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Workshop: 13 Tipps für guten Bühnensound

Live is live

19. Dezember 2019

Das Live-Konzert ist die ursprünglichste und direkteste Darbietungsform von Musik. Konzerte haben etwas Einmaliges an sich, da sie sich nie genau reproduzieren lassen. Viele professionelle Bands verdienen zudem das meiste Geld mit Konzerten. Umso wichtiger ist das Verständnis der technischen Gegebenheiten bei modernen Live-Veranstaltungen. Denn nur wenn die technische Verbindung zwischen eurer Band-Technik und der PA-Technik vor Ort reibungslos funktioniert, könnt ihr euch auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich eure Musik und die Show. Die folgenden 13 Tipps für einen guten Bühnensound sollen euch dabei helfen, die Qualität eurer Live-Konzerte zu verbessern und zeigen euch Lösungen für gängige Probleme aus dem Live-Alltag auf. Betrachtet wird das Ganze aus Musiker- und aus Techniker-Sicht, denn nur wenn beide Seiten in Einklang gebracht werden, kommt man zu einem professionellen Bühnensound.

Live is Live

Live is live

Tipp 1: Monitore

Der Bühnenmonitor ist dein Freund und prägt den Bühnensound in großem Maße. Er sorgt im Idealfall dafür, dass du während des Live-Auftritts dich selbst und deine Bandkollegen hörst. Wenn ihr euch gegenseitig nicht richtig hört, ist es fast unmöglich, tight und sicher zusammen zu spielen. Der Monitor sollte möglichst genau in Richtung eurer Ohren zeigen, da vor allem die Höhen und Mitten relativ stark gebündelt werden. Beschallt der Monitor eure Hosenbeine, könnt ihr ihn auch gleich weglassen. Müsst ihr zu zweit oder zu dritt einen Monitor nutzen, stellt den Monitor weiter von euch entfernt auf und findet einen Kompromiss für die Ausrichtung und Lautstärke.

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Die Aufstellung der Bühnenmonitore hängt unter anderem vom verwendeten Mikrofon ab

Der Hauptsänger sollte mindestens einen separaten Monitor bekommen, denn er ist euer stimmliches Aushängeschild und muss sich für eine optimale Leistung so gut wie möglich hören. Macht euch am besten vorher Gedanken darüber, welche Signale ihr unbedingt hören müsst und kommuniziert das entsprechend dem Tontechniker. Schlagzeuger und Bassisten sollten sich gegenseitig möglichst gut hören können. Sie sind zusammen das Fundament der gesamten Band. Wenn diese beiden Elemente eng zusammen spielen, ist der Weg zum fetten Sound nicht mehr weit. In der Regel sollten sich Gitarristen und Bassisten auch gegenseitig hören, da sie tonal voneinander abhängig sind. Ein Basslauf, der aufgrund von akustischer Isolation aus Versehen einen Halbton zu tief gespielt wird, kann sehr unangenehm werden. Und vor allem lässt er immer die anderen Instrumentalisten schlecht aussehen. Je größer die Bühne wird, desto wichtiger wird der Monitormix. Bei großen Festivalbühnen zum Beispiel ist der Abstand der Musiker zueinander so groß, dass die Musiker sich gegenseitig, zeitlich leicht versetzt hören. Hier ist der Monitor-Mix essentiell. Wer wie viel von welchem Gesang auf dem Monitor benötigt, ist hingegen Geschmackssache. Das müsst ihr selbst austesten. Es ist auch eine Überlegung wert, sich Band-eigene Monitore anzuschaffen. Nicht alle Veranstaltungsorte sind technisch gut ausgerüstet und Monitore oft Mangelware. Darüber hinaus kann man mit Bühnenmonitoren auch die Proberaum-PA ersetzen.

Tipp 2: Bühnenlautstärke

Eure Lautstärke auf der Bühne ist für guten Bühnensound ein entscheidender Faktor, da er die nötige Lautstärke der Bühnenmonitore und auch den FOH-Mix beeinflusst. Meistens ist das Schlagzeug die Lautstärkereferenz für alle anderen, denn es lässt sich nicht leiser drehen. Ein guter Schlagzeuger beherrscht deshalb das Spiel mit der Lautstärke, weniger erfahrene Schlagzeuger können ihre Leistung meist nur bei einer bestimmten, meist zu hohen, Lautstärke abrufen. Falls das Zweite bei euch der Fall ist, sind dicke, laute Rock-Crashbecken keine allzu gute Idee. Sonst geht die ganze Band im Becken-Geschepper baden.

