First Contact
Die neue UAD-2 wird in einem recht großzügig dimensionierten und aufwändig gestalteten Pappkarton angeliefert, dem neben der PCIe Karte der Universal-Audio Katalog sowie eine DVD mit der aktuellen Treiberversion beiliegen. Zum Test steht uns eine UAD-2 Duo zur Verfügung. Die Solo-Variante mit nur einem DSP ist im PCIe Low-Profile Format gehalten, während die Duo und die Quad die volle ATX-Höhe haben. Der erste Installationsversuch auf einem Gigabyte P35 Board erwies sich promt als Sackgasse, da der PCIe Steckplatz in diesem Board nur für sehr kurze PCIe Karten konzeptioniert ist. Dort konnten wir die UAD-2 nicht einstecken, da sie am RAM-Steckplatz hängen blieb. Achten Sie also darauf, ein ordentliches Mainboard einzuplanen. Durch Entfernen zweier RAM-Riegel konnten wir die Karte dann schließlich doch noch installieren.
Die Installation verläuft, wie man es von Universal Audio gewohnt ist, ohne Probleme. Zuerst muss man die alten Treiber deinstallieren und danach die neuen draufspielen – fertig! Anschließend loggten wir uns auf unserem Demo-Account ein und konnten das Lizenzfile herunterladen. Dazu muss im Browser allerdings Java aktivert sein. Anschließend steht der PlugIn-Ordner in Cubase oder jeder anderen DAW zur Verfügung. VST- und AU-Unterstützung sind für Mac und PC bereits verfügbar, die RTAS-Variante folgt in einem späteren Update. Ist zuvor eine UAD-1 im System vorhanden, so wird diese durch den neuen Treiber komplett in das neue UAD-2/1 System integriert.
Auffällig ist das neue in schwarz gehaltene Design des UAD-Meters, welches die DSP-Auslastung anzeigt. Außerdem ist ein neuen Konfigurationsfenster hinzugekommen, von dem aus sich PlugIns erwerbern lassen und auch direkte Links zum Support zur Verfügung stehen. Unter dem PlugIns-Reiter kann man den Status der aktuelllen PlugIn-Bestückung einsehen und auswählen, auf welchem Kartensystem (UAD-1 und UAD-2 sind zwei unterschiedliche Systeme, die aber mit dem gleichen Panel bedient werden) das jeweilige PlugIn laufen soll. Etwas unflexibel ist, dass man nur pro PlugIn, nicht aber pro PlugIn-Instanz wählen kann, wo es laufen soll. Spekulativ wird sich dies möglicherweise in einer der nächsten Softwareversionen relativieren, wenn alle PlugIns auf die UAD-2 portiert worden sind. Momentan sind nämlich das Roland RE-201, VCA VU, SPL Transient Designer, Presision Buss Compressor, De-Esser und Maximizer ausschließlich für die UAD-1 verfügbar. Nigel wird hingegen gar nicht für die UAD-2 portiert werden.
LiveTrack
Wie bei der TC Powercore erhält nun auch ein Modus für Live-Monitorbetrieb Einzug in das UAD-2 System. Für Monitoring-Zwecke kann dieser Modus mit geringerer Latenz eingesetzt werden und fordert mehr Leistung von der CPU als der Standard-Betrieb, dafür wird das PlugIn ohne zusätzliche Latenz berechnet. Je nach PlugIn verschlingt dieser Modus bis zu 40% des Cubase ASIO Performance-Meters. Das Ganze geschieht in Abhängigkeit der ausgewählten Latenz. Während das Dreamverb sich zünftige 40% genehmigt, begnügt sich der Neve 88RS Channelstrip mit nur rund 1,5 Cubase-Balken für den Low-Latency-Betrieb, und der Pultec benötigt 5 Cubase-Balken. Diese Werte werden sich je nach Systemkonfiguration auf allen Rechnern verschieden verhalten, und so ist es an jedem selbst, Sinn und Unsinn für die jeweilige Recordingsituation auszuloten.
SessionMap
Um bereits vorhandene Sessions von UAD-1 Systemen in einem Rutsch einfach auf die UAD-2 Karten zu übertragen, ist SessionMap gedacht. Dies ist notwendig, da UAD-1 und UAD-2 aufgrund der abweichenden Architektur unterschiedliche Session-Manager verwenden. Jedoch hört sich das komplizierter an als es eigentlich ist. Zunächst betrifft es alle, die bereits eine UAD-1 im System haben und eine UAD-2 hinzufügen oder auf eine UAD-2 umschwenken. Sämtliche bisher auf der UAD-1 produzierten Projekte werden mit SessionMap automatisch ohne Zutun des Anwenders geladen, und zwar je nachdem, was man im Controlpanel konfiguriert hat. Man kann pro PlugIn wählen, auf welcher Karte es geladen werden soll. Zusätzlich ist es zum Projektaustausch auch möglich, Karten zu deaktivieren. Man simuliert so die Schnittmenge zwischen den verschiedenen Systemen und kann sicher sein, dass das Projekt auf jedem der Systeme läuft.
