ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Eastwest Hollywood Strings (Diamond)

Luxus-Streicher für Komponisten

13. Oktober 2010
Eastwest Hollywood Strings

Eastwest Hollywood Strings

Die amerikanische Software-Firma Eastwest feiert dieses Jahr ihr 22-jähriges Jubiläum. Dazu erst einmal einen herzlichen Glückwunsch. Seit Anbeginn ihres Bestehens ist diese Firma bis heute einer der führenden Hersteller von sehr hochwertigen Sample-Librarys. Doug Rogers und Nick Pheonix sind sowohl das Herz und das Hirn dieser Firma. Angefangen hat es mit einer Vielzahl von Sample CDs, die auch heute noch ihren Wert haben. Hier einige die von Eastwest produziert wurden: „Voice of the Apokalypse“ „Guitar and Bass“ . Selbst die „Ultimate Piano und String Collection“ für den EMU-Sampler sollten nicht unerwähnt bleiben, da sie sehr lange einen Maßstab setzten, und des Preises wegen, von damals mehreren hundert D-Mark, nur für den großen Geldbeutel bezahlbar waren. Selbst ich staunte über die Speicherplatz raubenden 30 Megabyte! für das Piano, die ich in meinem Kurzweil 2500 Rack-Sampler mit 128 MB Speicherplatz benötigte, …so vor ca. 10-15 Jahren.

Darüber hinaus bewegte sich Eastwest immer an der Grenze des technisch Möglichen und forderte alles von sämtlichen Systemen ein, die zur Musikproduktion gebaut wurden. Es folgte das große Bestreben, ein ganzes Orchester für einen Rechner gestützten Software-Sampler (Kontakt von NI) zu produzieren, nebst anderen ethnischen Librarys wie die Library „RA“ oder „Stromdrum“ und „Symphonic Choir“ die folgten. Als die 24 Bit Version des Platinumorchesters erschien, kostete diese ca. 3500 Dollar. Das wären heute etwas mehr als 2700 Euro. Heute gibt es diese für ca. 900 Eurp. Ein kleiner Meilenstein war das so genannte „QLegato“. Es ist eine Artikulation in der Gold- und Platinum-Edition Orchesterlibary, die sich tatsächlich wie ein echtes Legato (organisch klingendes Binden ab 2 Noten)anhört und als einer der ersten Firmen auf dem Markt diese schwierige Funktion bereit stellte. Es folgte die Loslösung des von Native Instruments gestützten Sample-Players „Kontakt“ als Host für ihre Librarys. Statt dessen wurde eine eigene Engine namens „Play“ ins Leben gerufen, welche wohl den Bedürfnissen der Firma geeigneter erschien.

ANZEIGE
Das Hollywood Strings Production-Team (L-R): Doug Rogers, Shawn Murphy, Nick Phoenix, Thomas Bergersen

Das Hollywood Strings Production-Team (L-R): Doug Rogers, Shawn Murphy, Nick Phoenix, Thomas Bergersen

Mit dem Erscheinen von „Silk“, einer Sammlung von ethnischen Blas- und Zupfinstrumenten aus China, Afrika und Indien begann eine neue Stufe der Qualität und Quantität an Datenmengen ihrer Librarys.  „RA“, „Stormdrum 2“, „Silk“ „Ministry of Rock“, „Goliath“, „Fab Four“, „Quantum Leap-Pianos“, „Voices of Passion“ sowie das Orchester wurden alle auf die „Play“-Engine umgestellt oder direkt dafür produziert. Bei der Vielzahl von teilweise auf einmal erscheinenden Produkten frage ich mich, ob diese Herren die Worte „essen“ und „schlafen“ überhaupt noch kennen. Da diese Firma immer an einer Weiterentwicklung ihrer Produkte interessiert ist und die Konkurrenz nicht schläft, ist an dieser Stelle mal wieder ein neues Produkt von Nöten. Als Verstärkung wurden der Produzent Thomas Bergersen (The Hulk, The Dark Knight, Harry Potter 6, I am Legend) und der Soundengineer Shawn Murphy (Star Wars 3-„Rache  der Sith“, Jurassic Park, Ice Age 2 und 3) dazu geholt, die ihre reichhaltigen Erfahrungen in dieses neue Produkt in voller Gänze mit eingebracht haben.

Hier nun ihr neuester Streich, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die EastWest Hollywood Strings

Ich gebe zu, dass ich diesen Testbericht nicht ganz unbefangen schreiben kann, da ich als klassischer Musiker mit starken Einschlag zur Unterhaltungsmusik einerseits um die gnadenlose Kritik gegenüber Simulationen jeglicher Art selbst ausgeliefert bin, aber auch den wahnsinnigen Aufwand andererseits zur Erstellung eines solchen Produktes erahnen kann. Als ich die ersten Klangbeispiele hörte, war mir klar, dass es sich hier nicht mehr unbedingt um ein rein kommerzielles Produkt handelt, sondern wahrlich um eines, mit dem ich Kunstvolles erstellen kann. Dies schreibe ich, weil ich eine Probe mit dem Dortmunder Stadtorchester als Keyboarder für das Musical „Peter Pan“ von Konstantin Wecker gespielt habe. Zuvor hörte ich die Klangbeispiele der „Hollywood Strings“. Bei den ersten Tönen des opulenten Streicherscores in der ersten „Peter Pan“ Probe schreckte ich etwas auf und fragte mich, warum das eigentlich genauso klang wie die „Hollywood Strings“.

