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Workshop für die beste Akustik im eigenen Tonstudio

Tolle Akustik im Kellerstudio oder Wohnzimmer?

24. Juni 2019
Wie optimiert man die Akustik im Tonstudio? Teil 1

Klein, aber fein, das Einraum-Tonstudio im Keller. Genial, wenn die Akustik passt.

So günstig wie heute war hochwertige Audiotechnik noch nie. Schon für ein paar hundert Euro kann man sich die nötige Technik kaufen, um (gewusst wie!) ein professionell klingendes Musikstück zu produzieren. Doch eines wird dabei allzu gerne in den Hintergrund gedrängt: die Raumakustik.

Ein sehr gutes und teures Mikrofon wird in einem akustisch nicht optimierten Raum schlechter klingen als ein günstiges Mikrofon in einem akustisch gut ausstaffierten Raum. Auch eine erstklassige Sängerin kann mit einer schlechten Akustik nicht adäquat aufgenommen werden. Gleiches gilt natürlich für die gesamte weitere Technik, wie Vorverstärker, Monitorboxen und Plugins, die ihre volle Wertigkeit erst in akustisch guten Räumlichkeiten entfalten können.

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Der Raum ist dabei das letzte Bindeglied zwischen Monitorlautsprechern und Ohr und hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung des Klangs. Genauso ist er das erste Bindeglied zwischen Schallquelle (Sänger, Instrument) und Mikrofon und auch dort ist er entscheidend für die Qualität der Aufnahme verantwortlich. Zwar vermindert sich der Einfluss eines Raumes, wenn man sich im Nahfeld der Monitore befindet oder wenn der Sänger sehr nah ans Mikrofon geht, aber der Raumeinfluss bleibt auch in diesen Szenarien dominierend.

Beispiel für eine akustische Ausstaffierung (ohne Deckenelemente)

Welche Raumakustik für wen?

Dabei ist zunächst abzugrenzen, welche Art von Musik produziert werden soll. Für rein elektronisch erzeugte Musik aus Samplern und Synthesizern mit professionell erstellten Presets ist oft nur eine einfache akustische Ausstaffierung notwendig. Dabei kann auch mit Kopfhörern gearbeitet werden. Sobald allerdings mit Mikrofonen gearbeitet wird oder Sounds komplett von Grund auf erstellt oder verändert werden, sollte die Raumakustik einen höheren Stellenwert einnehmen, da hier bereits eine korrekte Beurteilung der Klänge erfolgen muss. Wird in der Regel nur Gesang aufgenommen, der nachträglich rein elektronisch verhallt wird, so ist ein im relevanten Frequenzspektrum stark absorbierender Raumbereich oft schon ausreichend. Sollen in dem Raum komplette Produktionen auf gutem Niveau abgemischt oder mehrere akustische Instrumente aufgenommen werden, so ist eine aufwändigere Akustik nötig, um gute Ergebnisse zu erreichen.

Vom Wohnzimmer bis zum Keller

Die Abstufungen, Anwendungsgebiete und Konzepte von Studios sind oft sehr verschieden. Eine gute fachmännische Beratung, die auf die individuellen Bedürfnisse eines Studiobetreibers eingeht, ist daher immer anzuraten, wobei die Qualität der Beratung von Musikalienhändlerniveau bis zum erfahrenen Studiobauer variieren kann. Regionale Akustiker bieten teilweise eine günstige Grundberatung zum Pauschalpreis an, bei der auch die Anfahrtskosten (falls nötig) günstig ausfallen.

Helmholtz Resonator für den Eckeneinbau

Bauakustik und Geräuschkulisse

Zur Raumakustik gehören im weiteren Sinne auch die Bauakustik und die Geräuschkulisse des Raumes, da auch sie die akustische Wahrnehmung in einem Raum beeinflussen.
Die Bauakustik ist vor allem dafür verantwortlich, wie viel Schall aus einem Raum in andere Räume im Gebäude übertragen wird. In einem Studiokomplex wird man eine hohe Schallisolierung von Regien und Studios gegenüber Büros und anderen Räumen anstreben.
Die Geräuschkulisse eines Raumes setzt sich zum einen aus dem Schall zusammen, der von außen in den Raum gelangt und zum anderen aus dem Schall, der im Raum durch Klimaanlagen oder andere technische Geräte (auch Lüfter- und Festplattengeräusche von Rechnern und Brummen von Netzteilen) entsteht. Je nach angestrebter Qualität eines Studios sollten hier also geeignete Maßnahmen (Lüftungsberuhiger, Auslagern von technischem Equipment in andere Räume) getroffen werden.

Einfach konstruiertes Diffusoren-Array

Ein Raum klingt?

