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Zeitmaschine: Yamaha SPX90 Multieffektgerät (1985)

Die eierlegende Wollmilchsau

6. März 2021

Das Yamaha SPX90 war 1986 mein Einstieg in die Welt der digitalen Effekt-Prozessoren. Ich hatte den entscheidenden Lernschritt damals gerade vollzogen. Nicht für jeden mühsam verdienten Pfennig neue Keyboards kaufen, sondern zur Abwechslung mal auch mal in vernünftiges Outboard investieren. Ende der 70er konnte man noch locker mit einem Federhallgerät, einem Roland Space Echo und einigen Bodentretern bestehen. Doch die 80er hatten einen anderen Sound. Gated Reverb auf den Drums, glockenhelle DX-7-Pianos mit viel Chorus und Gitarren und Synthesizer, die in riesigen Hallwolken schwebten. Ich musste leider feststellen, dass der Allsound-Federhall auf meiner Drumtraks-Snare dann doch etwas scheppernd klang. In den 90ern wäre das ohne weiteres wieder durchgegangen – man musste es nur Grunge nennen. Aber in der Ära der gepolsterten Schultern und aufgefönten Frisuren war es ein No-Go.

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Geballte Effektpower auf nur einer HE – das Yamaha SPX90. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Ein halbes Dutzend Effektgeräte zum Preis von einem

So einen Kunden wie mich müssen die Marketing-Forscher von Yamaha damals vermutlich vor Augen gehabt haben. Durchaus ambitioniert und ausgerüstet mit einem kleinen 8-Spur-Homestudio, aber ohne die Mittel, sich für jeden denkbaren Studioeffekt nun ein eigenes Gerät zu kaufen. Die Kritiker damals setzten die Wertigkeit eines Outboardgerätes noch mit der Zahl der verfügbaren Aufnahmespuren ins Verhältnis: „Auch wenn einige der Effekte nicht dem Standard eines 16-Spur-Studios entsprechen, so ist das SPX90 für den 8- und 4-Spur-Einsatz ein unverzichtbares Gerät, das den Klang und die Qualität von zu Hause aufgenommenen Demos deutlich verändern kann.“(Making Musik, April 1986)

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90 Speicherplätze und selbst ein parametrischer Equalizer befindet sich im Angebot. (Foto: Costello)

Für 2 Riesen im 7. Effekthimmel

Das Yamaha SPX90 war wirklich so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau fürs Homerecording. Wortgewandte Verkäufer gaben einem das Gefühl, man würde eigentlich ein halbes Dutzend Geräte aus dem Laden schleppen. Ein Yamaha Rev7 Reverb, ein Korg SDE-3000 Delay, ein Modulationsmonster von Eventide, ein Noise Gate und dazu sogar noch einen Kompressor und einen parametrischen Equalizer. Ein ganzes Rack voller Effektgeräte. Als 19″-Gerät mit nur einer HE und einer bescheidenen Tiefe von 28,5 cm. (Bescheiden im Vergleich etwa zu einem Lexicon PCM70, das Alesis Midiverb freilich war noch kürzer). Und das Ganze praktisch geschenkt zum Preis von unter 2.000 DM. Dem war natürlich nicht ganz so. Erstens konnte man ja immer nur genau einen dieser Effekte zur gleichen Zeit nutzen. Und auch bei Effektqualität und den beeinflussbaren Parameter mussten schon ein paar kleine Abstriche gemacht werden.

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1.900,- DM war damals ein cooler Preis für das SPX90. Die Rechnung des (längst nicht mehr existierenden) Musikgeschäfts in Berlin-Schöneberg wirkt etwas formlos. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90: Bietet alles – bis auf „klangliche Begeisterung“

Der Autor des Tests, der 1986 in Sound on Sound erschien, hat das ganz schön formuliert: „Bereiten Sie sich gut auf einen weiteren Meilenstein in Form des digitalen Multieffektprozessors SPX90 vor. Diese unscheinbare, 1 HE hohe Black Box kann ihrem Benutzer jeden erdenklichen Signalverarbeitungseffekt bieten, bis auf einen: klangliche Begeisterung – was aber nicht heißen soll, dass das SPX90 nicht auch Ihre Ohren und Ihren Geldbeutel erfreuen wird!“

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Schlichte schwarze Eleganz: Das Yamaha SPX90. (Foto: Costello)

Das ist recht subtil ausgedrückt und ein bisschen gemein ist es auch: „Ohren und Geldbeutel“ werden erfreut. „Klangliche Begeisterung“ freilich will sich nicht einstellen. Immer, wenn von einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis die Rede ist, schwingt ja eine kleine boshafte Relativierung mit: Also gemessen an der Kohle, die Du rüberschiebst, ist das ein echt brauchbares Gerät. Darauf kann man – wie uns wohlbekannt ist – ein komplettes Geschäftsmodell aufbauen. Bei Yamaha verhielt es sich damals eher so, dann man aus den teuren Profigeräten auch eine Budgetlinie ableitete.  Aber ganz objektiv betrachtet – das SPX90 war tatsächlich ein richtig tolles Effekt-Teil. Presets, eigene Speicherplätze, MIDI, dazu vernünftige Audiowerte (na gut, ein Frequenzgang zwischen 20 Hz und 12 kHz reißt heute wohl niemanden mehr vom Hocker) und das Ganze zum Superpreis – erwähnte ich es eigentlich schon? –  von nur zwei Riesen. Viele kauften sich das Yamaha-Gerät in erster Linie als erschwinglichen Digital-Hall. Aber auch als reines Reverb war es – vom Alesis Midiverb einmal abgesehen – ziemlich konkurrenzlos.

Die Hall-, Echo- und Modulationseffekte von „End of the show“ sind komplett mit dem SPX90 gemacht: Auf dem Gesang liegt das Preset Nummer 3 „Vocal“, der Bass verwendet Chorus, die verschiedenen metallischen Sounds „Plate“ und „Delay“, die Strings „Room“ und für Schlagzeug und Percussion habe ich „Early Reflections“ und „Gate Reverb“ eingesetzt.

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Das Yamaha SPX90 bietet MIDI IN und THRU sowie einen Anschluss für eine Fernbedienung. (Foto: Costello)

Vom Budget-Effektprozessor zum Kultgerät

Und dann passierte etwas Überraschendes:  Das Yamaha SPX90 zog bald auch in professionelle Studios ein und bekannte Musiker nahmen es mit auf Tour. „Als es 1985 herauskam, hätte niemand erwartet, dass es ein Klassiker werden würde, wahrscheinlich nicht einmal Yamaha selbst, die Jahr für Jahr Modelle mit besseren Spezifikationen herausbrachten. Doch ungeachtet des verbesserten Rauschpegels, der größeren Bandbreite und der Stereo-Eingänge der späteren Modelle ist es das Yamaha SPX90, das nach wie vor der begehrte Yamaha-Effektprozessor ist“  (Vintage Digital) 

Yamaha SPX90 Report

Die Synthesizer-Klangbeispiele  in diesem Report sind mit meinem derzeitigen Lieblingsset entstanden: Prophet 5 Rev 3.3, Prophet VS und ARP Quadra. Außerdem ist der Kurzweil PC3X und der Yamaha Stringsynthesizer SS-30 zu hören. (Foto: Costello)

Zu den vielbeschäftigten Top-Keyboardern der 80er Jahre, die das SPX90 einsetzten, gehört Guy Fletcher. Er ist besonders für seine Zusammenarbeit mit Bryan Ferry, Roxy Music, Tina Turner, Mick Jagger und natürlich den Dire Straits bekannt. Einen guten Teil seiner Keyboardparts entwickelte er in seinem Homestudio, dessen Kernstück eine Fostex B-16 Bandmaschine in Verbindung mit zwei Mixern war – einem Seck 1882 und einem Alice 12 in 2: „Ich habe eine Reihe von Signalprozessoren, darunter zwei Yamaha SPX90-Multi-Effekte, einen Alesis XT-Digitalhall, Roland- und Korg-Digitaldelays und ein Drawmer-Gate.“ (Sound on Sound, September 1986)  

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Ein perfektes Yamaha-Paar Mitte der 80er Jahre: DX7 und SPX90 (Foto: Costello)

Die SPX-Reihe lebt weiter

Aber auch für Gitarristen war das SPX90 ein Standard, etwa für Warren DeMartini, der in der Glam-Metal-Band „Ratt“ spielt und für seine außergewöhnliche Spieltechnik sogar von Frank Zappa bewundert wurde. Warren beschrieb sein Live-Rig in einem Interview mit Guitar World im April 1987: „Der Ausgang der Vorverstärkersektion des (Marshall 100-Watt-Verstärkers) geht in ein Kontrollboard für die Effekte, die ich benutze, nämlich ein Lexicon PCM-41 Delay, ein PCM-42 Delay und das Yamaha SPX90.“

Die Produktreihe wird von Yamaha tatsächlich bis auf den heutigen Tag fortgesetzt. Und ist immer noch der Tradition verpflichtet, bezahlbare Multieffekte zu liefern.  SPX-2000 heißt das aktuelle Gerät, das für knapp 1.300,– Euro angeboten wird.

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Mit gerade mal 28,5 Zentimeter gehört das Yamaha SPX90 nicht zu den „tiefen“ Rackgeräten. (Foto: Costello)

Allein das Symphonic-Preset ist das SPX90 wert

Wenn man heute die Kleinanzeigen durchgeht und sich die Preise für ein gebrauchtes SPX90 ansieht, kann man etwas wehmütig werden. Wobei – die Zeiten, in denen man keine 50,- Euro bezahlen musste, scheinen auch schon wieder vorbei zu sein. Preise um und etwas über 100,- Euro scheinen inzwischen die Regel zu sein.

In den vergangenen Jahren hatte ich die Gelegenheit, einige legendäre Studioeffekt-Geräte selbst kennenzulernen und kann so die Qualität des Yamaha SPX90 etwas besser einschätzen. Einige der gebotenen Effekte sind heute schlicht obsolet. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand ein SPX90 als Kompressor oder als Equalizer einsetzen oder gar Gebrauch von der rudimentären Sample-Funktion machen wird. Für einen schönen körnigen Vintage-Hall aber ist das SPX90 immer noch gut. Und allein der phantastische Symphonic-Effekt rechtfertigt schon die Anschaffung. Auf Gearslutz überkommen den Nutzer „drejmer“ fast schon wollüstige Gefühle: „ahhhhhhh… sounds so BAD… but sounds SOOOO GOOD!!!! symphonic is the dogs bollocks!!!“ Ich glaube, das muss ich nicht übersetzen.