 Erster Eindruck und Installation

Nun aber zum Test:

DVDs werden langsam altmodisch. Die Firma Samplelogic begann als erster mit der Auslieferung der Sounddesign-Library „Morphestra“ auf Festplatte, welches einerseits das Produkt unnötig verteuert, aber es einfacher gestaltet, mit der Software direkt arbeiten zu können. Bei den „Hollywood Strings“ kann man aber dankbar dafür sein, dass der Käufer eine 500 GB große Festplatte erhält. Ich wäre geradezu wütend, wenn ich 334 Gigabyte Library-Daten von DVDs auf meine Festplatte überspielen müsste. Es hat aber immer noch ca. 5 1/2 Stunden gedauert, bis ich die Daten überspielt hatte, da die Festplatte innerhalb der Lizenzvereinbarung in einem Zeitraum von 30 Tagen zurückgesendet werden muss, sollte die Festplatte z.B. defekt sein oder man sie nicht als Backup behalten möchte. Ansonsten wird sie in Rechnung gestellt. Um die Daten zu überspielen, muss eine Dockstation für 3,5 Zoll-Festplatten angeschafft werden. Allein das lässt schon erahnen, dass hier ein Produkt vorliegt, welches einen modernen leistungsstarken Rechner benötigt. In den Systemanforderungen wird ein Intel Dual Core als Mindestanforderung angegeben. Ein Quadcore Rechner ist wohl ganz komfortabel, und optimal ist ein Eightcore Rechner. Ich fürchte, das muss man ernst nehmen, wie wir im weiteren Verlauf des Testes sehen werden. Der Installations-Wizard von Eastwest verrichtet seine Arbeit problemlos. Die Idee, den Kopierschutz über die hauseigene Software direkt auf den Ilok-Dongle zu schreiben, und dies auch nur einmal, ist einerseits eine gute Lösung, nur weiß ich nicht, wie verfahren wird, wenn dieser mal kaputt geht. Hier liegen mir keine Erfahrungswerte vor. Der Support von Eastwest ist aber sehr gut, freundlich und schnell.

General User Interface

Die nun schon seit einiger Zeit etablierte „Play“-Engine, die ihr Erscheinungsbild für jedes Produkt stetig wandelt, erfährt hier ein an die „Art Déco“ oder „Art Nouveau“ angelegten Design, welches assoziativ an die 30er/40er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnert.

Im Gegensatz zur Platinum Orchester GUI sind neue Funktionen hinzugefügt worden.

ANZEIGE

Performancefenster

Round Robin Reset

Dieser Schalter wird benötigt, wenn eine Sequenz von vorne abgespielt wird. Beinhaltet ein Marcato bis zu 7 unterschiedliche Samples, beginnt die Sequenz nach Betätigen des Schalters mit Sample 1, ansonsten würde vielleicht die Play-Engine mit Sample Nummer 5 starten und klingt dann nicht so wie gewünscht. Hier wird eindeutig dem Perfektionisten unter den Produzenten Tribut gezollt, was ich verstehen kann. Es kostet einfach Zeit, wenn gerade der Beginn einer Sequenz plötzlich beim Bouncen eines Tracks nicht so klingt, wie es gewünscht ist.

Neu: Portato-Funktion

Das Portato, richtiger wäre die Bezeichnung „Portamento“, bei Streichern ist ein Phänomen, welches sich in der Ausführung von anderen Instrumenten unterscheidet. Da Streichinstrumente keine Bünde auf dem Griffbrett besitzen wie Gitarren, wird dieser Umstand als Ausdrucksmittel genutzt. Wenn Portamento bei Streichern verlangt wird, bedeutet dies, dass Intervallsprünge von jedem einzelnen Ensemblemitglied vom Ausgangston in den Zielton nicht direkt angespielt wird, sondern von unten oder oben auf dem Griffbrett  kurz vor Greifen des Zieltones hinein-„gerutscht“ wird. Durch diesen Schalter wird kein komplettes Portamento erzeugt, aber ein unter Streichern genanntes „Endportamento“, welches erklingt, wenn ein Zielton anvisiert wird. Hört man sich gerade ältere Filmscores an, wird deutlich, dass dieses Hineinrutschen in den Zielton mit zu den beliebtesten Artikulationen dieser Filmorchester gehört. Bei allen anderen Instrumenten bedeutet Portato, dass die Töne breit und dicht aneinander gespielt werden und dennoch jeder Ton deutlich von einander abgesetzt wird. So richtig im wahrsten Sinne des Wortes berauschend klingt es, wenn man die Artikulation aus dem Ordner für „Powerful System“ hinein lädt. Die Powerful System Artikulation nutzt gezielt den Quadcore/Eightcore Prozessor eines Rechners und lädt bis zu 1 GB an Daten in den Speicher. Dafür bekommt man aber ein fast unglaubliches Klangergebnis zu Gehör, welches in dieser Qualität von sonst niemandem angeboten wird.

Legato

Betätigt man diesen Schalter, ist die geladene Artikulation nur noch monophon spielbar. Dies ist auch schön umgesetzt, da man dies auch auf dem Masterkeyboard gefühlvoll umsetzten kann. Hier wurde anscheinend ganz bewusst auf das erfahrbar physisches Spielgefühl auf einer Tastatur mit eingebunden. Jeder erfahrene Komponist ist ja darauf bedacht, dass seine Melodien dementsprechend gestaltet werden, und beim Durchhören der unterschiedlichen Artikulationen können diese mit den zugeschalteten Performances durchaus ins Staunen versetzten, dass dies nun möglich ist.

Neu: Con Sordino-Funktion

Das Con Sordino dämpft die Saiten ab. Dafür wird ein Aufsatz aus Plastik direkt am Steg auf die Saite gesetzt. Dies wird mit diesem Schalter verrichtet. In der Platinum Edition ist dies eine für sich eigenständige Artikulation, die geladen werden muss. Die fällt hier weg, und spart einfach Zeit.

Ohne Con Sordino

Mit Con Sordino

Repetition

Diese Funktion ist mittlerweile bekannt zur Vermeidung des Machine-Gun-Effekts, daher bewirkt dieser Schalter das Abspielen von unterschiedlichen Samples bei stetiger Wiederholung des Abspielzyklus‘.

Neu: Other

Diese Funktion ist für Skripte, die sonst noch im Hintergrund verrichtet werden. Dieser sollte nicht abgeschaltet werden, wenn er nach Einladen einer Artikulation aufleuchtet, bis man gehört hat, welche Skripte ausgeführt werden. Ansonsten übt er keine Funktionen aus, wenn man ihn bei anderen Artikulationen hinzu schaltet.

Neu: Fingerposition

Dieser Regler kann nicht direkt eingestellt werden. Er dient lediglich zu Übersicht und zeigt an, welche Fingerposition bzw. Lage auf dem Griffbrett das Streichinstrument über die Keyswitches aktiviert wird. Dazu aber später mehr in Besprechung der Library-Übersicht.