Neue PlugIns
Universal Audio die Firma Moog gewinnen, mit einem weiteren legendären Namen auf den UAD aufzuspringen. Bei dem PlugIn handelt es sich um eine Emulation eines Moog Filters mit LFO, Drive-Stufe und Envelope-Follower. Ob es in Zukunft auch Emulationen analoger Klangerzeuger für die UAD-1 geben wird (es wäre in punkto Klang sicher wünschenswert), ist aber bis dato reine Spekulation und wird zur Zeit von UA nicht kommentiert. Zumindest im Trailer-Video wird dies bereits als „möglich“ dargestellt. Auch Impuls-basierende PlugIns werden genannt. Jedoch werden in diesem Video lediglich bekannte native PlugIns eingeblendet, deren Portierung auf DSPs sich kaum lohnen würde.
Weitere Kandidaten sind Empirical Labs mit einer Fatso-Emulation, der EQ der legendären Harrison Konsole, den Little Labs IBP und Valley People EQs, Kompressoren und Gates, die jedoch bislang noch nicht erhältlich sind. Wann die PlugIns verfügbar sind, ist bis dato unklar.
Klangvergleich UAD-1 vs. UAD-2
Die PlugIn-Algorithmen der alten UAD-1 wurden für die UAD-2 komplett neu umgesetzt. Da es sich um zwei unterschiedliche DSPs mit unterschiedlichen Instruktionssets handelt, mussten somit alle Befehle angepasst und optimiert werden. Nun kann man sagen, dass 1+1 auf jedem Prozessor =2 ist, was so auch stimmt, jedoch behandelt jeder Prozessor durch seine Arithmetik Floating-Point-Werte etwas anders, wenn es z.B. um Rundungen bei Divisionen geht. Durch diese leicht unterschiedlichen Ergebnisse bei der Berechnung können, müssen aber nicht, differierende Ergebnisse im Klang entstehen. Um Spekulationen vorzubeugen, haben wir es und nicht nehmen lassen, ein Audiofile einmal durch die UAD-1 und durch die UAD-2 laufen zu lassen. Beide Male wurde das gleiche PlugIn eingesetzt. Wir gehen nicht davon aus, dass ein etwaiger Unterschied im hörbaren Bereich liegt, möchten dies aber mit den beiden Klangbeispielen verdeutlichen.
Darüber hinaus stellen wir ein natives PlugIn gegenüber.
Für unsere Beispiele haben wir uns für den Neve 1081 entschieden, da es davon auch eine native Emulation von Waves, den VEQ4, gibt. Die Einstellungen wurden kopiert bzw. beim VEQ4 so genau wie möglich nachgestellt. Während zwischen VEQ4 und Neve 1081 ein deutlicher Unterschied auszumachen ist, fällt zwischen UAD-1 und UAD-2 kein hörbarer Unterschied auf.
Praxis
Wir haben die UAD-2 in einer Mischung eingesetzt, und bereits die Duo-Version reicht aus, um bis zu 64 Mono- oder 32 Stereo-Tracks mit dem Neve 88RS auszustatten. Zusätzlich gehen auch noch zwei Dreamverbs auf. Andere Effekte und Klangerzeuger können weiterhin wie gewohnt nativ auf der CPU berechnet werden. Die UAD-2 bietet, wie auch die UAD-1, also einen echten Performance-Zugewinn unter Erhöhung der Gesamtlatenz des Systems. Es muss jedoch erwähnt werden, dass jedes UAD-PlugIn auch etwas CPU-Leistung kostet, und das bei geringen Latenzen nicht zu knapp, so dass sich bei vielen PlugIns der Performance-Zugewinn bei kleinen bis sehr kleinen Latenzen relativiert. Erhöht man die Latenzen auf 512 Buffer oder mehr, so entspannt sich die Lage ungemein, ein Echtzeit-Einspielen von Software-Intrumenten ist so aber nur noch bedingt möglich und auch das Live-Track Feature ist hinfällig. Unser System lieferte diese Ergebnisse mit einem RME Fireface 400 als Audio-Interface und einer mit 2,66 GHz getakteten Pentium D CPU. Die beiden Meter liefern eindeutige Ergebnisse bei 256 Samples Latenz, es sind keine nativen PlugIns aktiv! In einem zweiten Testdurchgang konnte dieses Ergebnis auch auf einem Quadcore mit 2,4 GHz und RME 9652 verifiziert werden. Wer also mit sehr kleinen Latenzen arbeiten möchte, kann nicht viele UAD-PlugIns öffnen: eine Crux bei der neuen Rechenpower. Laut Universal Audio könnte dieser Umstand in den nächsten Updates entschärft werden, wenn Treiberoptimierungen stattfinden.