Preset Nummer 15 bringt es einfach: Falls an eurem String-Synthesizer mal der Ensembleeffekt ausfallen sollte. Oder hört euch den Superchorus auf dem Flute-Sound vom Prophet 5 an: Instant Peter Gabriel.

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Das Yamaha SPX90 besitzt – der Namen verrät es schon – insgesamt 90 Speicherplätze. Davon können 60 vom Nutzer mit eigenen Kreationen belegt werden. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Ein erster Überblick

Starten wir unsere kleine Tour zur Erkundung des Yamaha SPX90. Ganz links sitzt der Power-Schalter. Mit dem benachbarten Drehpoti stellen wir den Eingangspegel ein, den wir über eine LED-Anzeige überwachen können. Nach dem Einschalten erscheint im Display der Name des aufgerufenen Effekts und daneben – als rote Ziffer – der dazugehörige Programmspeicherplatz. Auf den ersten 30 Plätzen sind Presets abgelegt, die auch nicht überschrieben werden können. Geht man die Presets durch, bekommt man auf Anhieb einen recht guten Überblick über die Leistungsfähigkeit des Effektgeräts. Es gibt Programme für Hall (inklusive Gated und Reverse Reverb), frühe Reflexionen, Echo- und Modulationseffekte (Chorus, Phaser, Flanger, Symphonic jeweils in Stereo), Manipulation der Tonhöhe (der Harmonizer lässt grüßen), eine „Freeze“ genannte Minisample-Funktion, Panning, Vibrato und einen Parametrischen Equalizer. Zusätzlich bietet das Effektgeräte 60 User-Speicherplätze, auf denen man eigene Effekteinstellungen ablegen kann.

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Mit diesen Pfeiltasten navigiert man durch die Programme, mit der Recall-Taste werden sie geladen. (Foto: Costello)

Programme wählen, editieren und speichern

Rechts vom Display befinden sich drei Tastergruppen.  Mit den Pfeiltasten der mittleren Gruppe können wir in auf- oder abwärtsschreitender Folge durch die Programme steppen. Davon allein wird ein neues Programm allerdings noch nicht scharfgestellt. Es blinkt erstmal nur in stiller Vorfreude bis wir die Recall-Taste drücken. Jetzt erst ist das Programm aktiv und kann von uns auch bearbeitet werden. Dafür ist die Tastergruppe direkt neben dem Display zuständig. Mit der Parameter-Taste wählen wir den gewünschten Wert an, den wir verändern wollen. Zum Beispiel die „Reverb Time“. Mit den Pfeiltasten können wir den ausgesuchten Parameter wie gewünscht verändern – die Hallzeit verkürzen oder verlängern. Dann geht es zum nächsten Parameter. Da die Zahl der jeweils veränderbaren Parameter durchaus übersichtlich ist, muss man wirklich keine Sorge haben, dass die Programm-Editierung abendfüllend ausfällt.  Alle vorgenommenen Veränderungen kann man sofort hören. Entspricht das Ergebnis den eigenen Vorstellungen, wird das neue Programm über die „Store“-Taste auf einem Programmplatz von 31-90 gespeichert. Wechseln wir das Programm freilich vor dem Speichern, war die ganze Editierarbeit leider für die Katz.

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Die einzelnen Parameter – wie hier die Modulationsfrequenz des Symphonic-Effekts – werden über die Pfeiltasten verändert. (Foto: Costello)

Für das Mischverhältnis von trockenem Signal und Effektsignal gibt es eine eigene Funktionstaste – Balance.  Bei 0% ist nur das direkte, bei 100% ausschließlich das Effekt-Signal zu hören. Der gleiche Taster nochmal gedrückt führt uns zum Ausgangspegel. Auch der kann genau definiert und anschließend gespeichert werden.

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Das Yamaha SPX90 besitzt vier MIDI-Bänke A,B, C und D, sowie 16 MIDI-Kanäle und einen OMNI-Mode. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Fortgeschrittene MIDI-Steuerung

Ein weiterer Taster rechts auf dem Frontpanel trägt den Namen Utility und ist vor allem für die MIDI-Steuerung zuständig. Das Yamaha SPX90 besaß bereits eine recht fortschrittliche MIDI-Implementierung. So konnten Synthesizerprogramme auf bis zu vier Bänke mit Programm-/Speicherkombinationen zugreifen. In Music Technology erschien im November 1986 ein lesenswerter Artikel zum Thema MIDI-Funktionen des SPX90. Ich fand es spannend, noch einmal die Entwicklung nachzuvollziehen: von den simplen Programmwechselbefehlen, die den Nachteil hatten, dass z.B. Synthesizerprogramm 36 eben immer genau MIDI-Effekt 36 aufrief. Das wurde gelöst, indem den MIDI-Geräten ein interner Speicher gegeben wurde, bei dem ein Effekt-Programm jedem beliebigen Programmwechselbefehl zugewiesen werden konnte. Dadurch wurde es möglich, das zum Beispiel Synthesizersound 11, 28 oder 64 alle den gleichen schönen Chorus-Effekt verwenden konnten. Und zugleich konnte ein Gerät wie das SPX90, das weniger als 128 Speicherplätze besitzt, trotzdem sinnvollen Gebrauch von allen 128 MIDI-Programmwechselbefehlen machen.

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Das Handbuch zum SPX90 zeigt, wie Programmwechselbefehle mittels der vier Bänke und der 16 MIDI-Kanäle organisiert werden können.

Blieb ein Problem: Was, wenn verschiedene Synthesizer auf ein einziges MIDI-Effektgerät zugreifen sollen? Wenn man nun, sagen wir das Programm 33, auf zwei Synthesizern aufruft – wie soll das Effektgerät das interpretieren? Hier kommen die vier verschiedenen Bänke des SPX90 ins Spiel, denen verschiedene MIDI-Kanäle zugewiesen werden können. Und schon können die eingehenden Programmwechselbefehle vom SPX90 klar zugeordnet werden, je nachdem, auf welchem Kanal sie eintrudeln. Wem das alles reichlich trivial vorkommt, den bitte ich zu bedenken: MIDI war erst 1983 auf der NAMM-Show vorgestellt worden.  Ich besaß 1985 genau zwei MIDI-taugliche Keyboards: Einen DX-7 und einen nachgerüsteten Oberheim OB-Xa. Die beiden zu stacken, war für mich schon Gipfel der MIDI-Seligkeit. Mit der Einbindung von Computern, MIDI-Sequenzern und multitimbralen Instrumenten wie dem Korg M1 (1988) oder Expandern wie dem Roland JV-880 (1992) ergaben sich dann freilich noch ganz andere Möglichkeiten.

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Über die Fußschalter kann der Bypass aktiviert werden. Man kann zum Beispiel auch einen Triggerimpuls für die Freeze-Aufnahme auslösen. (Foto: Costello)

Japanische Schriftzeichen und die Bedienung über Fußschalter

Unter Utility können neue Programmkreationen auch mit einem Namen versehen werden (wenn man will, auch auf japanisch) und die Bedienung des Effektgeräts über einen Fußschalter relativ flexibel konfiguriert werden. Weil wir uns ohnehin gerade auf der rechten Seite des Panels bewegen, wollen wir auch noch die beiden Tasten „Foot Trigger“ und „Bypass“ erwähnen. Diesen Tasten sind zwei Buchsen für Fußtaster zugeordnet. Ist Bypass aktiviert, durchläuft das Eingangssignal ohne Effektbeeinflussung das Gerät. Mit dem Memory-Fußaster können die Presets aufgerufen werden. Mit der Taste „Foot Trigger“ kann aber noch eine zweite Funktion angewählt werden, bei der der Fußschalter einen Start-Impuls für die Aufnahme von Samples („Freeze“) gibt.

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Die Rückseite des Yamaha SPX90 mit den MIDI-Anschlüssen, sowie Monoeingang und Stereoausgang. (Foto: Costello

Yamaha SPX90 – „Begeisternde Stereo-Effekte“

Rückseitig finden wir das festverbundene Gerätekabel – übrigens erfreulich lang. Ich hasse es, wenn die Kabel so kurz sind, dass man gleich mal eine Verlängerungsschnur bis zur nächsten Steckdose benötigt. Das Yamaha SPX90 besitzt nur eine Eingangsbuchse, aber zwei Ausgänge, die sowohl das Original- als auch das Effekt-Signal weitergeben. Und zwar in dem Verhältnis, das wir mit dem Balance-Regler festgelegt haben. Yamahas Bedienungsanleitung legt dem Nutzer den Anschluss an eine Stereoanlage wärmstens ans Herz, „damit Sie die begeisternden Stereo-Effekte voll genießen können“.  Panning in Mono ist tatsächlich nicht mal die halbe Freude ;) Um das SPX90 an anderes Equipment anzupassen, können Eingangs- und Ausgangspegel wahlweise um +4dB angehoben, oder um -20 dB abgesenkt werden. Auf der linken Seite der Rückseite befinden sich zwei MIDI-Buchsen für MIDI In und MIDI Through. Eine weitere Buchse erlaubt den Anschluss einer Fernbedienung, die Yamaha unter der Modellbezeichnung RC 7 angeboten hat. Ich schätze mal, sie wurde öfter für das REV7, als für das SPX90 eingesetzt.

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Eingang und Ausgänge des Yamaha SPX90 können in der Empfindlichkeit angepasst werden. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Die Hallprogramme

Obwohl das SPX90 als Multieffektgerät vermarktet wurde, haben es vermutlich doch viele mit der klaren Intention gekauft, ein technisch etwas abgespecktes und entsprechend billigeres Yamaha REV7 zu erstehen. Die Yamaha-Ingenieure wussten natürlich um diese Präferenzen. Entsprechend haben sie auch gleich die ersten Speicherplätze mit Hallprogrammen bestückt. Zur Verfügung stehen Hall, Room, Vocal und Plate.

Diese Programme lassen sich editieren, ohne dass man Gefahr liefe, in einem Meer voller Parameter zu ertrinken. Nett formuliert. Man könnte auch sagen, dass die Eingriffsmöglichkeiten – etwa im Vergleich mit einem dezidierten Hallgerät wie dem Roland SRV-2000 oder eben auch dem REV7 –  doch eher bescheiden sind.

