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Interview: Thomas Paulsen

Der AN1x ist meine Nummer 1

15. Februar 2002

Nach wie vor stellen wir unter der Rubrik PERSONAL STUDIOS unsere Leser in den Mittelpunkt des Geschehens. Auch an den zahlreichen Mails unserer Leser erkennen wir immer wieder, dass das Interesse an dieser Serie enorm hoch ist. Um den Spaßfaktor an dieser Rubrik noch zu steigern, werden wir künftig noch mehr Hintergrundinfos zu den vorgestellten Musikern geben, und vergessen Sie nicht, Sie könnten der nächste sein den wir vorstellen.

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Peter:
Wie bist Du zur Musik gekommen?

Thomas:
Schuld ist meine Familie. Von klein auf begleitete mich Musik von Franz Lambert, Klaus Wunderlich u.a. die mein Vater und mein Bruder sehr viel hörten und letztendlich die Tatsache dass mein Vater diverse Wersi Orgeln gekauft hat und auf denen ich dann so bekannte Weisen wie „Hummelflug“ oder „Rock around the clock“ spielte. Mein liebstes Spielzeug war dabei die Begleitautomatik bzw. der eingebaute Drumcomputer. Jaja schon damals neigte ich zu looporientierter Musik im zarten Alter von 10. Allerdings wurde mein Experimentierdrang in dieser Richtung jäh im Keim erstickt mit einem „Das ist doch keine Musik, so etwas macht man nicht“. Traumata der Kindheit. ;)

Peter:
Welche Art von Musik hat Dich am meisten begleitet, inspiriert und letztendlich beeinflusst?

Thomas:
Interessanterweise nicht wie bei so vielen Kraftwerk…die ich erst viel später kennengelernt habe…
Eindeutig Jean Michel Jarre, Vangelis (der Blade Runner Soundtrack ist einfach unglaublich), Herbie Hancock und Yello (Bostich, sehr seltsam und genial). Nicht so sehr dass ich jahrelang deren Platten gehört habe, eher im Sinne dass Sie für mich ein Ideal darstellten auch so außerirdisch und anders zu klingen. Und dieses Ideal habe ich immer noch in meinem Kopf und ich versuche jedes Mal diesem immer näher und näher zu kommen. Naja ansonsten hab´ ich früher viel Heavy Metal, Hard Rock und das übliche in den 80ern gehört. Man hatte ja noch von nix eine Ahnung.

Peter:
Arbeitest Du nur im Studio, oder trittst Du auch live auf?

Thomas:
Momentan mache ich nur reine Studioprojekte. Live würde ich gern machen, aber schaun´ mer mal…

Peter:
Arbeitest Du noch richtig an einem großen Mixer, oder mischst Du alles im Computer?

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Thomas:
Mit dem Computer wird, wenn überhaupt nur peripher gearbeitet. Im Augenblick fehlen mir die monetären Mittel für ein größeres Pult, aber ein Mackie, Soundcraft oder Alesis sind schon auf meiner Wunschliste.

Peter:
Du bist offensichtlich mehr der Hardware-Macher. Lockt Dich nicht die Versuchung vollkommen auf das virtuelle Studio umzusatteln?

Thomas:
Überhaupt nicht. Ich habe mich lange Jahre mit ReBirth, meiner ausgedienten Yamaha DB50XG, einer Terratec EWS64XL ,diversen Sequencern und Plug-Ins rumgeärgert.
Von allen virtuellen Studios finde ich Reason und Fruity Loops zwar noch am interessantesten, aber mir raubt die Arbeit am Rechner die Kreativität, bzw. hemmt meinen Arbeitsfluß durch die Reduktion auf die virtuelle Ebene. Everything at your fingertip ist zwar technisch gesehen für mich faszinierend. Praktisch musikalisch gesehen eher ein Stimmungskiller.

Peter:
Du verwendest Cool-Edit. Wie setzt Du Cool Edit ein?

Thomas:
Ich benutze die alte Shareware Version CoolEdit96 mit der sich ein Audiotrack (Stereo oder Mono) aufnehmen lässt. Auch der einsatz einiger eingebauter Effekte ist möglich. Die neueren Versionen sind mehrspuring (und teurer) und binden auch VST Plug-ins ein.
Für meine Zwecke reicht die Shareware-Version voll auf. Sie ist schnell, einfach zu bedienen, sehr stabil und ich kann auch sehr große Files bequem editieren. Hauptsächlich benutze ich Cool Edit um fertige Songs in den PC zu überspielen und danach als .wav zur .mp3 Encodierung (mit CDex, http://www.cdex.n3.net) abzuspeichern. Oder ich schnipple mir .wav´s für die RS7000 zurecht.

Peter:
Welchen Computer verwendest Du?

Thomas:
Pentium III 500, 384MB Ram, 6.0GB HDD, Terratec 128i, Win 98SE.