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Das Schlagzeug ist meistens das lauteste Instrument auf der Bühne

Die nächsten Krachmacher sind normalerweise die Gitarristen. Sie sind in der Regel viel zu laut und hören sich selbst immer zu wenig. Woran liegt das? Viele Gitarristen stellen ihre Verstärker falsch auf. Sie stehen entweder zu dicht oder beschallen die Hosenbeine anstatt die Ohren. Auch ein Gitarrenverstärker strahlt vor allem die hohen und mittleren Frequenzen sehr gerichtet ab. Stellt euren Verstärker also so auf, dass er auf eure Ohren und nicht auf die des Bassisten oder des Publikums gerichtet ist. Damit tut ihr euch und allen anderen einen großen Gefallen und ihr könnt euch leiser drehen. Alternativ könnt ihr den Amp auch einfach nach hinten oder sogar ganz hinter die Bühne stellen und lasst euch den abgenommenen Sound vom Tonmann auf euren Monitor geben. Dem Bühnensound kommt es definitiv zu Gute.

Tipp 3: Stimmung der Instrumente

Die Stimmung sollte in der Band und auch vor der Bühne möglichst gut sein, doch vor allem die Instrumente müssen für einen guten Bühnensound in Stimmung sein. Es mag vielleicht übertrieben klingen, aber schlecht gestimmte Instrumente beeinflussen euren Klang mindestens genauso stark wie eure spielerischen Fähigkeiten. Das menschliche Gehör ist sehr empfindlich für die Tonhöhe und schiefe Töne können einen guten Song ganz schnell in akustischen Sondermüll verwandeln. Und auch wenn musikalisch ungeübte Ohren nicht unbedingt heraushören können, ob die Gitarre einen Viertelton daneben liegt. Sie erkennen in jedem Fall, dass etwas nicht stimmt.

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Gut gestimmte Instrumente sind die Grundlage für guten Sound

Ganz wichtig ist auch, dass ihr untereinander gestimmt seid. Es bringt nichts, wenn die Gitarre in sich stimmt, aber insgesamt etwas höher als der Bass gestimmt ist. Stimmgeräte können voneinander abweichen und manches Instrument lässt sich erst gar nicht stimmen, wie zum Beispiel das Akkordeon. In solchen Fällen sollte ein Instrument als Referenz herhalten, wie zum Beispiel das Keyboard oder Akkordeon. Wie in alten Zeiten heißt es dann: „Gib mal ein A“.

Viele Stimmgeräte lassen sich auch vom Nutzer selbst an eine Referenztonhöhe anpassen. Der Boss-TU-3 lässt sich z.B. zwischen 436 und 445 Hz in 1 Hz Schritten einstellen. Gitarristen müssen in der Regel während des Konzertes öfters nachstimmen. Plant diese Zeit ein und überbrückt die Pause mit einer gezielten Ansage oder einem Drumsolo.

Tipp 4: Soundcheck

Wer den Soundcheck als lästige Notwendigkeit zur Befriedigung des Tonmanns abtut, der hat den Zweck eines Soundchecks nicht verstanden. Ein Soundcheck hat zwei grundlegende Funktionen. Erstens will der Tontechniker von jedem Instrument den optimalen Klang und Pegel ins Mischpult holen, um daraus ein stimmiges Ganzes zu mischen. Und zweitens sollt ihr als Band dafür sorgen, dass jeder sich selbst und die anderen auf der Bühne in ausreichendem Maße hört. Wer am Mikrofon nur „eins, zwei, drei“ nuschelt, tut sich und dem Tonmann keinen Gefallen. Singt und spielt beim Soundcheck möglichst so, wie ihr es auch vor Publikum tun würdet. Spielt und singt auch in maximaler Lautstärke beim Soundcheck und nicht erst beim Konzert. Sonst kann es passieren, dass die Show beginnt und alle Lampen am Pult rot leuchten. Der Tonmann dreht dann den Mikrofon-Gain notgedrungenerweise zurück und euer vorher penibel eingestellter Bühnensound ist dahin. Gebt dem Tonmann Anweisungen für den Monitormix (der Reihe nach) und überprüft das Ganze im Zusammenspiel. Redet miteinander über euren Bühnensound und redet vor allem auch mit dem Mann hinterm Mischpult. Seid dabei freundlich. Der Tontechniker ist euer Verbündeter! Er will den optimalen Klang für euch und die Zuschauer erreichen. Denn je besser der Klang auf der Bühne ist und je besser ihr euch auf der Bühne hört, desto besser wird eure musikalische Leistung und desto besser wird automatisch der FOH-Mix für das Publikum. Ein produktiver und effizienter Soundcheck ist eine Win-Win-Situation für euch als Band und für den Tontechniker.