Stereo Double

Hier wird in produktionstechnischer Hinsicht die Möglichkeit geboten, den Orchesterscore pro eingeladene Artikulation im Stereo-Feld zu verbreitern. Sie nutzt die natürliche Raumpositionierung einer Sektion innerhalb eines Orchesters als Ausgangspunkt. Violinen sitzen vom Dirigenten aus betrachtet auf der linken Seite. Wird „Stereo Double“ nun mit einbezogen mit Zuschalten des Buttons „L“ für „links“,  kann so das Verhältnis Direktsignal und natürliche Rückschallsignal auf der rechten Seite eines Reverb mit dem Amount-Regler im Stereofeld stärker von einander aufgefächert werden. Wechselt man zu Schalters „R“, kann nach meinem Höreindruck das Raumsignal über den „Amount“-Regler so weit verstärkt werden, dass die Streicher sich klangfüllend in der Mitte positionieren. Dabei wird aber nicht künstlich eine Dopplung des Signals erzeugt, sondern die Raumverhältnisse des aufgenommenen Material in neue Verhältnisse gesetzt, um das Stereofeld für seine eigene Produktion anzupassen. Dies verhindert unnatürliche Klanggestaltung. Wer Unnatürliches möchte, wird wohl zu ganz anderen Plug-ins greifen. Klanglich ist diese Funktion sehr schön von subtil bis an die Grenze des natürlichen ausgereizt und umgesetzt.

Microphones

Was ist Divisi?

Da in den „Hollywood Strings“ generell der Divisi-Mode einen sehr großen Anteil einnimmt, sowohl in der Aufnahmetechnik der HW Strings, als auch in der Library selbst, möchte ich mich diesem Begriff natürlich auch widmen. In jeder Instrumentengruppe gibt es die Satzaufteilung vereinfacht ausgedrückt wie in einem Chor: Sopran, Alt, Tenor, Bass. Im Falle der Streicher sind es: 1 Violinen (Sopran), Viola (Alt), Violoncelli (Tenor) und Kontrabässe (Bass). Dieses gilt im Großen und Ganzen adäquat für die Blechbläser und Holzbläser mit Abweichungen und Ergänzungen durch zusätzliche Instrumente, die auch der Bläsergattung zugehörig sind, aber baulich anders und andere Klangfarben mit sich bringen. Um bei den Violinen zu bleiben, befinden sich in einem großen Orchester im Durchschnitt 15-22 Violinen 10 Bratschen 10 Celli und 7 Kontrabässe. Dies ist nur ein Richtwert, um das Phänomen „Divisi“ zu erläutern. „Divisi“ bedeutet nichts weiter, dass eine Instrumentengruppe sich aufteilt, um eine zweite Stimme innerhalb einer Gruppe spielen zu können. Somit wird als Beispiel in den Violinen die erste Stimme mit 9 Streichern gespielt und die zweite mit 7 Streichern. Das ist ein ganz bestimmter Klangcharakter. In den bisherigen Librarys hatte man ja nur Violinen, die mit 11 oder 15 Personen gesampelt wurden. Spielte man mit diesem Klang eine zweite Violinenstimme, hörte man wieder 11 bis 15 Personen. Somit hört man zwei Stimmen, die von 22 bis 30 Personen gespielt werden. Für das etwas geschulte Ohr war schnell zu erkennen, dass es sich um eine Soundlibrary handelt. Dies ist die satztechnische Grundlage von „Divisi“. Welchen eindrucksvollen Klang das mit sich bringt, zeigt das Divisi-Beispiel.

Hier wurde aber zusätzlich der Divisi-Modus in den Violinen gesondert behandelt. In den ersten Divisi-Violinen ist das Konzertmeisterpult leicht hervorgehoben. Die zweiten Violinen klingen homogener. Somit klingt das Ergebnis im Zusammenhang authentischer und lässt sich kaum noch von einer originalen Einspielung unterscheiden.

In den Microphones findet sich die tontechnische Umsetzung des „Divisi“. Das Schaubild gibt Auskunft darüber, wie hier vorgegangen wurde.

An der Anzahl der Divisi-Mikrofone erkennt man deutlich den Aufwand, der betrieben wurde, um die Aufteilung von Melodiestimmen innerhalb einer Gruppe aufnahmetechnisch einfangen zu können. Lädt man ein Divsi-Patch, wird sie nur in den Close-Mics eingeladen. Das Stereofeld ist entsprechend der Raumpositionierung der Instrumente angelegt. Gerade in den Violinen wurde sogar noch einmal unterteilt, denn in den ersten Violinen ist das Konzertmeisterpult mit eingearbeitet, und somit sticht diese Solovioline auch leicht heraus. Die zweiten Divisi-Violinen klingen homogener. Dieser Unterschied entspricht klanglich genau der Praxis im Orchester. Normalerweise versucht ein guter Konzertmeister so zu spielen, dass er die Gruppe führt, ohne heraus zu stechen. Vergleicht man jedoch Librarys, wo ein Konzertmeister einen homogenen Klang mit seiner Gruppe erzeugt, sind die Ergebnisse als Library wieder nicht zufriedenstellend. Also ist die Idee, den Konzertmeister leicht zu betonen, für die Erstellung einer Library doch vorzuziehen. Die Bezeichnung im Schaubild mit „T“ = Decca Tree beschreibt ein Verfahren, welches den Abstand von 2 Metern der Mikros in der Horizontalen und 1,5 Metern Abstand in der Mitte über den Mikros in der Vertikalen beinhaltet. Die Firma Decca führte dieses Verfahren ein.