Die klanglichen Eigenheiten eines Raumes wirken sich immer stets auf alle Schallereignisse aus, die im Raum entstehen. Bei Sprache fällt das kaum auf, da unser Gehirn in der Lage ist, den Raumklang bei Gesprächen auszublenden. Nimmt man aber ein Instrument oder Gesang mit einem Mikrofon auf und hört es danach über Kopfhörer ab, so wird man eindrucksvoll feststellen, wie sich der Raum klanglich auf der Aufnahme verewigt hat.

In einem Raum werden die Schallwellen, die der Musiker oder ein Lautsprecher erzeugen, an seinen Begrenzungsflächen, also an der Decke, am Boden und an den Wänden reflektiert. Hierdurch entstehen eine Reihe von akustischen Phänomenen, die einen nackten Raum für gute musikalische Ergebnisse unbrauchbar machen. All diese Phänomene hängen miteinander zusammen und werden durch die Reflexionen im Raum hervorgerufen:

Raumhall

Raumhall besteht aus den ersten Reflexionen, aus denen sich die Hallfahne bildet. Ein Schallereignis wird zuerst von allen Raumbegrenzungsflächen reflektiert. Diese ersten Reflexionen sind im Pegel noch relativ laut. Bei jeder weiteren Reflexion im Raum nimmt der Pegel des Schallereignisses ab. Durch die kugelförmige Ausbreitung des Schalls entsteht dabei mit zunehmender Anzahl der Reflexionen eine Hallfahne, die nach und nach komplett verschwindet. Da der Pegel von tiefen Frequenzen nicht so stark abfällt wie der von hohen Frequenzen, ist ein natürlicher Raumhall in den Bässen immer von längerer Dauer als in den Höhen.
Ein gut klingender Raumhall unterstützt Sänger und Instrumente bei der Aufnahme und ermöglicht durch verschiedene Mikrofonpositionen eine breite Klangvielfalt.
Der Raumhall in Aufnahmestudios sollte möglichst diffus sein, also alle Frequenzen sollten gleich lange nachklingen, ohne dass unschöne Resonanzen entstehen, was mit korrekt angeordneten schrägen Elementen und Diffusoren erreicht werden kann.

Flatterechos

Flatterechos klingen wie ein sehr kurz eingestelltes Ping-Pong-Delay (etwa 5-30 ms) aus einem Effektgerät. Sie haben einen „zerhackten“ Charakter, wirken sich negativ auf den Raumklang aus und entstehen zwischen parallelen Flächen. Zur Vermeidung werden Diffusoren oder abgeschrägte Wände eingesetzt.

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Einfache Studiostellwände für eine variable Akustik

Eigenfrequenzen im Studio

Jeder Raum besitzt Eigenfrequenzen, die durch dessen Maße bestimmt werden. In einem quaderförmigen Raum wird der Schall zwischen den parallelen Wänden hin und her reflektiert. Dabei ist der Abstand der Wände maßgeblich für die Frequenz der so genannten Mode (Eigenschwingung). Da so ein Raum nun aber drei Abmessungen hat (Höhe, Breite, Länge), überlagern sich die Eigenschwingungen und wirken sich vor allem im Bassbereich stark positionsabhängig aus. Das bedeutet, dass eine bestimmte Frequenz nicht an allen Punkten im Raum gleich laut wahrgenommen wird. Man kann dies einfach testen, indem man basslastige Musik wiedergibt und durch den Raum läuft. Der Bass wird in den Ecken und an den Wänden lauter sein als im Raum und an einigen Stellen wird er tonal komplett ausgelöscht.

Allgemeines zur Tonstudio-Akustik

Die Arbeit des Akustikers besteht nun darin, die Reflexionen so zu beeinflussen, dass der Raum für Musikaufnahmen oder zum Abmischen geeignet ist. Dies geschieht in der Regel durch Akustikelemente wie Reflektoren, Diffusoren und Absorber, die im Raum an den richtigen Stellen und in der richtigen Menge angebracht werden. Dabei wird in Regieräumen zunächst der Arbeitsbereich vor dem Mischpult so angeglichen, dass dort ein möglichst glatter Frequenzgang und ein homogener Raumhall herrschen.

Einen akustisch optimalen Raum gibt es übrigens nicht! Das erreichbare Optimum besteht darin, das beste Verhältnis zwischen allen akustischen Kompromissen zu finden, die in dem Raum möglich sind.

