Elektrons Analogsynthesizer wird nun "spielbar"
Schon mal vorab: Inzwischen gibt es den finalen Test zum ELEKTRON ANALOG KEYS hier.
Im schummrigen Licht eines Berliner Clubs präsentierte die halbe Mannschaft von Elektron ihren neuesten Synthesizer: Analog Keys. Die Vermutung lag ja schon länger nahe, dass dem Desktop-Synthesizer Analog Four irgendwann eine Keyboardversion folgen würde. Nun ist es so weit.
Handelt es sich bei Analog Keys nur um eine Tastaturversion des Analog Four? Ja und Nein. Prinzipiell sind die Geräte bezüglich der Tonerzeugung schon gleich, auch wenn für das Keyboard die analoge Schaltung an einigen Stellen optimiert wurde. Wer ihn nicht kennt: Analog Keys / Four ist ein analoger Synthesizer, der vier Stimmen erzeugen kann und mit einem 6-spurigen Sequenzer ausgestattet ist. Aber für Analog Keys wurde das Betriebssystem mit einem Major-Update aufgebohrt.
Die erste und wohl am meisten herbeigesehnte Verbesserung ist Polyplay. Ja, man kann den vierstimmigen Synthesizer endlich polyfon spielen. Passend dazu ist der Sequenzer nun auch in der Lage Akkorde aufzuzeichnen und abzuspielen. Ebenso sind auch überlappende Noten eines Sounds möglich, jedenfalls so weit die vier Stimmen reichen.
Eine mächtige Neuerung ist der Multimap-Modus. Hiermit lassen sich die vier Parts auf dem Keyboard nebeneinander einrichten. Neben herkömmlichen Keyboardsplits lassen sich damit auch Drumkits einrichten. Dank eines sehr schnellen Prozessors, der die analoge Schaltung ansteuert, bereitet die Zuweisung der vier Stimmen auf die vielschichtigen Multimap-Sounds kein Problem.
Mehr noch, Analog Keys kann mit seinem Sequenzer auf jedem Step einen anderen Sound spielen. So lassen sich in einer Sequenz mehrere Presets z. B. für Chords verwenden oder verschiedene Drums in einer Spur spielen. Bei der kurzen Performance des Vorführers bekam man den Eindruck, dass hier mehr als vier Stimmen am Werk sind. Auf diesem Weg lässt sich die eingeschränkte Polyfonie ziemlich gut kompensieren. Trotzdem, eine zumindest optionale Stimmenerweiterung hätten sich viele User gern gesehen.
Bei der Tonerzeugung hat das Filter einen Boost-Parameter für die Resonanz spendiert bekommen. Darüber lassen sich jetzt viel drastischere Sounds erzeugen als bisher. Im „normalen“ Spiel ist das vielleicht weniger brauchbar, aber aggressive Bässe und Drums, speziell Kicks, profitieren davon enorm.
Analog Keys kann auf Knopfdruck in ein Controllerkeyboard zur DAW-Steuerung verwandelt werden, wobei sich Drehregler und Joystick mit CC-Parametern frei belegen lassen. Das Keyboard an sich macht mit seinem Aluminiumgehäuse einen soliden Eindruck, und auch die Bauform ist wesentlich sinnvoller als seinerzeit bei der Monomachine. Rückseitig finden sich die Anschlüsse: Main-Out, vier Einzelausgänge, Kopfhörerbuchse, Stereo-Eingang, MIDI-Trio und USB. Leider gibt es wieder nicht CV/Gate für alle Sequenzerspuren, sondern nur zwei CV-Outs, die sich für verschiedene Anwendungen konfigurieren lassen.
Analog Keys wird mit 512 Sounds ausgeliefert werden, insgesamt steht jedoch der achtfache Speicherplatz, also 4.096, zur Verfügung. Als zusätzliche Organisationsebene gibt es nun Project, womit sich komplette Setups speichern lassen. Das dürfte besonders für Live-Gigs eine große Hilfe sein.
