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Test: Reußenzehn Mic Mic Röhren-Mikrofon Vorverstärker

Persönliche Klangfärbung inbegriffen

25. September 2006

Neben dem Trend Musikproduktionen nach und nach komplett in den Rechner zu verlegen, existiert parallel dazu ebenfalls der Trend nach hochwertigen analogen Ergänzungen zu den DAW´s. „Total Recall“ und die anderen Möglichkeiten der digitalen Welt sind hilfreiche Werkzeuge und erlauben Dinge, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Eines aber bieten Sie alle nicht: Charakter…

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Deshalb gibt es, wie bereits angedeutet, seit Jahren den Trend digitale Studios durch einige wenige analoge Komponenten klanglich aufzuwerten. Sei es in Form von z.B. Röhrenmikrofonvorverstärkern oder analogen Summingboxen. Einen Vertreter der ersten Sorte wollen wir in diesem Test genauer unter die Lupe nehmen. Der MicMic Deluxe ist ein zweikanaliger Mikrofonvorverstärker auf Röhrenbasis von der Firma Reußenzehn. Thomas Reußenzehn, der Inhaber und Namensgeber, hat sich seit mehr als 30 Jahren dem Bau von hochwertigem Röhrenequipment verschrieben. Neben der Modifikation von Gitarrenamps und eigenen Röhrenamps hat er sich dabei vor allem mit dem Bau von HiFi-Komponenten einen Namen gemacht. Drittes Standbein des Handwerksbetriebs stellen Mikrofonpreamps dar. Natürlich ebenfalls auf Röhrenbasis. Die Spezialisierung auf reine Röhrengeräte und Schaltungen ist dabei sozusagen zur Firmenphilosophie geworden.

Aufbau des Reußenzehn Mic Mic Röhren-Vorverstärker

Der MicMic kommt hier in der Version „Deluxe“ zum testen. Es handelt sich um einen 2-kanaligen Mikrofon/Instrumenten-Vorverstärker mit spartanischer Ausstattung. Das Gehäuse ist aus massivem Metall und ist als Tischgerät konzipiert, also leider nicht zum Rackeinbau vorgesehen. Dafür macht er aber optisch auf dem Tisch dank seines schwarzen Gehäuses und des dezenten weißen Schriftzugs sowie den großen Drehknöpfen umso mehr her. Auf der Frontplatte befinden sich lediglich Regler für jeweils Input und Output der beiden Kanäle sowie pro Kanal noch einmal ein dreistufiger Kippschalter. Mit diesem lassen sich drei verschiedene Frequenzgänge anwählen. Diese Möglichkeit sowie die einzeln pro Kanal schaltbare Phantomspeisung auf der Rückseite unterscheiden übrigens den „MicMic Deluxe“ von der normalen Version.

uf der Rückseite gibt’s dann noch für rechts und links Ein- und Ausgangsbuchsen jeweils als XLR und Klinken, die Schalter für Phantomspeisung und fertig.Diese Reduktion auf so wenige Parameter ist aber nicht etwa eine Sparmaßnahme, um einen günstigen Preamp anbieten zu können, sondern vielmehr Konzept. Nichts soll den Klang der Röhren beeinflussen. Durch möglichst wenige dafür aber hochwertige Bauteile soll dieses Ziel erreicht werden. Das offenbart auch ein Blick ins Innere. Es gibt keine Halbleiter im Signalweg und die ganze Schaltung ist mit einer Point-to-Point Verdrahtung ausgeführt.Hier gibt es also erstmal nichts zu meckern. Im Gegenteil: man hat das Gefühl ein wertiges Stück Handarbeit in den Händen zu halten. (Tatsächlich werden die Reußenzehngeräte auch in Handarbeit hergestellt.) Selbstverständlich ist auch das Netzteil ausgelagert um Einstreuungen zu vermeiden. Das Rauschverhalten ist sehr vorbildlich. Selbst bei extremen Settings hält es sich sehr in Grenzen. Laut Hersteller liegt der Rauschabstand bei > 68dB (Mikrofon) bzw. > 80 dB (Line). Die maximal mögliche Verstärkung beträgt 70 dB bei Mikrofonsignalen bzw. 20 dB bei Linesignalen. Das sind Werte, mit denen man eigentlich alles optimal verstärken kann. Selbst bei schwachen dynamischen Mikros gab es keine Probleme. Der Klirrfaktor wird mit 0,05 % angegeben.

Der Reußenzehn Mic Mic Deluxe in der Praxis

Ich hab mit dem MicMic Deluxe die Verschiedensten Aufnahmen durchgeführt und kann eines vorwegnehmen. Ich war vom Sound sehr angetan; man könnte auch sagen begeistert.

Die Arbeitsweise erfordert ein wenig Einarbeitung, geht dann aber leicht von der Hand. Der MicMic besitzt z.B. keine Clip-LED, die einem signalisiert, wann das Eingangsignal übersteuert. Hier muss und sollte man nach Gehör arbeiten. Zumal der Preamp ja nicht nur einfach verstärkt, sondern das Signal auch färbt. So kann man mit dem Input sehr feinfühlig die Obertöne bestimmen, welche die Röhre dem Signal hinzufügt.

Außerdem setzt irgendwann auch eine dezente Röhrenkompression ein, die das Signal angenehm verdichtet und druckvoller macht. Auch die fehlende LED ist übrigens keine Sparmaßnahme, vielmehr haben Röhren schlichtweg keinen eindeutig zu definierenden Clippunkt. Folglich kann dieser auch nicht angezeigt werden.