Es macht auch Sinn für das spätere Konzert ein Zeichen für den Tonmann festzulegen, so dass er mitbekommt, wenn ihr bestimmte Signale lauter auf eurem Monitor braucht. Sich beim Konzert über den Monitor-Mix aufzuregen ist mehr als unprofessionell. Nutzt den Soundcheck!

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Tipp 5: gerichtete Mikrofone

Die Richtcharakteristik eines Mikrofons beschreibt die winkelabhängige Empfindlichkeit bezogen auf die Haupteinsprechrichtung. Die Richtwirkung nimmt dabei zu den tiefen Frequenzen hin immer weiter ab. Die drei Haupt-Richtcharakteristiken sind Kugel, Acht und Keule, doch für den Livebereich sind vor allem die beiden Mischformen Niere und Superniere interessant. Der Klassiker unter den Gesangsmikrofonen, das SM58 von Shure, besitzt wie die meisten Bühnenmikrofone eine Nierencharakteristik. Das bedeutet, dass es die größte Empfindlichkeit auf der Vorderseite hat, also direkt mittig am Mikrofonkorb. Weiter zur Seite des Mikrofonkorbes nimmt die Empfindlichkeit ab und ist genau auf der Rückseite, also da wo der Mikrofon-Schaft ansetzt, am niedrigsten.

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In der Abbildung sind die Nierencharakteristik (links) und Supernierencharakteristik (rechts) als Polardiagramm abgebildet. Zusätzlich wird zur Veranschaulichung ein Bühnenmikrofon unterlegt und die richtigen Positionen der Monitore dargestellt.

Was bedeutet das für die Praxis? Benutzt ihr ein SM58 für den Gesang, dann sollte der Monitor dort stehen, wo das Mikrofon am unempfindlichsten ist, also genau dahinter. Benutzt ihr hingegen ein Beta58 vom selben Hersteller, dann sollte der Monitor im 120 Grad-Winkel von der Seite auf euch gerichtet sein. Das Beta58 besitzt nämlich eine Supernierencharakteristik und ist nicht auf der Rückseite, sondern etwas seitlich versetzt am unempfindlichsten. Wer das nicht beachtet, wird mit Rückkopplungen zu kämpfen haben und trotzdem mit der Monitor-Lautstärke unzufrieden sein. Wer hingegen um die Richtcharakteristik seiner Mikrofone weiß, kann nicht nur Feedback vermeiden, sondern auch Übersprechen zwischen Mikrofonen und Instrumenten verringern, was den Bühnensound letztendlich transparenter und druckvoller macht.

Tipp 6: In-Ear Monitoring für klaren Bühnensound

Ihr hört euch auf der Bühne regelmäßig schlecht. Ihr seid es leid, bei jedem Konzert einen anderen Bühnensound zu haben. Dann ist In-Ear Monitoring vielleicht das Richtige. Ihr habt damit immer einen gleichbleibenden Klang, egal wo ihr auftretet und egal wo ihr euch auf der Bühne befindet. Ein paar Dinge solltet ihr allerdings beachten. Falls ihr In-Ear Monitoring nutzen möchtet, testet es vorher im Musikgeschäft eures Vertrauens aus. Nicht jeder mag den Im-Kopf-Klang und die Abgeschnittenheit von der Außenwelt. Lasst euch vom Gehörgeräteakustiker einen Ohrabdruck, eine sogenannte Otoplastik anfertigen. Damit können Firmen wie Ultimate Ears zum Beispiel einen passgenauen Kopfhörer für euer Ohr herstellen.

