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Vergleichstest: dbx 386, dbx 376, dbx 786 Vorverstärker

3 Vorverstärker auf einen Streich

10. November 2003

Es ist schon ein wenig Erfurcht gebietend ein High End Gerät wie den dbx 786 nebst seinen kleinen Geschwistern in den Händen zu halten. Einige kleine Heimstudios dürften durch Anwesenheit dieser drei Geräte eine lockere Wertverdopplung erfahren…

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dbx 386

…zunächst aber zu dem vordergründig bescheidensten Kandidaten, dem 386. Hier handelt es sich um einen zweikanaligen Röhren MicPreAmp mir zusätzlichem Line In auf der Frontseite für den direkten Anschluss von Instrumenten.
Dieser Line In kann über einen Switch Select Schalter alternativ zu den rückseitigen Line Ins angewählt werden.

Weiter stehen ein Drive Control zum regeln des Inputs, nebst einer dazu gehörigen Peak LED, ein 48 Phantom Power Switch, eine 20db Absenkung, Phase Inverse, LowCut bei 75 Hz/12db und Outputregler für je den analogen und digitalen Weg zur Verfügung. Letztere über einen zusätzlichen Schalter anzuwählen.

Dies wäre noch nichts außergewöhnliches, wenn der 386 darüber hinaus nicht sehr flexibel den jeweils nötigen digitalen Anforderungen seines Umfeldes angepasst werden könnte. Zu diesem Zweck findet man auf der Frontseite mittig untergebracht fünf Schalter, die durch wechselnde Farbtöne über Dither, Shape, Sample Rate, Word Length und Output Format Auskunft erteilen. Der 386 beherrscht hier alle gängigen Formate bis zum vollprofessionellen 24 Bit/ 96 kHz.

Rückseitig stellt der 386 pro Kanal eingangs- wie ausgangsseitig eine XLR und eine Klinkenbuchse zur Verfügung. Die klinke kann sowohl symmetrisch wie auch unsymmetrisch betrieben werden. Erfreulicherweise gibt es pro Kanal einen Insert.
Digital kann der 386 per AES/EBU und S/PDIF eingegliedert werden. Synchronisation erfolgt über WORD IN / Out.

Bedienbarkeit

Hierzu muss nicht allzu viel gesagt werden. Der 386 ist im Grunde narrensicher. Die Vorderseite des Gerätes ist sehr überschaubar, und alle Schalter geben durch verschiedene Farbtöne klare Auskunft über ihren Status. Insbesondere für die digitale Sektion kann man diese Lösung als sowohl platzsparend und sehr gelungen bezeichnen.
Lediglich eingangsseitig wäre eine kleine LED-Kette zur besseren Kontrolle wünschenswert gewesen. Trotz allem Headroom ist eine schlichte Clip-LED etwas dürftig. Insbesondere dann, wenn man mit dem 386 direkt ein digitales Medium beschickt.
Schließlich hätte auch auf die, zwar feine, aber existente Rasterung der Drehregler verzichtet werden können. Diese ist dann aber beim Drehen so fein, dass sie nicht zwangsläufig unerfreulich auffällt.

Klang

Der Klang des 386 ist als unaufdringlich (und) gut zu bezeichnen. Allerdings empfand ich ihn auch nicht als herausragend, und ein wenig mehr Charakter hätte nicht geschadet. Was den Charakter angeht würde ich den Klang sogar eher als vergleichsweise blass beschreiben. Das hier mit Röhren gearbeitet wird, mag sich im Prospekt zwar schön machen, ich habe allerdings auch schon MicPreAmps gehört, die ohne Röhre gleiche Resultate erzielen.
Wer einen PreAmp benötigt, um noch das eine oder andere an der Audioquelle zu bearbeiten, sollte eher den 376 oder einen anderen vollwertigen Channel Strip ins Auge fassen.
Wer allerdings PreAmps benötigt um neutral von analog zu digital zu wandeln, ist mit dem 386 gut beraten. Das tut dieses Maschinchen wirklich gut, neutral und sehr rauscharm.

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Digitales

Und damit wären wir dann auch schon bei dem was den 386 in meinen Augen wirklich auszeichnet und von anderen PreAmps abhebt. Seine Digitalsektion. Klanglich ist hier dem gesagten nichts hinzuzufügen.
Ich habe den 386 mit meiner RME Karte in verschieden Einstellungen ausprobiert und war sehr angetan, wie stressfrei und unkompliziert digital sein kann, wenn der Hersteller nur will. Nach der Verkopplung via Wordclock und der Abstimmung beider Seiten war alles andere ein Kinderspiel. Als sehr angenehm empfand ich hier den separaten Outputregler für den digitalen Weg.

dbx 376


Der nächste Kandidat ist der dbx 376. Hierbei handelt es sich um einen einkanaligen Röhren Channel Strip mit ebenfalls zusätzlichem Line In an der Frontseite, EQ, Compressor, De-Esser und Digitalausgang (rückseitig).

Optisch ist die Verwandschaft zum 386 sofort zu erkennen, und auch die Verarbeitung ist wie bei seinem Verwandten ausgezeichnet. Keine billigen Potis oder Schalter und ein stabiles Metallgehäuse.