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Zu den Hallprogrammen des SPX90 gehört auch die Simulation eines Plattenhalls. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 –  Hallparameter eher übersichtlich

Selbstverständlich lässt sich die Nachhallzeit frei wählen – sie kann zwischen 0,3 Millisekunden und beachtlichen 99 Sekunden liegen. Ebenfalls kann die Bedämpfung hoher Frequenzen eingestellt werden, im deutschen Handbuch etwas umständlich als „Hochfrequenzhalldauer“ bezeichnet. Es geht dabei um die schallabsorbierenden Eigenschaften verschiedener Oberflächen, wobei hohe Töne generell stärker gedämpft werden als tiefere Frequenzen. Kacheln haben zum Beispiel einen sehr geringen Absorptionsgrad, während Vorhänge, Teppiche oder gar ein vollbesetzter Saal sehr viel Schall schlucken. Es steht ein Hoch- und Tiefpassfilter zur Verfügung, um den Anteil der hohen (1kHz-11 kHz) und niedrigen Frequenzen (32Hz-1kHz) unseres Hallsignals maßzuschneidern. Damit ein Hörer einen Eindruck von der Größe und Charakteristik eines Raums gewinnen kann, braucht es die frühen Reflexionen. Diese Funktion scheint sich bei den Hallprogrammen hinter der Bezeichnung „Delay“ zu verbergen. Es geht, wie es im Yamaha-Handbuch zum REV7 heißt, um die „Zeitverzögerung zwischen dem direkten Instrumentenklang und dem ersten der vielen reflektierenden Klänge, die zusammen als Hall bekannt sind“.

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Delay ist einer der veränderbaren Parameter des Hallprogrammes. Damit wird eine Verzögerung eingestellt, bevor der eigentliche Halleffekt einsetzt. (Foto: Costello)

Was unterscheidet „Initial Delay“ und „Early Reflections“?

Da das SPX90 wie auch das REV7 zusätzlich noch über Programme für „Early Reflections“ verfügen, geriet ich etwas ins Grübeln über die Abgrenzung der frühen Reflexionen zum „Initial Delay“. Tatsächlich handelt es sich um einen Kompromiss, weil es schlicht an den nötigen Ressourcen fehlt, um im Hall-Modus auch noch Early Reflections zu realisieren. Und so wird halt ein Initial Delay davorgesetzt, um die Illusion einer entsprechenden Raumgröße zu schaffen.

Unser Amazona.de-Hallpapst swissdoc schrieb mir dazu: „In ‚echt‘ erkennt man ja an den ERs die Charakteristik des Raumes und je nach Raumgrösse sind die ERs gestaffelt. In einem Hallgerät hat man typischerweise Strukturen aus Delay, Allpassfiltern, Tiefpassfiltern und Rückkopplung. Später kamen dann noch Kammfilter dazu und verschieden inspirierte Topologien. Die Parameter der Allpässe und deren Verschaltung entsprechen den Parametern der ERs, davor ist dann ein einfaches Delay. Musikalisch ist das Delay auch sinnvoll, weil man es leicht dem Tempo des Songs anpassen kann. Es ist also etwas anderes als die ERs selbst. Ich sehe es weniger aus der Hallphysik inspiriert, als aus der technischen Umsetzung. Andere Geräte bieten ERs und Hall zusammen an oder haben andere Konzepte (es gibt dort vom Design her keinen Unterschied zwischen ERs und Hall, das geht einfach ineinander über).“

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Das Yamaha SPX90 hat die Frühen Reflexionen in ein eigenes Programm ausgelagert. Sie in den Hall zu integrieren hätte wohl die Rechenpower überstrapaziert. (Foto: Costello)

Ein Beispiel für ein Hallgerät, dass ERs und Reverb gemeinsam anbietet, ist etwa das Roland SRV 2000, das die Justierung der ER-Parameter freilich im sogenannten „Further Level“ versteckt hat. Fast jeder Hersteller von Hallgeräten ist die Problematik etwas anders angegangen. Die anfängliche Verzögerung kann beim SPX90 auf 50 Millisekunden hochgeschraubt werden – das ist der Wert, ab dem unser Gehör einen Raum als „groß“ identifiziert. Aber auch das ist relativ: Lexicon verwendet beim Modell 224 für die Konzerthallenprogramme 200 Millisekunden, während 50 Millisekunden und geringere Verzögerungen den Plattenprogrammen vorbehalten waren. Aber da bewegen wir uns in einer ganz anderen Gewichtsklasse.

Yamaha SPX90 – Frühe Reflexionen

Wie schon erwähnt gibt es die frühen Reflexionen beim SPX90 noch einmal als eigenes Programm: ER1 und ER2. Die zweite Variante liefert mehr und dichtere Reflexionen. Die frühen Reflexionen gibt es in insgesamt vier „Darreichungsformen“ als Hall, Random, Plate und Reverse. Das Zufallsprogramm bietet aperiodische Reflexionen, wie sie in der Natur nicht vorkommen. Besonders interessant ist der Effekt des Rückwärts-Hall, der leise beginnt und immer lauter wird. Auch die ER-Programme besitzen ihre eigenen Parameter, die hier Room Size, Liveness und Delay (0,1-400 mSek) heißen. Die Early Reflections haben also ein wesentlich längeres Initial Delay als der Hall, dafür fehlt dann die (rechnertechnische) Puste für den Hall. Immerhin kann man mit den 400 mSek einiges anfangen, wenn man sie auf das Songtempo abstimmen will. Die Liveness (Lebendigkeit) bezeichnet die Bedämpfung, also die Schallabsorption durch verschiedene Oberflächen, die hier – anders als bei den Hallprogrammen –  nicht auf die hohen Frequenzen beschränkt ist. Auch die frühen Reflexionen besitzen einen eigenen Filter mit einem Regelbereich von 1 kHz – 10 kHz.

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Das Handbuch veranschaulicht mit einer Grafik die Wirkungsweise der frühen Reflexionen und die vier angebotenen ER-Typen Saal, Umkehrung, Zufall und Platte.

Yamaha SPX90 – Gated Reverb und Reverse Reverb

Besonders begehrt war in den 80er Jahren der sogenannte Gated Reverb-Effekt, der entsteht, wenn ein dichter mächtiger Hall an einer definierten Stelle durch ein Noise Gate abgeschnitten wird. Man kann diesen Sound erstmalig auf Peter Gabriels Song „Intruder“ von 1980 hören. Toningenieur Hugh Padgham entdeckte diesen Effekt zufällig, als er über den Talkbackkanal einer SSL 4000 B-Konsole die Drums von Phil Collins hörte. Die Talkbackwege sollten der Kommunikation zwischen Regie und Studio dienen: Sie hatten sowohl einen kräftigen Kompressor an Bord, um die Sprachverständlichkeit zu erhöhen, als auch ein Noise Gate, um unerwünschte Nebengeräusche zu killen. Gabriel war von diesem Sound elektrisiert. Da das Talkbacksignal nicht direkt abgenommen werden konnte, ließ Padgham einen Ausgang einbauen. Spätere SSL-Pulte hatten diesen dann serienmäßig. „Intruder“ war das erste Beispiel für den Gated Effect. Aber das wohl bekannteste ist Phil Collins Hit „In the Air tonight“ aus dem Jahr 1981 mit seinem krachenden Lauf über die Toms.

Auf Phil Collins erstem Solo-Album Face Value wird der Gated Reverb-Effekt sehr plakativ eingesetzt.

Nicht das erste Beispiel für ein mit Gated Reverb bearbeitetes Schlagzeug, aber das wohl bekannteste: Phil Collins Solo-Debüt Face Value mit dem Welthit „In the Air tonight“.

„Aufnahmefehler des Tonstudios“ oder „Geheimwaffe“?

Kaum war dieser wunderbare (Neben)-Effekt entdeckt, wurden Hallgerät und Noise Gate ein neues Traumpaar. Da lag es nahe, beide Effekte in einem Gerät zu kombinieren. Das Yamaha SPX90 bietet einen wirklich brauchbaren Gated Reverb-Effekt.Und auch umgekehrter Hall (Reverse Reverb) ist an Bord, ein Effekt, der ebenfalls ziemlich spektakulär klingt. Der Wikipedia-Eintrag „Nachhall“ nennt als Beispiel Robert Plants Gesang im Outro von „Whole lotta Love“.  Man hört den Nachhall noch vor dem Einsatz des Led Zeppelin-Sängers, „was manchmal als Aufnahmefehler des Tonstudios klassifiziert worden war.“ So lacht der Akustiker.

Der US-amerikanische Sänger und Gitarrist Kevin Shields, bekannt vor allem als Frontmann der britisch-irischen Shoegaze-Band „My Bloody Valentine“ hat da eine völlig andere Sichtweise: „Wenn ich eine Geheimwaffe habe, dann ist es das Alesis und das Yamaha SPX 90 und wieder ist es das Reverse-Reverb-Programm.“ (tapeop.com)

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Nicht ganz so abgenudelt wie der Gated-Effekt ist Hall in der Rückwärtsvariante . (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Vergleich zum REV7

Und – sind die Hallprogramme des SPX90 dem Rev7 ebenbürtig? Sowohl das REV7 als auch das SPX90 sind 16-bit Geräte und benutzen die gleiche Abtastrate von 31,25kHz. Auch der damals respektable Frequenzgang von 20Hz-12kHz ist identisch. Geht man aber in die Details, dann unterscheiden sich beide Geräte doch sehr deutlich. Das REV7 besitzt zum Beispiel einen Stereoeingang, sowie symmetrische Eingänge  und Ausgänge. Beim SPX90 ist die Anfangsverzögerung auf 50 Millisekunden beschränkt, beim REV7 sind es 100 Millisekunden. Beim  REV7 kann der Pegel der Erstschallreflexion festgelegt werden und es gibt einen zusätzlichen Parameter „Diffusion“. Dieser ist wichtig, um unterschiedliche Räume zu kreieren: von einem regelmäßig geformten Raum mit einfachen Oberflächen bis zur Simulation eines Opernhauses – mit Orchestergraben, Parkett und Proszeniumslogen. Beim SPX90 haben wir keine Möglichkeit, die Hallstreuung zu steuern und auch die Dynamik ist insgesamt geringer. Auf der Plusseite besitzt das SPX90 allerdings die deutlich längere Hallzeit von bis zu 99 Sekunden. Damals sprach natürlich vor allem der Preis für das SPX90. 2000,- DM standen gegen die reichlich 7000,- DM, die für das REV7 aufgerufen wurden.