Draufsicht des Stereodreiecks

Das Einraum-Tonstudio

Es gibt gewisse Richtlinien, welche Messwerte ein Raum erfüllen muss, um für musikalische Zwecke geeignet zu sein. Dabei wird meist zwischen der Regie (dem Kontrollraum, wo das Mischpult steht) und dem Studio (dem eigentlichen Aufnahmeraum, wo die Musiker spielen) unterschieden. Während diese Richtlinien im öffentlich-rechtlichen Rundfunkbereich sehr eng gesteckt sind, so überwiegt im Bereich von Musikstudios der künstlerische Aspekt, der hier mehr Freiraum und Individualität zulässt.
Die Form des Einraumstudios, in dem sowohl Aufnahmen, als auch die Produktion an einer digitalen Audioworkstation erfolgt, ist eine relativ kostengünstige und gleichsam junge Erscheinung, die seit der digitalen Revolution der Audiotechnik entstanden ist. Ein solches Einraumstudio muss gleich beide akustischen Anforderungen erfüllen, die eines Aufnahmeraums und die einer Regie.

Richtwerte für eine Tonstudio-Regie

In einer Regie oder einem Schnitt- bzw. Editierraum sollten ein möglichst glatter Frequenzgang sowie ein homogener Nachhall vorherrschen. Der Nachhall sollte frei von Resonanzen (also möglichst diffus) sein und über den Frequenzgang eine gleichmäßige Nachhalldauer von ungefähr 0,3 Sekunden haben. Zu hohen Frequenzen hin kann er etwas kürzer, zu tiefen Frequenzen kann er etwas länger sein, um sich der allgemeinen Hörgewohnheit in normalen Räumen anzunähern.

Der Recording- bzw. Aufnahmeraum

Da in einem Studio in der Regel verschiedenste Instrumente, Sprache, Geräusche und Gesang aufgenommen werden sollen, ist vom Studiobetreiber oft eine möglichst flexible Akustik gewünscht. Dies wird meist durch akustisch verschieden wirksame mobile Stellwände und schwere Textilvorhänge oder auch durch klappbare Akustikmodule erreicht. So kann ein Aufnahmeraum hallig gestaltet werden oder sehr trocken. Außerdem eignen sich akustische Stellwände zum Separieren von Schallquellen, wenn mehrere Musiker gleichzeitig in einem Raum aufgenommen werden. Alternativ gibt es bei mehreren Räumen die Möglichkeit, die Räume von sich aus akustisch unterschiedlich zu gestalten. Hierdurch ist eine höhere Separation der Schallquellen möglich, die vor allem im Popmusik-Bereich oft gefordert wird. Durch das heutzutage überwiegend eingesetzte Multitrack-Verfahren können alle Anforderungen auch mit nur einem Aufnahmeraum kombiniert werden.

Welcher Raum ist für ein Tonstudio geeignet?

In unseren europäischen Breitengraden herrschen quaderförmige Räume mit Raumhöhen von durchschnittlich etwa 2,5 Meter vor. Büroräume oder Werkstätten haben oft höhere Decken. Generell kann man sagen, dass ein größerer Raum gegenüber einem kleineren Raum akustische Vorteile mit sich bringt. Zum einen steht mehr Raum für akustische Elemente zur Verfügung, zum anderen kann sich in einem großen Raum der Nachhall besser entfalten und die größeren Laufzeiten des Schalls bringen weitere Vorteile. Größere Räume (ab ca. 30 m2) bieten außerdem mehrere Möglichkeiten der Schallführung.
Zudem sollten, wenn möglich, quadratische Räume gemieden werden. Auch Räume mit ganzzahligen Verhältnissen der Raummaße (z. B. Breite=4 m, Länge=8 m, Höhe=2 m) eignen sich weniger als Räume mit ungeradzahligen Verhältnissen (z. B. Höhe=2,5 m, Breite=3,5 m, Länge=4,75 m) der Raummaße.

Ein gutes Einraum-Tonstudio muss nicht mega groß sein, da tut’s auch ein kleiner Kellerraum

Idealerweise hat der Raum Türen und Fenster, die sich nicht in Raumecken oder Raumkanten befinden. Hintergrund dessen ist, dass man möglichst viele Raumecken und Kanten für Bassabsorber freihalten sollte. Auch Rohrsysteme wirken sich aus verschiedensten Gründen (Reparaturen, Zugänglichkeitsvorschriften, Geräuschemissionen) unvorteilhaft aus.
Auch sollte der Raum möglichst keine L-Form haben, es sei denn, man unterteilt ihn in mehrere kleinere Räume. Falls eine oder zwei Wände oder auch die Decke nicht parallel sind, ist dies oft ein weiterer Pluspunkt für den Raum.

