Sound, feingemahlen, zum Mitnehmen
tardigrain AU, Universal
Erik Sigth
5,49 Euro, App-Store
Art: Granular-Synth
Erik Sigth Apps sind immer der Aufmerksamkeit wert. Sie sind erstens immer sehr konzentriert in ihrer Funktion, mit einer frischen Sicht auf Altbekanntes und mit einem oft sehr spartanischen Interface. Auf der andere Seite aber auch streckenweise schon fast mit kryptischem Interface, als ob damit die geradlinigen Oberflächen kompensiert werden sollten. Irgendwie scheint das ein Markenzeichen schwedischen Designs zu sein.
Die Oberfläche ist in klare Bereiche aufgeteilt. Es gibt keine Beschriftungen. Stattdessen erscheint ein Overlay beim Bedienen und eine Hilfefunktion gibt zusätzliche, aber ebenfalls nur rudimentäre Informationen. Hinzukommt, dass man anfangs auch nie sicher ist, auf welche Wischrichtung die Bedienelemente reagieren. Das macht die ersten Schritte mit tardigrain recht frustrierend.
Auch worauf sich die einzelnen Parameter jetzt genau auswirken, ist nicht immer intuitiv ersichtlich. Da sind dann schon die Nutzer gefragt, das zu erforschen. Aber auch das ist keine unüberwindbare Aufgabe, man darf sich halt nur nicht gleich abschrecken lassen.
In der Mitte befindet sich das Sample-Fenster. Es können hier direkt Aufnahmen vom Mikrofon gemacht oder z.B. als AudioUnit-Effekt von anderen Apps aufgenommen werden. Es können aber auch Samples über AudioPaste/Copy zwischen anderen Apps übertragen werden.
Es gibt zwei Schieber, über die der Auswahlbereich der Grains festgelegt wird. Wobei mit dem linken Schieber durch Anfassen des Kopfes der Auswahlbereich an sich verschoben werden kann, ohne dessen Größe zu verändern.
Am rechten Rand des Sample-Fenster befindet sich ein schmaler, unauffälliger Balken. Über ein Doppeltippen öffnet sich die Modulationsseite von tardigrain.
Hier gibt es vier Modulation-Slots. Es stehen alle Parameter über dem Sample-Fenser zur Verfügung, plus ein Multimode-Filter. Dabei lässt sich festlegen, ob die Parameter über horizontale oder vertikale Bewegungen moduliert werden. Außerdem lässt sich noch ein Offest für den Startwert festlegen.
Ob die vertikale Ausrichtung der Parameternamen und das aufklappbare Modulationspanel allerdings der Weisheit letzter Schluss sind, wage ich zu bezweifeln und die Hilfoverlays können auch schon hinderlich sein.
Die Parameter werden schließlich über die Klaviatur moduliert. Jede Taste reagiert nicht nur auf Aktivierung, sondern auch auf X/Y-Bewegeungen mit den Fingern.
Wem die Bildschirmklaviatur nicht ausreicht und über ein entscpechendes MIDI-Keybaord verfügt, kann diese X/Y-Modulation auch über MIDI steuern. Mit einem McMillen QuNexus oder einem Roli Seaboard lassen sich diese Fähigkeiten wohl am besten ausspielen. Aber auch diejenigen ohne Spezialkeyboard werden icht alleingelassen, denn nahezu alle Parameter von tardigrain sind MIDI-fizierbar.
Rechts neben der Klaviatur gibt es noch ein Stift-Symbol. Damit lassen sich die sechs Akkord-Presets auf der linken Seite bearbeiten. Mit horizontalem Wischen wird der Grundton festgelegt sowie eine von sechs Skalen, bestehend aus Dreiklang, Septime und Voll jeweils in Dur oder Moll. Über die +/- Taster auf der linken Seite wird die Oktavlage für alle Akkorde gewechselt. Ist die Akkordbearbeitung abgeschlossen, können diese über das linke Panel beliebig getriggert werden.
Ich habe mir auf der Basis dieses Artikels ein Keith McMillen K-board zugelegt.
Es ist aber nicht ersichtlich, wie die XY Bewegung über das K-board gesteuert werden kann. Sowohl Aftertouch als auch der Tilt Parameter sind monophon, im Gegensatz zu den Roli Keyboards