Analog Keys machte bei der (relativ kurzen) Vorführungen einen guten Eindruck. Zwar lässt sich der Sound auf einer PA-Box nicht objektiv beurteilen, doch ordentlich Druck macht das Teil allemal. Mehr als der Sound überzeugte mich jedoch der Workflow. Was da als Demo mal eben schnell on-the-fly zusammengeschraubt wurde war durchaus beeindruckend. Stepweise Wechsel innerhalb einer Sequenz, improvisierte Beats, Chords aus unterschiedlichen Sounds, alles kein Problem bei laufendem Sequenzer. Bei einem ausführlichen Test werden wir jedoch alles noch mal genau unter die Lupe nehmen.
Analog Keys kann ab dem 5. Dezember geordert werden, allerdings steht zunächst nur eine begrenzte Stückzahl zur Verfügung (wie viele genau, wollte man nicht verraten).
P.S.: Das OS-Update wird natürlich auch für Analog Four verfügbar sein.
P.P.S.: Unter einem nicht durchsichtigem Kasten, bei dem man nur ein paar große, blinkende Kreise wage erkennen konnte, wurde eine neues Produkt angeteast. Irgendwelche nützlichen Informationen gab es selbstredend nicht, aber es soll wohl bald (NAMM?) das nächste neue Gerät von Elektron vorgestellt werden.
Sehr interessantes Produkt! Danke Jim für die Information.
@j.rauner Meine Rede! – Und ich bin gespannt was er kostet denn dieses Gerät gefällt mir schon besser als wie diese “ Minigeschichten“ derzeit auf dem Analog-Markt. Ich würde spontan sagen 800-1100 € Ladenpreis sind berechtigt. Typischer analog-Sound und Tastatur müssen schon sein und genau das bietet der Analog-Keys. Vielleicht wird dieser Synthesizer endlich das analoge Schlachtschiff in meinem Mini-Studio. Ich warte jedenfalls sehnsüchtig auf den offiziellen Amazona-Test falls es einen gibt, denn er ist ja angeblich nur die Tastenversion des Analog-Four.
@Filterpad Auf Seite 2 steht „Als Preis wurde 1.794 Euro genannt. “ – dafür gibt’s schon einen Prophet 08
Yep Danke für die Preis-Info. Ich habe auch gesehen das der „analog-key“ eher eine art Groovebox-Konzept beinhaltet und daher scheidet er für mich aus. Gruß
@Filterpad Ich bin immer wieder erstaunt was heute alles als „Groovebox“ bezeichnet wird. Auch hier in den Amazona-Charts wird dieser Begriff völlig falsch verwendet. Um es mal auf den Punkt zu bringen: Eine Groovebox ist ein Gerät, das einen Sequencer, mehrere Synthparts (also nicht bloß einen) und eine Drummachine vereint. Insofern gibt es eigentlich keine Groovebox mehr, da Roland keine mehr baut. Einzige Ausnahmen sind derzeit der Spectralis 2 (der immer mehr bei den Händlern aus dem Programm genommen wird) und den Restbeständen der Korg Electribes (EMX und ESX).
Ok, akzeptiert. Ich habe mir halt den -analog four- angesehen und das sah für mich schon nach „mehr“ aus als ein einfacher Sequenzer oder Arpeggiator (wegen der Beats incl. Synthsounds). Deshalb fiel mir das Wort „Goovebox-Konzept“ ein.
Ziemlich viel Geld für blos 4 Stimmen. Mit dem Analog 4 und einem guten Masterkeyboard ist das günstiger und man ist ausserdem flexibler. Braucht nur ein wenig mehr Platz live.
Mit 4 Stimmen hat das Teil auch nicht das Zeug für ein Flaggschiff.
Auf der Elektron-Website sind jetzt alle Spezifikationen sowie Demos zum Analog Keys veröffentlicht worden. (siehe Link)
@der jim Klingt genau so gut, wie der AnalogFour, was aber auch nicht verwundert :-D schön dass sie endlich Einzelausgänge und Polyphonie eingebaut haben, dennoch ist der Preis ziemlich hoch. Mal sehen auf welchem Wert sich der Straßenpreis einpendeln wird.