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Test: Clavia, Nord Piano 2, Stage Piano

Nord Piano Update auf V2

8. April 2012

Anlässlich der diesjährigen NAMM Show stellte der schwedische Hersteller mit den roten Keyboards das Update des Nord Pianos vor. Gegenüber dem Vorgänger wurden einige Features hinzugefügt, so dass das Nord Piano 2 ein wenig näher an die Stage Version von Nord heranrückt. Ob sich das Update lohnt, soll der folgende Test zeigen.

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Überblick

Hier zunächst ein paar generelle Informationen zum Nord Piano 2. Äußerst leicht präsentiert sich das 88-tastige Piano, sobald man es aus der Verpackung geschält hat. Gerade einmal 18,3 kg wiegt das Gerät und das, obwohl es über eine Hammermechanik Tastatur verfügt. Entgegen vieler Konkurrenten also ein wahres Leichtgewicht. Die Tastatur ist wie erwartet sehr hochwertig und lässt sich sehr gut spielen. Das Repetitionsverhalten ist wunderbar, und vor allem schnelle Passagen lassen sich hierdurch sehr gut und sicher spielen. Schön ist, dass das Nord Triple Pedal bereits zum Lieferumfang dazu gehört. Da kann es gleich losgehen mit dem ersten Antesten.

Zuvor jedoch noch ein paar Infos bzgl. Aufbau und der Anschlüsse. Nord-typisch präsentiert sich die neue Version weiterhin in einem strahlenden Rot. Mittlerweile hat man sich zwar daran gewöhnt, dass auf den Bühnen dieser Welt viele rote Keyboards herumstehen. Für mich aber immer noch ein Hingucker in der tristen grau-schwarz-silbernen Keyboaderwelt.

Die komplette Oberfläche

Die komplette Oberfläche

Wie der Vorgänger auch ist die Oberfläche des Nord Pianos 2 nach Sektionen gegliedert. Neben der Hauptsektion mit den globalen Einstellungen und dem kleinen Display reihen sich die Sektionen Piano, Sample Synth und Effekte nebeneinander auf. Die Bedienung ist sehr intuitiv und übersichtlich. Wer einmal ein Nord Gerät bedient hat, kommt auch mit dem Nord Piano 2 ohne Probleme klar. Für alle anderen dauert es eben 5min länger.

Alle Verbindungen zur Außenwelt befinden sich auf der Rückseite des Gerätes. Neben einem MIDI-Duo (In/Out) gehören unter anderem auch ein USB-Anschluss, zwei Anschlüsse für Volume- und Sustain-Pedal sowie die Audioausgänge Left/Right und Kopfhörer zu den Ausstattungsmerkmalen des Nords. Zusätzlich gibt es auch noch einen Audioeingang (Monitor In), der als 3,5mm Stereoklinke ausgelegt ist.

Anschlüsse

Anschlüsse

Angespielt

Hauptaugenmerk des Nord Pianos 2 sind neben der Tastatur natürlich die Piano-Sounds. Rund 500MB Speicher stehen für diese Klänge zur Verfügung. Ab Werk ist das Gerät mit 54 verschiedenen Piano-Klängen ausgestattet, die auf  die Kategorien Grand, Upright, E-Piano 1 und 2, Clavinet und Harpsichord aufgeteilt sind. Löblicherweise können beim Nord Piano 2 neue und verbesserte Sounds ganz einfach und kostenfrei von der Hersteller Website heruntergeladen werden. Per Drag & Drop gelangen sie dann in das Gerät. Die einzige Limitierung sind hier die maximalen 500MB Speicher.

Direkter Hinweis auf die kostenlosen Sounds der Nord Sample Library

Direkter Hinweis auf die kostenlosen Sounds der Nord Sample Library

Nun zum eigentlichen Klang des Nord Pianos 2, denn dieser ist einfach saustark. Alle Sounds befinden sich qualitativ auf ganz hohem Niveau. Die Flügel-Klänge bieten sowohl große und klassische Sounds, die für sich alleine einfach am besten klingen, als auch Pop- und Jazz-Varianten, die sich im dichten Bandkontext gut durchsetzen können. In Verbindung mit dem Nord Triple Pedal sind dann auch sehr realistische Klangeigenschaften wie halb gedrücktes Pedal, Pedal-Geräusche und Long-Release möglich. Dies fördert den Realismus der Sounds natürlich ungemein. Sollten die Flügel-Sounds einmal nicht passen, stehen neun Varianten der Upright-Klaviere zur Verfügung. Auch diese klingen rundum gut und setzen sich ebenfalls wunderbar durch. Bezüglich der maximalen Stimmenanzahl muss man beim Nord Piano2 unterscheiden zwischen Stereo- und Mono-Sounds. Die großen Stereo-Klänge weisen eine maximale Stimmenanzahl von 40 auf, die Mono-Klänge immerhin 60.

