Gerät mal wieder als Hardware unter den Fingern zu haben. Im direkten Vergleich zum Arturia Prophet VS klingt unser original Modell etwas druckvoller und „schmutziger“. Die digitalen Wellenformen werden vom virtuellen VS etwas weicher wieder gegeben, wodurch der Charakter auch mit Filter etwas zahmer ist als der des Originals. Den Vergleich zum Native Instruments Pro 53 kann Arturia klanglich klar für sich verbuchen. Gegen den Prophet V kommt der in die Jahre gekommene Pro 53 nicht an, verbraucht aber dafür auch nicht viel Leistung (s.u.). Der Creamware Pro12 liegt in etwa gleich auf, auch wenn der Pro12 unserer Meinung nach die Verzerrungen im Filter nicht so gut nachahmt wie der Arturia.

Das PlugIn wurde auf einem Pentium 4 mit 2,4 GHz und 512 kB 2nd Level Cache getestet und wir staunten nicht schlecht, denn acht Stimmen des virtuellen Prophet VS lasten diesen Mittelklasserechner je nach Sound mit 50% bis 90% voll aus. Auch der Prophet 5 genehmigt sich eine gehörige Portion CPU (16 Stimmen bei 85%). Den Hybird-Modus konnten wir auf unserem System je nach Sound schon bei sechs Stimmen auf Vollauslastung bringen. Dieser Tatbestand ist natürlich für ein PlugIn, dass man in einer Produktion einsetzen möchte ein K.O.-Kriterium, es sei denn man macht regen Gebrauch der Cubase SX Freeze Funktion. Möchte man hingegen einfach nur Live spielen, so muss man sich dessen bewusst sein, dass man einen aktuellen Rechner über 2GHz benötigt. Wir sind uns relativ sicher, dass Arturia da noch optimieren kann und hoffen, dass dies in einem der nächsten Updates auch geschieht. Mit aktuellen Prozessoren wie Pentium D oder CoreDuo2 von Intel sieht die Lage schon etwas entspannter aus. Ein Update gab es aber bis heute nicht.

Fazit
Mit der Emulation der Legenden SCI Prophet 5 und SCI Prophet VS ist Arturia klanglich ein großer Wurf gelungen. Die beiden vintage Synths werden bis aufs kleinste Detail getreu abgebildet. Vor allem Liebhaber des „guten Alten 80er-Jahre- Sounds“ werden voll auf Ihre Kosten kommen!! Leider kostet das auch recht viel Rechenleistung und es gibt noch Probleme mit dem Dongle. Wie wir es von Arturia gewohnt sind, erwarten wir Updates, die diesen Problemen entgegenkommen.

PLUS
++++ Klang
++++ Hybridmodus
+++ Zusätzliche Funktionen
++ Importfunktion per Sysex

MINUS
—- Performance
— Soundverwaltung

— Die Prophet VS Emulation verfügt über keinen Double Mode wie das Original

Preise
UVP: 199 Euro
Straßenpreis: 190 Euro

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ich finde den Proph von Native Instruments um Klassen besser. Erstens klingt er viel runder, weicher und wärmer und zweitens braucht er nicht mal halb so viel Resourcen wie der Arturia. Wenn man schon Prophetsounds haben möchte sollte man sich die Korg Legacy-Edition und den Prophet von Native holen.
    Gruß
    Piet

    • Profilbild
      kfog

      tja piet da hast du leider noch nicht an einem original pro 5 gesessen … der prophet V kommt sehr gut an das original ran. selbst die filter klingen recht gut wenn man mit einer hohen auflösung arbeitet.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Lieber Piet,
    zum Glück ist da sowohl die nationale und internationale Presse, als auch ein Großteil unserer Kunden anderer Meinung.

    Mit freundlichem Gruß

    Tomeso

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Das was ich bisher vom Arturia Prophet V gehört habe, klingt in meinen Ohren deutlich besser als der Pro53 von NI. Die CPU Anforderungen stehen halt auf einem anderen Blatt.
    Gruß Björn

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Beim Umschalten in den Hybridmodus klappt sich das Prophet des VS Panel immer sehr langsam auf, was mich persönlich sehr anstrengt – ich bin von Natur sowieso eher für weniger Grafik und bessere Performance. Trotzdem: Der Klang beider PlugIns ist sehr erhaben. NI und Arturia ergänzen sich sehr gut, im Vergleich ist der Arturia Prophet aber einfach roher und saftiger. Lieben Gruß aus der Tiefkühltheke !

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    @ Alex: Beim Klick auf die Prophet V Plakette (auf dem Holzrahmen) öffnet sich ein zusätzliches Fenster. Dort kannst Du u.a. die "Klapp-Animation" deaktivieren und das Umschalten zwischen den unterschiedlichen Modi geht dann deutlich schneller.

    Gruß
    Tomeso

  6. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Kann hier nur für den VS sprechen, den P5 kann ich leider nicht direkt vergleichen ;-) Ich bin der Meinung, daß sich Arturia mit der Software dem Sound-Charakter eines Prophet VS so gut es geht angenähert hat. Momentan sehe ich hier die beste z.Zt. erhältliche VS Emulation. Trotzdem muss man sagen, daß der Sound doch anders ist. Der Druck eines VS fehlt, ebenso der klare, filigrane Klang.

  7. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ihr schreibt das der VS ab einer bestimmten Seriennummer andere Filter Chips hat. Imho ist das beim Prophet 5 so aber nicht beim VS.
    LG Tom

  8. Avatar
    AMAZONA Archiv

    wenn mann schon den jupiter sound haben will sollte man sich den casio und den yamaha und den korg holen …hä?

    prophet arturia hybrid ist wirklich top

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