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Test: Mos-Lab 8A Moog Modular Clone

Bezahlbarer Moog Modular Klon

9. Juni 2012

Geschichte Moog Modular

Wer sich auf die Suche nach den Ursprüngen der klassischen subtraktiven Synthese begibt, landet bald bei den legendären Moog Modular Systemen. Diese seltenen und überaus teuren, ab etwa Mitte der 1960er bis Anfang 1980er gebauten Klangerzeuger standen als schrankwandgroße mit Klinkenbuchsen, Schaltern und Drehreglern übersäte pechschwarze Racks damals zumeist in Forschungseinrichtungen sowie in den Studios weniger wohlhabender Musiker und Bands. Der brachial-lebendige Klang der handgelöteten, aus selektierten diskreten Bauteilen aufgebauten Module ist Legende.

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Nachdem dann zunächst die Integration von Synthesebausteinen in festverdrahtete Kompaktsynthesizer à la Minimoog die modularen Saurier augenscheinlich auf einen toten Ast des evolutionären Baumes verwiesen hatte und die folgende digitale Revolution auch den analogen Keyboards die Daseinsberechtigung abzusprechen schien, kam der Wendepunkt mit der kraftvollen zweiten Welle elektronischer Musik: Ein neues Verlangen nach Klängen fernab der Norm, mehr Komplexität, Kombination und – im Zeitalter der Bildschirmoberflächen – der haptischen Erfahrbarkeit durch echte Regler, Drähte, Schalter machte sich breit. Und auch nach mehr roher Soundsubstanz, als ihn die klanglich kompromissbehafteten Chip-Synthesizer und Digitalemulationen liefern konnten.

Und so hat seit etwa Mitte der 1990er eine stetig wachsende Zahl von Anbietern den Markt für Synthesizermodule wiederbelebt, überwiegend im kompakteren von Doepfer eingeführten „Euro“-Format und meist unter Verwendung moderner Fertigungswege und Bauteile, also insbesondere integrierter Schaltkreise und mit zunehmend ausgefalleneren und innovativen Angeboten.

Es gibt auch diverse in Anlehnung an die Vintage-Originale entworfene Module bzw. sogar ganze Systeme. Unter der Haube finden sich dann aber zumeist doch modifizierte Schaltungen, die unter Zuhilfenahme integrierter Schaltkreise diverse Abkürzungen nehmen.

Mos-Labs Moog Clone 8A

Nicht so bei Mos-Lab. Der kleine französische Hersteller bietet als Ein-Mann-Betrieb in Handarbeit – nach alten Schaltplänen und weit überwiegend mit diskreten Bauteilen aufgebaut – möglichst originalgetreue Kopien der klassischen Moog Module im großen 5 HE Format mit 6,3 mm Monoklinkenanschlüssen an. Nur die nicht mehr erhältlichen Vintage-Transistoren werden durch moderne Pendants ersetzt, ansonsten handelt es sich fast bei jedem Modul um exakte Kopien der Originale. Eine Ausnahme ist hier die Sync-Schaltung der Oszillatoren und die Verwendung eines Voltage Gates statt eines Switch Triggers bei den Hüllkurvengeneratoren.

Das hier besprochene System 8A ist die Einsteigervariante der Kompaktsysteme, es wird als fertiges Gehäuse mit eingebauten und verbundenen Modulen geliefert, verfügt über ein integriertes Netzteil und ist sofort einsatzbereit. Das mit Kunstleder bezogene und an den Kanten mit Metall beschlagene Holzgehäuse macht einen hochwertigen und stabilen Eindruck, auch Ein/Aus-Schalter (Rückseite), Gummifüße und ein Tragegriff wurden nicht vergessen.

Die Module selbst strahlen dank robusten Strukturlacks und der qualitativ sehr guter Potis, Schalter und Knöpfe ebenfalls Wertigkeit aus.

