Die Kehrseite der Medaille
Bisher habe ich nur die Oberfläche (Quick Edit Page) beschrieben, wenn man sich aber in die Tiefen (Pro Edit Page) der Klangforschung des Synthesizers/Samplers Galaxy X begibt, wird es ganz schnell unübersichtlich und wenig intuitiv. Es macht mir einfach keinen Spaß, Hüllkurven, LFOs, Insert-Effekte, Filter und Sequencer zu zuweisen und zu bearbeiten, wenn die Parameter schwer zu lesen, die Bedienelemente viel zu klein sind und des gesamte Layout aus gefühlten 1000 Dropdown Menüs besteht. Einfach mal schnell ein Preset ändern, wird zu einem besonderen Ostererlebnis. Dabei wurde mir bei der letzten augenärztlichen Untersuchung eine Sehstärke von 120% bescheinigt! Der Fehler liegt aus meiner Sicht in der Entscheidung von Uli Baronowsky und Best Service (möglicherweise aus verständlichen finanziellen Gründen), den Sampler Engine 2 von Yellowtools als Grundlage von Galaxy X zu nehmen und kein neues Software-Instrument zu programmieren. Bei einem Synthesizer möchte ich aber programmieren, Klangforschung betreiben und alle Parameter sofort im Zugriff haben – und das muss intuitiv passieren. Ein Sampler, der hauptsächlich dafür programmiert ist, Sample-Librarys abzuspielen, ist aus meiner Sicht eine ganz andere Baustelle.
Klang
Mich ärgert dieser Umstand um so mehr, weil Galaxy X klanglich eine wirkliche Offenbarung ist. Die Faltungstechnik macht aus jedem Sample einen organisch und natürlich klingenden Sound. Man hat das Gefühl, als ob die Sounds von einem akustischen Instrument bzw. aus einer Aufnahme von einer akustischen Umgebung herstammen. Sie bekommen eine Patina von Wärme und Natürlichkeit, auch wenn es klar elektronische Klänge sind. Vergleichbar sind aus meiner Erfahrung nur die psycho-akustischen Klänge aus Omnisphere (übrigens ein Vorbild aus Bedienbarkeit und Klangmöglichkeiten), die einigermaßen an den Sound von Galaxy X heranreichen. Wobei die Faltungstechnik sehr subtil auf die Spielweise des Akteurs reagiert. Galaxy X ist klar für Filmkomponisten und für experimentelle Musiker programmiert. Der Vertonung des nächsten Tatorts steht eigentlich nichts mehr im Wege. Ich habe mit nur einem Preset aus Galaxy X und einem Cello einen einminütigen Track für einen Dokumentarfilm in ca. 10 Minuten Produktionszeit bestritten. Das ist mir noch nie passiert!
Die Bedienbarkeit ist in der Tat ein „Graus“!!!
Das mit den Aussetztern in der Stand alone Verion kann ich NICHT bestätigen!
@tuonodriver Hallo tuonodriver,
da würde mich mal interessieren, auf welchem Betriebssystem du die Engine 2 installiert hast und wie sich starker Gebrauch der Faltung auf deine CPU auswirkt.
@j.rauner Hi,
OS Win7 64bit,12GB Ram,CPU QuadCore 3,2Ghz.
CPU Auslastung im Stand alone Betrieb bei intensiver Nutzung so ca. 8-15%.
Gruß
@tuonodriver Mein Quadcore hat 2,8Ghz, ansonsten habe ich genau diesselbe Konfiguration. Eigenartig, da muss ich mir mein Setup mal anschauen. Das hatte bisher aber keine Zicken gemacht!
Danke für den ehrlichen Test!
Ich hatte schon beim erstenmal als ich über Galaxy X gelesen hatte den Eindruck, daß da zumindest teilweise „Schlangenöl“ verkauft wird.
Die Klangbeispiele klingen tatsächlich super, aber ich denke das ist vor allem den guten Sounddesignern zu verdanken, weniger dem ach so genialen Synthesesystem.
Durch den Artikel wurde ich jetzt angeregt eine Idee die ich schon beim ersten Lesen über Galaxy X hatte, endlich auszuprobieren:
Man nehme einen Tonerzeuger seiner Wahl und entweder den integrierten Faltungshall in Kontakt, Studio One etc., oder wenn es etwas schneller sein soll, eine Alternative wie z.B. http://www.....ate_le.htm, der auf der GPU berechnet wird (!).
Nun lade man nicht brav Impulsantworten von Räumen in den Faltungshall, sondern was auch immer für Sounds, Loops, Beats und Samples einem gerade unter die Finger kommen.
– Klingt genial
– Kostet nichts
– Die Bedienung ist viel angenehmer
– Funktioniert mit jeder Tonquelle
– Und im Falle von Reverberate – schont die CPU :-)
I love it!
Cheers,
Tom
@ThomasHelzle Hallo Thomas, deine Idee, keine Impulsantworten sondern normale Wav-Files in den Faltungshall zu laden, werde ich auch mal ausprobieren.
Aber im Falle von Galaxy X muss ich schon sagen, das das Synthesesystem genial ist. Ich würde im Gegensatz zu Dir behaupten, das bei den Presets Sounddesigner am Werk waren, die viel Geduld hatten, um ihre Ergebnisse zu modulieren.
Das Grundkonzept ist schon simpel und intuitiv, aber warum muss man dies mit einem Sampler umsetzen, der sonst Librarys abfeuert.
