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Test: Ibanez ARX 300-CRS

Test: Ibanez ARX 300

3. August 2006

Die Artist-Serie war Ende der 70er Jahre eine der ersten Originale der Firma Ibanez. Schon damals stellten diese Gitarren durch die hochwertige Verarbeitung und angenehme Bespielbarkeit eine günstige Alternative zu den gängigen US-Herstellern dar. 2006 sind nun zwei neue Modelle erschienen: die ARC mit Single Cutaway und die ARX in klassischer Artist-Form mit Double Cutaway. Die Letztere steht bei AMAZONA.de nun auf dem Prüfstand.

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– Ibanez ARX 300-CRS –

Ein Low-Budget Klassiker und seine Geschichte
Im Jahre 1971 wurde aus Elger Guitars die Firma Ibanez. Während die Instrumente in Japan günstig gefertigt wurden, befand sich der Hauptsitz, bestehend aus Vertrieb und Qualitätskontrolle, in Amerika. Da die Bezeichnung „made in Japan“ stets den Ruf hatte, für schlechte Qualität zu stehen, entschloss man sich, die Firma nach außen möglichst nicht-japanisch erscheinen zu lassen. Bis Ende der 70er Jahre stellte Ibanez lediglich Kopien von bekannten Herstellern wie Gibson, Fender oder Rickenbacker her, die im Übrigen noch heute auf Grund ihrer hohen Qualität auf dem Gebrauchtmarkt sehr beliebt sind.
Nach einigen Gerichtsverfahren aufgrund der Einhaltung von Urheberrechten begann Ibanez im Jahre 1978 eigene Modelle zu fertigen – die Artist-Serie war eine der ersten. Komplett bestehend aus Mahagoni, versehen mit zwei Humbuckern, überzeugte sie vor allen Dingen durch ihre leichte Bespielbarkeit und den gelungenen Übergang zwischen Korpus und Hals.
Ob das aktuelle Modell, welches mittlerweile nicht mehr in Japan, sondern günstiger in China gebaut wird, diesem Anspruch noch gerecht wird, soll dieser Test nun zeigen.

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– Die Kopfplatte –

Auf den ersten Blick
Ausgeliefert wird die Ibanez ARX 300 in einem robusten Pappkarton. Nach dem Öffnen quillt einem erst mal das beigefügte Gigbag entgegen, welches im wahrsten Sinne des Wortes mit in den Karton, auf dem Instrument liegend, gequetscht wurde…
Erfreulich ist allerdings dessen Qualität: Neben einer dicken Polsterung verfügt es über gleich drei geräumige Nebenfächer, zwei Tragegriffe und Schultergurte.
Die obligatorischen Imbusschlüssel sind natürlich auch der Verpackung beigelegt.
Schließlich erscheint die ARX 300 in einem ansehnlichen Cherry Red Sunburst. Der Mahagoni-Korpus, der über eine Bierbauchfräsung verfügt, hat die gewohnte runde Artist-Form mit Double Cutaway und geleimten Hals, der ebenfalls aus Mahagoni besteht. Auch als Wölkchen-Ahorndecke ist das Quilted Maple Top bekannt, das sich farblich ein wenig von dem transparenten Rot des Korpus und Halses absetzt. Während die Außenseite der Decke schon fast schwarz ist, wird das Rot zur Mitte hin immer heller. Komplett gesäumt werden Korpus, Hals und Kopfplatte von einem eleganten cremefarbigen Binding, das farblich von den Halterungen der unverkapselten Humbucker ergänzt wird. Der Vintagelook der ARX 300 wird besonders durch die Gibraltar III Brücke und das Quick Change Classic Tailpiece hervorgehoben, die beide verchromt sind. Gerade das Quick Change Classic Tailpiece hat optisch ein bisschen was von dem Charme eines Bigsby Tremolos, ist allerdings für ein schnelles Wechseln der Saiten ausgelegt, da diese einfach nur eingehakt werden müssen. Zudem soll die aufliegende Metallplatte für mehr Sustain sorgen. Die Ibanez ARC 300 ist übrigens an dieser Stelle mit Fine-Tunern ausgestattet.
Unterhalb der Brücke befinden sich die drei Klangregler (2 x Volumen, 1 x Tone), die von zylinderförmigen Knöpfen mit eingelassenen goldenen Zahlenkränzen verdeckt werden. Über den 3-Weg-Schalter, der dem Toggle einer Les Paul entspricht, wählt man den Hals- oder Brückentonabnehmer (oder beide zusammen) an.
Das 22-bündige Griffbrett besteht aus Palisander und wird durch echte (!!!) Pearl / Abalone Inlays in Rechteckform verziert. Diese glänzen in einem satten Türkis mit leichtem Regenbogenschimmer, deren Anblick zumindest jeden von oben bis unten mit Indianerschmuck behängten 80er-Jahre-Hardrocker entzücken dürfte.
Auch bei der Kopfplatte wurde die klassische Artist Form beibehalten. Die Oberseite ist schwarz lackiert und unter dem Firmschriftzug befindet sich das gute alte geschwungene I. Wie die Brücke sind auch die verkapselten Mechaniken verchromt, allerdings wirken sie etwas billig, da sie in der Mitte durch eine unschöne Naht geteilt werden.