Die Zusammenstellung ist nicht in Stein gemeißelt, selbstverständlich ist eine andere Konfiguration denkbar, z.B. könnte man die zweite Hüllkurve durch einen 995 Abschwächer ersetzen. In jedem Fall muss bei einer Bestellung, die nur direkt bei Mos-Lab möglich ist, mit einigen Monaten Lieferzeit gerechnet werden. Es handelt sich eben um echte Handarbeit. Dafür werden die Module bei elektronischen Defekten kostenlos repariert.

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Module

Das 8A enthält zwei Oszillatoren, ein Tiefpassfilter, einen VCA sowie zwei Hüllkurvengeneratoren:

Oszillator Driver 921-A

Wie beim Original werden die einzelnen Oszillator-Module von einem Treibermodul angesteuert. Es verfügt über drei CV-Eingänge für die Ozillatorfrequenz und zwei für die Pulsbreite. Darüber befindet sich ein Pulsbreitenregler, gefolgt von einem Kippschalter. Ganz oben liegt ein stufenlosen Regler für die Frequenz, der vorgenannte Kippschalter entscheidet über seine Reichweite, entweder +/- 12 Halbtöne oder +/- 6 Oktaven.

Oszillatoren

Oszillator 921-B

Die beiden identischen Oszillatormodule sind bis auf die Sync-Schaltung wie der Treiber Kopien der späteren Moog-Modular Module, die sich gegenüber ihren Vorgängern (901) insbesondere durch höhere Stabilität auszeichnen. Hier werden einige ICs verwendet, es sind aber die gleichen wie bei Moog.

Die Module besitzen Ausgänge für Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck und jeweils Eingänge für Sync (umschaltbar zwischen Halb- und Vollwellensynchronisation) sowie Frequenzmodulation via Gleichstrom und via Wechselstrom. Ein 6-stufiger Oktavewahlschalter erlaubt den Einsatz im und außerhalb des gesamten hörbaren Bereichs von 1 Hz („LO“ – d.h. auch als LFO) bis 40 kHz. Die Frequenz kann zudem über einen Drehregler stufenlos zwischen +/- 12 Halbtönen eingestellt werden.

In Abweichung zum Moog-Original liegt der Ausgangspegel der Oszillatoren dank einer zusätzlichen Verstärkerstufe bei 5Vpp (gegenüber 1,3Vpp), was die Modulationsintensitäten deutlich erhöht.

Wer die Verbindung zum Treiber an den Anschlüssen im Inneren kappt, kann das Modul auch als alleinstehenden LFO (Niederfrequenzoszillator) verwenden.

Filter 904-A

Die Kopie des berühmten Moog 24dB Tiefpass Transistorkaskadenfilters ist vollständig diskret aufgebaut. Es gibt je einen Signal-Ein- und Ausgang, drei CV-Eingänge, einen dreistufigen Schalter für den zu regelnden Frequenzbereich sowie stufenlose Regler für Cutoff und Resonanz, letztere kann frequenzabhängig bis zur Eigenschwingung hochgefahren werden.

Filter

Spannungsgesteuerter Verstärker 902

Der VCA verfügt über je zwei Signal-Ein- und Ausgänge, drei CV-Eingänge, einen Kippschalter zur Wahl der Charakteristik (linear oder exponentiell) sowie einen stufenlosen Drehregler für die Vorspannung.

VCA und Hüllkurven

Hüllkurvengenerator 911

Die beiden identischen Hüllkurvengeneratoren besitzen im Gegensatz zum Original keinen Switch Trigger Eingang (Kurzschluss), sondern einen Voltage Gate Eingang sowie einen Ausgang für das Hüllkurvensignal. Eine dezente orangerote LED zeigt die eingehenden Auslöseimpulse an. Es gibt vier Regler, je einen für Attack, Decay, Release (alle 2ms-10s) sowie Sustainpegel.

Standardmäßig sind die beiden Inputs beim System 8A so verbunden, dass der Eingang des linken Hüllkurvengenerators auch den rechten auslöst – aber nicht umgekehrt. Wenn im rechten Eingang ein Kabel steckt, wird diese Verbindung unterbrochen.

