Wie klingen die Rokit 10-3?
Die Lautsprecher klingen in sich harmonisch und geschlossen, Schärfe oder unangenehme Spitzen sind ihnen komplett fremd. Alles klingt sehr ausgewogen, die Mitten lassen sich gut beurteilen, Bassläufe klingen definiert und präzise. Die Rokit 10-3 klingen im landläufigen Sinn für die meisten wohl „schön“.
Allerdings belassen sie stets einen „Schleier des Ungewissen“ über der Wiedergabe, was den Ohren zwar schmeichelt, aber das präzise Beurteilen erschwert. Sie sind optisch solche Goliaths, dass man zudem eine gewisse Erwartungshaltung bezüglich Dynamik und Tiefbass hat, welche aber nicht so richtig erfüllt wird. Gerade bei dynamischen und wenig bis gar nicht komprimiertem Musikmaterial, welches im Anfangsstadium einer Aufnahmesession Gang und Gäbe ist, kommt die Box bei höherer Lautstärke merklich an ihre Grenzen. Ich hatte oft den Eindruck, dass die eingebauten Endstufen hart am Limit arbeiten und ihnen die Puste ausgegangen ist. Will heißen: Irgendwo fehlen die Kraftreserven, und ich halte die Endstufenleistung von 80/30/30-Watt für diese Rieseneimer für zu knapp bemessen.
Besonders im Tiefbassbereich habe ich ein deutliches „Pfund“ vermisst, welches einem optisch aufgrund der Baugröße aber beinahe schon selbstverständlich erscheint. Hier wird man enttäuscht, zumindest, wenn die Box relativ frei im Raum steht. Abhilfe schafft hier die Bassanhebung auf der Rückseite, mit der sich „unten rum“ dann merklich mehr abspielt, die zuständige Endstufe aber damit noch schneller in ihren Grenzbereich stößt. Dieses geschieht sehr „smooth“, und die Ohren werden dadurch nicht malträtiert. Allerdings ist dies bei einer Monitorbox kein echter Pluspunkt, denn dadurch geht die Impulstreue verloren und man wähnt sich eines guten Bass-Sounds, der aber im Originalsignal faktisch nicht vorhanden ist.
Betrachtet man nun den Kaufpreis, wundert man sich aber wiederum, dass für so wenig Geld ein so relativ präziser Sound überhaupt möglich ist. Für den angestrebten Stückpreis von etwa 500,- Euro sind die Rokit 10-3 ein mehr als respektables Ergebnis, ohne Frage. Wer allerdings die gesamte Produktpalette von KRK kennt und weiß, wie z.B. eine VXT 8 oder gar eine „Exposé“ klingt, dem wird schnell klar, dass auch KRK für so wenig Geld keine Königsschlösser bauen kann. Die Box ist gut, keine Frage. Aber die Optik weckt Erwartungen, welche im Endergebnis nicht so richtig erfüllt werden kann. Weshalb muss ich solche Eimer kaufen, wenn eine KRK VXT 8 mit kleinerer Gehäusegröße und ähnlichem Preis ein (in meinen Ohren) spritzigeres und präziseres Klangergebnis liefern kann?
Aufgrund des etwas verhaltenen Tiefbassbereichs kann man also die Rokit 10-3 durchaus auch für kleinere bis mittlere Abhörräume empfehlen, da sich durch die anzunehmende Aufstellung in Wandnähe dieser Bereich merklich verstärken wird. Bei dem Test in meinen eigenen Räumen war ich deutlich weg von Wänden und Ecken, solch eine Aufstellung wird vielen mangels Platz gar nicht möglich sein.
Was gibt es zu meckern?
Die Rokit 10-3 hat ein hörbares Grundrauschen, welches mich doch etwas gestört hat, und die Sache mit dem Tiefbassbereich wurde bereits ausführlich besprochen.
Und wie immer
Jeder Mensch hat eigene Ohren, und ihr müsst euch für die passenden Monitore zu guter Letzt immer aus eigener Überzeugung entscheiden. Ich kann bei Boxentests stets nur versuchen, die Spreu vom Weizen zu trennen, damit ihr eine gewisse Vorauswahl treffen könnt. Was euch dann aber bei eurer Arbeit mit Musik und Tönendem am meisten zusagt, müsst ihr schlussendlich selbst herausfinden.
Das mit dem Rauschen scheinen mehrere Modelle aus der RokIt Reihe zu haben, ein Kollege hat sich die 8er (?) geholt und mehrfach umgetauscht, weil er dachte, das seien Montagsgeräte…
Hi Sigi, sehr schöner und ehrlicher Bericht! Gefällt mir :-)
Kann mich t.walter nur anschließen, danke für den objektiven Testbericht.
Zu deinem Kommentar –„die Rokit 10-3 klingen im landläufigen Sinn für die meisten wohl „schön“– hört sich irgendwie nach einer HiFi Box an, von einem Studiomonitor erwarte ich eigentlich das dieser ehrlich klingt!
@sat-ing Griass Di sat-ing,
„schön“ klingen und dennoch ehrlich muss sich nicht automatisch ausschliessen. Beispiel hierfür sind z.B. die Monitore von Adam Audio oder KS-Digital. Gefährlich wird es nur, wenn die Boxen „beschönigen“, dann ist eine objektive Beurteilung des Klangmaterials so gut wie unmöglich.
Musikalische Grüße
Onkel Sigi
@Onkel Sigi Hi Sigi,
kann man natürlich auch so ausdrücken, nur spielen die KS-Digital Monitore in einer anderen Liga. Die ADAM finde ich persönlich nicht so doll aber über Geschmack läst sich nicht streiten :-)
Ich habe vor kurzem die ESI uniK 08 Probe gehört und war sehr begeistert, ein Test auf AMAZONA wäre in jedem Fall interessant.
Viele Grüße,
sat-ing