Am wichtigsten ist allerdings die reine Möglichkeit der Nutzung eines Raumes als Tonstudio. Es müssen langfristige Genehmigungen der Eigentümer und Nachbarn vorliegen, dass man in den Räumlichkeiten „Krach“ machen darf, dies hat auch mit eventuellem erhöhten Personenverkehr zu tun. Auch im Eigenheim sind gewisse Regeln einzuhalten.
Sie sehen schon, dass es unter Beachtung aller Faustregeln nicht einfach ist, einen guten Studioraum zu finden, es sei denn, man erreichtet selber einen oder geht gewisse Kompromisse ein. Der Neu- oder Umbau eines Studios ist jedoch am besten in den Händen eines Studioplaners aufgehoben. So ist es zum Beispiel möglich, sich die Grundrisse und Raumformen sowie die grundlegenden akustischen Maßnahmen von einem Profi vorplanen zu lassen. Dies erspart böse Überraschungen, spart oft Zeit und Geld und kommt der Akustik des Studios zu Gute.

Warum sind die Raummaße wichtig für ein Tonstudio?

Von ihnen hängt die so genannte „Modale Verteilung“ im Raum ab. Als „Mode“ wird eine Eigenfrequenz (auch Eigenresonanz) eines Raumes bezeichnet. Moden bilden sich, wenn die Wellenlängen und geradzahlige Vielfache dieser Frequenzen in die Raumabmessungen hineinpassen. Dabei wird die Schallwelle an den Wänden reflektiert und es entsteht eine Resonanz, die sich zum einen in einer Beule im Frequenzgang äußert. Des Weiteren entstehen vor allem bei den tiefen Moden Nachschwinger, die oft als „Dröhnen“ wahrgenommen werden. In einem Raum gibt es unendlich viele Moden, die problematischen liegen im Bassbereich.
Ein Raum mit parallelen Wänden der Größe 3,5 m x 4,75 m x 2,5 m wird als tiefste Mode rund 36 Hz haben, da die halbe Wellenlänge des Wandabstands die erste axiale Mode bildet. Diese Mode ist besonders stark ausgeprägt, die folgenden Vielfache, also 72 Hz, 108 Hz, 144 Hz usw. werden mit aufsteigender Ordnung immer schwächer. Zu den axialen Moden kommen tangentiale Moden, wenn der Schall nicht nur zwischen zwei Wänden reflektiert wird, sondern zwischen Böden und Decken und zwei Wänden. Als dritte Kategorie gibt es die obligen Moden, diese werden über alle Raumbegrenzungsflächen reflektiert. Stellt man sich diese Reflexionen bildlich vor, so wird klar, warum nichtparallele Wände vorteilhaft sind. Im richtigen Winkel angeordnet laufen die Reflexionen „spiralförmig“ aus und werden nicht wie bei parallelen Wänden mit zunehmender Reflexionszahl immer an den gleichen Raumpunkten auftreten. Dies bedeutet aber nicht, dass nichtparallele Räume keine Eigenfrequenzen hätten. Zu tiefen Frequenzen ist der Vorteil von nichtparallelen Wänden abhängig von der Größe des Raumes und der Schallhärte der Wände.

In der folgenden Tabelle sehen Sie die recht gleichmäßige Modenverteilung des Raums mit 3,5 m x 4,75 m x 2,5 m:

Ein Raum mit den Maßen 5,0 m x 5,0 m x 2,5 m hat hingegen eine sehr ungünstige Modenverteilung, da durch dessen Maße viele Moden auf die gleichen Frequenzen fallen und so den Frequenzgang sehr ungünstig beeinflussen. Ein Raum sollte also möglichst keine Maße haben, die durcheinander teilbar sind (hier z. B.: 2x Deckenhöhe = Raumbreite). Einen solcher Raum sollte entweder gemieden oder durch den Einzug einer Wand in den Maßen verändert werden. Andernfalls werden raumakustische Maßnahmen verhältnismäßig sehr aufwendig.

Wie bekomme ich mein Tonstudio schalldicht?

Die Frage lässt sich einfache beantworten: So lange Sie keinen Bunker mit meterdicken Stahlbetonwänden haben, gar nicht. Das Problem ist hierbei, dass Musik in der Regel tiefe Frequenzen von bis zu 40 Hz oder gar 20 Hz erfordert. Dabei kommt der Begriff der Schallhärte ins Spiel. Eine Wand ist für Frequenzen schallhart, die sie komplett reflektieren kann. Je tiefer die Frequenz ist, desto mehr Masse und Fläche muss die Wand haben, um diese Frequenz noch reflektieren zu können. Gute normale Wände haben ein Schalldämmmaß von etwa 70 dB in den Mittenfrequenzen, in denen sich die Sprache befindet. Normale Außentüren und Außenfenster kommen bestenfalls auf 30 bis 50 dB. Innentüren liegen oft bei weit unter 20 dB. Je tiefer die Frequenzen, desto schlechter wird das Schalldämmmaß, da die Basswellen irgendwann einfach durch die Wand hindurch gehen.
Um einen Raum für ambitionierte Nutzung „ruhig“ zu bekommen, bedarf es eines sogenannten Raum-in-Raum-Systems. Dabei wird in einen bereits vorhandenen Raum ein weiterer Raum hinein gebaut. Dieser weitere Raum ist dabei sinnvollerweise schwingungsgelagert und akustisch entkoppelt. Abgesehen von hohen materiellen und zeitlichen Aufwänden ist auch ein solches System der Physik gnadenlos ausgeliefert und wird bei bestimmten Schallpegeln im Bassbereich nicht mehr wirksam sein.
Dem normalen Musiker oder Hobbyisten bleibt daher oft nur der Ausweg, die Lautstärke herabzudrehen oder zu günstigen Zeiten, also wenn es niemanden stört, zu arbeiten.