Um nicht endlos Details und technische Kleinigkeiten zu rezitieren: der 376 verfügt über alle nötigen Standards wie Phantom Spannung, Low Cut etc. und ist hier identisch mit dem beschriebenen 386. Ebenso bietet er gleiches was die digitalen Features angeht. Und auch in Sachen Funktionalität schließlich steht der 376 seinem Geschwisterchen in nichts nach.

Aber zu den Unterschieden. Anders als der zweikanalige 386 verfügt der 376 über eine kleine dreigliederige LED-Kette, die Auskunft über den Eingangspegel gibt. Dies erscheint sparsam, funktioniert aber ausgezeichnet.

Weiter verfügt der 376 über einen dreibandigen EQ mit semiparametrischen Mitten. Hier das erste kleine Manko. Leider verfügt die Semiparametrik der Mitten über keinen Q-Regler. Dies wäre schön gewesen. Dennoch arbeitet der EQ gut und effizient. Vor Gefahr einer Übersteuerung der EQ-Sektion warnt eine zusätzliche kleine zusätzliche Peak-LED.

Der Compressor wird über Threshold und Ratio geregelt. Arbeitswerte werden über eine drei- bzw. achtstellige LED-Ketten für je Threshold und Gain Reduction angezeigt. Der Gain muss anschließend über den Master Out – Regler aufgeholt werden. Natürlich bietet der 376 auch die dbx – eigene Overeasy Schaltung. Und zu guter letzt gibt es noch einen Slow-Schalter, um den Compressor auf das jeweilige Audiomaterial besser anpassen zu können.
Auch der Compressor des 376 arbeitet sehr effizient und dabei überaus dezent. Klanglich wird das zu bearbeitende Audiomaterial von der Kompressorsektion bei vernünftiger Handhabe nicht negativ beeinflusst.

5_dbx_376_rear.jpg
– zum Vergrößern klicken –

Auch über einen DeEsser verfügt der 376. Dieser wird über ‚Frequency’ und ‚Amount’ gesteuert. Ersterer für die Anwahl der Filterfrequenz. Zweiter für den Wirkungsgrad. Zur Hilfestellung existiert dann noch eine zweistellige LED-Anzeige zur besseren Kontrolle der Gain Reduction.

An dieser Stelle muss ich aber leider gestehen, dass ich noch nie ein Freund von dbx DeEssern war. Und leider hat der De-esser des 376 dies nicht ändern können. Es gehört schon einiges an Erfahrung dazu, um für verschiedene Stimmen jeweils die richtige störende Kernfrequenz zu finden. Und das Resultat des de-essens konnte mich auch nicht abschließend überzeugen. Es gibt bessere Lösungen für dieses Problem.

(Amerkung der Redaktion: Dies ist eine persönliche Einschätzung des Testers)

Schließlich gibt es ausgangsseitig noch einen Wahlschalter um dem Outputregler den digitalen oder analogen Ausgang zuzuweisen. Eine geschickte Lösung.

Klang
Der Klang des dbx ist sehr neutral, präsent und durchsetzungsfeudig. Für mein Ohr klang er allerdings schon etwas zu kühl. Die Verwandtschaft zum zweikanaligen 386 ist nicht zu leugnen.

dbx 786

 

 


Zum 786, dem Flagschiff dieser kleinen Flotte. Bei ihm handelt es sich um einen zweikanaligen MicPreAmp der gehobenen Klasse.

Natürlich bietet auch dieser die gängigen Schaltmöglichkeiten, wie 48 V, Phase Inverse und darüber hinaus aber auch noch eine 20 dB Absenkung und eine Low Z – Schaltung zur besseren Anpassung der Impedanzen bestimmter Mikrofontypen. Letzteres auszuprobieren war mir leider mangels des nötigen Mikrofons nicht möglich. Für alle vier Schalter gibt es eine LED, die über den Status informiert. Zur Anzeige des Outputs dient ein vorbildlich beleuchtetes und abzulesendes VU-Meter.

Neben dem sehr großzügig dimensionierten Gain Regler, der für den Output verantwortlich zeichnet, gibt es noch drei Regler für Fine Control, Spectrum und Detail. Außerdem gibt es je einen Schalter für HF EQ und 12 dB/oct. mit einer dazugehörigen LED.
Die groben Rasterungen der Gain Control in 5 dB Schritten sind im ersten Moment doch sehr Gewöhnungsbedürftig. Sie lassen sich aber unter zu Hilfenahme der Fine Control schnell vergessen. Der 786 ist dann leicht und sehr komfortabel zu pegeln.

Mit „Spectrum“ wird eine Frequenz zwischen 5 Hz und 40 kHz !!! gewählt, an der die EQ Sektion anhebt oder absenkt. Mit Detail wird die Stärke der Anhebung oder Absenkung bestimmt. In Kombination mit dem 12 db / OCT lässt sich hier auch der fehlende Low Pass-Schalter realisieren.

Mit dem HF EQ-Schalter lässt sich die gesamte EQ-Sektion via hardwired Bypass deaktivieren.