Auf der elektrischen Seite gibt es insgesamt 18 Sounds, die nach allen möglichen Originalen wie Rhodes, Wurlitzer oder aber FM-Pianos klingen. Hier haben mir besonders die Rhodes-Varianten gefallen. Reichert man diese mit den internen Effekten an und schickt sie durch den virtuellen Amp, dann rockt einfach das Haus. Da macht das Spielen doppelt so viel Spaß, und die Bandmitglieder vergessen endlich mal den ständigen Ruf nach einem originalen Rhodes. Und wie gesagt, das bei 18,3 kg. Der Rücken wird es danken …

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Piano-Sektion

Piano-Sektion

Clavinet und Harpsichord vollenden diese Sektion, so dass auch spontane Wünsche nach einer Stevie Wonder Nummer oder aber einer Bach Invention zumindest soundtechnisch erfüllt werden können.

Eine der größten Neuerungen des Nord Pianos ist sicherlich der Sample-Speicher. Die Wünsche der Nutzer wurden wohl erhört, denn das Nord Piano 2 hat ab sofort 128MB Speicher zur Verfügung, der mit Sounds der Nord Sample Library gefüllt werden kann. Diese erstreckt sich mittlerweile über eine sehr große Bandbreite (über 1.000 Sounds), die viele Musikstile und Wünsche abdeckt. Ab Werk ist das Keyboard mit verschiedenen Streicher-, Bläser-, Bass- und Synth-Sounds ausgestattet. Wem übrigens die 128MB zu klein erscheinen, dem sei gesagt, dass das Nord Piano 2 mit einer internen Kompression arbeitet, so dass faktisch rund zwei Drittel mehr in den Speicher gehen.

Sample-Synth-Sektion

Sample-Synth-Sektion

Hervorheben möchte ich zunächst die Vintage Sounds à la Mellotron oder Chamberlin. Diese findet man leider in den heutigen Workstations und Keyboards nur sehr selten und schon gar nicht in dieser Qualität. Ansonsten ist die Qualität gut, mit einigen Ausreißern nach oben. Am Gerät selbst lassen sich die Sounds der Sample Synth Sektion nur sehr eingeschränkt editieren. Außer einem Attack- und Release-Regler gibt es keine Möglichkeiten in die Klangparameter einzugreifen. Störend aufgefallen sind mir die teilweise recht immensen Lautstärkeunterschiede der Sounds. Schnell mal von einem Streicher-Patch zum Bass wechseln und hoffen dass es mit der Lautstärke passt, kann da tödlich sein. Ohne Nachregeln hat man da keine Chance. Ebenfalls negativ aufgefallen sind mir Einstellungen von Attack und Release, sobald man einen neuen Sound anwählt. Denn diese werden vom vorherigen Sound übernommen. Hat man also bspw. gerade einen Synth-Sound gespielt mit extrem kurzer Release-Zeit und wechselt dann spontan auf einen Streicher-Sound, klingen die Streicher ebenfalls abgehackt, wie das im Audiobeispiel „Strings“ zu hören ist. Nicht falsch verstehen, dreht man kurz am Attack- & Release-Regler, passt alles wieder wunderbar, aber direkt nach dem Umschalten bleiben die vorherigen Werte zunächst erhalten.

Split, Layer und Performance

Globale Regler und Tasten

Globale Regler und Tasten

Eines der größten Mankos des Nord Pianos 1 war auf alle Fälle die fehlende Split-Möglichkeit. Diese wurde jedoch im neuen Modell mit integriert, so dass zumindest zwei Sounds nebeneinander auf der Tastatur verteilt werden können. Der Splitpunkt ist dabei frei wählbar und im Handumdrehen mit der Kombination Splitbutton + entsprechende Taste auf Tastatur eingestellt. Da lobe ich mir die einfache Bedienung von Nord. Bei anderen Konkurrenten muss man da schon 2-3 Menüseiten durchblättern, um ans Ziel zu gelangen.

Layer sind natürlich ebenfalls möglich. Diese werden einfach durch Anschalten der jeweiligen Sektion aktiviert, und schon geht’s los mit der Kombination Piano und Streicher, Kontrabass und Rhodes oder was auch immer gerade angesagt ist.