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– Der Mahagonikorpus mit gewölbter Ahorndecke –

Verarbeitung und Technik
Zwar sehen den Mechaniken nicht allzu teuer aus, dafür funktionieren sie aber überraschend präzise. Zum einen bieten sie eine anständige Stimmstabilität, zum anderen sind sie stets leichtgängig mit einem gesunden Widerstand. Nie hat man das Gefühl, dass beim Drehen so genannte „Löcher“ entstehen – sprich kurzzeitig kein Widerstand da ist.
Ebenfalls hochwertig verarbeitet wirken die Gibraltar III Brücke und das Quick Change Classic Tailpiece. Im Gegensatz zu den Mechaniken sind sie einwandfrei verchromt, aber auch hier drehen sich die Schrauben absolut leichtgängig, wenn man den Imbusschlüssel ansetzt.
Für einen sicheren Halt sorgen die extra breiten Gurtpins, die natürlich auch verchromt sind.
Insgesamt ist die Hardware äußerst solide und sauber verarbeitet, genau wie die Lackierung, die keine Unebenheiten und Schmierer aufweist. Edel schimmert das Mahagoni Holz unter der transparenten Cherry Red Sunburst Lackierung. Da der Rand des Korpus auch transparent ist, kann man sehen, dass es sich um kein Furnier, sondern um Massivholz handelt.
Generell sollte an dieser Stelle Skepsis auftreten. Wenn man für rund 400 Euro eine Mahagonigitarre neu kauft, kann das verwendete Holz nicht wirklich hochwertig sein.  Das ist gerade bei günstigen Instrumenten aus dem asiatischen Raum bekannt. Bei der Ibanez ARX 300 entsteht dieser Eindruck bei Hals und Korpus zunächst nicht.
Aber richtig gruselig wird es dann, wenn man das erste Bending spielt. Nicht nur, dass ein unangenehm kratziges und schabendes Geräusch entsteht. Man spürt sogar einen leicht rauen Widerstand, der einem Gänsehaut beschert.
Dafür verantwortlich sind weder die Bundstäbchen noch die Inlays, sondern leider wirklich das Palisandergriffbrett. An dieser Stelle ist es nun fraglich, ob es an der Herkunft, Ablagerung oder Verarbeitung des Holzes liegt. Es könnte durchaus sein, dass das Griffbrett nur bei dem vorliegenden Testmodell so rau ausfällt und sich bei einem identischen Instrument schon wieder ganz anders verhält. Egal wie, es spricht auf jeden Fall nicht für die Qualität des Holzes und bestätigt leider das bekannte Klischee. Da man aber grundsätzlich eine Gitarre spielen sollte, bevor man sie kauft, können derartige Mängel weitgehend im Vorfeld eingekreist werden.