Dämmung und Materialien im Tonstudio

Da es im Heimbereich oft nur kleine Räume sind, die als Studio fungieren sollen, besteht das Problem darin, dass sich ein angenehmer Raumhall nur schwer aufbaut. Teppich sollte daher mit Vorsicht eingesetzt werden, da er in der Regel zu viele Höhen schluckt. Besser ist ein Parkett- oder Laminatboden. Zur Not sind auch OSB-Verlegeplatten geeignet.
Vom Einsatz von Eierkartons, Pyramiden- und Noppenschaum ist in einem Tonstudio abzuraten, da die akustischen Eigenschaften bei den meisten Produkten nicht definiert sind und sich so der gewünschte akustische Effekt nicht einstellt. Einzig der Basotect Schaumstoff von BASF hat akustisch definierte Eigenschaften und ist daher gut einsetzbar, wenn es um die Bedämpfung von Reflexionen oberhalb des Bassbereiches geht.
Für Breitbandabsorber und Bassfallen eignet sich Mineralwolle, also Glas- oder Steinwolle, sehr gut und hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Achten Sie jedoch darauf, bei der Verarbeitung stets einen Mund- und Nasenschutz zu tragen und die Mineralwolle für die dauerhafte Anwendung in Absorbern immer in Folie einzupacken, damit die feinen Partikel nicht in die Atemluft gelangen. Alternativ und gesundheitlich quasi unbedenklich sind Dämmstoffe aus Polyesterwolle. Hier gilt es jedoch auf die Beschaffenheit aller Materialien für den genauen akustischen Zweck zu achten.

Mit verschiebbaren akustischen Stellwänden kann auch eine Regie im Handumdrehen in einen Aufnahmeraum verwandelt werden.

Welche Absorber sind empfehlenswert?

Die einfachsten Absorber bestehen aus porösen Materialien, die dem Schallfeld durch Reibung Energie entziehen. Während hohe Frequenzen oberhalb von 1 kHz schon von 5 cm dicken Platten problemlos geschluckt werden, muss die Dicke für tiefere Frequenzen zunehmen. Ein poröser Absorber der Dicke von 30 cm absorbiert beispielsweise ab ca. 180 Hz, für Frequenzen unterhalb von rund 80 Hz werden sie aber wegen des hohen Platzbedarfs nicht eingesetzt.
In sogenannten „Superchunks“ können sie in Raumecken und Kanten auf einfach zu bauende Weise als Bassfallen eingesetzt werden und wirken glättend auf den Frequenzgang des Raumes und verkürzend auf dessen Nachhalldauer ein. Eleganter, aber auch weitaus kostenintensiver, gestalten sich Verbundplattenabsorber (VPR), die aus einer Metallplatte und dahinter liegendem Dämmstoff bestehen. Die haben den Vorteil, mit sehr wenig Platzbedarf eine hohe Bedämpfung tiefer Frequenzen zu erreichen.

Für Frequenzen unterhalb von 80 Hz werden auch Helmholtz-Resonatoren eingesetzt. Diese Resonatorgebilde können auf schmalbandige Problemfrequenzen berechnet und konstruiert werden. Sie wirken in einem recht schmalen Frequenzband und sind geeignet, um die tiefsten Raummoden in den Griff zu bekommen. Für den erfolgreichen Bau von Helmholtz-Resonatoren ist etwas Erfahrung gefragt. Auch hier sind je nach Tiefe der Frequenz große Volumen nötig.
Helmholtz-Resonatoren werden auch für höhere Frequenzen bis in den Mittenbereich eingesetzt. Aufgrund der hohen Kosten wird dies aber kaum im Heimbereich, sondern eher in Sälen und Büros angewandt.

Reflektoren, Absorber und sogar ein Teppich. Alles nur, um eine gute Akustik zu erreichen.

Was genau machen Reflektoren im Tonstudio?