Zur Speicherung eigener Performances hatte das Nord Piano 1 bisher 120 Speicherplätze. Auch hier gab es ein ordentliches Update, bietet die neue Version doch jetzt insgesamt 240 Plätze, aufgeteilt auf 2 Bänke.

Effekte

Für den richtigen Sound braucht es natürlich auch die passenden Effekte. Was wäre bspw. ein grandioser Flügel im schalltoten Raum? Die Effektsektion ist daher glücklicherweise gut und ordentlich ausgestattet. Aufgeteilt ist die komplette rechte Seite der Oberfläche in die Bereiche Effekt 1/2, Delay, 3-Band EQ, Kompressor/Amp sowie Reverb. Fangen wir bei den ersten beiden Bereichen an. Effekt 1 und 2 bieten typische Modulationseffekte wie Tremolo, Chorus, Flanger, Wah und Phaser. Der Delay-Bereich bietet neben dem Intensitätsregler (stufenlos zwischen Dry/Wet) auch die Möglichkeit, das passende Tempo für das Delay zu tappen. Ändert der Schlagzeuger der Band bspw. gewollt oder auch ungewollt das Tempo, bleibt so zumindest immer das Delay synchron zum Beat. Der 3-Band Equalizer bietet neben den zwei festen Frequenzen Treble (4 kHz) und Bass (100 Hz) durchstimmbare Mitten (von 200 Hz bis 8 kHz). Der maximale Eingriff liegt mit 15dB in einem sehr ordentlichen Bereich. Für Live-Anwendungen reicht das dicke aus und klingt dazu noch sehr gut.

Effekt-Sektion

Effekt-Sektion

Weiter geht es im Kompressor/Amp-Bereich, der fünf verschiedene Modi bietet. Neben den Mono-Amps Twin, JC und Small gibt es noch den Stereo-Effekt Tube Distortion sowie den Kompressor an sich. Gerade für die richtigen E-Piano-Sounds oder aber auch für einzelne Synth-Sounds sind alle Modi sehr gut zu gebrauchen. Der Drive ist stufenlos von 1-10 einstellbar und gibt dem ganzen ordentlich Druck. Zu guter letzt bietet das Nord Piano 2 noch eine Reverb-Sektion. Sechs Halltypen von Room über Stage bis zu Hall (jeweils Typ 1 und 2) gibt es, so dass alle erdenklichen Raumsimulationen abgedeckt werden können.

Bei allen Effekten besteht die Möglichkeit, diese sowohl für die Piano- als auch die Sample-Synth-Sektion gesondert zu regeln bzw. an- und auszuschalten. So kann man bspw. im Layer das E-Piano mit Chorus versehen, ohne dass die Streicher davon beeinflusst werden.

Im Vergleich zum Nord Piano 1 wurde die Effekt Sektion also ordentlich aufgewertet. In fast allen Bereichen sind neue Effekte hinzugekommen bzw. überarbeitet worden. Da hat jemand die Wünsche der Kunden berücksichtigt. Die Qualität ist insgesamt sehr gut, und bedenkt man das Einsatzgebiet des Nord Pianos 2, auf alle Fälle gut ausreichend.

Marktüberblick

Bei aller Euphorie über die Updates und neuen Features des Nord Pianos 2 muss man sich jedoch immer vor Augen halten, dass das Nord Piano vorwiegend ein Piano und E-Piano ist mit kleiner aber feiner Zusatz-Soundausstattung. Beim Vorgänger war dies sicherlich gravierender, denn durch die neue Sample-Synth-Sektion, die Split- und Layer-Funktionen, den erweiterten Speicherplätzen und die neuen Effekte wurde das Nord Piano deutlich aufgewertet. Die Flexibilität, die sich durch die frei wählbaren Sounds der Nord Sample Library ergibt, ist natürlich ein großer Vorteil, denn je nach anstehendem Auftritt können die passenden Sounds vorab geladen werden. Allerdings darf man bei der Beurteilung auch nicht den hohen Preis vergessen. Und mit dem Nord Stage hat der Hersteller gleich einen Konkurrenten im Programm, der weitaus mehr Funktionen und Sounds bietet. Setzt man den persönlichen Fokus vor allem auf Piano- und E-Piano-Sounds, kann ich das Nord Piano 2 voll empfehlen. Wer als Live-Keyboarder jedoch breiter aufgestellt sein will, komplexere Setups mit mehr als zwei Sounds braucht und auch hier und da in die Soundeigenschaften eingreifen möchte, der sollte sich entweder die größeren Brüder des Nord Pianos anschauen oder aber in Richtung Workstations gehen.