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Anm.d.Red.: Es ist natürlich keine echte Kompression, aber durch die „weiche“ nichtlineare Kennlinie der Röhre werden Peaks leiser und somit das Gesamtsignal lauter. Man könnt somit eher von einer Art Soft-Limiting sprechen. 

Die Kippschalter auf der Vorderseite stellen im Prinzip einen einfachen aber in der Praxis hilfreichen EQ zur Verfügung. Die drei Positionen entsprechen folgenden Frequenzgängen:

  • Position 1: linearer Frequenzgang: 12-22 000 Hz
  • Position 2:hoher Frequenzgang: 400- 18 000 Hz
  • Position 3 soft Low Cut: 100-22 000 Hz.

Es lohnt sich beim Aufnehmen jeweils die richtige Position heraus zu finden, da die Ergebnisse doch sehr unterschiedlich klingen. Der Klang des MicMic ist sehr direkt und druckvoll und je nach Sättigung auch sehr warm und rund. Spiel man etwa E-Gitarre oder Bass damit ein, merkt man, dass das Gerät eine sehr schnelle Ansprache hat, was einem beim spielen sehr entgegenkommt und viel Spielfreude bereitet. Akustikgitarren kommen sehr präzise und dennoch mit einem warmen Grundklang daher.

Ebenso Gesangsaufnahmen, die wahrscheinlich am meisten von solch einem Preamp profitieren. Man kann in Zusammenspiel mit einem guten Mikro natürlich sehr schöne Resultate erzielen, die sehr hochwertig und teuer klingen. Bei Drums hab ich den MicMic für die Overheads benutzt, um den Raumklang des Drumsets einzufangen. Auch hier schlägt er sich (wiederum natürlich in Verbindung mit guten Mikros) sehr gut.

Die Becken klingen sehr angenehm und nie zu harsch. Da der MicMic auch Linesignale akzeptiert, eignet er sich natürlich auch hervorragend, um z.B. Synthesizersounds, E-Pianos oder ähnliches aufzupäppeln und ihnen gegebenenfalls mehr Leben und Charakter einzuhauchen.

Um das ganze anschaulicher zu machen, gibt es natürlich auch zu diesem Gerät Soundbeispiele. Zum einen zwei Drumtakes. Einmal nur Becken und beim anderen das ganze Drumset. (Man hört aber jeweils nur die Overheadmikros , die mit dem MicMic abgenommen wurden.)

Das andere Beispiel zeigt einen Vergleich zwischen einem handelsüblichen Billigröhrenpreamp (für ca. 100 €) und dem MicMic. Wohlgemerkt handelt es sich um dieselbe Gitarre! Zuerst der einfache Preamp dann der MicMic.

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Fazit

Der MicMic Deluxe ist ein sehr puristisches Teil. Er kann nicht viel, das aber sehr gut. Er drückt dem Signal je nach Einstellung mehr oder weniger seinen Stempel auf. Neutral klingen andere Preamps. Aber das ist auch gar nicht sein Ziel. Wer als Ergänzung zu seiner steril klingenden DAW eine Erweiterung mit Charakter sucht, sollte ihn sich mal genauer anschauen. Die rein technischen Werte sprechen für sich. Alles andere ist Geschmackssache.

Plus

  • Sound
  • Bedienung/ Konzept
  • Optik

Minus

  • kann nicht ins Rack eingebaut werden

Preis

  • MicMic: 499 €
  • MicMic Deluxe: 599 €
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    wie wahr wie wahr, hab denn preamp seit gut 3 monaten in kombination rme fireface, und bin davon sehr begeistert wie harmonisch und lebendig nun auch va und fm synthese klingen kann. für analoge bässe und drums ist das teil einfach spitze. damit wertet man seine aufnahmen (in meinem fall dirket in die preamps der fireface) um gute 30% auf.
    erwähnenswert ist aber auch die alternative von vermona hdb audio tma2, die mit mehraufwand in der schaltung aber auch diskret aufgebaut ist und ein magisches auge als pegel bzw. sättigungs anzeige bietet und zu einem ähnlichen preis verkauft wird. allerdings verfolgt reußenzehn einen kompromissloseren weg in sachen audioqualität.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Sehr informativ und bündig.

    Die Klangbeispiele hätten umfangreicher sein können.

    (Die Summe durchgeschickt, mal dezent, dann extrem plus die verschiedenen Frequenzgänge)

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ich habe den Mic Mic seit Jahren. Je nach dem, wie weit man die Preamps aufdreht erhält man einen eher klaren – analytischen oder eben warmen oder angezerrten (wenn mans übertreibt) Sound. Bei mir läuft er auch in die Fireface 400. Ich habe viele Preamps gehört, eine Alternative fängt eigentlic erst bei > 1500 Euro an. Der Mic -Mic ist einfach ein Hammer!!! Macht mal einen kompletten Mix drüber und spielt mal an der Preamp – Potis – fast wie ein weicher Masterig – EQ!!

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      Was haben den die Preamp Potis mit einem Mastering Eq zutun?

      • Avatar
        AMAZONA Archiv

        Nix, eben nur „wie“: Wenn man die Röhren langsam in die Sättigung fährt ändert sich der Gesamtsound fast so, als ob man mit einem EQ die Mitten und bestimmte Höhenbänder ganz leicht boostet. Ist natürlich kein Mastering – EQ, ich bin nur von dem Teil begeistert.

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