Yamaha SPX90 – Nonlinear Reverb im Overkill-Modus

Die Hallprogramme des Yamaha SPX90 reichen weder an das Rev7 heran, noch an Yamahas bereits 1983 erschienenes State of the Art-Hallgerät Rev1.  Für manche ist aber gerade die gute Prise Lofi-Charakter das, was das SPX90 so interessant macht. Andrew Eldritch, Frontmann und einzig verbliebenes Originalmitglied von „The Sisters of Mercy“ schätzt „Yamaha SPX90, SPX90II und SPX1000 Effektgeräte, weil sie billig, fröhlich und einfach zu bedienen sind – und weil der originale, nichtlineare Reverb-Sound des SPX90 ein bisschen ein Klassiker ist. Die Körnigkeit passt immer noch gut zur Snare Drum des Doktors. Schauen Sie sich die Kick und Snare von ‚Flood I‘ an, um den SPX Nonlinear Reverb im Overkill-Modus zu hören. Oder die gesamte Aufnahme von ‚Gift‘.“

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Es wird nicht oft vorgekommen sein, aber manchmal hat ein Musiker es bereut, das SPX90 immer auf AUX verfügbar zu haben: Mit dieser ständigen Versuchung, den Drumsound mit Gated Reverb etwas aufzumotzen. (Foto: Costello

Stuck in the 80s: „Ich hasse diesen Sound!“

Dass man es damit auch übertreiben kann, davon legt der Klagegesang eines Gearslutz-Users namens „dbbubba“ beredtes Zeugnis ab. Ich finde diese Suada aus dem Jahr 2007 so großartig, dass ich sie euch im Ganzen präsentieren möchte:  „Ich habe wahrscheinlich bei JEDEM Mix, den ich zehn Jahre lang gemacht habe, einen SPX90 oder SPX90II angeschlossen! Live, im Studio…. JEDER Mix! Ich habe ihn vielleicht nicht immer benutzt, aber er war da, auf einem AUX! Ich wünschte so sehr, ich könnte ihn von einem GANZEN Haufen Mixe abziehen, die ich damals gemacht habe! Ich schätze, es klang damals großartig, denn ich bekam viele Komplimente für meinen Schlagzeugsound. Die Leute haben mich oft gebucht. Ich habe es auf viele Mixe geschmiert und sie haben bezahlt und kamen immer wieder zurück! Das Reverb/Gate-Programm IST körnig! Verdammt, ALLES auf einem SPX90 oder 90II ist körnig! Dieser spezielle Hall klang, als hätte jemand einen ganzen Werkzeugkasten in eine leere Garage geworfen, wenn er solo abgehört wurde. Er ähnelte nicht einmal mehr dem Sound, der ihn speist! Ich hatte eine Möglichkeit, die Parameter in diesem Programm zu verändern, um meinen charakteristischen, körnigen 80er-Jahre-Snare-Sound zu erhalten. Diesen Sound hasse ich jetzt!“

Einen krachenden Gated Reverb-Effekt zaubert man mit dem SPX90 heute noch im Handumdrehen. Insgesamt sehe ich es eher für Spezialanwendungen und weniger als Allrounder unter den Vintage Reverbs.  Da wären wohl ein Lexicon PCM 70 oder auch das bereits erwähnte Roland SRV 2000 vorzuziehen. Genau diese beiden Geräte schlug mir Starverkäufer Mitch vom Sound & Drumland seinerzeit auch zunächst vor. Diese waren freilich für meinen Geldbeutel viel zu teuer.  Ich dankte, sagte, ich müsste es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, und habe dann bei der (damals in Berlin noch üppig vertretenen) Konkurrenz das Yamaha gekauft.

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Beim SPX90II korrigierte Yamaha die etwas zu kurz geratene Echozeit des Vorgängers. Dieses Exemplar wurde in einem bekannten Berliner Studio gesichtet. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Echozeiten etwas kurz geraten

Mindestens genauso begehrt wie Hall- sind Echoeffekte. Leider enttäuscht hier das SPX90 mit einer doch sehr kurzen Maximalverzögerung von 250 Millisekunden Sekunden beim Echo und 500 Millisekunden beim Delay. Damit kann man nicht unbedingt einen Blumentopf gewinnen. Selbst das vier Jahre ältere 12-Bit Roland SDE-2000, dass ich hier bereits vorgestellt habe, bringt es auf 334 mS , die bei halbiertem Frequenzgang auf 668 mS getrimmt werden können. Allerdings war das Roland-Echo nicht speicherbar. Und außerdem muss man die Echo- und Delayeffekte des SPX90 unbedingt im Lichte der Stereoeigenschaften des Effektgeräts sehen. Und da können sie durchaus glänzen. Delay-Zeit und Feedback-Pegel (einschließlich phasenverschobenem Feedbacks) können für jeden Kanal sehr feinfühlig eingestellt werden. Damit lassen sich Gesangs- und Instrumentenstimmen schön andicken. Während „Delay“ in erster Linie für Verdopplungseffekte gedacht war, konnte der Echo-Effekt eine praktisch unendlich Anzahl von Wiederholungen produzieren – je nach Einstellung des Feedback-Pegels. Nicht fehlen darf eine frei justierbare Bedämpfung der hohen Frequenzen, um die physikalischen Eigenschaften eines guten alten Bandechogeräts zu imitieren.

Dass die Echozeiten insgesamt etwas arg kurz geraten waren, hat auch Yamaha selbst erkannt und dem 1987 erschienenen Nachfolger SPX90 II eine volle Sekunde beim Echo und sogar zwei Sekunden beim Delay spendiert.

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Die Echo- und Delayeffekte gewinnen dadurch, dass die Verzögerung pro Kanal separat eingestellt werden kann. (Foto: Costello)

David Rhodes –  Echo-Triolen für „Red Rain“ und „San Jacinto“

Zu den Gitarristen, die die Echo-Programme des SPX90 gerne eingesetzt haben, gehört auch David Rhodes. Er ist für die atmosphärischen Gitarrenklänge auf Peter Gabriels großartigem Album „So“ verantwortlich. Den produktionstechnisch anspruchsvollen Sound galt es auch live rüberzubringen: „Auf der Bühne habe ich ein ganzes Rack für mich – ein paar digitale Delays, darunter ein altes MXRDS-2, einen Yamaha SPX90 Multi-Effekt-Prozessor und ein Roland SDE-1000…Ich verwende das Stereo-Delay des SPX90 in der Strophe von „Red Rain“; ein Kanal gibt das Delay als Viertel aus und der andere Kanal als Triolen. Den gleichen Effekt verwende ich bei ‚San Jacinto‘, wo ich eine der Keyboardlinien spiele.“ (David Rhodes Archiv)

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Die stereophonen Modulationseffekte des Yamaha SPX90 gehören sicherlich zur Schokoladenseite des Geräts. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – Paradedisziplin Modulation

Besonders spannend am Yamaha SPX90 war damals schon der gesamte Bereich Modulation und Tonhöhenänderung. Chorus, Flanger, Phaser – das alles gibt es in Stereo. Modulationsfrequenz- und Tiefe sind frei wählbar, beim Flanger kommt etwa noch die Verzögerungszeit und der Rückkopplungspegel hinzu. Allein der Vibrato-Effekt mit Delay wird vielleicht nicht so oft zum Einsatz kommen. Hier ätzte schon der Verfasser des SoS-Artikels: „Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der Sie einen 32 Sekunden verzögerten Vibrato-Effekt verwenden möchten.“

Ein absolutes Highlight stellt dagegen für mich das Symphonic-Programm dar, dem ich weiter oben bereits zwei Klangbeispiele gewidmet habe. Ohne zu zögern würde ich es in die Reihe der berühmten Modulations-Effekte stellen würde. Zusammen mit dem Roland Dimension D, dem Boss Chorus CE 1 oder auch den Eventide Harmonizern.

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Die dreisprachige Originalbedienungsanleitung zum Yamaha SPX90.

Gregor Rottschalks Monster

Als ich Mitte der 80er beim RIAS II Treffpunkt als Aufnahmeleiter arbeitete, betreute ich auch die Sendungen von Gregor Rottschalk. Er war nicht nur Moderator, sondern auch Musikproduzent und Schlagertexter. Für Marianne Rosenberg schrieb er u.a. „Er gehört zu mir“ und „Marleen“, für Peter Maffay „Und es war Sommer“ und „Josie“.  Auch seine Jingles produzierte Rottschalk im eigenen Studio. Ein besonderer Gaglieferant war dabei „das Monster“, das mit abgrundtiefer Stimme Blödeleien von sich gab à la „Champagner für alle! Aber finden Sie nicht, Gnädigste, dass die Brombeermarmelade ein bisschen salzig schmeckt?“ Gregors Stimme war mit einem Harmonizer tiefergelegt. Und man wird meine Begeisterung verstehen, dass ich genau diesen Effekt, den er in seinem sündhaft teurem Studio fabrizierte, ziemlich gut mit dem Pitch-Effekt des Yamaha SPX90 hinbekam.

Wem das Kaviar mit Brombeermarmelade verwechselnde Monster zu albern ist, der mag an David Bowies Song „Fame“ denken, in dem seine Stimme (oder evtl. auch die von John Lennon) immer weiter runtergepitcht wird: „Fame, Fame, Fame“. Als das Album „Young Americans“ 1975 erschien, gab es bereits den Eventide H910. Da allerdings Produzent Visconti erst auf „Low“ Bowie mit dem Harmonizer bekanntmachte, wird der Effekt auf dem Album „Young Americans“  vermutlich noch mit der Manipulation der Bandgeschwindigkeit erzielt worden sein. Hier allerdings muss das SPX90 die Waffen strecken. Beim Echo am Ende habe ich übrigens getrickst – diese Länge bekommt das SPX90 nicht hin. Viel schöner ist der subtile Einsatz des Pitcheffekts, wie wir gleich sehen werden.

