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Interview: Reinhold Heil, Teil 3

Von "Lola Rennt" bis "One Hour Photo"

4. Januar 2014

Reinhold 3

Hier also nun Teil 3 unseres vierteiligen Interviews mit Reinhold Heil. Wer bei Teil 1 einsteigen möchte, klickt bitte HIER.

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Januar 2013, Reinhold Heil hat uns zu sich nach Los Angeles eingeladen, wo sich Studios und Privatgemächer Tür an Tür in einer umgebauten Industriehalle befinden. Einige Hardware-Schmuckstücke stehen noch unbenutzt in einer Studioecke – nicht verkabelt – mehr so als Deko. Darunter befindet sich ein seltenes Prophet VS Rack, ein Microwave der ersten Generation sowie auch ein Yamaha VL-1, ebenfalls als Rack. Ins Auge gestochen ist uns außerdem ein original Oberheim Four-Voice, der gemeinsam mit einem Access Virus B einsatzbereit in einem der Session-Studios steht. Ansonsten beschränkt sich Reinholds Hardware-Ausstattung eher auf Masterkeyboards, schnelle Rechner mit zahlreichen Bildschirmen für seine DAWs und hochwertige Studio-Peripherie.

 

Peter:
Mit „Lola rennt“ kam schließlich der Durchbruch. War das vorher für dich schon absehbar?

Reinhold:
„Lola rennt“ war der Glücksfaktor. Trotz des Potentials, das ich bereits im Drehbuch sah, war es am Ende schon auch viel Glück und harte Arbeit. Nach der missglückten Nina-Hagen-Produktion flog ich Ende 1997 nach Berlin. Dort traf ich mich mit Johnny und Tom. Wir schrieben und produzierten „Introduction“, also das erste Stück von „Lola rennt“. Es gab bereits die Animation dazu und der Film war auch schon gedreht, also nicht wie heutzutage, wo wir die Musik bereits vor Drehbeginn schreiben. Somit wurde auch die stilistische Richtung vorgelegt, zu der dann weiter geschnitten wurde. Sprich: Bevor der Film zu Ende geschnitten wurde, machten wir bereits das Beats-per-Minute Mapping. Dann kamen Tom Tykwer und Johnny Klimek im Februar 1998 nach Santa Barbara und dort arbeiteten wir insgesamt vier Wochen lang am Score. Es ist heute nicht mehr vorstellbar, dass Tom sich mitten in einer Produktion für 4 Wochen abseilt, um sich auf die Musik zu konzentrieren.

Peter:
Wie kann man sich das vorstellen zwischen euch drei?

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Reinhold:
Ich hatte einen MAC 9600 mit einer Audio Media Karte (vier Audio-Spuren) und natürlich stand auch noch der Fairlight III mit 24 HD-Recording Spuren in meinem großen Studio. Leider war der damals noch nicht so freundlich, sich zuverlässig mit dem Mac zu synchronisieren. Und oben gab es ein kleineres Studio. Dort stand ein Power Macintosh  8100, auch mit einer Audio Media Karte und zwei Sample Cells drin und einem Akai Sampler daneben. Johnny und ich hatten beide einen Nord-Lead, den tastenlosen, und ich hatte unter Anderem den CS-80 und meine Oberheim SEM-1 Module, die wir als Filter benutzten und von Logic aus per MIDI antriggerten. Da wurde dann auch mal der  CS-80 live-gespielt durchgejagt.

Peter:
Da ist ein CS-80 mit drauf auf dem Track?

Reinhold:
Ja. Bei Running Two. Es gab die beiden Workstations. Oben in meinem Zweitstudio saß Johnny und ich arbeitete unten an meiner Hauptworkstation. Tom ging immer hin und her. Dann gab es noch den Flügel, denn Tom spielt gerne Klavier. Und dann fingen wir mit den bereits vorgelegten BPMs an. Und wir haben ansonsten versucht, uns nicht um die Temp Music zu kümmern, sondern unser eigenes Ding zu machen. Das haben wir eigentlich ganz gut hingekriegt.

Peter:
Und ihr habt wirklich gemeinsam auch komponiert?

Reinhold:
Naja, es gab alle Möglichkeiten, aber es war immer ein Prozess. Quasi einen „Tom und ich Prozess“ oder einen“ Johnny und Tom Prozess“, aber dann auch einen „Johnny und ich Prozess“, zwischendurch saßen wir natürlich auch oft alle drei zusammen. Oder Tom musste mal den Computer bedienen, weil keiner ein wirklicher Gitarrist ist. Johnny ist eigentlich Bassist. Er spielte auf meiner alten Yamaha Gitarre aus den Spliff Zeiten Rhythmusparts. Das Hauptthema von „Running One“ ist eigentlich die Rhythmusgitarre, gespielt von Johnny, aber mit meinem Fuß auf dem CryBaby. Das Wah-Pedal erzeugt eine variierende Resonanz, die so etwas wie eine Melodie darstellt. Es wurde ein klassisches Stück Filmmusik.

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Forum
  1. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Peter,

    auch der dritte Teil, war sehr kurzweilig und spannend zu lesen. Daumen hoch. Was ich immer wieder lustig finde, das einige fx wohl überall eingesetzt werden, wie das CryBaby. Bei mir kommt es hinter den Drummaschinen zum Einsatz. Und sorgt für reichlich Wah.

    Gudde

  2. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Das heißt, die Chord Progressions in One Hour Photo sind eben nicht „your standards“

    deswegen, aber nicht nur deswegen, ist One Hour Photo, ein Klassiker für mich, mit dem nur ganz wenige andere Soundtracks mitkommen.

    Danke dafür,
    Markus

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