Decca-Tree

Decca-Tree

Sie sind so gesehen keine Neuerungen in den „Hollywood Strings“. In der GUI sind es die Mainmics, aber es schadet nicht, wenn man weiß, was sich hinter einem Fader einer GUI für ein Know-how verbirgt. Man stellt direkt einen Bezug zur Realität her, der einem als Anwender oft gar nicht bewusst ist, wenn man fast nur auf virtueller Basis arbeitet. Die Mid-Mics stehen am Dirigentenpult, und die Close-Mics werden vor jeder Instrumentengruppe positioniert. Für denjenigen, der sich mit Aufnahmetechnik beschäftigt, dürften die Mikrofonmodelle von Interesse sein. Hier die Modellbezeichnungen:

Main-Mikrofone

• Decca tree of Neumann M50s
• Brauner VM1 KHE (Klaus Heyne Edition) outriggers

Close-Mikrofone

• AKG C12
• Neumann U47
• Neumann U67
• Nordic Audio Labs NU-47

Mid-Mikrofone

• Neumann KMi
• Neumann KM 254
• Sony C37A
• Neumann U-47

Wirklich neu dagegen ist der Surround-Modus. Hier wurden die KM 83 von Neumann für die Erstellung eines Zeitgemäßen Klanges ausgewählt und für den Vintage-Modus die RCA44 Bändchen Mikrofone. Klanglich unterscheiden sich die Mikrofone recht deutlich von einander. Die Neumann KM 83 bringen deutlich mehr Brillanz als die RCA 44. Diese klingen dafür aber weicher als die Neumann Mikros. Wer Wert auf größte Flexibilität legt, kann jede Mic-Position als Stereospur bouncen und sie über bis zu separate 18 Stereokanäle routen und später zu einer Stereospur zusammenlegen.

Reverb

Hier handelt es sich um ein Convolution Reverb mit z.B. den IRs des Aufnahmeraumes, in dem die „Hollywood Strings“ produziert wurden. Das Angebot von IRs ist reichhaltig. Sie klingen exzellent. An dieser Stelle wäre es auch zu überlegen, einen reinen algorithmischen Hall nicht auf der Basis von IRs mit anzubieten. IRs sind ja nun Samples, die immer gleichförmig abgespielt werden. Vergleicht man IRs mit algorithmischen Hall, wie es z.B. Arts Acoustic oder neuerdings Ircam Tools vormachen, wäre noch eine andere Art von Transparenz im Gesamtklang zu erreichen. Der Hall kann entweder pro Artikulation oder als Masterhall für alle geladenen Artikulationen eingeschleift werden. Mit Predelay und Volume können die IRs nachgeregelt werden.

Library

Die Library beinhaltet, wie man es von 334 GB erwartet darf, einen riesigen Fundus an Artikulationen, der an Detailreichtum innerhalb einer Sample-Library wohl zur Zeit einzigartig ist und nur noch von den „DVZ“ Produkt von Audio Impressions überragt wird, da man in diesem System jedes einzelne Instrument und Sitzposition editieren kann. Um es nicht ausufern zu lassen, lege ich das Hauptaugenmerk auf wirklich neue aufgenommene Aspekte betreffend der Mikrofonierungen und Artikulationen. In den Hauptordnern sind 1 Violinen, 2 Violinen, Viola, Violoncello und Bässe aufgenommen. Wen wundert das? Natürlich wird hier das Grundprinzip angewendet, dass man nur über das Wissen über die spieltechnischen Möglichkeiten eines Instruments Authentisches editieren kann. Es folgt die Einteilung in kurzen sowie langen Artikulationen, Klangeffekten, Keyswitches, offen ausklingende Klänge, die nach ausgeführter Artikulation nicht abgedämpft werden.

Zudem steht eine Ansammlung von Artikulation für „Powerful Systems“ zur Verfügung. Im Ordner „Effekte“  finden sich live eingespielte Streicherruns und spielbare Runs, die nach eigenen Wünschen gestaltet werden können. Hier findet man unterschiedliche Mappings, so dass der Arrangeur entweder die Up-and-down-runs über Keyswitches, Modulationsrad oder im Tastaturbereich aufgesplittet eingeladen kann. Der Splittmodus ist für mich am besten und inspiriert einen direkt schnelle up and down Runs gegen einander laufen zu lassen. Up and down Runs in Dur und Moll finden sich ebenfalls in den drei verschiedene Mappings. Hier frage ich mich, ob es nicht der Übersicht dienen würde, alle drei Mappings in einem Patch gleichzeitig anzubieten und die Artikulationen zu nummerieren. Dies wäre irgendwie übersichtlicher. Bei manchen eingespielten Runs fallen einem ab und an Nebengeräusche auf. Es erklingen angezupfte Leersaiten, die positiv ausgedrückt einen Live-Charakter erzeugen. Wer das nicht haben will, kann ja auf spielbaren Runs zurückgreifen.

Die sind perfekt ohne Nebengeräusche eingefangen. Die Artikulation „Meas-tremolo“ ermöglicht die Anpassung des Tempos des Tremolo an die eigene DAW. In der Play-Engine ist im niedrigen Tempobereich irgendwann einmal der Klang nicht mehr brauchbar, da Artefakt-ähnliche und brüchige Ereignisse den Klang beinträchtigen. Allerdings bewegt sich das Tremolo dann schon in einem Bereich, in dem nicht mehr tremoliert wird. Die Halb- und Ganzton-Triller habe ich selten schöner gehört. Im Ordner „Shorts Loose“ finden sich  Bartokpizz, Cool legno, Riccochets, Spiccato, Staccato und Staccatissimo-Artikulationen. Hier sollten die Riccochets erwähnt werden, die sehr schön lang ausklingen. Beim Riccochet wird die Geigen-Bogenseite mit der Pferdehaar-Bespannung auf die Saiten fallengelassen. Beim Co legno wird dagegen die Bogenrückseite auf die Saiten fallen gelassen, was einen perkussiven Klang erzeugt. Das Col legno ist mir persönlich zu kurz, ich würde es mir mit längerem Ausklang wünschen. Im Viola-Ordner findet sich die „Sul Ponticello“-Artikulation. Hier wird sehr nahe am Steg gespielt und erzeugt eine ganz spezielle Klangfarbe, die sehr oft in spannungsvollen Filmsequenzen vorkommt. Die Einspielungen an sich sind erstklassig. Ein für mich sehr überraschendes Phänomen war der Klang der Pizzicati Artikulation. Man kennt den Klang ja zu genüge auch von anderen Produkten, aber so weich und authentisch, so dass man wirklich die Fingerkuppe hört, welche die Saite zupft, habe ich noch nie gehört. Eine eigentlich standardisierte Spieltechnik, die aber in meinen Ohren bei allen anderen Produkten immer nur spitzt und starr klingt.