Der Modularsynthesizer Mox Lab 8A in der Praxis

Es dürfte klar sein, dass mit dieser Ausstattung allein die Tonerzeugung im Studio oder auf der Bühne nur begrenzt möglich ist. Zusätzlich einkalkulieren sollte man diverse Patchkabel, externes Ansteuerungsequipment (Gate/CV) sowie sinnvollerweise auch einige Utility-Module. Zwar lassen sich auch ohne letztere schon einige Töne erzeugen, wer aber etwa mehr als zwei Oszillatoren mischen, die Stärke der Hüllkurven variieren oder auf mehrere Ziele verteilen möchte, kommt um 1-2 einfache Mischer (z.B. 4-1), passive Abschwächer sowie Multiple-Module nicht herum.

Die einzelnen Eingänge der Module sind übrigens voneinander elektrisch getrennt, daher sind Multiples zum Verbinden einer Quelle mit mehreren Zielen zwingend. Eine passive Verbindung mehrerer Klinkenbuchsen reicht hierfür aus. Wer mit dem Lötkolben umgehen kann (oder dies lernen möchte), kann sich zumindest diese auch leicht selbst aufbauen.

Ich habe für die Klangbeispiele selbstgebaute Abschwächer, Mischer und Multiples verwendet.

Klang

Zunächst ist festzustellen, dass der Arbeits- und Ausgangspegel der Module für einen Synthesizer sehr hoch ist und das gesamte System sich durch Rausch- und Brummfreiheit auszeichnet. Nach der üblichen Aufwärmzeit sind die Oszillatoren stabil über mehrere Oktaven, sie driften nach meiner Erfahrung (gemessen habe ich nicht) auch in der Aufwärmphase weniger als bei anderen Analogsynthesizern. Perfekte Stabilität sollte man zwar nicht erwarten, es ist aber in der Praxis problemlos möglich, Melodien im Verbund mit anderem Equipment zu programmieren, ohne dass man ständig nachregeln müsste.

Der eigentliche Klang ist über jeden Zweifel erhaben. Strahlend, voll, organisch, texturiert, edel, kontrolliert, lebendig, ausgewogen sind passende Adjektive. Der Sound ist frei von jedem Muff oder Belag und weist die plastische Dynamik und nuancierte Obertonstruktur auf, die kein Chip-Synthesizer geschweige denn eine digitale Simulation hinbekommen. Die Direktheit und Vieldimensionalität lassen jedes Plug-in im Staub zurück, und selbst hochgeschätzte andere Analoge wirken schnell blass und unscharf im Vergleich.

Der Mos-Lab erzeugt von sich aus nicht unbedingt die erdige Phatness eines Minimoog oder den Schmutz mancher vintage Korg oder Roland Synthesizer. Vielmehr bekommt man mit den Modulen Klangsynthese in ihrer reinsten Form. Die Hüllkurven arbeiten schnell und haben einen natürlichen, präzisen Klang. Das Filter klingt butterweich, artefaktfrei, kultiviert. Was übrigens nicht bedeutet, dass der Mos-Lab 8A nicht auch „böse“ klingen könnte, mittels Modulation oder Sync sind äußerst aggressive Sounds möglich. Aber Schmutz und deftige Verzerrungen sind nicht von vorneherein eingebaut, wer diese sucht, dem sei ein gutes Verzerrerpedal oder ein entsprechendes Modul angeraten, das sehr gut formbare Ausgangssignal verträgt sich ohnehin mit allen erdenklichen Effekten.