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Fazit

Das Update des Nord Pianos ist den Schweden voll gelungen. Viele Wünsche der Kunden wurden erhört und das Einsatzgebiet des Nord Pianos dadurch immens erweitert. Das, was das Nord Piano 2 kann, das kann es richtig gut und mit hoher Qualität. Wie im Marktvergleich jedoch angemerkt, ist das Einsatzgebiet vor allem auf Piano und E-Piano fokussiert und daher „nur“ die Bewertung mit zwei Sternen. Wer hier zu Hause ist und das nötige Kleingeld besitzt, der macht mit dem Nord Piano 2 sicherlich keinen Fehler.

Plus

  • sehr gute Sounds
  • Sample Synth Sektion
  • hohe Verarbeitungsqualität
  • neue Effektsounds

Minus

  • hoher Preis
  • Einsatzgebiet leicht eingeschränkt
  • Attack/Release-Zeiten bei Soundanwahl

Preis

  • 2.499,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    YC45D

    Das Nord 2 Piano ist zwar gut,aber mit 18,3kg und ohne Speaker nicht gerade ein Leichtgewicht,wie mehrmals erwähnt wird.Ich selbst spiele ein Yamaha P120,das mit 17 kg und dazu noch 2 Lautsprecher mit 2×12 Watt doch erheblich leichter ist.Auch die 14 Klänge mit Variationen sind vergleichbar gut.Es ist immer noch oft für 700-800Euro gebraucht zu bekommen!
    Hätte der Nord 2 auch Speaker wäre er für mich wesentlich interessanter,denn mit 12 Watt kommt man in vielen Fällen gut zurecht!

    • Profilbild
      Nostradamus

      @YC45D Unter 20 Kilo für ein 88er Stagepiano ist doch, wie im Artikel schon angedeutet, gar nicht schlecht. 17 Kilo würde ich dagegen auch nicht als „erheblich leichter“ bezeichnen, und die eingebauten Lautsprecher taugen meistens allenfalls für die Heimbeschallung. Auf Gigs geht ein Stage ohnehin über den Mischer an die PA.

    • Profilbild
      1st-take

      @YC45D Natürlich, das P120 ist immer noch ein klasse Instrument, aber wer weiß das schon noch, bei dem ganzen Hype um diese völlig überteuerten und überbewerteten roten Teile? ;)

  2. Profilbild
    vssmnn AHU

    Alter Wein in neuen Schläuchen, dazu noch der heftiger Hüllkurven-Bug – nicht für die Kohle.
    Meiner Meinung nach gefühlte 1.500€ zu teuer.

    • Profilbild
      Mindmuck

      @vssmnn Deine Meinung in allen Ehren, aber nachvollziehen kann man die erst, wenn Du verrätst, welches 1000,- €-Piano 
      – eine vergleichbar umfassende Library, 
      – entsprechende Klangqualität, 
      – Einbindung eigener Samples 
      – sowie 500+128 MB frei konfigurierbares Flashrom bietet.
      (Ein altes und keinesfalls schlechtes P120 spielt definitiv nicht in dieser Liga.)

      Auch von einem „Hüllkurven-Bug“ kann keine Rede sein:
      Anders als der Testbericht andeutet, wählt man in der Synth-Section eben keine fertigen Sounds, sondern lediglich Grundsamples aus – die dementsprechend keine Hüllkurveneinstellungen beinhalten. Das gehört so und ist beim Stage 2 und Wave an dieser Stelle auch nicht anders. 
      Der eigentliche, komplette „Sound“ ist das Program, in dem selbstverständlich alle Settings des Bedienpanels mitgespeichert werden. Weitere Hierachieebenen sind beim NP2 nicht vorgesehen.

      • Profilbild
        vssmnn AHU

        @Mindmuck die sache mit dem samples laden ist wohl eher eine aus der not geborene historische produkteigenschaft aus alten ddrum zeiten und kein must have feature, wenn schon von haus aus mehr klangmaterial implementiert wäre.

        für ca. 1.500 Ocken gibts ein Kurzweil PC3LE 8

  3. Profilbild
    Organist007 AHU

    Doepfer lmk 2 plus gem rpx modul
    Zusammen nicht mal 1000 euro gebraucht
    An die sounds des rpx kommt kaum was ran
    Aber das ist natürlich geschmacksache

    Habe auch ein electro 3
    Fuer kleinere gigs bzw. Bühnen

    Und auch ein voce
    Modul plus ventilator

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