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– Ebenfalls aus Mahagoni besteht der Hals –

Praxis und Sound
Im Gegensatz zu dem Griffbrett ist der Hals der Ibanez ARX 300 äußerst angenehm zu bespielen. In bekannter Artist-Tradition fällt er eher flach und schmal aus, wodurch eine breitere Käuferschicht angesprochen wird. Ebenfalls sehr gut gelungen ist der abgeflachte Übergang zwischen Korpus und Hals, der ein bequemes Spielen der oberen Bünde ermöglicht.
Überraschend gut fällt die Qualität der Tonabnehmer aus. Die zwei Ibanezeigenen Humbucker (ACH-1 und ACH-2) lassen sich klanglich zwischen einer Paul Reed Smith und einer Les Paul einordnen.
Wie immer ist der Halspickup für basslastige Sounds und der Brückentonabnehmer für mittige Klänge zuständig. Natürlich kann man über die mittlere Position des 3-Weg-Schalters auch beide kombinieren.

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Äußerst warm verhält sich der Halshumbucker, der durch einen kräftigen Bass überzeugt. Sehr sauber und transparent hört sich hingegen der Brückenpickup an, welcher allerdings auch bei Highgainsounds brachial schneidend und scharf erklingen kann.
Überzeugend ist auch das Sustain der Ibanez ARX 300. Hier scheint die Kombination aus schwerem Holz, geleimten Hals, gewölbter Ahorndecke und der Metallplatte des Tailpieces voll aufzugehen.
Dass Ibanez seit den 80er Jahren stets moderne Gitarrentechnologien erforscht und entwickelt hat, zeigt die Qualität dieser eigentlich recht günstigen Tonabnehmer.
Absolut sauber abgeschirmt und in keiner Weise einstreuempfindlich sind die beiden Humbucker, und stellen dadurch so manche deutlich teurere Konkurrenz in den Schatten. Es sind gewiss keine Charaktertonabnehmer und natürlich gibt es bessere Pickups, aber in ihrer Preisklasse sind sie definitiv überdurchschnittlich.

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Fazit
Insgesamt wird die Tradition der Artist Serie durch die Ibanez ARX 300 angemessen fortgesetzt. Die Verarbeitung ist abgesehen von dem Griffbrett äußerst sauber und überzeugend. Vor allen Dingen die Bespielbarkeit des Halses und die Qualität der Tonabnehmer sind sehr beeindruckend. Auch durch das hochwertige Gigbag, welches im Lieferumfang enthalten ist, kann man so einige Euro sparen.
Allerdings muss gesagt werden, dass die schlechte Verarbeitung des Griffbretts einen schwerwiegenden Mangel darstellt. Hier kann man nur hoffen, dass dieser lediglich bei dem Testmodell aufgetreten ist. Egal wie, es ist ratsam die Gitarre vor dem Kauf zu spielen und zu prüfen, denn ansonsten hat sie sich sehr gut in diesem Test geschlagen.

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Plus
++++  technisch hochwertige Tonabnehmer
+++    Bespielbarkeit
+++    Sustainverhalten
++      Preisleistungsverhältnis

Minus
–         schlecht verarbeitetes Griffbrett

Preis
UVP.:               455 €
Straßenpreis:   399 €

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ibanez baut super Klampfen für einen absolut angemessenen Preis. Da wird die hier wohl keine Ausnahme machen. Guter Bericht!

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Habe diese Gitarre angespielt, außerdem eine arc100, war äußerst angetan. Leider hab ich danach den Fehler gemacht, doch noch die gibson LP special faded, das günstigste gibson-Modell (849€) anzuspielen. Mein Gott, es ist eine andere Liga.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ich spiele dieses Modell seit ca. 1 Jahr und bin sehr zufrieden mit diesem „Les Paul-Ersatz“. Das beschrieben Problem mit dem Griffbrett ist bei meiner Gitarre nicht feststellbar und Bendings gehen bis zum 22ten Bund tadellos.
    Auch der warme Sound der Gitarre ist, vor allem mit meinem Marshall JVM 410 voll geil! Grüssis, Mario

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