Professionelle In Ear-Kopfhörer von Ultimate Ears

Auch der Techniker vor Ort sollte vorher wissen, dass ihr In-Ear-Monitoring benutzt. So kann er schon frühzeitig Aux-Wege frei machen und die nötigen Kabel für eure Sende-Strecken bereit legen, was Zeit spart. Bedenkt aber auch, dass ihr damit dem Tontechniker ausgeliefert seid. Wenn er den falschen Kanal laut dreht, kann das im Zweifel eure Ohren schädigen. Achtet deshalb auf In-Ear Systeme mit eingebautem Limiter zum Schutz eurer Ohren und vor allem auf kompetente Tontechniker. In-Ear Monitoring ist etwas für fortgeschrittene Bands, die Wert auf möglichst leisen Bühnensound legen. Wenn ihr in dieser Liga spielt, dann ist es keine schlechte Idee, sich einen eigenen Tontechniker als zusätzliches Bandmitglied zu engagieren.

Tipp 7: Band-Techniker

Je professioneller eine Band wird und je mehr Auftritte pro Jahr absolviert werden, desto mehr macht ein eigener Band-Techniker Sinn. Professionalität bedeutet in dem Fall natürlich auch, entsprechendes Geld mit den Live-Auftritten zu verdienen, so dass ein oder sogar zwei zusätzliche Techniker bezahlt werden können. Im besten Fall wird der Techniker fest als zusätzliches Bandmitglied aufgenommen und längerfristig gebunden, denn mit einem festen Techniker wird alles einfacher. Er weiß genau, welche Technik ihr benutzt und was am Veranstaltungsort noch gebraucht wird. Er kann sich als Sachkundiger schon vorab mit Veranstaltern verständigen und euer Equipment warten und optimieren. Er weiß schon vor dem Auftritt, welchen Monitor-Mix ihr braucht, wie das In-Ear Monitoring eingebunden wird und wie der optimale Mix klingen muss.

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Ein Band-eigener Tontechniker kann die Live-Qualität enorm steigern

Bringt euer Tontechniker sein eigenes digitales Live-Pult mit, kann er ein Grundsetting für euch abspeichern und auf den Veranstaltungsort feinabstimmen. Das spart wertvolle Zeit und Nerven. Auch Live-Mitschnitte lassen sich mit Digitalpulten, wie dem QSC TouchMix 30 Pro, mit einer einfachen, zusätzlichen Festplatte aufzeichnen. Damit wird nicht nur ein virtueller Soundcheck ohne Band möglich, auch ein Live-Album lässt sich auf diese Weise fast nebenbei aufnehmen, vorausgesetzt ihr vergesst die Athmo-Mikrofone nicht. Denn ein Live-Mitschnitt, bei dem nicht wenigstens ein Stereo-Paar Kleinmembranmikrofone die Atmosphäre und den Raumklang aufzeichnet, wird niemals die Live-Atmosphäre transportieren können. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein fester Techniker auch die Effekte genau auf euch und den jeweiligen Song anpassen kann. Der Soundcheck wird also kürzer und trotzdem besser und euer Bühnensound wird auf und vor der Bühne nicht nur besser, sondern vor allem zuverlässiger. Totalausfälle aufgrund von Hobby-Technikern vor Ort können damit vermieden werden.

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Gutes Licht und etwas Nebel – ein eigener Lichttechniker hat Vorteile

Wer über einen festen Tontechniker nachdenkt, sollte auch die Lichttechnik nicht vergessen. Licht und Ton gleichzeitig zu steuern ist für einen Techniker zwar möglich, aber sehr einschränkend. Und eine professionelle, auf eure Musik abgestimmte Lichtshow macht Eindruck. Eure Kosten als Band steigen zwar mit zusätzlichen festen Technikern, aber eure Professionalität und eure Qualität steigt in erheblichem Maße mit. Die Konsequenz daraus sind in der Regel mehr Auftritte und vor allem höhere Gagen.