Interessant ist, dass bei höheren Latenzen manche PlugIns nicht mehr DSP-Leistung benötigen. Dies hat womöglich mit der internen Verarbeitung zu tun, die sowieso oft auf 192 kHz läuft, womit ausschließlich das Upsampling angepasst wird.
Bei nativ berechneten PlugIns entfällt die Systembelastung durch den PCIe Bus selbstverständlich. Dafür werden native PlugIns auf der Host CPU berechnet, können aber auf modernen QuadCore-Systemen ebenfalls eine erstklassige Gesamtperformance erreichen. Eine UAD-2 erwirbt man somit vorrangig aufgrund des erstklassigen Klangs der PlugIns und nicht direkt wegen der verfügbaren Rechenleistung. Einzig bei enorm leistungshungrigen PlugIns wie dem Neve 33609, dem MoogFilter oder kommenden noch höher entwickelten PlugIns, mag sich die vorhandene DSP Performance auch bei QuadCore-Systemen positiv auswirken.
Fazit
Mit dem UAD-2 System präsentiert Universal Audio die konsequente Weiterentwicklung der UAD-1. Die Performance ist sehr gut und entspannt die Lage der in die Tage gekommenen UAD-1 mit den aktuellen PlugIns immens. Für Audio-Produktionen ist die Rechenleistung absolut ausreichend und wird nur in den seltensten Fällen knapp. In einem solchen Fall kann man aber immerhin bis zu vier UAD-2 in einem Rechner betreiben. Dennoch genehmigen sich die PlugIns eine etwas zu großzügige Portion der Host-CPU, gerade bei kleinen Latenzen. Und gerade kleine Latenzen sind es doch, die wir anstreben! Ob Optimierungen seitens des Treibers überhaupt noch möglich sind ist offen, da bereits die UAD-1 mit solchen Sachverhalten zu kämpfen hatte. Setzt man jedoch wenige Instanzen vornehmlich DSP-hungriger PlugIns ein, hält sich der Ressourcenverbrauch sehr in Grenzen. Unterm Strich können wir der UAD-2 schon jetzt drei AMAZONA.de-Sterne verleihen und hoffen auf weitere hochrangige Emulationen analoger Klassiker, vielleicht sogar von analogen Klangerzeugern.
PLUS
+++++ erstklassiger Klang
++++ viele erstklassige PlugIns verfügbar
++++ sehr hohe Rechenleistung (Duo und Quad)
+++ UAD-1 und UAD-2 lassen sich gemeinsam verwenden
MINUS
– hohe Systembelastung bei vielen aktiven PlugIns und gleichzeitig kleiner ASIO-Latenz
PREISE
HERSTELLER / VERTRIEB
www.uaudio.com / www.sea-vertrieb.de
dicken dank für artikel und soundbeispiele, vor allem der direktvergleich.
uad-2-versionen klingen doch weniger „platt“ im vergleich zu den uad-1-files, die transienten der anschläge bzw. percussiven sounds scheinen mehr hervorzutreten, geben mehr echtheit und raumlichkeit, womit sich langsam der nachteil von plugins im vergleich zum orginal weiter minimiert.
bin gespannt, was die nächsten generationen noch verbessern.
So weit ganz nett der Test, um sich orientieren zu können. Bei den Klangbeispielen ist jedoch aufgefallen, dass recht wenig UNterschiede zwischen den Plugins getestet wurden. Mir fehlen eindeutig z.B. der 1176LN, das Dreamverb, der Cambridge-EQ. Auch hätte ich mir mehr Kritik bezüglich des Preisgebarens vom deutschen Vertrieb gewünscht. Man vergleiche die duetschen Preise einmal mit der US-Preisliste! Sehr Schade!
Hi Eldorado, was meinst Du damit? Die PlugIns können im UA-Shop erworben werden. Sind da etwa die Preise von Deutschland aus teurer als in den USA?
Das UAD-2 Drumsample ist fast 2dB lauter als das von Waves – kein Wunder empfindet man es als besser! Wenn man die Lautheit der beiden Files anpasst reduziert sich der klangliche Unterschied auf…naja…nichts. Oder bin ich taub oder was?