Was durchgängig auffällt ist das abrupte Abreißen der kurzen Artikulationseinsielungen. Zunächst störte es mich, da man für so viel Geld in dem Bereich eigentlich saubere Ergebnisse erwarten darf, denn die eingespielten Halb- und Ganzton-Triller klingen sehr perfekt aus, also warum nicht auch hier? Dieses „Manko“ fällt aber überhaupt nicht mehr auf, sobald ein Hall hinzugeschaltet wird. In den Ordnern des „Powerful System“ befinden sich die Patches, die, wie eingangs erwähnt, das End-Portamento in das Patch über die Keyswitches mit einarbeitet. Über die Anschlagdynamik lässt sich das End-Portamento aktivieren und deaktivieren. Dadurch wird eine Realtime-Einspieleung mit etwas Übung sehr angenehm. Das Modulationsrad lässt den Gesamtklang der Sustain-Artikulationen je nach Position und Wunsch den Klang der Streicher anschwellen, um ihn dichter und romantischer klingen zu lassen. Spätestens hier muss ein leistungsfähiger Rechner her, mindestens ein Quadcore, da die Play-Engine den Vielkernprozessor anspricht. So ist es nun mal, aber dafür wird man mit wirklich komplexen intensiv klingenden Patches konfrontiert, die es in der Form sonst nicht gibt. Für Komponisten von Filmmusik und Neuer Musik besteht die Option, über das Pitchwheel das eingeladene Patch um einen Viertelton anzuheben oder abzusenken. Jeder hat schon mal die musikalische Umsetzung eines Bienenschwarms gehört. Das geht hiermit vorzüglich.

Ich vermisse allerdings die Option, das Pitchwheel im herkömmlichen Sinne nutzten zu können und das Sample-Material bis zu einer Oktave herauf und herunter transponieren zu können. Mit dem Modulationsrad fügt man zudem dem Klang ein leichtes bis intensives Ensemble-Tremolo hinzu, welches den Streicherklang während des Spielens einer Phrase belebt und intensiviert. Um aber Missverständnissen vorzubeugen, will ich diese Feature nicht in ihrem Angebot an sich hervorheben. Das können andere Sample-Player auch, aber in der Play-Engine ist das Pitch-Verhalten/Modulationsrad überaus organisch umgesetzt, und das kann man von anderen Produkten nicht behaupten. Die im Hintergrund ablaufenden Skripte der Play-Engine haben da eine ganz andere und für meinen Geschmack weitaus hochwertigere Qualität als die Skripte des Kontakt, die natürlich in ihrem Ideenreichtum auch Ihresgleichen suchen, nur häufig vermögen sie nur bis zu einem bestimmten Grad zu überzeugen. Dies fällt aber nur auf, wenn man den Vergleich hat. Der Divisi-Modus beinhaltet folgende Unterteilungen innerhalb der Instrumentengruppe, bestehend aus:

1 ) 16 erste Violinen: 9 / 7

2 ) 14 zweite Violinen: 8 / 6

3 ) 10 Violas: 6 /4

4)  10 Violoncelli: 6/ 4

5 )  7 Bässe: 4 /3

Die Artikulation wurde zudem mit zwischen 2 bis 5  Round Robin Samples versehen, um zusätzliche Authentizität zu gewährleisten. Außerdem wurden „Fullstring-Divisi“-Patches und „Fullstring“-Patches in „Short“ und „Long“ Kategorien editiert, um mit einem kompletten Orchestersatz arbeiten zu können. Es wurden mitunter beliebte Streichersatz Patch-Kombinationen erstellt, z.B. ein volles Celloensemble mit Divisi-Violinen. Dies ist bei aller Komplexität der angebotenen Artikulationen sehr schön, wenn es einmal schnell gehen soll. Ähnliche Patches gibt es natürlich auch beim Platinumorchester, somit sind sie keine wirkliche Neuerung.

Die vierte Fingerposition (Forth Position)

Hier kommen wir nun an einen Punkt, der unbedingt bei jedem Komponisten oder Arrangeur voraussetzt, welche klanglichen Eigenschaften Streichinstrumente in verschiedenen Lagenpositionen aufweisen. Anhand der Bilder sieht man die ersten vier Positionen, in denen sich Streichinstrumente für so ein Orchester vorwiegend aufhalten. Es gibt natürlich noch wesentlich mehr Lagen bzw. Positionen, die aber nur im Speziellen verlangt werden und klanglich innerhalb der ersten vier Positionen umgesetzt werden können, es sei denn, man möchte den speziellen Klang unbedingt hören. Dies kann diese Library nicht und ist auch nicht dafür vorgesehen. Es handelt sich ja schließlich um den typischen Hollywood-Streicherklang, welches klanglich vom Hörer als besonders lyrisch und warm wahrgenommen wird.

1 Position

1 Position

2 Position

2 Position

3 Position

3 Position

4 Postion

4 Postion

Am Bild unten sieht man den Gesamtbereich der vierten Position, die diesen lyrischen Klang erzeugt.

Gesamtbereich der 4 Position

Gesamtbereich der 4 Position

Dieser Klang steht einem nur ab einer gewissen Tonhöhe zur Verfügung und kann nur von der ersten über meistens die dritte Position erreicht werden. Wird auf der Violine eine G-Dur Tonleiter von der untersten Saite beginnend gespielt, hat der Violinist mehrere Möglichkeiten, diese in unterschiedlichen Lagen (Position) zu spielen. In der ersten Position (Lage) in der Nähe der Wirbel klingt diese eher nüchtern und würde so eher in der Barockmusik gegriffen werden.

Wäre es romantische Musik, würde in der Partitur die Bezeichnung „Sul G“ stehen, und der Violinist würde wissen, dass er die Tonleiter auf der G-Saite in der vom Komponisten/Arrangeur gewünschten 4 Position ausführen soll.

In den „Hollywood Strings“ sind die Lagen nun editierbar und stellen somit einen Anspruch zufrieden, der bisher nicht einmal ansatzweise berücksichtigt wurde. Dies setzt natürlich die Hörerfahrung voraus, die ich als spezialisiert bezeichnen möchte, und somit rückt dieses Produkt in den reinen professionellen Bereich. Zunächst stellt man keinen so großen Unterschied fest. Mit der Zeit hört man allerdings die Unterschiede immer deutlicher heraus und wundert so manches Mal über das klangliche Gesamtergebnis, welches auch sehr kritische Ohren durchaus beeindrucken.