Tipp 8: Notfälle einplanen

Natürlich sollten am Veranstaltungsort alle nötigen Mikrofone, XLR-Kabel und DI-Boxen vorhanden sein. Aber trifft das auch auf Gitarrenkabel, Adapter und Batterien zu? Ich meine nein. Man kann Glück haben und der Tonmann bzw. die Technikfirma hat für alle Eventualitäten etwas dabei, aber das ist eher die Ausnahme. Technikfirmen liefern in der Regel nur das, was auch vertraglich vereinbart ist. Wenn ihr Gitarrenkabel oder Adapter von Klinke auf XLR benötigt, bringt diese selbst mit. Der Tonmann ist nicht eure Mutti. Wenn ausnahmsweise doch alles vorhanden ist, habt ihr Glück. Doch wie heißt es so schön: Haben ist besser als Brauchen. Ein paar Gesangsmikrofone und XLR-Kabel nehmen nicht viel Platz weg. Nehmt sie für den Notfall mit. Wenn ihr nicht gerade in der Profi-Liga musiziert, wisst ihr nie genau, was euch erwartet, egal wie sehr der Technik-Rider mit sündhaft teuren Technikvorgaben gespickt ist.

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Notwendige Spezialkabel für E-Drums zum Beispiel sollten von der Band mitgebracht werden

Tipp 9: Technik-Rider

Ein Technik-Rider ist nicht dazu da, Professionalität vorzutäuschen. Er soll euch und dem Techniker vor Ort das Leben möglichst leicht machen. Doch welche Informationen gehören in einen Technik-Rider? Den Tontechniker interessiert kurz gesagt folgendes: Was bringt ihr mit und was braucht ihr? Wieviele Personen stehen in welcher Anordnung auf der Bühne? Welche Instrumente und Verstärker werden mitgebracht? Auch die Anzahl der Toms, Bassdrums und Becken am Schlagzeug ist dabei von Interesse. Welches sonstige Equipment, wie z.B. Band-eigene Mikrofone, Monitore, Nebelmaschinen oder Pyrotechnik werden mitgebracht und benutzt? Wo werden Stromanschlüsse benötigt und wie viele? Benötigt ihr Starkstromanschlüsse? Wie viele Mischpultkanäle werden benötigt und wieviele separate Monitor-Wege und Monitore braucht ihr? Hier kann auch eine zusätzliche, abgespeckte Variante für kleinere Auftrittsorte sinnvoll sein. Braucht ihr einen Lichttechniker, Aufbauhelfer oder bestimmte Lichttechnik für eure Show? Wenn ja, muss das im Rider stehen. Auch wenn ihr euren eigenen Licht- und oder Tontechniker mitbringt, sollte auch das im Rider stehen. Die Telefonnummern und E-Mail-Adressen eurer Technikverantwortlichen sollten ebenfalls im Rider stehen. Das Ziel des Technik-Riders ist ein reibungsloser Ablauf am Veranstaltungstag frei von technischen Überraschungen.

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Ein Beispiel für ein simples und funktionales Bühnendiagramm aus einem Technik-Rider

Eine namentliche Auflistung von Veranstaltungs-Equipment, das am Veranstaltungsort vorhanden sein muss, macht nur dann Sinn, wenn ihr Ahnung davon habt und wenn ihr genug Erfolg habt, um solche Forderungen stellen zu können. Ebenso ist der kategorische Ausschluss von Behringer-Equipment in den meisten Fällen absolut sinnfrei, wenn man überlegt, wie viele X32-Pulte weltweit mittlerweile die Bühnen bespielen.

Tipp 10: Gitarrenverstärker

Das 100-Watt Vollröhren-Topteil brüllt über die 4x12er Box von der Bühne, als gäbe es keinen Morgen, ihr hört euren Gesang nicht richtig und der Tonmann bekommt keinen ausgewogenen Mix hin. Dann ist es vielleicht Zeit, laute Verstärker abzuschaffen. Moderne Verstärker wie der wegweisende Kemper Profiling Amp besitzen XLR-Ausgänge zum direkten Anschluss an ein Mischpult. Der Verstärkerklang wird beim Kemper sowieso digital erzeugt, also kann man den Lautsprecher und das Mikrofon auch gleich simulieren.

Kemper Profiling Amp

Kemper Profiling Amp oder Kemper Profiler Stage

Nun fehlt nur noch ein eigener Monitor, auf den man sich über einen Aux-Weg das Gitarrensignal legen lässt. Als Nebeneffekt hat der Tonmann sogar mehr Spielraum beim FOH-Mix, da der Bühnensound wesentlich leiser ist und das Übersprechen minimiert wird. Falls nicht genug Aux-Wege vorhanden sind, ist ein aktiver Bühnenmonitor mit zwei separat regelbaren Eingängen die Lösung. So lässt sich der Hauptmonitor-Mix vom Mischpult einfach mit eurem Verstärkersignal mischen.