Rückseitig stehen pro Kanal ein XLR In und Out zur Verfügung. Es besteht die Möglichkeit die XLR Outs unsymmetrisch zu betreiben, aber wer möchte das schon? ? Weiterhin gibt es einen Ground Lift Schalter.
Optional kann ein AD bzw. DA Modul integriert werden.

Bedienung

Die Bedienung des 786-EQs erfordert ein wenig mehr Zeit als bei einem herkömmlichen EQ, da er wesentlich subtiler und feiner arbeitet. Wenn man sich aber erst einmal über die verschiedenen Bedienelemente im klaren ist, wird das arbeiten mit dem 786 zur wahren Freude. Nicht zuletzt, weil man im Grunde eigentlich gar nichts tun muss…

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– zum Vergrößern klicken –

Klang

… denn der 786 klingt neutral schon so brillant und fein, dass man schnell mehr falsch als richtig macht. Gegen dieses Gerät klingt die Konkurrenz der 500-750 € Klasse schlicht grobschlächtig. Die Geräte aus dem eigenen Hause nicht ausgenommen. Allerdings darf man auch nicht den „kleinen“ Preisunterschied aus den Augen verlieren.
Aber zurück zum 786. Fein, silbrig im oberen Frequenzspektrum, klar aber warm und ausgewogen in den Mitten. Mit einem gut gewählten Maß an Bassfundament. Einfach gut abgestimmt. Und von Rauschen weit und breit keine Spur.

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Fazit

dbx 386
Ein guter zweikanaliger Tube Preamp, der gerade für diejenigen interessant sein dürfte, die schnell und qualitativ hochwertig in den PC oder ein anderes digitales Recordingtool einspielen wollen.

dbx 376
Nichts desto trotz ein feines Gerät, das mit all seinen Möglichkeiten definitiv seinen Preis wert ist. Insbesondere mit Blick auf die integrierte Digitalsektion und den digitalen Ausgang. Wer statt zwei schlichter PreAmps, wie z.B. beim 386, eher einen flexibleren Channel Strip mit gleichen digitalen Möglichkeiten sucht, sollte den 376 antesten.

dbx786
Ein Genuss für die Ohren! PS: Hier hat dbx in der Werbung wahrlich nicht übertrieben. Ein PreAmp kann das Audiomaterial klanglich verfärben oder nicht. Der 786 tut es nicht!

Preis

  • Straßenpreis dbx 386 700,- Euro
  • Straßenpreis dbx 376 650,- Euro
  • Straßenpreis dbx 786 3000,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Loftone

    Der DBX 786 ist mein Favorit in Sachen klangneutraler PreAmp und die Verstaerkung ist grandios. Bislang kam ich noch nie in die Verlegenheit, den Gain-Regler hoeher als „kurz vor 12“ zu drehen und selbst das ist fuer die meisten Signale/Mics schon viel. Der EQ ist mit Vorsicht zu geniessen. Man kann in der Tat damit sehr viel falsch machen.
    Auch wenn dieser sicherlich als EQ bezeichnet werden kann so vergleiche ich gerne seine Auswirkung mit jenen von Excitern. Eine Fehleinstellung nachtraeglich auszubuegeln ist
    eine Tagesaufgabe wenn nicht unmoeglich.

    Als User diverser analoger Tools reizt mich der 786 sehr, denn anhand seiner Klangeigenschaften kann ich mit weiterem Gear bestimmen, welche Klangfarbe letztendlich im Mix Verwendung finden soll.
    Mir ist bislang kein vergleichbares Produkt bekannt, selbst ein digitaler TC Goldchannel verblasst in seiner Nachbarschaft. Wie alles von DBX ist das Geraet „built like a tank“ und trotz jahrelanger taeglicher Beanspruchung fuehlt er sich an wie am ersten Tag. Einer der wenigen Tools die ich nicht mehr missen moechte. Der Gebrauchtpreis von ca. 1500 EUR sollte diesen meiner Meinung nach als „high-end“zu bezeichnenden Geraets auch
    den preisbewussten Projekt- oder Homerecordingstudios zugaenglich sein.

  2. Profilbild
    mruebsam

    …der Test ist gefühlt ja schon seit Jahrzehnten her :)
    Ich habe den DBX 786 seit vielen Jahren. Er macht immer noch unglaublich Spaß. Es ist eine Schande, dass DBX in dieser Qualität nichts annähernd Vergleichbares mehr anbietet. Bei uns steht der 786 neben einigen Millennias STT1, M2B, HV3 -8r, Forssell SMP2, DAV BGs, etc und kann sich in diesem Top Segment problemlos behaupten. Er ist tatsächlich neutral, klingt aber dennoch immer warm, mächtig und groß. Seinen EQ finde ich klasse. Ich benutze ihn sogar hin und wieder beim Mastern. Ich kenne keine weicheren Höhen… sozusagen der Inbegriff von „Silk“. Auch von innen ist der DBX ein echter Hingucker. Ich habe noch nie ein so hochwertig verarbeiteten Preamp gesehen….
    Wir werden unseren trotz des Alters sicherlich nicht verkaufen :-)
    Marcus von
    https://the-quiet-music.company

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