CPU Anforderung

Was ich aber doch etwas bedenklich finde ist, dass das Laden dieser „Powerful System“ Patches in einem Quadcore verhältnismäßig langsam geht. Wer wirklich angenehmes Arbeiten mit den Hollywood Strings bevorzugt, sollte mindestens einen Quadcore sein Eigen nennen, am besten einen 8 Core Rechner. Da es ja jetzt schon 12 Core Rechner zu kaufen gibt, befindet sie Eastwest natürlich im Trend der Zeit, obwohl Eastwest versucht, genügend Spielraum gelassen hat, um mit einem Dualcore bis auf die „Powerful System“-Patches noch einigermaßen alles bewältigen zu können. Es wird an dem Prinzip fest gehalten, Eingestelltes in Audiodateien zu wandeln und von da aus Weiteres zu entwickeln. In den Systemanforderungen wird der Einbau einer Solid State Drive Festplatte empfohlen, damit man die Daten besser wie aus einem Ram-Speicher streamen kann, allerdings sind die zur Zeit für meinen Geschmack deutlich zu teuer. Auch hier liegt der optimale Nutzen der Hollywood Strings noch etwas in der Zukunft, es sei denn, man hat das nötige Kleingeld übrig. Vielleicht liegt die hohe Anforderung an die Hardware an den Möglichkeiten dieser Firma, der mit Sicherheit ganz selbstverständlich alle technischen Möglichkeiten zur Verfügung steht. Eastwest sollte nur nicht versäumen, bezüglich der CPU-Last und gebotener Qualität andere Konkurrenzprodukte nicht aus den Augen zu verlieren. Da wären die LA Scoring Strings und Symphobia. Im Detailreichtum und luxuriöser Skript-Umsetztung nicht so edel wie Eastwest, aber ab einer gewissen Qualitätsstufe aller Produkte, wo Geschmack, gute Nutzbarkeit und geringer CPU-Last entscheidet, könnte Eastwest auf Dauer das Nachsehen haben. Wer aber unbedingt alle Möglichkeiten beibehalten möchte, um individuell zu arbeiten, um seine eigene Note in einen Score zu bringen, wird sich wohl für die Hollywood Strings entscheiden.

Der Klang

Wer den typischen melodischen Filmorchestersound aus allen Jahrezehnten bevorzugt, kommt hier voll auf seine Kosten. Für atonales Sounddesign würde man wohl „Symphobia“ favorisieren. Natürlich kann man mit den „Hollywood Strings“ auch modernes Sounddesign umsetzten, ich glaube sogar, dass klassische Musik in einer beängstigenden Qualität produziert werden kann, da man wirklich das Holz heraus hört, aus dem die Instrumente gemacht sind. Hier muss man der Aufnahmetechnik einfach ein riesengroßes Lob aussprechen, da das eigentliche Highlight dieses Produktes der umwerfende Klang ist, der eindeutig alle anderen Produkte auf die Plätze verweist. Ich musste natürlich versuchen, ob es mir gelingt, die Streicher aus dem Song „Toxic“ von Britney Spears zu erstellen. Das war völlig problemlos ! Einfach die Slurr-Legato Artikulaion aus dem Powerful System laden und etwas ähnliches im Oktavabstand einspielen. Keine Nachbearbeitung!

Spätestens hier sollte man stirnrunzelnd überlegen, ob man sich diese Streicher nicht zu Weihnachten gönnen sollte. Sie sind ihren Preis wert. Mittlerweile ist bei vielen Produkten der rauschhafte Anteil, der besonders in den hohen Lagen eines Streichinstrumentes zu hören ist, mit aufgenommen worden und wurde nicht wie in den Vorgängerprodukten herausgefiltert. Die Qualität der Skripte und die Detailverliebtheit der Library sind außerdem wohl zur Zeit wirklich einzigartig und werten das gesamte Platinumorchester unglaublich auf. Ich denke, dass wir uns darauf einstellen können, die anderen Instrumentengruppen „Brass“, „Woodwinds“ und „Percussion“ in ähnlicher Form wie die „Hollywood Strings“ begrüßen zu dürfen. Dies ist eine reine Spekulation meinerseits und ist durch nichts angedeutet oder als Gerücht in die Welt gesetzt worden. Es wäre einfach nur konsequent.

Praxis

Die Play-Engine ist schon recht übersichtlich angelegt. Die Features klingen sehr luxuriös und erfüllen allerhöchste Ansprüche. Etwas CPU lässt sich über das Voice-Limit sparen, wenn man mit einem nicht so großen Rechner System arbeitet. Getestet wurden die Hollywoodstrings mit einem Mac Dual Core und Quadcore Rechner mit der neuesten Software-Version der Play-Engine 2.025 und Mac OS 10.6.4. Die Play-Engine kann so CPU-hungrig sein, dass man mit üppig geladenen Mikrophonierungen auch einen Quadcore in die Knie zwingen kann. Mit einem Dual Core kommt man nicht mehr so weit. Da davon auszugehen ist, dass ab spätestens nächstes Jahr um diese Zeit Quadcore-Rechner zum Standard werden, hat Eastwest ihre Software technisch gesehen schon jetzt in der Zukunft verankert. Daher sollte man trotz leistungsstarkem Rechner die CPU-Auslastung immer im Auge behalten, um sich überflüssige Ärgernisse zu ersparen. Kleinere Bugs finden sich noch in der Play-Engine. Es erschließt sich mir nicht, warum der Hall sich von alleine ausschaltet, wenn ich im Performance-Bereich das „Legato“ abschalte oder hinzu schalte. Der Mixer für die Mikrofone lässt sich ebenfalls wunderbar einstellen, daher ist es auch nicht zu verstehen, warum die Mikrofonierungen sich unter DP 7 nicht automatisch einladen lassen, wenn das komplette Projekt gespeichert wurde. Zudem halte ich die Ladezeiten für die einzelnen Mikrofonpositionierungen und Powerful System Patches für zu lange. Da hat man schon einen großen Rechner und verbringt seine Zeit immer noch mit Ladezeiten. Ansonsten konnte ich keine all zu großen Störungen ausmachen. Das Erstellen der Klangbeispiele ist nicht unaufwendig, aber das bringt nun einmal so ein komplexes Produkt mit sich.

