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Test: Apple Logic Pro X EXS24 Software-Sampler

Software-Sampler so gut wie Hardware-Sampler?

26. Mai 2003

Vorwort der Redaktion 2019
Nach Übernahme der Firma EMAGIC durch Apple, haben wir diesen Test in APPLE EXS24 umgetauft. Die Produkte sind jedoch identisch. Da der EXS24 seit seiner Einführung 2002 bis heute nicht nachgebessert wurde, zählt dieser Test zum Großteil auch für die heutige EXS24-MKII-Version, die sich in Apple Logic Pro X befindet.

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Der Emagic EXS-24 MKII Software-Sampler

Als im Jahr 2000 mit dem Emagic EXS24
einer der ersten kommerziellen Software-Sampler auf den Markt kam, konnte man schon erahnen, welche Chancen und neue Möglichkeiten sich für den Anwender und gleichzeitig Probleme und Herausforderungen für die Hardware-Sampler Hersteller ergeben werden.

Software- vs Hardware-Sampler

Software-Sampler nutzen grundsätzlich den Arbeitsspeicher und die Festplatte des Host-Rechners, wodurch sich einer der erheblichen Unterschiede zum Hardware-Sampler ergibt. Da Rechnerspeicher mittlerweile recht günstig ist und auch immense Datenmengen im Gigabyte-Bereich ermöglicht, fällt die Spezies Hardware-Sampler in diesem Punkt weit zurück. Man hat bei der Arbeit mit Software-Samplern bequemen Zugriff auf die Audiodateien bzw. auf die eigens angelegten Library, die sich auf der Festplatte des Host-Rechners befindet und muss somit nicht mit externen Speichermedien hantieren.

Außerdem lassen sich die Samples und deren Parameter am Rechner-Monitor wesentlich komfortabler editieren als am viel kleineren Display eines Hardware-Samplers. Die direkte Integration in die Software-PlugIn-Umgebung ist ein weiterer entscheidender Vorteil der Gattung Software-Sampler.

Die Vorzüge der Hardware-Sampler kommen bestenfalls noch beim Live-Einsatz zur Geltung, wo viele User noch Angst davor haben, mit einem Rechner und der damit verbundenen Absturzgefahr im Rahmen von Live-Auftritten unlösbare Probleme zu bekommen.

Konzept EXS24mkII

Der EXS24mkII ist ein Emagic-PlugIn, welches sich nur unter Logic betreiben lässt. User anderer Sequenzer-Software kommen nur in den Genuss dieses Plug-Ins wenn sie sich gegebenenfalls mit der abgespeckten Version namens EXSP24 (VST) begnügen.
Der EXS kann unter Logic in bis zu 24 Audio-Instrumenten geöffnet werden, steht damit maximal 24fach zur Verfügung (abhängig von der Logic-Version) und hat jeweils bis zu 64 Mono- oder Stereostimmen.
Pro EXS-Instanz kann ein so genanntes Sampler-Instrument geöffnet werden, was z.B. ein Drum-Kit, ein Klavier-Multisample oder eine Sammlung von über die Tastatur verteilter Loops sein kann. Das Benutzen mehrerer Multi-Samples erfolgt über das Öffnen mehrerer EXS-Instanzen. Er ist also nicht multimodefähig.
Die Bedienung des EXS ist zweigeteilt und erfolgt hauptsächlich über das Plug-In-Fenster und den EXS Instrument Editor. Das Plug-In-Fenster bietet Zugriff auf die Klangformungsparameter wie z.B. Filter, Hüllkurven etc. Der Instrument-Editor dient zum Verwalten von Samples in Zones und Groups und zum Konvertieren von Samples in Fremdformaten.

Keymapping Editor

Laden und Spielen von Sampler Instruments

Der EXS wird mit einer Sammlung spielbereiter Sampler Instruments ausgeliefert, man kann also gleich loslegen und sich auf den Ordner Sampler Instruments stürzen, der sich im Unterordner des Logic Programmordners befindet und wo sich die Instruments befinden.

Die Auswahl der Instruments gestaltet sich recht einfach, da sich die Ordnerstruktur des eben genannten Ordners Sampler Instruments genau im Sampler-Instrument-Flipmenü des EXS wieder findet. Man hat also ständig den Überblick über alle vorhandenen Instruments.

Erstellen und Bearbeiten von Instruments im Instrument Editor

Beim Arbeiten mit Samples ist das Verständnis wichtig, in welcher Hierarchie-Ebene man sich gerade befindet. Bei der EXS-Architektur ist dies sehr überschaubar gehalten: Samples werden Zones (Akai-User kennen dies als Keygroups) zugewiesen und Zones können sogenannten Groups zugeordnet werden. Darüber liegt schon die oberste Ebene, das Sampler Instrument.
Eine Zone ist quasi die Hülle für ein Audio-File, die verschiedene Parameter bietet, welche die Wiedergabe des zugewiesenen Samples betreffen.