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In welche Richtung soll die Reise denn gehen? Pitch Change ist ein echtes Highlight des Yamaha SPX90. (Foto: Costello)

Das bisschen Glitchen ist doch halb so wild

Harmonizer klingt natürlich viel schöner als Pitch Change, aber Yamaha wollte sich ja nicht mit der Firma Eventide  anlegen. Beim Yamaha SPX90 lässt sich die Tonhöhe jedes Kanals um bis zu eine Oktave nach unten wie nach oben verändern. Für jeden Kanal kann dabei ein anderes Intervall gewählt werden. Am subtilsten ist der Effekt, wenn man die Veränderung  in Cent-Schritten vornimmt. Den Electric Grand-Sound habe ich weiter oben schon mal über Chorus laufen lassen, hier hört ihr ihn über den Pitch-Effekt.

Für die  Tonhöhenmanipulation kann übrigens auch ein MIDI-Keyboard verwendet werden. Zuvor muss ein Basiston definiert werden, in Relation zu dem die gespielten Noten die Tonhöhe verändern. Die Pitcheffekte des SPX90 machen richtig Spaß. Richtig wild wird es, wenn man Feedback und Delay hinzufügt.

Allerdings warnte damals schon der Rezensent der Zeitschrift Electronic & Music Maker (Mai 1986), es nicht zu übertreiben: „Wie bei allen preiswerten Pitch-Shiftern wird das Ausgangssignal ziemlich plump, wenn mehr als eine kleine Verschiebung vorgenommen wird, was bedeutet, dass subtile Verstimmungseffekte in Ordnung sind, aber Quinten oder Oktaven beginnen, Anzeichen von Glitching zu zeigen. Dies äußert sich in einer atonalen Modulation, wodurch die Dinge leicht verstimmt oder metallisch klingen.“

Tja, was soll ich sagen? Einmal mehr waren es gerade die nicht so perfekten Klangeigenschaften des SPX90, die Musiker gerade magisch anzogen. Die britische Elektronikband 808State setzten das Yamaha-Effektgerät 1989 auf ihrem zweiten Studioalbumalbum “90” ein, das als eines der besten Acid House-Alben gilt. Graham Massey berichtet über den Song “808080808”: „Meistens ist es eine 303, die durch einen SPX90 Pitch Changer geschickt wird, so dass sie wirklich hässlich klingt.“ (808state.com)

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Freeze! Eher putzig ist das Sampling-Feature des Yamaha SPX90. (Foto: Costello)

„Pop! Stolizei!“ oder das „Freeze“-Programm

Ich weiß noch, wie ich mit einer Bambusflöte, die ich von einer Sri Lanka-Reise mitgebracht hatte, vor dem SPX90 saß und die Sample-Funktion ausprobierte. Yamaha spricht von „Freeze“. Dieses Kommando war mir bis dahin vor allem aus US-Krimis bekannt: „Freeze! Police!“ In den Worten des legendären Anarcho-Comiczeichners Gerhard Seyfried am besten zu übersetzen mit „Pop! Stolizei! Weg isser.“  Beim SPX90 bedeutet „Freeze“, dass ein bis zu 500 ms langes Signal   aufgenommen und „eingefroren“ werden kann, wobei es zwei Wiedergabevarianten gibt. Bei der ersten kann nach erfolgter Aufnahme der Start- und Endpunkt frei festgelegt werden, allerdings gibt es hier keine Möglichkeit die Tonhöhe zu verändern. Erinnert etwas an Laurie Andersons „O Superman.“

Neben diesem One-Shot-Sample gibt es eine zweite Betriebsart, bei der das Signal, so wie es aufgenommen wurde, über eine Midi-Tastatur gespielt werden kann. Eine Weile spielte ich also die Bambusflöte über meinen Yamaha DX7, bis ich merkte, dass das SPX90 eigentlich zu schade war, um es für solche Gimmicks zu benutzen.

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Bringt Bewegung ins Klangbild – die Panorama-Funktion (Foto: Costello)

Panning: ein Hauch von Studioautomatisation

Panning ist ein sehr interessantes Feature: Es bietet die Möglichkeit einen Sound im Stereopanorama hin- und herzuschicken. Es gibt sowohl eine Auto-Panning, als auch die Möglichkeit, das Panning zum Beispiel über MIDI zu triggern. Als Parameter stehen die Pan-Geschwindigkeit  (0,1-20 Hz), die Effektstärke und die Panning-Richtung zur Verfügung. Bei Aufnahmen in meinem Homestudio konnte ich damals mit dieser Funktion ein wenig Studioautomatisation simulieren. Heute bietet einem die DAW so ausgefuchste Automatisierungsmöglichkeiten bis hin zu Surround und 3D-Effekten, dass wohl kaum jemand mehr auf die Idee käme, eine einfache  Links-Rechts-Verschiebung mit dem Yamaha SPX 90 zu realisieren. Für live aber immer noch ein Super-Feature!

Wer braucht einen parametrischen EQ ohne Bässe?

Etwas ratlos lässt einen Preset Nummer 30 zurück. Der parametrische Equalizer. Ratlos deshalb, weil die beiden Frequenzbänder nur Höhen (800Hz und 8kHZ) und Mitten (315Hz bis 4kHz) abdecken. Was die Bässe angeht – Fehlanzeige! Schon der Sound on Sound-Kritiker mahnte seinerzeit ein zusätzliches Niederfrequenzband an, um etwa ein Schlagzeug klanglich zu bearbeiten. Ich glaube nicht, dass ich dieses Preset jemals genutzt habe.

Das gilt auch für die Kompressorfunktion. Hatte man im ersten Aufnahmedurchgang einen Chorus auf den Sound gelegt, wollte man im zweiten garantiert einen Hall verwenden. Deshalb musste ich mich auch nie mit den Kritikpunkten herumärgern, die damals bereits der Rezensent von Electronic & Music Maker äußerte: „Es gibt keinen Parameter, der Ihnen genau sagt, welches Kompressionsverhältnis Sie einstellen, und Sie brauchen wirklich eine visuelle Anzeige, dass der Eingang den Triggerpegel überschreitet.“

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Wenn Journalisten anfangen, über den pädagogischen Wert von Musikequipment zu sprechen, wird es leicht komisch. (Foto: Costello)

Yamaha SPX90 – pädagogisch wertvoll?

Was aus heutiger Sicht schmunzeln lässt: Damals wurde offensichtlich diskutiert, ob Geräte wie das SPX90 Kunden davon abhalten würden, sich „amtliches“ Studio Outboard zuzulegen. Der Autor des Sound on Sound-Artikels glaubt das nicht: „Entgegen der landläufigen Meinung“ wie er betont. Er erhofft sich sogar einen „erzieherischen“ Effekt: „Es gibt immer noch viele Leute, die sich der Rolle, die ein Kompressor oder Gate im Aufnahmeprozess spielen, nicht bewusst sind. Einfach weil sie es sich nicht leisten können, wenn sie zuvor schon für einen Hall oder Delay von guter Qualität tief in die Tasche gegriffen haben. Der SPX90 dürfte daher für sie von enormem pädagogischem Nutzen sein.“

Tatsächlich aber war das Yamaha SPX90 seinerzeit gar nicht so ein Underdog, wie die Überlegungen des SoS-Rezensenten vielleicht vermuten lassen. Bei Howard Jones etwa befand sich das SPX-90 in illustrer Gesellschaft: „Bei den Effekten habe ich das Lexicon 224 Digital Reverb, AMS, Yamaha SPX90, Klark Teknik Reverb, Korg Digital Delays… die üblichen Sachen, nichts Exotisches.“ (Sound on Sound, April 1989)

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Ob „pädagogisch wertvoll“ oder nicht: Das Yamaha SPX90 weckte auf alle Fälle die Neugierde auf die Welt der digitalen Effekte. (Foto: Costello)

Nimm zwei

In ihrem Fazit – und da sind wir wieder am Anfang unserer Geschichte – haben die zeitgenössischen Kritiker das Yamaha SPX90 alle in Relation zum Preis beurteilt. Und mussten zugeben, dass Yamaha trotz der vielen kleinen Kritikpunkte am Ende doch einen sehr ordentlichen Job gemacht hatte: „Es ist zwar kein AMS und auch kein Rev 7, aber das SPX90 kann auch Dinge, vor denen sich selbst diese exaltierten Biester scheuen.“   (Making Musik, April 1986)

Die größte Einschränkung schien tatsächlich, dass man die Vielzahl der gebotenen Effekte gar nicht recht nutzen konnte, weil ja immer nur genau einer davon zur Verfügung stand. Pitch-Shifting-Echos, Flanging mit Reverb, Gated Drums mit anschließender Kompression – da kann man sich viel Schönes ausdenken. Als Lösung wurde vorgeschlagen, jedem Instrument einen spezifischen Effekt bei der Aufnahme mitzugeben und den zweiten Effekt dann beim Abmischen. Oder eben gleich zwei SPX90 zu kaufen. Das wäre allerdings nicht mehr so billig gekommen. Ich habe mir stattdessen das etwas später erschienene Midiverb II zugelegt. Heute sieht das ganz anders aus: Angesichts der immer noch günstigen Preise für viele Vintage-Digitaleffekte (wenn es nicht gerade Quantec, Lexicon oder AMS sein muss) habe ich mir inzwischen einen kleinen Digi-Zoo zugelegt. Dem Yamaha SPX90 bin ich besonders zugetan – schon aus Nostalgie.

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Mit dem Yamaha SPX90 kann man auch heute noch viel Spaß haben. Weil das Preis-Leistungsverhältnis heute aber keine Rolle mehr spielt, habe ich das Gerät trotz meiner nostalgischen Verklärung nur mit „gut“ bewertet. (Foto: Costello)

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Fazit

„Outboard-Equipment wird nie wieder dasselbe sein“, schrieb ein Kritiker nach der Vorstellung des Yamaha SPX90. Das Effektgerät war damals tatsächlich ein Game Changer: Es brachte einige bis dahin meist unerschwinglich teure Studioeffekte in die finanzielle Reichweite von normalen Musikern. Irgendwie befriedigte es auch den Spieltrieb: Funktionen wie Freeze, Pitch Shifting (Gregors Monster) und Reverse Reverb luden einfach zum Experimentieren ein. Und am Ende des Tages konnte man immer noch einen halbwegs brauchbaren Hall einstellen. Das, was die Kritiker damals mit scharfem Skalpell sezierten – der Hall, der eher „gritty“, als flauschig-weich klang, die kaum sauber einzustellenden Pitch Shift-Effekte, das Eckige und Kantige – das macht heute gerade den Charme des SPX90 aus. Manche sagen auch: seinen Kultcharakter. Und auf die Gefahr mich zu wiederholen – das Symphonic-Preset alleine bringt’s schon!