Wo geht die Reise hin?

Ich stelle mir schon die Frage, ob ein Produkt dieser Qualität nicht so manche echte Orchestereinspielung überflüssig macht. Einen Unterschied ist definitiv kaum mehr auszumachen. Wer aktuelle Konsolen-Spiele kennt, der weiß, dass die Orchester-Scores aus dem Rechner kommen, nur hören kann man es nicht mehr. Aus dieser Misere für die Orchesterwelt ist aber auch ein Phänomen erwachsen, welches hierzulande auch schon Einzug hällt. In Japan werden prämierte Konsolen-Scores all jährlich von einem öffentlichen Live-Orchester dargeboten und bereichern das schon abgespielte Standardrepertoire der Orchester. Somit wird durch diese Library bestimmt einiges an Geld eingespart, aber wiederum andere Optionen zum Leben erweckt. Es lohnt sich schon, in ein Konzert zu gehen, um sich mal den Trailer Score von „Resident Evil Teil 4 “ anzuhören, der durchaus hörenswert ist. Daher würde ich nur mit einer gewissen Vorsicht die Vermutung äußern, dass jetzt so langsam alle Orchestermusiker ihre Sachen packen können und nicht mehr zum Dienst erscheinen brauchen, da jetzt Librarys alles übernehmen.

Was soll ich denn jetzt nun kaufen ?

Zunächst wären da unterschiedliche Mitbewerber, die durchaus eine Überlegung wert sind. Allem voran steht da „Symphobia“, wobei die Firma Projekt Sam kürzlich „Symphobia 2“ veröffentlicht hat und wieder eine Vielzahl von hervorragenden und über Kontakt direkt spielbaren Ensemble-Zusammenstellungen aufgenommen hat. Dieses Orchester kostet mit den Schlagwerk add ons „True Strike“ und „True Strike 2“, Harfe und Piccolo-Flöte ca. 2600 Euro. Als weiteres Produkt sind die La Scoring Strings zu erwähnen, die wiederum ein anderes Konzept verfolgen. Hier stehen eine Vielzahl von Kontakt-Skripte bereit, die Spielweisen von Streichinstrumenten beinhalten. Sie klingen etwas direkter und aggressiver als die anderen Mitbewerber. Hier finden sich auch Divisi-Aufteilungen. Der Preis liegt bei ca 1100 Euro. Somit verfolgen „Symphobia“ und „LA Scoring Strings“ wie beim Erlernen einer Sprache eher die Ganz-Wort-Methode durch das Angebot von Spielmethoden und Ensemble-Zusammenstellungen. Bei den „Hollywood Strings“ bekommt man dagegen das alphabetische System. Jede Sektion wird einzeln und in vielen Artikulationen angeboten, welches jeden Score sehr detailliert und ausgefeilt klingen lassen kann. Die Vorteile bei den anderen Mitbewerbern ist offensichtlich. Schnelles Arbeiten, aber dafür nur begrenztes Umsetzten von Scores. Man wird daher gezwungen sein, seinen eigenen Score an den Möglichkeiten des Produktes zu orientieren als umgekehrt. Darüber hinaus hatte ich das Gefühl, bei Filmproduktionen wie den Horrorfilme „Horde“ oder „Wolfmann“, wo ich glaube Symphobia heraus gehört zu haben, dass man einen fast schon übertriebenen Score um die Ohren gehauen bekommt, der sich auch nicht unbedingt so stark an den Filminhalt orientiert, sondern einfach nur heftig und beeindruckend bombastisch klingt. Mit den „Hollywood Strangs“ ist man durch das große Angebot an Sample-Material ungebunden und kann erwarten, dass dieses Produkt zwar mit viel Aufwand und hohem Anspruch an die Rechner Hardware fast alle Wünsche umsetzten kann. Für den Live-Einsatz würde ich „Symphobia“ empfehlen. Für das zuverlässige umsetzten von Streicher-Spielweisen die „La Scoring Strings“ und für allerhöchste Ansprüche für sich und gegenüber Kunden eindeutig die „Hollywood Strings“.

Für die Bereitstellung der unterschiedlichen Positionsdarstellung an der Violine danke ich Thomas Bauer – Violinist.

ANZEIGE
Fazit

Eastwest hat mal wieder bewiesen, was alles möglich ist. Mit den Eastwest Hollywood Strings handelt es sich ganz klar um ein Luxusprodukt der besonderen Art. Jeder Komponist/Arrangeur bekommt hier Artikulationen und detaillierte Möglichkeiten an die Hand, die andere Produkte nicht anbieten und auch nicht anbieten wollen, da sie andere Konzepte verfolgen. Somit wird auch klar, dass sich das Produkt an professionelle Komponisten/Arrangeure wendet, die für sich zusätzlich den Traum erfüllen wollen, auch über den typischen Hollywoodstreicher-Klang hinaus für sich privat ein Produkt zu besitzen, welches sich klanglich für mich persönlich am dichtesten an die Realität des Streicherklanges heran kommt. Für 1425 Euro erhält man „nur“ ein Streichorchester, kein komplettes Orchester und bewegt sich damit im teueren Anschaffungsbereich. Beim Erstellen von Scores hat man dafür aber die Qual der Wahl, ob man es nun ein bisschen weicher klingen lassen möchte oder lieber morgen noch einmal reinhört und sich doch für die etwas frischer klingende Artikulation entscheidet. Eine 16 Bit Version für den halben Preis von 599 Euro ist schon angekündigt für Rechnersysteme, die nicht so große technischen Anforderungen erfüllen können.