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Die Einstellungen für die einzelnen Zones nimmt man im Instrument Editor vor. Beim Erzeugen eines neuen Instruments hat man zunächst ein „leeres Blatt“ vor sich, wobei man nun mit der ersten Zone beginnt. Die Zone-Parameter bieten das zu Erwartende: Start- und Endpunkt für die Wiedergabe des ausgewählten Samples, Key Note, Zone Range, Velocity Range, Detune, Disable Pitch, One Shot, Reverse, Volume, Pan und Loop. Die Loop-Parameter erscheinen nach Aktivieren des Loop-Ankreuzfeldes und lassen durch die grafische Unterstützung im Logic-Sample-Editor einfaches Loopen zu.
Gerade wenn man mit einer umfangreichen Mischung verschiedenster Samples in einem Instrument arbeitet, ergibt sich oft der Wunsch, dass man nur einzelnen dieser Samples gewisse Parameter zuordnet. In diesem Zusammenhang kommen die Groups ins Spiel, die hierarchisch über den Zones liegen. Man kann im Group-Flipmenü der Zone eine Group als Ziel angeben und das der Group zugewiesene Sample wird nun durch die Parameter dieser Group beeinflusst. Zu den Group-Parametern gehören Voices (max. Stimmenanzahl der Group), Volume, Pan und Velocity-Range. Darüber hinaus gibt es noch den separaten ADSR-Offset-Parameter, womit man die Zeitparameter der Hüllkurve verschieben kann. Abschließend dienen die Parameter Cutoff und Resonance zur Anpassung der Filter-Werte für jede Group separat.
Man kann alle Zones aber auch spielen, ohne eine einzige Group zu definieren. Die Verwendung von Groups ist optional und je nach Anwendung sinnvoll.

Das EXS-Plug-In-Fenster

Hier werden Einstellungen vorgenommen, die alle Zones und Groups des Instruments betreffen. Zu den Parametern gehören Hüllkurven, Mono-/Poly-Wahlschalter, Tonhöhen- und Pitch-Parameter, Modulationen und Filter-Einstellungen.

Neben dem Lowpass-Filter gibt es bei der aktuellen Version des EXS24mkII nun auch neue Highpass- und Bandpass-Filter. Beim Lowpass kann man zwischen den Flankensteilheiten 6, 12,18 und 24db auswählen, High- und Bandpass arbeiten mit 12db.
Mit dem Drive-Regler kann das Eingangssignal des Filters angezerrt werden, was zu schmutzigen Sounds führt und von vielen EXS-Usern hoch gelobt wird. Auch die Fatness-Schaltung trägt zum fetteren Sound bei: Hier bleibt auch bei höheren Resonanz-Werten ein druckvolles Bassfundament erhalten. Klanglich sind wir vom Filter des EXS voll überzeugt, hier wird den Samples Lebendigkeit und falls gewünscht auch „Dreck“ mit auf den Weg gegeben.

Neu ist beim EXSmkII umfangreiche Modulationsmatrix, die viele User in ähnlicher Form schon vom Synthesizer ES2 kennen. Die Matrix besteht aus 10 Modulationspfaden, lässt also bis zu 10 Modulationen zu, wobei das Ganze beim EXSmkII sehr komfortabel gelöst ist. Man kann z.B. einzelne Modulationspfade auf Bypass schalten und somit die jeweilige Modulation deaktivieren. Die Modulationsmöglichkeiten bieten sehr viele interessante Möglichkeiten, die Samples zu „verbiegen“. Die Liste der Ziele und Quellen lässt erkennen, was hier möglich ist, dem User wird hier sehr viel geboten!

Weitere Neuigkeiten beim EXSmkII sind u.a. die Anzeige der verwendeten Stimmen, der neue Unisono-Modus, der Instrument +/- Schalter zur Auswahl des nächsten bzw. vorherigen Instruments der eigenen Soundbibliothek, Random Detune zum Simulieren des Drifts analoger Synthies und der neue LFO3.

EXS-24 mit geöffnetem Dateipfad zu den Multisounds

Datenmanagement

Die Sampler-Instruments sind diejenigen Datentypen, die als spielbare Sounds in den EXS geladen werden können. Sie verweisen auf ein oder mehrere Audio-Files, wobei die Instrument-Parameter grundsätzlich getrennt von den Samples gespeichert werden und sich im Ordner Sampler-Instruments im Logic Ordner befinden müssen. Wenn man ein Audio-File löscht oder umbenennt, kann es vom entsprechenden Instrument nicht mehr gefunden werden, was gegebenenfalls problematisch sein kann.

Im EXS-Sampler-Flipmenü wird spiegelbildlich die Struktur des Ordners Sampler-Instruments abgebildet, man kann also auch Unterordner anlegen, um sich seine eigene Sample-Bibliothek anzulegen.