@j.rauner Wenn du meinen Kommentar nochmal liest, wirst du sehen, daß ich ebenfalls der Meinung bin, daß die Hauptqualität der Library bei den sehr guten Sounddesignern liegt. ;-)
Mir ist einfach die Werbung von Best Service quergelegen, mit ihrer Überbetonung der Convolution Technik. Ich hätte da lieber ein Lob der Sound-Designer gelesen ;-)
Ich behaupte auch nicht, daß meine Do-It-Yourself-Lösung zu den _gleichen_ Ergebnissen führt, das war vielleicht unklar formuliert, ich persönlich bin nur weniger an mehr oder weniger reinen Presets interessiert deren Manipulation dann eher unerfreulich in der Bedienung ist, und ich stimme dir zu, so ein Konzept gehört nicht wirklich in eine alte umständliche Sample-Engine.
Ich setzte mich da lieber mit Sensomusic Usine hin und kreiere eigene Klangwelten :-)
Ich persönlich bin gespannt, ob sich in Sachen Faltungshall-Mißbrauch vielleicht noch der eine oder andere Programmierer inspiriert fühlt, da einmal weiter zu graben – Ich denke da ginge noch einiges, vor allem wenn die CPU-Last reduziert wird.
Liebe Grüße,
Tom
Johannes Rauner, schöne /interessante Musik auf deiner Seite!
@zeitlos Vielen Dank zeitlos, ich freue mich sehr über Deine positive Rückmeldung!!!!!!!!!!!
Hallo,
ich bin Uli Baronowsky von Galaxy Instruments, also quasi der Produzent von Galaxy X. Vielen Dank für den Testbericht!
Ich würde gern kurz ein paar Sätze zur Konzeption des X sagen.
Das wesentliche Ziel vom X lag darin, ein integriertes System zu schaffen, das die verschiedenen Elemente von Effekt Convolution sinnvoll zu außergewöhnlichen Sounds zusammenbringt. Diese Elemente sind die Basissamples (Sources), die Convolution Files (X-Files) sowie vor- und nachgeschalteten Effekte (Pre- und Post-X). Und das Bindeglied hierfür ist die Benutzeroberfläche, die insbesondere mit dem Ziel gestaltet wurde, diese verschiedenen Elemente intuitiv miteinander verbinden und kontrollieren zu können. Und an der Frage von intuitiver Bedienung, gerade bei einem ziemlichen komplexen Sounddesign Tool wie Convolution, müssen sich dieses System, die Sounds und eben unser User Interface messen lassen, nicht Pro Edit. Pro Edit ist aus meiner Sicht ein zusätzliches tool für all die da draußen, die Sounds bis ins letzte Detail selbst editieren wollen, und die müssen tatsächlich in die Tiefen des Engine Players hinabsteigen, der so ist, wie er ist. Essentiell war Pro Edit beim X für mich nie. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, den Zugang zum Pro Edit für den X zu blocken, hätte ich das wahrscheinlich getan. Ging aber nicht.
Mit dem X kauft man aus meiner Sicht einen Haufen fertiger außergewöhnlicher Sounds, das Sound Futter und die X-Files dazu und das verbindende User Interface, mit dem sich die Sounds schnell und drastisch verändern lassen. Man kauft nicht nur das Prinzip ‚Effekt Convolution’ und den Engine Player.
Freue mich über Feedback.
Uli
Lieber Uli, ja, die ganze GUI der Quick-Edit-Seite ist simpel und intuitiv. So habe ich es, glaube ich zumindest, in meinem Test auch beschrieben.
Aber eines verstehe ich an deiner Aussage nicht, die Pro-Edit-Seite ist beim X doch wesentlich, weil ich nur hier Hüllkurven, LFOs, Modulationen, Effekte usw. editieren kann. Da reichen mir als Benutzer die Grundparameter der Quick-Edit-Seite nicht.
Hätten Ihr (möglicherweise ist dies aus wirtschaftlichen Gründen nicht passiert) ein komplett neues Softwareinstrument kreiert und nicht auf den Engine 2 zurückgegriffen, dann hätte man die GUI für die gesamten Modulationen und Effekte genauso intuitiv gestalten können wie die Quick-Edit-Seite. Durch das Korsett Engine 2 ist aus meiner Sicht viel potential verschenkt wurden. Und zwar nicht, weil Engine 2 schlecht ist, sondern weil es für Soundlibrarys programmiert ist. Galaxy X ist für mich aber ein Synthesizer und keine Presetschleuder!
@j.rauner Ich persönlich bin ja immer noch für Kontakt. Leider lässt sich Best Service trotz bekannter und noch immer nicht behobener Bugs in der 64Bit Engine und, verglichen mit Kontakt, technischer Unterlegenheit von Engine nicht davon abbringen, alle neuen Produkte auf dieser Plattform zu veröffentlichen.
Hallo UliB,
vermutlich kannst du nicht über die Technik reden, aber mich persönlich würde interessieren, wieviel tatsächlich neue Entwicklung in der Convolution Technik in Galaxy X steckt oder ob das „neue“ eher die Art der Verwendung der klassischen Convolution ist (siehe meinen Komentar weiter unten).
In meinen eigenen Versuchen hatte ich den Eindruck, daß es vor allem darauf ankommt was für Sounds man statt üblicher Impuls-Antworten in die Convolution einspeist.
Bei sehr tonalen Sounds hört man diese sehr klar heraus – und sie ändern die Tonhöhe ja nicht, was störend sein kann.
Wenn ich aber z.B. eine gesungene Phrase mit einer eher weniger tonalen, gehauchten oder geflüsterten Stimme „convoltiere“ (? ;-) ) kommen oft sehr spannende Hybriden heraus.
Sehr geil fand ich auch ein E-Piano mit einem recht metallischen Triangel-artigen Sound in der Convolution.
Na ich werde weiter experimentieren…
Und Glückwunsch zum Sounddesign!
Cheers,
Tom