Um den Schall in einem Raum zu führen oder den Nachhall zu erhöhen, werden Reflektoren eingesetzt. Gerade großvolumig angelegte rein poröse Bassfallen werden oft mit Reflektoren verkleidet, um dem Raum etwas mehr Lebendigkeit in Form von Nachhall zurückzugeben. Reflektoren können aber auch gezielt zur Schallführung in Räumen eingesetzt werden und beispielsweise eine reflexionsfreie Zone aufzubauen und trotzdem einen angenehmen Hallanteil im Raum zu bewahren. An parallelen Wänden können mit Reflektoren Flatterechos vermieden werden, was aber auch gerne mit Diffusoren erreicht wird.

Wozu dienen Diffusoren im Tonstudio?

Diffusoren streuen den Schall in mehrere Richtungen. Einfache Reflektoren reflektieren den Schall hingegen nur in eine Richtung. Der Vorteil der Diffusoren ist, dass sie den Raumhall diffus werden lassen. Er wird damit dichter und frei von Resonanzen. Ein Nachteil der akustisch sinnvollen Diffusoren ist der relativ komplizierte Aufbau, das Gewicht und der dadurch resultierende hohe Preis. Auch hier gilt: Je größer und tiefer ein Diffusor ist, desto mehr tiefe Frequenzen werden durch ihn beeinflusst.

Der grüne Pfeil zeigt den Direktschall. Der blaue Pfeil zeigt die Reflexionen am Tisch. Bei falscher Aufstellung der Boxen (rot) treffen sich Direktschall und reflektierter Schall am Ohr und erzeugen Interferenzen

Fertigelemente kaufen oder DIY im Tonstudio?

Akustikelemente gibt es bereits von verschiedenen Herstellern als Fertigbauteile, die in einem Raum kombiniert werden können. Die Hersteller bieten auch Sets an, die bei richtiger Anwendung für kleine Räume durchaus geeignet sein können. Vermeiden würde ich allerdings reine Schaumstoff-Sets, diese haben in der Regel keine guten Auswirkungen auf die Raumakustik, da zu viele Höhen geschluckt werden. Nach der Installation stellt sich für den Laien augenscheinlich eine Verbesserung ein, da die Höhen stark bedämpft sind. Tatsächlich ist aber eine reine Höhenbedämpfung für einen Musikraum kontraproduktiv, da die Problembereiche in den tiefen Frequenzen liegen. In Wirklichkeit handelt es sich also nicht um eine Verbesserung, sondern lediglich eine Änderung der Raumakustik.
Die Preise der Fertigelemente sind im Vergleich zu individuell angefertigten Elementen durch Massenproduktion relativ niedrig gehalten. Oft leidet allerdings die Effektivität der Fertigelemente nicht durch deren Qualität, sondern durch den schmalbandigen Frequenzbereich, den sie abdecken. So wirkt ein Diffusor mit 10 cm Tiefe nur in den oberen Mitten und nicht etwa in den ebenso wichtigen unteren Mitten. Um den Wirkungsbereich zu erweitern, wäre eine in der Tiefe geschachtelte Anbringung notwendig.
Breitbandige Bassfallen als Massenware eigenen sich in der Regel vom Preis-Leistungs-Verhältnis nur für Heimanwender, die keine Eigenleistung in Form von Selbstbau erbringen können. Das Material Basotect eignet sich wegen seines hohen Strömungswiderstandes für Raumkantenabsorber übrigens nicht besonders gut. Speziell frequenzgestimmte Elemente sind ebenfalls verfügbar und dementsprechend sehr effektiv für Raumeigenfrequenzen, aber auch kostenintensiver.

Unser Tonstudio-Beispielraum

Anhand eines fiktiven quaderförmigen Kellerraumes der Maße 3,5 m x 4,75 m x 2,5 m möchten ich anhand von Beispielen zeigen, welche einfachen Selbstbaumaßnahmen zur Verbesserung der Raumakustik getroffen werden können. Für diese Behandlung sind keine akustischen Berechnungen notwendig. Ich gehe davon aus, dass sich im Raum ein Arbeitstisch und ein Regal befinden. Der Raum hat eine Tür und ein Kellerfenster.

Der Beispielraum im leeren Zustand. Das Abhörplatz und die Studiomonitore werden im 60° Stereodreieck angeordnet.

Falls das Kellerfenster nur zur Belüftung gedacht ist und kein Tageslicht in den Raum führen kann, ist es sinnvoll, dieses durch eine dicke Holzplatte mit hinterlegter Mineralwolle akustisch abzudichten. Zur Be- und Entlüftung des Raumes könnten hier Lüftungsrohre aus dem Baumarkt hindurch geführt werden, um eine Kernbohrung durch die Wand zu vermeiden. Die Lüftungsgitter können dann in die Bassfalle integriert werden. Achten Sie durch geeignete Versiegelung bei der Verwendung von Mineralwolle darauf, dass keine Fasern in die Lüftungsanlage gelangen können.