Wer nicht auf den guten, alten Verstärker verzichten möchte, sollte entweder Röhrenverstärker mit geringeren Wattzahlen (20-50 Watt) ins Auge fassen oder sich einen sogenannten Power-Soak besorgen. Damit kann man nämlich die 100-Watt Endstufe voll aufreißen und die Endstufensättigung genießen, während die Lautstärke trotzdem moderat bleibt.

Tipp 11: Vorbereitung für den Gig

Sorgt dafür, dass eure Instrumente optimal eingestellt sind und zieht rechtzeitig neue Felle und Gitarrensaiten auf. Es ist nichts nerviger als ein Gitarrist, der in der kurzen Soundcheck-Zeit noch Saiten wechseln muss, vom Saitenwechsel während der Show ganz zu schweigen. Nehmt Ersatzsaiten, Plektren, Ersatzkabel und auch Ersatzgitarren mit. Kauft oder ladet alle Batterien, die ihr benötigt und sorgt dafür, dass euer Equipment ordentlich funktioniert. In 90 Prozent der Fälle kommt ihr vielleicht auch ohne entsprechende Vorbereitung durch, aber die restlichen 10 Prozent treten immer dann in Erscheinung, wenn es besonders ungünstig ist. Vor Konzerten kann es je nach Veranstaltung sehr stressig werden. Daher tut ihr euch einen großen Gefallen, wenn alle notwendigen Dinge, die vorher erledigt werden können, auch vorher erledigt werden. So könnt ihr euch umso besser auf die eigentliche Show und das Musikalische konzentrieren.

Vorbereitung beginnt schon bei der Probe. Es lohnt sich, in den letzten Proben vor dem Konzert die Live-Situation zu simulieren. Stellt euch auf und bewegt euch, wie ihr es live tun würdet und übt eure Ansagen. Das schafft Sicherheit und lässt euch professioneller erscheinen. Songs, die schon bei der Probe nicht richtig funktionieren, werden live in der Regel nicht besser und sollten weggelassen werden. Die Anspannung ist auch so schon groß genug. Ansonsten hilft nur üben, üben und nochmals üben. Denn wie ein bekanntes Tontechniker-Sprichwort sagt: „Ein Mischpult ist keine Klärgrube, Wo Sch…. reingeht, kommt auch Sch…. raus.

Tipp 12: Mikrofon-Training

Professionelle Sänger werden nicht nur stimmlich ausgebildet, sondern auch im Umgang mit dem Mikrofon. Die Stimme ist zwar in erster Linie das Instrument des Sängers, doch das Mikrofon ist es auch. Daher ist es gut, sein Mikrofon zu kennen.

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Der Gesangssound hängt ebenso stark vom Mikrofon, wie vom korrekten Umgang damit ab

Das typische Gesangsmikrofon für Live-Zwecke ist ein dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik, wie zum Beispiel das Shure SM58. Mikrofone mit Nierencharakteristik sind, wie alle anderen gerichteten Mikrofone auch, Druckgradientenempfänger. Eines ihrer wichtigen Merkmale ist der Nahbesprechungseffekt. D.h. je dichter man solch ein Mikrofon bespricht, desto stärker werden die tiefen Frequenzen betont. Klebt man mit den Lippen am Mikrofonkorb, klingt es in der Regel dumpf und basslastig. Ausgewogenere Ergebnisse erhält man, wenn das Mikrofon ca. 10 bis 20 cm entfernt ist. Mit dem Mikrofonabstand kann man den Stimmklang aber auch gezielt verändern. Leise, intime Passagen und eher dünne Stimmen profitieren vom Nahbesprechungseffekt, basslastige Stimmen und laute Gesangspassagen nicht unbedingt. Im besten Fall kann ein Sänger die Lautstärke seiner Stimme sehr genau einschätzen und passt den Mikrofonabstand darauf an. So spart man sich eventuell sogar den Einsatz eines Kompressors.