Plus

  • schöner, körniger Vintage-Hall
  • brauchbare Modulations- und Pitcheffekte
  • emblematischer Symphonic-Effekt
  • relativ intuitive Bedienbarkeit
  • Stereo

Minus

  • kurze Echozeiten
  • einige obsolete Effekte (EQ, Freeze, Kompressor)
  • insgesamt etwas sparsame Parametisierung

Preis

  • je nach Zustand 50,- bis 100,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Analog Twin

    Einfach herrlich, deine Artikel sind eine wahre Freude. Ausführlich und flüssig geschrieben, persönliches und zeitliches Umfeld, Musikhistorie und Technik, alles akribisch recherchiert (zumindest aus meiner Sicht).
    Besser kann ein Artikel kaum sein!
    Damals begann ich mit dem Studium und mein Hobby musste brach liegen. Vielleicht sollte ich es jetzt mal mit dem Yamaha probieren.
    Dein Artikel hat mich sehr neugierig gemacht.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @Analog Twin Dem kann ich nur zustimmen.
      Immer wieder sehr unterhaltend und mit dem richtigen Blick auf die Zeit geschrieben.
      Mir persönlich war das SPX 90 immer zu schepperig, das wurde bei Yamaha erst mit dem SPX 990 besser. Dieses hatte dann auch den Memory Slot, was es in die Racks sämtlicher Verleiher katapultiert hat. Der Soundmann musste nur noch seine Card mitbringen und hatte seine Effekte zur Verfügung.
      Komischerweise hat sich Yamaha da selbst ins Bein geschossen und das bei späteren Generationen wieder weg gelassen.
      Ich hatte mich damals für das Ibanez SDR 1000 entschieden. Klang deutlich besser und war True Stereo. Leider auch ein paar Mark teurer. Das hatte ich mir vor ca. 15 Jahren auch nochmals als SDR 1000+ nach gekauft, ist aber leider auch verreckt.

      • Profilbild
        costello RED

        @Armin Bauer Danke Armin! Zum scheppernden Hall-Klang hat iggy_pop weiter unten ja genau das richtige Zitat herausgezogen. Und mit dem „Sack Kartoffeln“ auch ein einprägsames Gegenbeispiel genannt. Ich finde „Room“ klingt ganz angenehm, auch „Vocal“ ist bei sparsamer Dosierung okay. Das Ibanez ist natürlich ein feines Teil. Aber leider – gegen ein Abrauchen ist man bei den guten alten Teilen leider nie gefeit.

    • Profilbild
      costello RED

      @Analog Twin Danke Analog Twin, ich habe mich über Dein Lob sehr gefreut. Für 50 bis 100 Euro kannst Du dem SPX90 sicher eine Chance geben. Wenn Du nur einfach einen richtig schönen Hall für Synthesizer brauchst, würde ich wohl zum Roland SRV 2000 greifen. Für Delay und Echo gibt es andere Spezialisten. Aber wenn Du ein paar wirklich schöne Modulationseffekte und einen recht brauchbaren Hall suchst, ist das SPX90 immer noch ein wunderbares Tool.

  2. Profilbild
    teofilo

    Auch von mir, einfach herrlich (darf man das noch sagen;o) der Artikel. Die Soundbeispiele sind Hammer. Gregor Rottschalk;o) ;o) ;o).
    Nach einigen (erfolglosen) Versuchen über Jahre bleibe ich bei Software, aber aufgrund dieser Traumreverbs bin ich am Überlegen.
    Mir ist nie ein Softreverb mit diesen Ergebnissen begegnet (Tipps gerne rein).

    • Profilbild
      costello RED

      @teofilo Lieben Dank teofilo! Der Gregor ist Dir also auch noch ein Begriff :) Software ist doch wunderbar, beim Thema Equalizer, Kompressor und Limiter vertraue ich da (fast) ganz auf Logic Pro. Aber ein oder zwei Vintageeffekte färben den Klang auf eine ganz angenehme Weise.

      • Profilbild
        teofilo

        @costello Danke und aber Hallo – Gregor Rottschalk war nicht nur der Vermittler toller Musik (das war damals nicht üblich, kann jemand von heute schwer nachvollziehen). Erst später erfuhr ich, dass er nicht „nur“ ein „lustiger Typ am Mikro“ war, sondern offensichtlich ein Mann mit vielen Talenten.

        P.S. Ein Link zu weiterer Musik (Soundbeispiele des Artikels) würde mich freuen.

  3. Profilbild
    Soundreverend AHU

    Toller Bericht… und die Quittung… der Hammer, hat mich sofort an meine Einkäufe aus der Zeit erinnert, muss mal suchen ob ich die noch habe…

    Ich konnte mir in den 80ern nur den „kleinen Bruder“ REX50 leisten, ich glaube der war um die 1000 DM… Die ersten Aufnahmen klangen dann erst mal als würde das Mikrophon am Ende der Tiefgarage stehen, bis ich gelernt habe das weniger mehr ist :)

    Ich habe das REX50 sogar noch, muss mal schauen ob das auch so einen guten Symphonic Sound hat, da war doch was…

    • Profilbild
      calvato

      @Soundreverend haha. das REX50 hatte ich auch! das tolle an dem war, dass er einen echt guten (und programmierbaren!) verzerrer hatte. damit hab ich endlos viele aufnahmen gemacht damals…. eigentlich sollte der noch irgendwo im keller herum liegen…. *denk
      ansonsten fand ich den soundmäßig dem SPX90 durchaus ebenbürtig. klangen halt beide…. „naja“…. :D

    • Profilbild
      costello RED

      @Soundreverend Herzlichen Dank Soundreverend! Ja, das waren noch Zeiten, als die Quittungen in den Musikläden sich nicht groß unterschieden, von denen, die man beim Schuhmacher kriegte ;) Hol‘ Dein REX50 mal raus, da können echte Überraschungen bei rumkommen. Heute sind die Singnalpfade alle so clean, da kann so ein altes Teil mit viel Charakter nicht schaden.

  4. Profilbild
    Jan Steiger RED

    Sensationeller Artikel <3
    Das war mein erstes 19“ Effektgerät und ich habe es geliebt. Vor allem die Reverbs habe ich in bester Erinnerung. Der Hall „platzte“ so wunderbar auf, wenn man mit den Early Reflections spielte. Bei den Preisen für gebrauchte Geräte überlege ich echt, ob ich mir das mal wieder gönne

    • Profilbild
      costello RED

      @Jan Steiger Lieben Dank Jan für Dein Lob! Wie gesagt, vielleicht ist da auch etwas nostalgische Verklärung dabei, weil das SPX90 mich sofort zurück in die 80er katapultiert. Würde Dir sicher ähnlich gehen. Musst Du wissen, ob Du Dich diesem Flashback aussetzen möchtest ;)

  5. Profilbild
    Magicsound-Tonstudio 36179 Bebra

    Toller und ausführlicher Bereicht, das Symphonic Preset ist leicht dosiert auf jeder Synthfläche und auf jedem Bass (egal ob E-Bass oder Synthbass) der Hammer, selbst setze ich dafür ein SPX-900 ein.
    Ein Versuch das Preset per Impuls-Response einzufangen ist kläglich gescheitert, der Charakter des Sounds ist zwar vorhanden, aber die Hardware bringt wesentlich mehr tiefe. In den 90er Jahren habe ich das SPX-900 auch gerne für Delaylines bei Beschallungen eingesetzt, wobei ein sehr kurzes Delay in Kombination mit dem EQ zum Einsatz kam. Die Reverb´s sind hervorragend für Snares geeignet,
    für Vocal ziehe ich eher ein Lexicon vor. Ein SPX-90 habe ich nie besessen, damals habe ich mir ein Dynacord VRS-23 und ein Korg DRV-1000 (zusammen der gleiche Preis wie ein SPX-90) angeschaft, aus heutiger Sicht kann man lange darüber diskutieren, was letztendlich die bessere Wahl war.

    • Profilbild
      costello RED

      @Magicsound-Tonstudio 36179 Bebra Merci Jörg für Dein nettes Feedback! Ich sehe es auch so: Das Symphonic ist ein Effekt-Klassiker, der auch heute noch überzeugt. Ich habe es in den Beispielen eher plakativ eingesetzt, aber eine Prise davon kann auch schon ausreichen, um einen Sound lebendiger zu machen. Vermutlich warst Du mit Deinen zwei Geräten (Hall und Echo) damals am Ende flexibler. Und für einen schnellen Chorus konnte man ja auch ein einfaches Effekt-Pedal einsetzen . Nur den Symphonie-Effekt, das hatte der Bodentreter nicht drauf.

    • Profilbild
      swissdoc RED

      @Magicsound-Tonstudio 36179 Bebra Der Versuch, einen Modulationseffekt mit einer statischen Impuls-Response einzufangen, muss scheitern. Eine IR ist per Definition zeit-invariant. Erst die Anwendung komplexerer Methoden (siehe auch Volterra-Kernel), quasi IT Multisampling, ermöglicht dies. Gibt es in einigen VSTs und auch Hardware, aber eher in Richtung Dynamik als zeit-variant. Zum selber Samplen eher nicht. Kemper möglicherweise.

  6. Profilbild
    iggy_pop AHU

    „[…] Dieser spezielle Hall klang, als hätte jemand einen ganzen Werkzeugkasten in eine leere Garage geworfen, wenn er solo abgehört wurde. […]“

    Immerhin besser als ein Sack Kartoffeln, der die Kellertreppe hinunterpoltert.