Der Arbeitsplatz befindet sich in der Raumhälfte des Fensters. Wie man den Arbeitsplatz mit den Monitoren ausrichtet, ist sehr wichtig. Die Abbildung zeigt das sogenannte Stereodreieck, das ein gleichschenkliges Dreieck zwischen Monitorlautsprechern und Toningenieur bildet. Die endgültige Position wird aus weiter unten genannten Gründen erst nach der Installation der Akustikelemente festgelegt.

Das Kellerfenster wird geschlossen. An der Decke und den Seitenwänden werden Breitbandabsorber mittig zwischen Hörposition und Studiomonitoren installiert. An der Rückwand wird das vorhandene Regal als Diffusor genutzt.

Das Ziel nach der Aufstellung des Tischs ist, einen Bereich um den Arbeitsplatz zu schaffen, der frei von störenden ersten Reflexionen ist. Diese lösen durch Interferenzen unangenehme Frequenzauslöschungen aus und beeinträchtigen dadurch den Frequenzgang und die Stereowahrnehmung. Interferenzen entstehen, wenn das Direktsignal und das reflektierte Signal am Ohr zusammentreffen. Um dies zu vermeiden, werden die Schallwellen daher an den Reflexionspunkten zwischen Studiomonitoren und Hörer, also der Decke und den Wänden breitbandig gedämmt. Bei Räumen mit angewinkelten Wänden werden hingegen die Wände oft schon so angeordnet, dass diese störenden Reflexionen von der Raumkonstruktion effektiv vermieden werden.
Wichtig sind auch die Reflexionen, die durch den Tisch selber entstehen. Man sollte hier den Abstand zu den Boxen so wählen, dass keine Reflexionen des Tisches (rote Darstellung) in die Ohrregion kommen können oder die Tischplatte entsprechend anwinkeln. Die Breitbandabsorber für die Wände und Decken sollten dabei ca. 20 cm dick sein, um nicht nur die hohen Frequenzen zu schlucken.

Flatterechos zwischen Tür und gegenüberliegender Wand sowie zwischen Boden und Decke können beispielsweise mit Akustikelementen aus Holz aufgebrochen werden. Sie bestehen aus einem mit Mineralwolle gefüllten Holzrahmen, der im Abstand von 1-2 cm mit Latten beplankt ist. Neben einer Absorption im Bass- und Mittenbereich reflektieren diese mittlere und hohe Frequenzen für einen angenehmen Raumhall.

Um die glatte, schallharte und parallele Wand akustisch aufzubrechen, können weitere Elemente wie Reflektoren oder Diffusoren eingebaut werden. An der Decke sind ähnliche Konstruktionen denkbar.

Das vorhandene Regal kann als kostengünstiger Diffusor an die Rückwand positioniert werden und sollte mit Gegenständen möglichst unregelmäßig gefüllt sein. So werden auch die Flatterechos zwischen Vorder- und Rückwand bekämpft. Natürlich sind dedizierte Diffusoren effektiver, aber auch recht teuer. Der Vorteil dieses schwedischen Regals ist auch seine Tiefe von rund 40 cm.

In den Raumkanten werden Bassfallen installiert.

Der Bassbereich dieses Raumes wird mit Raumkantenabsorbern geglättet. Sie bestehen in diesem Beispiel aus einer Lattenkonstruktion, die mit versiegelter Mineralwolle (z. B. Rockwool Sonorock) befüllt und mit Stoff bespannt ist. Damit diese Konstruktionen nicht zu viel Raumhall schlucken, können sie ebenfalls mit Holzlatten im Abstand zwischen 1-2 cm beplankt werden. Die Kantenabsorber können in der Grundfläche dreieckig oder quadratisch sein, die Seitenlänge beträgt dabei für eine gute Effektivität mindestens 40 – 50 cm.

Die Möglichkeiten in diesen Raum sind mit den genannten Maßnahmen lange nicht ausgeschöpft und es gibt vielerlei andere Ansätze, wie z. B. die Bedämpfung der kompletten Decke oder zusätzlich einer kompletten Wand. Daran kann man gut erkennen, dass es viele unterschiedliche Wege zu einer besseren Akustik gibt.