Ein Fehler, der von unerfahrenen Sängern und Metal-Schreihälsen des Öfteren gemacht wird, ist das Mikrofon in Höhe des Mikrofonkorbes mit beiden Händen fest zu umschließen. Das mag zwar furchteinflößend aussehen, ist aber eine tontechnische Katastrophe und im Sinne eines guten Bühnensound unbedingt zu vermeiden. Wie wir gelernt haben, besitzen Mikrofone eine Richtcharakteristik. Diese Richtcharakteristik wird dadurch erreicht, dass der Schall nicht nur von vorne auf die Membran trifft, sondern auch zeitversetzt von der Rückseite. Dafür besitzen Mikrofone meist am Ende des Mikrofonkorbes kleine, kaum sichtbare Schalleinlässe. Werden diese Öffnungen durch die Hand des Sängers verschlossen, wird aus dem gerichteten Mikrofon ein ungerichtetes Mikrofon mit Kugelcharakteristik. Das bedeutet, dass nun der Schall aus allen Richtungen annähernd gleich stark aufgenommen wird. Das Resultat sind Rückkopplungen, da nun der Schall von den Monitoren und der PA nicht mehr durch die Richtcharakteristik des Mikrofons unterdrückt werden kann. Also haltet im Sinne des Bühnensound bitte niemals das Mikrofon zu.

Tipp 13: Mikrofon-Auswahl für guten Bühnensound

Bekanntlich sind Stimmen verschieden und nicht jede Stimme funktioniert mit jedem Mikrofon gut. Das ist der Hauptgrund, warum große Tonstudios auch eine sehr große Anzahl verschiedener Gesangsmikrofone besitzen. Für Sänger kann es sich lohnen, ein passendes Mikrofon zu besitzen.

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Shure SM58 – der Klassiker unter den Bühnenmikrofonen

Der Klassiker SM58 ein guter Allrounder, sehr robust, kräftig in den Mitten, aber auch etwas zurückhaltend im Höhenbereich. Wer z.B. eine präsente Stimme hat, die sich von Natur aus gut durchsetzt, der kommt damit sehr gut zurecht. Eine eher basslastige, weniger präsente Stimme braucht wiederum ein Mikrofon, das die Präsenzen und Höhen mehr betont. Das kann euch als Sänger und auch dem Tonmann das Leben leichter machen und verbessert euren Bühnensound mit großer Wahrscheinlichkeit. Am besten geht ihr zum Musikalienhändler oder PA-Verleih eures Vertrauens und testet verschiedene Mikrofone. Denkt auch daran, dass die optimale Position des Bühnenmonitors von der Richtcharakteristik des Mikrofons abhängt.

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Fazit

13 Tipps für einen guten Bühnensound ist eine Auswahl an Vorschlägen zur Optimierung eurer Konzerte. Die wichtigsten Hürden im Live-Alltag solltet ihr durch Beherzigung dieser Tipps meistern können und im Endeffekt zu einem besseren Bühnensound und einer höheren Qualität der Live-Darbietung gelangen. Die Basis dafür ist und bleibt natürlich die Musik und das musikalisches Können. Damit sich das aber optimal entfalten kann, muss die Technik für euch und nicht gegen euch arbeiten.

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Forum
  1. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Das ist sehr gut geschrieben, mit guten Tipps für die Praxis und vor allem sehr kompetent! Danke für den Artikel!

  2. Profilbild
    vssmnn AHU

    Mit einer reinen In-Ear Monitoring Lösung fühle ich mich nie so richtig 100% wohl.
    Am liebsten habe ich zusätzlich einen Monitor zu meiner Rechten, sowie freue mich auch über etwas Raum-Feedback der PA.
    Im linken Ohr trage ich In-Ears fest eingedrückt, im rechten Ohr etwas lockerer oder nehme den In-Ear nach Lust und Laune auch mal ganz raus..
    Wenn sich jeder Musiker seinen individuellen bzw. analytischen Sound selbst machen kann, ist das zwar erstmal recht nett, aber es hat halt auch Nachteile, da jeder anders die Musik empfindet und das Gruppen-Feeling (Die „Geilheit“) meist komplett flöten geht. Band heisst auch, zusammen Musik erleben, nicht jeder für sich allein. Daher plädiere ich eher zu Gunsten einer Monitor-Lautsprecher Lösung, wenn es die Akustik und das Budget zulassen.
    Und Ja, bei Fress-Mugge und reinen Geld-Verdien Arbeits-Jobs ist das egal.

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