    Schönes Lieblingsset — so ähnlich steht das hier auch, und rate mal, welchen von den Dreien ich hier niemals hinstellen würde. Richtig, den…

  7. Profilbild
    Frank, just Frank

    Einer der besten und detailliertesten und interessantesten Vintage-FX-Artikel, die ich bisher gelesen habe. Hat sehr viel Spaß beim Lesen gemacht. Saugute Arbeit. Gute Balance zwischen Erinnerung, Technik, Länge etc

    • Profilbild
      costello RED

      @Frank, just Frank Vielen Dank Frank, just Frank! Das freut mich sehr, dass der Artikel bei Dir so gut angekommen ist :)

  8. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Schöner Artikel; zu der Zeit waren 2000,-DM für ein FX-Gerät für mich weit außer Reichweite. Damals wurde das Akai Bandgerät als Delay genutzt, dazu noch einen Boss CE-3 Chorus und einen digitalen Hall hätte ich mir vom Gitarristen ausleihen müssen. So wurde dann Anfang der 90er das Alesis Microverb mein erstes digitales Reverb, später kamen dann noch Microverb 3 und Lexicon MX200 dazu, sowie eine Reihe von FX-Pedalen…

    • Profilbild
      costello RED

      @Son of MooG Hi Son of MooG, das stimmt: 2000,- DM waren damals eine Menge Kohle. Ich habe den Betrag damals von meinem Honorar als Aufnahmeleiter beim RIAS und meinen ersten Radio-Reportagen angespart. Entsprechend ehrfürchtig habe ich das SPX90 damals auch behandelt ;)

  9. Profilbild
    micromoog AHU

    Kann mich erinnern als die Jungs vom Musikhaus Pfetscher das Ding damals frisch auf dem Markt ins Vorführrack schraubten und ausprobierten.

    Im Gedächtnis hängen geblieben ist ein eine Delay/Pitch Kombi welche mit jeder Wiederholung das Signal um einen Halbton hochschraubte. Das war für mich damals „ungehört“.

    Ein sehr gelungener Artikel, Danke dafür!

    • Profilbild
      costello RED

      @micromoog Hi micromoog, das waren damals Sternstunden, wenn man bei der Premiere eines neuen Effektgeräts oder Synthesizers dabei war. Danke für Dein nettes Feedback!

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wie immer sehr schöner Artikel, costello!

    Ich habe ein SPX90 erster Bauart in Form des REX50, kommt derzeit wieder verstärkt zum Einsatz. Das Teil ist umweht vom Charm früher Consumer-Digitaltechnik, die sich hier mit den bekannten damaligen Vorteilen und Tücken präsentiert. Die angesprochene Körnigkeit ist in meinen Ohren ein angenehmer Kontrast zu den ausgefuchsten, manchmal aber zu perfekten heutigen Effekten.

    Das Klangbild reicht von dezent über plastifiziert bis radikal, in der Regel sollte man bestrebt sein, die Effekte sparsam zu dosieren, im roten Bereich ist SPX/REX nur bei ausgesuchten Algorithmen brauchbar, hier dafür zu meiner vollsten Zufriedenheit, etwa bei Phaser, Flanger und Distortion.

    Als Allrounder am Bus ist mir mein DigiTech Studio Quad lieber, aber als Spezialist für bestimmte Anwendungen haut der SPX/REX voll in die Kerbe.

    • Profilbild
      costello RED

      Hi lightman, das REX50 war damals anscheinend sehr weit verbreitet: Soundreverend und Calvato schreiben weiter oben auch von ihren Erfahrungen mit dem REX50. Ich hatte das Teil gar nicht auf dem Schirm. Aber das scheint im Prinzip ein SPX90 in Pultform, etwas spartanischer in den Bedienungsmöglichkeiten und mit speziellem Fokus auf Gitarristen zu sein – deshalb der zugefügte Distortion- Effekt. Mein geliebter Symphonic-Effekt ist auch an Bord :)

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        micromoog AHU

        @costello Das REX50 hatte unser Gitarrist ab 1987, angefixt von SPX90 aber mit unzureichender Füllung des Geldbeutels wurde es bei ihm „nur“ das REX50.

        Das REX50 ist schon deutlich abgespeckter kann aber Distortion und maximal einen anderen Effekt gleichzeitig. Daher damals was typisches für Gitarre.
        Das SPX50D ist die 19“-Variante vom REX50.

        Weil ich den Flanger Effekt damals mochte, habe ich es mir vor rund 15 Jahren auch zugelegt (20€).

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @costello costello,

        das REX ist bedientechnisch zwar etwas abgespeckt, kann aber klanglich alles, was das SPX90 kann, und sogar noch ein bißchen mehr. Es gibt da einige Tricks, aus der Kiste noch weitere Sachen rauszukitzeln, beispielsweise spezielle Gating-Effekte, die mit bestimmten Programmen des REX möglich sind. Damit kann man den Effekt auf das jeweils lauteste Signal beschränken, was mit Drummachines gut funktioniert.

        Aus anderen Effektprogrammen (besonders Pitch Change) können mit speziellen Einstellungen bis zu drei Effekte gleichzeitig rausgeholt werden. Das kann man mit dem SPX90 nicht ganz nachbilden.

        Man kriegt mit dem SPX/REX ein kleines Klanglabor, das einem trockenen Klang nicht nur Effekte zufügen sondern auch Teil des Sounddesigns werden kann, das begeistert mich immer wieder, wenn ich es nutze.

    • Profilbild
      TobyB RED

      Das Rex50 war eher für den geneigten Gitarristen oder Basser gedacht. Die REX50 kann eigentlich nur Distortion und einen der 9 Basisprogramme. Für die Tastenfraktion, ist das SPX90 oder ein SPX900 vermutlich besser geeignet. Das SPX90 ist einfach und simpel zu bedienen. Der Vorteil des SPX900 findet sich auf der Rückseite. Trigger Input, Bypass und Increase/Decrease. Diese Buchsen kann man mit Impulsen befeuern. Was nachwievor sinnvoll ist, weils schneller und einfacher als mit MIDI geht.

  11. Profilbild
    dilux AHU

    ja prima, costello, auftrag erfüllt; ich glaube so ein spx90 hole ich mir tatsächlich mal für kleines geld. es passt, glaube ich, ganz gut zu meinem persönlichen low budget favoriten, dem quadraverb…

    unter den klangbeispielen hat mich das guitar flanger beispiel überrascht; bist du etwa heimlicher cure fan? nachher warst du früher auch noch im linientreu…

    • Profilbild
      costello RED

      @dilux Hi diliux, bin überführt – ich bin tatsächlich großer Fan speziell der frühen Cure. „A Forest“ gehört zu meinen Lieblingssongs. Und ja – im Linientreu bin ich in der 80ern auch ziemlich häufig gewesen :)

    • Profilbild
      TobyB RED

      @dilux Ach der Herr war auch ein Linientreu Gänger ;-) Ich fand die Mischung zwischen Indie/Alternative und Techno/Trance cool. Übel waren eigentlich nur die Metallplatten auf der Tanzfläche. Mit dem einen Beim am Boden kleben und dem anderen drehen kommt gar nicht mal so gut.

      • Profilbild
        costello RED

        @TobyB Ja, die Musikmischung im Linientreu war gut :) Ich war damals aber nicht auf eine Diskothek fixiert: Tolstefanz, Far Out, Space, Dschungel, Ballhaus Spandau, sogar (ich traue es kaum auszusprechen) das Madow, Nähe Olivaer Platz. Das war eine ziemliche Popper-Disko, wo sie Supertramp und Earth, Wind & Fire spielten. Nur im berühmt-berüchtigten S.O.U.N.D. in der Genthiner Straße bin ich tatsächlich nie gewesen.

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          dilux AHU

          @costello ja, als berliner nachteule war ich auch in einigen der genannten schuppen – im linientreu aber nie.

          da ich ende der 80er sehr dem hip hop zugetan war, fand man mich vorzugsweise in der nürnberger straße, falls das cha cha euch was sagt…

          auf jeden fall ist die wahrscheinlichkeit nicht gerade klein, daß wir irgendwann mal nebeneinander an einer bar gestanden haben ;-)

  12. Profilbild
    swissdoc RED

    Ich hatte Deine Anfrage fast schon wieder vergessen. Schöner Artikel und geniale Demos. Besten Dank.
     
    Ich bin etwas später auf der Suche nach FX durch die Läden und Messen gezogen. Einen Yamaha EMP100 konnte ich mal ausprobieren. Das Teil war allerdings einfach nur grausam. Es wurde dann ein Sony HR-MP5 als erstes Multi FX. Einen Chorus (Ibanez SC10) hatte ich schon, um den Matrix 1000 aufzupeppen, dessen DCOs doch arg starr waren.
     
    Im SPX-2000 hat Yamaha einen SPX90 Modus eingebaut, dort hat man also moderne FX und den Legacy Sound in einer Kiste. Wurde bis vor kurzem noch verkauft. Ist einen Blick wert.
     
    Das Ibanez SDR1000/SDR1000+ sowie das baugleiche Sony MU-R201 bieten übrigens annähernd den Sound des Urvaters japanischer Hallkunst, des Sony DRE-2000. Einer der Algorithmen ist fast 1:1 parametrisiert, wie das Kultgerät.

    • Profilbild
      costello RED

      @swissdoc Lieber swissdoc, nochmals meinen herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, die Feinheiten bei den ER und dem Delay aufzudröseln. Ich bin immer wieder begeistert vom Amazona-Netzwerk :) Das SPX2000 scheint tatsächlich ein Auslaufmodell zu sein. Mal sehen, ob Yamaha da nochmal nachlegt.

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      TobyB RED

      @swissdoc Du weisst was guter Stoff ist Doc :-) Das Sony MU-R201 und Sony HR-MP5 sind schon gute Geräte.

  13. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Top Artikel.
    Die early-Digital-FX-Gerätschaften haben oftmals genau den Soul den ich heute im Rechner vermisse! Sind halt doch nicht nur Einsen und Nullen…..
    Ich streichel heute meinen Ibanez DM1000 besonders intensiv. Danke Costello

    • Profilbild
      costello RED

      Hi fanatic, danke für Dein Lob! Die „amtlichen“ Digitaleffekte der damaligen Zeit (Lexicon, Quantec, AMS) sind heute leider schon wieder viel zu teuer. Aber auch die Geräte aus der zweiten und dritten Reihe können richtig viel Spaß bringen. Mit dem „Soul“ triffst Du es genau.

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        swissdoc RED

        @costello Die High-End Sachen waren nie so richtig günstig. Gerade bei Lexicon sind die Preise recht stabil mit eher fallender Tendenz, wobei das von der Baureihe abhängt. Ein TC M5000 ist einen Blick wert. Rechenpower pur und untadelig in der Qualität. Wenn man Glück hat, sogar mit der Mastering-Option. Klanglich sehr neutral und kein Lexicon. Aber coole Delay-Sachen.
         