Übersteuern lässt sich mittels externer Verstärkung oder entsprechend hochpegeliger Signale aber der Filtereingang, was eine sehr interessante sanfte Sättigung der diskreten Schaltkreise herbeiführt. Wie bei Moog üblich, wird beim Aufdrehen der Resonanz die Amplitude des Nutzsignals abgesenkt, bei Bedarf sollte man dann einen Kompressor dahinter schalten oder automatisieren – in den Klangbeispielen wurde dies bewusst nicht gemacht. Natürlich kann man mit diesem Filter auch Klänge bearbeiten, die nicht aus dem Mos-Lab stammen, wie diese Chroma Polaris Fläche:

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Fazit

Mit dem kleinen Modularsynthsizer Mos-Lab 8A bekommt man für gut 1400 Euro ein sehr hochwertig gefertigtes, vollständig nutzbares, jederzeit erweiterbares Einsteigersystem mit weitreichenden Gestaltungsmöglichkeiten und dem kompromisslosen Klang des Moog Modular. Das ist in dieser Form konkurrenzlos und sollte auch als Alternative zu diversen Monosynthesizern ins Auge gefasst werden.

Plus

  • kompromissloser, über jeden Zweifel erhabener Analogsound
  • frei von Störgeräuschen dank sehr guten Netzteils
  • äußerst hochwertige Verarbeitung
  • aufgrund diskreter Bauweise in Durchsteckmontage leicht zu reparieren
  • kostenlose Reparatur bei elektronischen Defekten

Minus

  • Utility-Module bei Standardkonfiguration nicht im Lieferumfang

Preis

  • 1420,- Euro, direkt beim Hersteller zu beziehen
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    g.scherer RED

    Das genannte COTK Model 15 kostet dann aber mit 3000 EUR auch gleich mehr als das Doppelte, wie es in Punkto Klang und Verarbeitung abschneidet kann ich mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen.
    Als dritten Oszillator habe ich teilweise einen weiteren Synth verwendet (nicht für die Klangbeispiele!) aber wenig Bedarf dafür gehabt, und ein LFO lässt sich problemlos mittels der externen CV-Steuerung bekommen, Rauschen kann auch die Soundkarte…
    Wirklich notwendig sind die Utility-Module, da ist zu überlegen, ob man die zweite Hüllkurve opfert, oder Mixer/Multiples/Abschwächer daneben stellt. Wenn es eher um sehr gute Standardsounds für die Produktion und weniger um abgefahrene Experimente geht kommt man mit wenig gut aus. Ich sehe das System wie beschrieben gerade auch als Alternative zu den neueren kleinen Monosynthesizern.

    • Profilbild
      tompisa

      @g.scherer …nur, das der Erwerb eines CotK 15 oder anderer Sachen des -ebenfalls- 1 Mann -Subernerd- Betriebs an Nervigkeit und kommunikativen Unvermögen kaum zu übertreffen ist.

      Kommentar gekürzt, siehe Anmerkung unten.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @g.scherer Halli hallo,
      ich würde auch gerne wissen ob die module gut gebaut sind, will n icht am strom kleben bleiben. oder alles geht bald kaputt.
      gruss otto

      • Profilbild
        studiodragon

        Also, die Module sind wirklich in Ordnung.
        Die Qualität ist da, keine rede, es gibt wirklich nicht sehr vieles zu meckern.
        Dazu klingen sie auch gut, fett und lebendig. Wer auf der suche nachdem Moog Sound ist, hat da auch eine sehr gute Adresse gefunden.
        Merci, für den Berricht !

  2. Profilbild
    rawartistic

    Guten Tag tompisa,

    ich persönlich finde Ihren Kommentar über COTK vom 09.06.2012 – 09:31 Uhr in einem Testbericht eines anderen Herstellers nicht schön. Ich selbst weiss wie lange es dauern kann bis die lang ersehnten Module eintreffen, umso grösser ist die Freude. Kazike gebührt grosser Respekt denn in der heutigen Zeit modulare Mammuts in Handarbeit zu bauen dauert eben seine Zeit & COTK Module & Systeme sind mit grösster Liebe zum Modular gebaut. Das weiss ich & erfreue mich daran jeden Tag. Mit freundliche Grüssen, Phil Kullmann.

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