Womit hast Du die 2 dB gemessen? Wenn das der Peak ist hat es kaum Auswirkungen auf die empfundene Lautheit. Dennoch sollte sich wie gesagt jeder selber ein Bild machen. Ich höre jedenfalls auch nach anheben um 2 dB einen deutlichen Unterschied, das heißt nicht dass die UAD-2 besser ist, nur anders. Und dann kommt das persönliche Klangideal ins Spiel …
@t.walter Ich habe mit Adobe Audition die durchschnittliche Lautheit (av. RMS power) des UAD-2 und des Waves Drumsamples gemessen. Beim UAD-2 wurden -27.5dB, beim Waves -29.2dB gemessen. Man sieht ja schon optisch, dass das UAD-2-File lauter ist. Wenn man diese beiden Files 1:1 vergleicht ist es also kein Wunder, dass die UAD-2 Version besser klingt. Wenn man den Pegel der UAD-2 Version um 1.7dB absenkt wird der Unterschied m.E. minim. Vielleicht tönt das UAD-2 Plugin etwas offener. Aber einen „deutlichen Unterschied“ höre ich nicht.
versucht doch einmal weg zukommen, von dem reduziert-dimensionalen physikalischen denkweisen, was messungen und einstellungsparameter angeht
ein solcher lautsstärkenwert erfasst lange nicht alles, was klangqualität angeht, vor allem liefert er keine information darüber, was von der zeit abhängig passiert nach einem ereignis im detail, zB das ausschwingverhalten von perkussiven sounds die gerade andere klänge überlagern
es gibt noch nicht für alles was der mensch wahrnimmt ein entsprechendes messinstrument und auf grund der komplexität der menschlichen wahrnehmung wird man es bestimmt auch niemals schaffen alles zu nachzuvollziehen, wozu der mensch in der lage ist…
schaut euch mal Messwerte von VOVOX Kabeln an – sind teils schlechter als die von einfachen kabeln – klanglich transportieren sie aber „mehr“, genauso „mehr“ wie die UAD-2 samples.
„räumliche tiefe“, „herausgreifbarkeit“, „das entgegen entgegenspringen perkussiver Sounds“ „räumliche definition“ – je mehr information ein mix enthält, desto weniger wird verloren gehen, mit solchen verbesserungen.
oh, doch die Transienten sind bei UAD präsenter und Bass-lastiger. Je nach Geschmack kann dies als positiv bezeichnet werden. Außerdem verleiht Neve der Aufnahme deutlich mehr Räumlichkeit, was man sonst nur von guten analogen Preamps bzw. EQs kennt.
Nur sind die Aufnahmen auch fair bearbeitet worden? Immerhin handelt es sich um einen Pro UAD Artikel. Und die V -Serie sind ohnehin nicht die besten Plugs, die Waves anbietet . Vergleicht doch mal SSL oder API von Waves mit Neve von UAD und kommt endlich von dieser Emulation analoger Geräte weg. Fangt lieber an endlich wieder Musik zu machen. Schalplatten klingen ja auch besser als Cds. Sie rauschen und knirschen gut!!! Früher war alles besser!!!
Also ich hör da schon einen Unterschied zwischen der uad-1 und uad-2! und frag mich ob wirklich die selben einstellungen verwendet wurden? die uad-1 klingt mehr richtung waves, wenn man das so sagen kann. weniger höhen, vielleicht dadurch auch ein bisschen knackiger(was nicht unbedingt besser heißt!). hab gehört die uad-2 berechnet intern mit 192khz und wandelt dann auf die entsprechende samplingfrequenz um.
gruß Eldorado
Wie gesagt, es wurden exakt die gleichen Einstellungen genommen. Wie hast Du denn den Unterschied gehört? Ich hoffe nicht durch Gegenphasen, oder? Für mich ist der Unterschied extrem klein, und zwar so klein dass er keine technische oder musikalische Relevanz mehr hat. Die UAD-1 macht übrigens intern auch Upsampling.
Hallo, was war das für ein Gigabyte P35 board.
Ich habe ein P35 DQ6 und rein optisch sollte da eine lange Karte passen, eigentlich auf allen PCI-e Steckplätzen..
Gibt es da Unterschiede?
Gruß
Wieso ist der Unterschied zwischen der UAD-1 und UAD-2 so groß?Das kann doch nicht dieselbe Einstellung sein … UNMÖGLICH!!Der Unterschied in den Höhen ist ja eklatant.Das ist ja als würde man den Vorhang aufzieht, wenn man die UAD-2 Variante hört.Was passiert denn dann im hybriden Betrieb von beiden Karten, wenn das Plugin mal auf der anderen Karte landet? Da ist ja keine Konsistens mehr im Mix gewährleistet.