Peter:
Ist der Rechner schnell genug für Deine Bedürfnisse, oder stößt Du bereits an die Grenzen der Leistungsfähgkeit?

Thomas:
Vollkommen ausreichend, lieber wäre mir allerdings noch ein Notebook mit vernünftiger Audiokarte (weniger Platzbedarf und leiser…)

Peter:
Was war Dein erster Klangerzeuger? Und woher hattest Du ihn?

Thomas:
Yamaha SY35, anno 1990, zur Hälfte selbst bezahlt von meinem ersten Azubi-Lohn, die andere Hälfte von Papa, gekauft in einem kleinen Musikladen in meiner Geburtstadt.
Wunderbares Gerät für Ambient. Nicht so teuer wie eine Wavestation aber mindestens ebenso herrliche Pads (dafür sind die Drums umso schlechter…;). Zusammen mit meinem Atari 1040STF und Steinberg Twelve schrieb ich meine ersten Ambient Sachen.

Peter:
Was sind heute Deine Favourites?

Thomas:
Das was ich momentan an Klangerzeugern stehen habe sind eigentlich schon meine Favourites , wobei ich mir sicher bin, ein NL3 und Q könnten auch irgendwann dazugehören ;)
Der AN1x ist meine Nummer 1. War zu der Zeit als er herauskam der wohl meistunterschätzte VA. Dabei bietet der AN1x, wie bei allen Yamaha Instrumenten eine ganze Menge für wenig Geld. Hervorragender vielfältiger Klang, viele Features (Free EG, Step-Sequencer, frei belegbare Controller-Knˆpfe (spart den Doepfer Pocket Control), gutes Keyboard (für den Preis) und tausende frei im Netz verfügbare Sounds); es gibt sogar ein Roland JP8000 Soundset…. Ausgezeichnet ist der Freeware Editor, mit dem man wirklich auf alle Parameter auf einen Schlag komfortabel zugreifen kann, wobei das Editieren von Sounds am Gerät selber auch relativ logisch und einfach ist. Am liebsten setzte ich ihn für Pads, Bässe und kleine seltsame minimalistische Sequenzen ein, bei denen ich dann nach Herzenslust am Sound rumschrauben kann. Und er ist natürlich mein Masterkeyboard. Übrigens ich warte immer noch auf einen Testbericht von Amazona über den AN1x…so als Gebrauchttip…

Nummer zwei ist der MicroMod, weil er einen fantastischen Klang hat (ich habe erst kürzlich einen Patch gefunden der dieses fette Vangelis Horn aus dem Blade Runner Soundtrack imitiert…herrlich!!), weil er nicht nur Synth sondern auch Vocoder oder Compressor oder Filterbox oder noch viele andere Dinge kann, und statt mit vielen Kabeln rumzumachen, alles schön sauber und speicherbar am Bildschirm konstruieren kann.
Und weil er feuerrot, stabil gebaut wie ein Panzer und sehr sehr preiswert ist, und Clavia nicht nur ein überaus lesenswertes und DICKES Handbuch mit in die Schachtel legt, sondern auch noch Peter Gorges Nord Modular Wizoo Buch in der 2nd Edition und man Zillionen von Patches im Netz runterladen kann.

Nummer drei ist das RS7000, ein Gerät auf das ich neben den anderen genannten auf keinen Fall verzichten könnte. Warum? Weil es der erste Sequencer seit *Jahren* für mich ist, der mal nicht meiner Kreativität im Wege steht, sondern ganz im Gegenteil mich sogar beim Produzieren unterstützt mit seinem feinem ausgeklügeltem logisch aufgebautem Sequencer und Benutzerinterface. Eigentlich soll man ja bei komplexeren Geräten mind. einmal das Handbuch gelesen haben, ich muß sagen, war beim RS7k gar nicht nötig. Das eine oder andere mußte ich zwar schon mal nachschlagen, aber generell sind alle Funktionen da, wo sie sein sollen. Die Sounds verglichen mit dem RM1x in Kombination mit der neue Synthese Engine (mit fast schon analog klingenden Filtern) sind wirklich brauchbar. Mein Anspiel-Tip „Slow Gas“ aus der SyPd&FX2 Bank (Program 16, MSB63, LSB 8). Mit ein paar Änderungen am LFO, einem dazugeschaltetem HPF, leicht veränderten Cutoff und Resonance Werten, bekommt man einen völlig anderen Sound. Diesen mit Effekten versehen, Resample und das ganze nochmal von vorn…wundervoll!
Nummer vier ist der TG33, nicht weil Moby ihn einsetzt, sondern weil dieser kleine Vektorsynth die schönsten „evolving“ Pads zaubern kann…(und er der kleine Bruder vom SY35 ist…jaja, die erste Liebe vergißt man nie…oder wie? )

Peter:
Hast Du schon mal darüber nachgedacht, Dir per Laptop ein portables Studio zu ermöglichen?