        Wobei man dann evtl. eher ein TC Reverb 4000 nimmt. Noch mehr und bessere Algorithmen incl. EMT 250 Emulation. Keine Delays etc. Nur Hall und auch nicht mehr so neutral.

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    TobyB RED

    Sehr schöne Würdigung für einen Underdog. Die Klangbeispiele hätte ich dann gerne mal als Best Of :-) Der Symphonic Effekt ist schon Klasse sowohl in der SPX90 als auch der SPX900. Die Hall und Reverb Programme muss man eher sparsam dosieren, sonst klingt es wie Iggy schreibt nach mindestens einem Sack Kartoffeln.

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      micromoog AHU

      @TobyB Man sollte eher sagen „heutigem“ Underdog. In den Mitte 80ern bis zum Millenium gab es wohl kaum ein Budget Studio wo nichts aus der SPX-Reihe zu finden war.

      Ein SPX-xxx war das FX Pendant zur NS10…zumindest was mir in damaligen +/- 16 Spur Studios so aufgefallen ist.

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        TobyB RED

        @micromoog Das ist richtig. Heutige FX sind schon etwas komplexer aber teilweise auch zu „Clean“. Heute kannst du dir für kleines Geld und Geduld einen Wahnsinns FX Rack bauen. Was teilweise dann schon wieder zu viel des Guten ist. Ich hab 2 Racks mit 16 HE voll mit FX. Das SPX90 ist schon Klasse. Ich setze es gerne als Flanger, Chorus ein. Vorzugsweise für Bässe.

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    costello RED

    Hi Toby, danke für die Blumen. Und ja: das Kartoffel-oder Mehlsacksyndrom gilt es unbedingt zu vermeiden ;) Subtiler Einsatz des Halls empfiehlt sich da. Das „Klassik“-Beispiel zum Beispiel verwendet nicht so viel Hall, der Synth dagegen mehr und vor allem ist im Mixverhältnis mehr „wet sound“ dabei, und das klingt dann schnell etwas bauchig. Aber aufs Ganze gesehen lässt sich mit diesem Underdog wunderbar arbeiten.

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    Valentin Zopp RED

    Mike Stern verlangt bis heute zwei SPX90 wenn er ins Porgy kommt. Einen zum Spielen und einen als Ersatz. ;)

    Sehr feiner Test!!!

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      costello RED

      @Valentin Zopp Danke Valentin! Ja, ein Reservegerät in petto zu haben, ist bei den alten Biestern sicher nicht verkehrt :)

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      costello RED

      @iggy_pop Im Bericht wird das SPX50 nicht erwähnt. Bei Interesse kannst Du ja mal im Handbuch die Features abgleichen, hier ist der Link: https://yamaha.io/2PGmrOm Was mir beim schnellen Überblick aufgefallen ist, dass dieses Gerät aus dem Jahr 1987 (ähnlich REX50) stärker auf die Bedürfnisse von Gitarristen eingeht. So gibt es einen Verzerrereffekt (der mit Flanger, Hall etc.) gemischt werden kann und einen Insertloop zum Einschleifen eines Bodentreters.
      Auf Gearslutz und homerecording.com hält sich die Begeisterung eher in Grenzen. Aber kaum einer hat das Ding auch selbst besessen.

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    c.hatvani RED

    Schöner Testbericht! Die REV7 und SPX90 hatten einen typischen Hall-Sound, der für meine Ohren nach einem mittelgroßen, gekachelten Raum klang, dessen Charakter unabhängig von Einstellungen immer erhalten blieb. Neutral ist etwas anderes, und der Sound war überhaupt nicht mein Ding, Selbst ein alter Quadraverb 1 klingt offener. Der SPX900 war der erste SPX, der mir gefallen hat. Sein Hall ist nicht zu dicht, nicht zu körnig und trotzdem nicht so charakterlos hifi wie heute – genau richtig für mein Geschmack. Auch der Dynacord DRP20 ist super.

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      costello RED

      @c.hatvani Danke Christian! Interessanterweise habe ich mir damals bald das Midiverb II gekauft und viel für Halleffekte eingesetzt und das SPX90 immer stärker für die Modulationseffekte verwendet. Für Gated und Reverse ist das SPX90 natürlich auch super, da passt der „Tiled Room“ ja dann auch wunderbar.

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    Eleni_Be

    Der Unterschied SPX90 zu SPX50D würde mich auch interessieren – abgesehen von der fehlenden Sample-Funktion und ein paar Bedienungskleinigkeiten ist mir noch nicht wirklich was aufgefallen.

    Hab ihn am Tag nach Marktvorstellung gekauft, was für eine Revolution zu unserem TEAC244.
    Und nie hergegeben, steht seit damals in Verwendung (und 50% eingeschaltet, hält offenbar ewig).

    Wie das SPX50D Hall und Symphonic -Prog klingt, hier hinter einem Ensoniq EPS (dem ersten Österreichs) mit Samples meines DX7, MonoPoly und 3 Zoom Delay-Pedalen – aufgenommen via Looperpedal Digitech Jamman SoloXT

    https://youtu.be/zqT1Iz6IASY

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      costello RED

      @Eleni_Be Hi Eleni_Be, sehr stimmungsvoller Track, gleich mal ein Like dagelassen :) Bis auf die Zugaben für die Gitarrenfraktion (Distortion, Insertloop) scheint sich an den Specs nicht viel geändert zu haben. Das SPX90 hatte sich zwei Jahre nach Erscheinen sicher längst bezahlt gemacht. Da konnte Yamaha das Effektpaket dann auch preisgünstiger raushauen, ohne an der Qualität sparen zu müssen. Es scheint auch gebraucht heute kaum billiger angeboten zu werden, als das SPX90.

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        Eleni_Be

        @costello Danke sehr, Costello! Bin beruhigt, mein 50er darf für immer bleiben :)

        Ich hätte ganz kurz vor diesem sehr interessanten Bericht zwei 90 bekommen können, allerdings nur beide auf einmal für 700€ … das war mir dann zu heftig, aber, naja, GAS.

        Danke auch für’s YT-Like!

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          AMAZONA Archiv

          @Eleni_Be @Eleni: Von mir einen Daumen für den Ensoniq EPS. :)

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            Eleni_Be

            Danke.
            Als der rauskam, hab ich ihn vorbestellt und dafür mein Auto verkauft – nie wieder ein besseres Live-Instrument gefunden für Leute wie mich, die 8 spezielle selbstgemachte Sounds pro Track und eine tolle Tastatur brauchen. Auf die Bühne muss er nicht mehr, er wird nur mehr zu Hause getätschelt.

  19. Profilbild
    costello RED

    Klasse! Gregor Rottschalk hat sich auf meiner FB-Seite gemeldet und klargestellt, mit welcher Höllenmaschine er seinerzeit „Das Monster“ sprechen ließ. Er benutzte nicht – wie von mir gemutmaßt – einen Eventide Harmonizer, sondern den Publison DHM 89 B2. Und hat dazu gleich den Beitrag von Falconi verlinkt: https://bit.ly/3bqQmma

  20. Profilbild
    Florian Anwander RED

    Danke für den schönen Artikel.

    Das SPX90 hatte auch Einzug in dem Studio gehalten, in dem ich damals arbeitete. Aber da gabe es schon ein REV7 und ein PCM60 und einen SRV2000 und tolle Delays und einen MXR Pitchtransposer – was soll ich sagen: ich habe es kurz ausprobiert, und dann beschlossen, dass die anderen Geräte einfach doch besser sind. Nur irgendwann war ich bei einem Kumpel zum Jammen, und der benutzte den zweikanaligen Pitchshifter des SPX90 auf seiner Gitarre so, dass einfach links die kleinst möglich Stufe hochgeshiftet wurde und rechts entsprechend runter. Und das klang wirklich großartig. Besser als jeder Chorus. Daraufhin bekam das SPX90 auch immer einen Auxwege in meinen Mixes.

    Jetzt dreißig Jahre später wollte ich mir wieder gebraucht eines holen – aber da war ich echt baff über die Gebrauchtpreise.

    • Profilbild
      costello RED

      @Florian Anwander Danke Florian! Der Pitcheffekt ist großartig, wenn die Verstimmung sich links wie rechts im Centbereich bewegt. Und klingt auch anders als die Chorusprogramme (Klangbeispiele PitchA_A-Guitar und PitchC_E-Grand)

  21. Profilbild
    Organist007 AHU

    Vielen Dank für den schönen Artikel !

    ich besitze einen Yamaha SY 99 (und besaß einen TG 77): Ist da nicht auch quasi ein SPX 90 integriert ?

    Wenns nach schweren 80iger klingen soll, die erste Wahl.

    Den Hall schalte ich aber meistens aus – heute ist wieder federhall angesagt ;-)

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      costello RED

      @Organist007 Danke Organist007! Zum eingebauten Effektgerät im SY99 schreibt Robert Skerjanc in seinem SY99-Amazonareport (Green Box vom 1. Mai 2010): „Yamaha hat auch den internen Effektprozessor aus dem damals neuen Effektgerät SPX1000 eingesetzt. Dieser hat zwei Stereo-Effekte mit 63 Typen, die dynamisch per MIDI-Controller oder extra LFO steuerbar sind, der Aphex Aural Exiter- und Leslie-Effekt sind besonders erwähnenswert.“

  22. Profilbild
    volcarock

    Mega Artikel!
    Sehr unterhaltsam und informativ zugleich!
    Tolle Klangbeispiele.

    Ich hatte noch nie ein Yamaha FX,
    doch jetzt bin ich neugierig :-)

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      costello RED

      @volcarock Danke volcarock! Ich hoffe mal, dass die Gebrauchtpreise für einen SPX90 jetzt nicht zu stark ansteigen ;)

  23. Profilbild
    Malte Krug

    Ein kleiner Tipp noch für Leute, die ihre eigenen Programme aus dem SPX90 gerne irgendwo sichern möchten.
    Im Innern des SPX90 gibt es einen kleinen Schalter, der den MIDIthru des SPX zu einem MIDIout umschaltet. So lassen sich zB mit dem alten Sounddiver oder MIDIquest der Speicherinhalt anfordern und dementsprechend extern sichern.

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