In diesem fiktiven Raum wird der Frequenzgang am Arbeitsplatz stark geglättet sein, vor allem in den mittleren und hohen Frequenzen. Auch im Bassbereich ist eine gute Glättung erreicht worden, es werden aber je nach Raummaßen einige Raumfrequenzen noch etwas herausstechen. Auch das Ausschwingverhalten im Bassbereich ist noch nicht optimal. Ist eine noch bessere Akustik gewünscht, können hier nun Helmholtz-Resonatoren helfen. Diese kann ein Akustiker berechnen und liefern. Wer etwas weniger Raum an Bassabsorber abtreten möchte, kann die teureren Verbundplattenabsorber oder komplizierter zu bauenden Lochplattenabsorber einsetzen, was aber schon außerhalb der Möglichkeiten des einfachen Selbstbaus liegt.
Durch den Einbau der Bassfallen ändert sich die modale Ortsabhängigkeit im Raum, also die Pegelverhältnisse im Bassbereich an verschiedenen Orten im Raum. Das bedeutet, dass man nach deren Einbau die Position des Abhörpunktes durch Verschieben der Monitore und des Tisches noch optimieren kann. Wer etwas genauer arbeiten möchte, kann sich mit Messungen behelfen. Das Programm Room EQ Wizard ist kostenlos und im Verbund mit einem Messmikrofon (z. B. Behringer ECM8000) und einem Audiointerface ein erstklassiges Instrument zur Raumausmessung. Details hierzu sprengen jedoch leider den Rahmen dieses Berichtes.

Moderne Regieräume sind selten sehr groß – Hauptsache die Akustik stimmt.

Das Wichtigste zum Schluss, der Baumarkt

Die beschriebenen Maßnahmen sind wie gesagt nur grundlegend und reizen die generellen Möglichkeiten lange nicht aus. Dafür sind sie sehr einfach im DIY-Verfahren herzustellen, da es alle benötigten Materialien im Baumarkt gibt und sie liefern nahezu immer gute Resultate. Man sollte jedoch das komplexe Gebiet der Akustik nicht unterschätzen. In diesem Bericht sind nur grundlegende Kenntnisse vermittelt worden. Je nach den Raummaßen und Möglichkeiten sollte man aber nicht ohne eine sinnvolle Planung einfach drauflos bauen, denn es gibt viele Fehlerquellen und einen Rückbau möchte man sich in der Regel ersparen. Beachten Sie auch, dass ausreichende handwerkliche Fachkenntnisse nötig sind, um die Module zu bauen und sie korrekt an Wänden und der Decke zu befestigen! Eine Grundberatung durch einen Studiobauer oder Akustiker ist also immer ratsam. Auch bei bereits bestehenden Studios kann ein Akustiker noch sehr oft relevante Verbesserungen herbeiführen, vor allem bei denen, wo sich noch Eierkartons oder Noppenschaumstoffe an den Wänden befinden.

In Gedenken an Thorsten Walter

Wir haben Teile des Artikels aus der Akustik-Serie unseres kürzlich verstorbenen Freundes und Kollegen, Thorsten Walter verwendet, dem wir dieses Special widmen wollen. Die Akustik von großen und kleinen Tonstudio-Räumen hatte ihn immer besonders fasziniert. Wir hoffen, dass sein immenses Fachwissen dadurch auch weiterhin bei vielen Tonstudio-Neulingen zur Anwendung kommen wird.

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Forum
  1. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Solche Workshops sind immer spannend und willkommen. Hat doch jeder Musiker indirekt oder direkt damit zu tun, aber die wenigsten einen Plan, was tatsächlich Phase ist. Die Moden sind mir immer noch etwas spanisch, aber hochinteressant.

    Ich hab auch mal bei „den einschlägigen Musikalienhändlern“ im Netz geschaut, denn oft klingen die angesprochenen Lösungen nicht gerade billig. Bei der Firma HOFA-Akustik habe ich dann auch mal die Herstellerseite besucht.
    https://hofa-akustik.de/raumakustik-wizard/

    Das macht einen hoch professionellen Eindruck und erscheint mir preislich nachvollzieh- und bezahlbar. interessant.

  2. Profilbild
    Max Lorenz RED

    Gebündeltes Know-How für Einsteiger. Das hat der Thorsten immer sehr sehr gut können!!! Bin echt traurig.. ein herber Verlust :-(

  3. Profilbild
    Farbfalter

    Vielen Dank für diesen durchaus lehrreichen Artikel!
    Leider bin ich gezwungen zu 95% mit Kopfhörer zu Arbeiten.

  4. Profilbild
    UMP

    Musik ist nur ein Hobby für mich. Trotzdem will ich zweifellos genaue Ton hören. Ich habe ein paar KH120A und Adam Sub 10 mk2 in meinem Schlafzimmer. Recording mache ich niemals. Welche Material soll ich benutzen? Basotect oder Polyurethan-Weichschaumstoff? Und welche Form?

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