Plus

  • exzellenter Klang
  • komplexe Powerful System Patches
  • übersichtliche GUI
  • Artikulationsvielfalt
  • hervorragende Skripte

Minus

  • sehr hoher CPU Anspruch
  • hohe Anschaffungskosten
  • lange Ladezeiten

Preis

  • UVP: 1.365,-- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    El Blindo

    Sehr schöner und ausführlicher Test. Scheint echt ein beeindruckendes Instrument zu sein. Nur vermisse ich bei den Empfehlungen anderer Librarys VSL, die das mit den Artikulationen ja schon lange und auch nicht schlechter vormachen.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    VSL stellt ähnliche Ansprüche an die Soft-und Hardware. Darüber hinaus steht VSL im Zusammenhang mit Orchesterlibrary in den Köpfen der meisten Leute im Gedächtnis an aller erster Stelle, ohne das auf Nachfragen sich über alternative Produkte geäußert werden kann, da die meisten sie einfach nicht kennen. Du hast aber recht, ich hätte es zumindest erwähnen sollen. Wie das so ist mit dem Wald… und den Bäumen.

  3. Profilbild
    Chandos

    Ich gebe es zu, bin selbst ein sehr großer Fan der E/W Libraries, bei den Gold Versionen ist jedoch immer eine gewisse Vorsicht geboten, da hier meistens nur eine Mikrofonposition enthalten ist. Leider sind es nicht die „close“ Mikros sondern ausgerechnet die „stage“ Mikros, die durch ihre Position natürlich mehr Raumanteil mit aufnehmen und so die Samples mit einem eigenen Hall unterlegen. Beim E/W Orchestra Gold z.B. klingen die Instrumente somit etwas muffig und in Summe dann sehr verwaschen. Vielleicht reine Spekulation, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß dies Absicht ist, denn E/W würde nicht so viele ihrer „großen“ Versionen verkaufen, wenn die Gold Versionen neben den 16Bit die „close“ Mikros enthalten würden.

  4. Profilbild
    oxo

    das ein- und ausschalten des reverb bei aktivierung/deaktivierung des legatoscripts ist kein bug! ich habe zwar HS nicht, aber jede menge andere EW libraries. bei den anderen libs ist es so, dass beim aktivieren des legatoscripts die releasesamples deaktiviert werden. damit trotz fehlender releasesamples dann der letzte ton natürlich ausklingt, wird der reverb dazugeschaltet.

    @ chandos
    beim gold-orchester kannst du die anderen mic-positionen einzeln dazu kaufen.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @oxo Du hast recht, ich habe es noch einmal nach geprüft, es ist kein Bug !
      Es erschließt sich mir trotzt dem nicht. Schalte ich das Legato dazu und verfahre nach dem EA System Einstellungen zu bouncen muss ich den Hall in der Play-Engine wieder abschalten falls ich einen anderen möchte. Das ist umständlich, und man vergisst mal den Hall abzuschalten und muss schon wieder neu bouncen.
      Ich verstehe die Idee dahinter, ist für mich aber ein zusätzlicher Umstand. Wer mit aufwendigen Scores arbeitet muss das nicht unbedingt als Erleichterung empfinden. Mich hat es gestört, da ich beim erstellen manches noch einmal machen musste.

  5. Profilbild
    vaneyk

    Sehr hilfreicher Test!
    Brauche ich denn, um die Powerful System Patches nutzen zu können, ein SSD-Laufwerk?
    Die Hollywood Stings haben ja eine Größe von fast 500 GB. Wenn man sich eine SSD-Festplatte in dieser Größe anschaut, kostet die um 1300 Euro.
    Gerne wüßte ich vor der Anschaffung, ob ich nur mit SSD die Powerful System Patches nutzen kann.
    Vielen Dank!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @vaneyk Hallo Vaneyk,

      nein brauchst du nicht. Wenn du einen Quadcorerechner hast und die Play Engine 3 herunter ladest, bist du auf der sicheren Seite.
      Die Playengine 3 benötigt wesentlich weniger CPU.
      Einen Quadcore solltest aber mindestens besitzen um mit diesem Produkt zu arbeiten.

      • Profilbild
        vaneyk

        Hallo p.tunyogi,
        vielen Dank für die prompte Antwort!
        Dann werde ich nächstes Wochenende meinen Rechner zum Quadcore aufrüsten, und mich auf schöne Weihnachtsferien freuen…
        Welchen Quadcore würdest du empfehlen, bzw. welcher wäre zu schwach?
        Ich habe gestern übrigens gesehen (ich weiß nicht, ob ich die Seite hier nennen darf), dass man, wenn man die Hollywood Strings kauft, bis zum 31.12. ein weiteres Produkt von EastWest kostenlos dazu nehmen darf.
        Wahnsinn, oder?
        Da nehme ich für den Preis der Hollywood Strings auch noch die Symphonic Choirs mit…

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @vaneyk Eastwest hat ständig Bundleangebote, das darf man natürlich erwähnen.
          Diese sind bis auf wenige Wochen im Jahr omnipräsent.
          Ich habe einen Imac, aber ich denke jeder Quad sollte gut sein.

          • Profilbild
            vaneyk

            Benötige ich eine 64bit Version von Windows, oder laufen die Hollywood Strings auch unter 32bit (ich habe Windows 7, 32bit).
            Vielen Dank!

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo zusammen,

    kann man eine klare Kaufempfehlung für die Complete Composer Collection von East West geben ??? So viele Sounds für einen guten Bundle-Preis. Ich mache Richtung Rock-Pop, bzw. auch Werbe-u.Fimmusik. Bin aber Hobbymusiker

    Gruß
    Martin
    http://www.musikwellen.de

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Vienna Dimension Strings has better bow change legato, portamento and too much better legato scripts than Hollywood Strings! It has true espressivo and portamento that was not been truly implemented in Hollywood Strings. I’m a Hollywood Strings owner (diamond version), the color of the patch is superb and bow change legato is nice (except crossfade to portamento), but if you want to make cheap soundtracks without any harmony in side of the sections!, going to buy Hollywood Strings.I have done side-by-side tracks in the same song using Vienna Dimension Strings and Hollywood Strings, and I like Vienna that has better legato performance and I’m incredibly happy about this new library.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Finde das die EW Hollywood Strings auch heute noch zu den besten VST Strings zählen (wennauch ich Strings wesentlich lieber live aufnehme). Besonders die längeren Artikulationen der HW Strings Library sind größtenteils sehr gut zu gebrauchen. Ich glaube aber dennoch das für einen größeren Teil der kürzeren Artikulationsweisen LASS und co. besser funktionieren sollten.

    Viele Grüße,
    Frederic

    http://fre.....dmusic.com

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X