Problematisch ist allerdings die Begrenzung auf 4 Ordnerebenen, die bei größeren Libraries (z.B. beim Import von mehreren Akai-CD-Roms) schnell erreicht sein kann.

Diese Begrenzung ist aber laut Emagic nicht dem EXS24MkII zuzurechnen, sondern dem Betriebssystem Mac OSX. Außerdem können pro Ordner nur 100 Untermenüs angelegt werden, was auch zu Frustrationen auf Anwenderseite führen kann, was wir am eigenen Leibe gespürt haben: Eine Überschreitung dieser Mengenrestriktionen führt oftmals dazu, dass sich die Instruments gar nicht mehr öffnen lassen, woran Emagic dringend arbeiten sollte.

Die Import-Funktion von Akai-Samples, läuft in den meisten Fällen unproblematisch ab. Bei manchen Instrumenten ist aber ein Nachjustieren der Parameter nötig. Grundsätzlich werden alle importierten Files in den Unterordner „Akai-Samples“ gespeichert. Dieser wird automatisch angelegt und befindet sich innerhalb des Installations-Ordners von Logic. Da die meisten User in der Regel Programme auf der Systempartition installieren, wandern alle Daten ebenfalls in diese Partition. Möchte man Daten und Programme aber getrennt speichern, ist es notwendig, alle in Aiff Files umgewandelten Akai Files per Hand zu kopieren. Andere Tools, wie z.B. CDXtract sind in dieser Hinsicht wesentlich komfortabler. Dieses „Problemchen“ wäre noch zu verschmerzen, ist aber leider nicht das einzige. Wesentlich kritischer stellt sich das Problem dar, dass Akai-CD-Roms, die über viele Ordner verfügen nicht komplett dargestellt und somit auch nicht importiert werden können!

Praxis

Im Studio Alltag hat der EXS im Wesentlichen dazu beigetragen, dass wir unsere gewohnte Arbeitsweise mit Samples nahezu komplett umgestaltet haben. Wir können mittlerweile schon nicht mehr genau sagen, wann wir das letzte Mal einen Hardware Sampler in einer Produktion eingesetzt haben. War es „früher“ doch sehr mühselig und vor allem zeitaufwändig, Instruments zu laden, anzuhören ggf. erst wieder zu löschen, um dann ein neues Instrument zu laden, so bietet in dieser Hinsicht der EXS u.a. ein Feature, welches uns restlos begeistert hat: Das Weiterschalten von Instruments per Controller (bzw. per Programm-Change oder Tastatur). Wir haben uns in unserem Studio-Setup diese Funktion auf die Tasten B5/C6 gelegt und sind so in der Lage, schnell und komfortabel Instruments in der eigenen Library weiterzuschalten.
Das Anlegen von eigenen Instruments geht, sobald man sich mit dem Aufbau genügend vertraut gemacht hat, einigermaßen fix von der Hand. Ein Feature vermissen wir aber auch hier, welches dringend von Emagic aufgenommen werden sollte: Die grafische Zusammenstellung/Editierung von Sampler Instruments. Dieses ist zum Beispiel beim Kontakt von Native Instruments sehr gut umgesetzt, wo man über Drag&Drop Sampels auf die Tastatur legen und deren Keyrange editieren kann.

Kompatibilität zu Sampler-Fremdformaten:

  • Akai, SoundFont 2,
  • SampleCell II,
  • GigaSampler,
  • REX2
  • Aiff
  • Wav

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Fazit

Ein zu seinerzeit wegweisendes Software Tool, das durch überzeugende Integrität in Logic, einfache und übersichtliche Bedienung und gute Filter- und Modulationsmöglichkeiten überzeugt. Neben der Möglichkeit eigene Multisamples zu erstellen ist seine Eignung als Sample-Player von fertigen Libraries besonders hervorzuheben, wobei er hier durch seine komfortable Weiterschaltfunktion glänzen kann. Leider etwas in die Jahre gekommen ist unserer Meinung nach das GUI im Instrument Editor, wo kein Drag&Drop zum Zusammenstellen von Multisamples möglich ist. Hier ist eine dringende Überarbeitung vonnöten. Die neue Version bietet höchst interessante neue Features wie z.B. die neue Modulationsmatrix und die neuen Filtertypen, jedoch sollte hinsichtlich der Multisample-Erstellung und der Importfunktionen ein Vergleich mit anderen, auf dem Markt befindlichen Software-Samplern, angestellt werden.

Plus

  • Einfache übersichtliche Bedienung
  • Weiterschalten von Instruments per Controller/Tastatur/Program-Change
  • Gute Filter
  • Modulationsmöglichkeit

Minus

  • keine grafische Editierung von Instruments
  • Sample-/Ordner-verwaltung mit Einschränkungen
  • läuft nur unter Logic, nicht als VSTi verfügbar

Preis

  • Straßenpreis ca. 279,-€
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