Thomas:
Ja, Apple Titanium mit Logic, AMT8 wäre schön, allerdings bin ich was Software Sequencing angeht ein gebranntes Kind. Ein QY700 (+RS7000), Akai DPS16 mit Mackie LM3204 und Lexicon MPX200/TC M300 w‰re schon eher mein Traum…das alles in ein Rack…mjam!

Peter:
Hast Du den Eindruck, dass durch die zunehmend verbesserte Technik die Kreativität eher gefördert oder gehemmt wurde?

Thomas:
Ich antworte mit einem entschiedenem Jein.. Auf der einen Seite wird die Kreativität ganz bestimmt gefördert, der Nord Modular mit seinem Software Editor ist ein gutes Beispiel. Das hantieren mit Kabeln und großen schweren Modulen ist doch eher was für Grobmechaniker und Leute mit viel Platz und Geld. Der Nord Modular ist eindeutig, dank DSP und moderner Software Technologien ein großer Sprung nach vorne.

Oder Software wie Ableton Live, ReBirth, Reason und Reaktor sind auch einfach genial und jedem zugänglich. Demokratisierung des Musikmachens. Oder nimm die viel verpönten „Groovebox“en. Ohne verbesserte DSP Technologie, gäbe es diese nicht und könnten der talentierten Masse als Einstieg dienen. Andererseits werden viele Produkte mit immer mehr Funktionen vollgestopft und vor allem im Computer-, respektive Softwarebereich, muß man nicht nur Musiker sondern auch noch Computerfachmann sein um alles zum laufen zu bekommen, sofern man auf Computer setzen will als Plattform. Man denke nur an die Installations-/Latenz Arien mit verschiedenen Soundkarten, USB-MIDI-Schnittstellen, Software Patches, Donglegedöns etc.
Heutige Software-Sequencer sind mir schon wieder zu vollgestopft mit Funktionen die ich sowieso nie brauche. Außerdem ist man der ständigen Upgrade-Spirale unterworfen. Neue Version läuft nur auf neuerem OS, welches zwingend auch einen neuen PC/Mac benötigt, da der Leistungshunger des neuen OS gestiegen ist, oder umgekehrt.

Da greife ich dann doch lieber auf dedizierte Hardware zurück, die keine Blue Screens produziert, weil das neue xyz-Plug-In noch nicht gepatcht wurde…
Und nicht zu vergessen, bei beiden großen Sequencern sind schon seit Jahren nur der Audioteil erweitert worden, die MIDI-Funktionen sind immer noch die gleichen wie vor Jahren.
Gott sei Dank gibt es Alternativen. Die Funktionalitäten dich ich wirklich brauche, erfüllt mir mein RS7000 genauso gut, wenn nicht sogar besser und schneller, da ich nicht mit der Maus herumfuchteln muß. Aber dann gibt es da noch die Firmen die auch mit Hardware es nicht schaffen eine vernünftige Benutzeroberfläche zu bauen. Wenn ich da an den FS1r denke, den ich mal hatte, oder die MC303…brrrr… Generell gesagt, Technik kann hemmen, muss aber nicht. Kommt auf einen persönlich und das Produkt drauf an.

Peter:
Kannst Du schon Veröffentlichungen vorweisen?

Thomas:
Als Plasmaleitung (http://mp3.de/Plasmaleitung):
„Mellowfuckturnaround“ on mp3.de „Millenium Vol 1.“ Compilation CD (1999)
„Fandangonoid“ on callasong „EnterNet Vol. 1“ Compilation CD (2000)
„Supersweet Bonbons“/DAM CD MP3.com (mittlerweile nicht mehr online) (1999)
Als Klaus Paulsen nur Veröffentlichungen auf Vitaminic.de (Experimental, Electro, Minimal, Drum´n´Bass, Ambient): http://stage.vitaminic.de/klaus_paulsen
Mit einem Freund aus Holland arbeite ich gerade an einem Ambient meets Grunge Projekt, names „OE“, eine Veröffentlichung wäre schön, sofern wir ein passendes Label finden.
Und mit einem anderem Freund zusammen, versuche ich gerade ein Techno Projekt Namen „Freunde von Carlotta“ auf die Beine zu stellen.

Peter:
Wir wünschen Dir für die Zukunft viel Glück und bedanken uns für das Interview

Equipmentliste von Thomas Paulsen

  • Yamaha RS7000
  • AN1x
  • TG33
  • (DB50XG)
  • Clavia Nord Micro Modular
  • Gameboy Nanoloop
  • Recording:
  • Boss SE50
  • Phonic MM1002 Mixer
  • MIDIman Multimixer 6
  • Audiobuddy
  • AKG DS60s
  • Aiwa FM65 MiniDisc RecorderSony Hi-Fi-Amplifier
  • Elac A.R.E.S.
  • Creative Labs PCWorks Subwoofer System

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