Wir haben den ersten "Synthi" entdeckt! Er wog 200 Tonnen
Das Telharmonium – 672 Tasten, 336 Reglern 200 Tonnen Gewicht – EIN Synthi
Schaut euch dieses Bild einmal kurz an. Was genau ist zu sehen? Ein großes Zimmer, mit ein paar Stühlen, einer Sesselkombination in der Mitte, etwas Deko und einer Art Orgel im Hintergrund.
Aber ganz so einfach stellt sich der Sachverhalt gar nicht dar. Denn was ihr hier seht, ist das Telharmonium, ein Gerät, das schon 1906 elektronisch Musik erzeugte. Was sich zu der Zeit nach reiner Science Fiction anhörte, war jedoch der Versuch Musik für die große Menge jederzeit verfügbar zu machen. Wie aber sollte das funktionieren?
Wir zitieren:
„Physikstudent Thaddeus Cahill hatte 1893 eine Idee: Wie ein Luftstrom in Orgelpfeifen Töne erzeugt, müsste auch elektrischer Strom Membranen schwingen lassen können. Er träumte von einem Instrument, das wie ein ganzes Orchester klänge. Cahill reichte ein Patent einer Maschine für „elektrische Musik“ mit „vollendeter musikalischer Expressivität“ ein. Durch Überlagerung von Tönen könne sie jeden Klang erzeugen – „Synthesizing“ nannte er das Verfahren„.
So also sollte das System funktionieren. Da das Teil jedoch im vollen Umfang bis zu 200 Tonnen wog und ein ganzes Gebäude zur Unterbringung benötigte, wurde die Serienreife nie erreicht. Leider gibt es auch keine Aufnahmen mehr von der Maschine, allerdings sind uns ein paar Fotos geblieben.
Mit seinen 672 Tasten, 336 Reglern und den 200 Tonnen Gewicht war das Monstrum seiner Zeit einfach etwas zu weit voraus. Wartet man aber ca. 60 Jahre, so wird man sehen, dass die Technologie Cahills überlebt hat. Sie findet ihre Anwendung wieder in der Hammond-Orgel. Und wie von da ab die Geschichte weiterging, wisst ihr ja wohl selbst. ;-)
Wenn ihr noch mehr über die Details dieser Erfindung wissen wollt, dann schaut am besten mal in den Artikel, den wir euch verlinkt haben. Dort erfahrt ihr alle Details!
Dass Amazona das Telharmonium erst jetzt entdeckt (durch einen Artikel im „Spiegel“) ist aber keine so gute Werbung…..
Für noch mehr Informationen zu Cahill und seinen ästhetischen Ideen kann ich diesen Band sehr empfehlen: Marion Saxer (Hg.), Spiel (mit) der Maschine. Musikalische Medienpraxis in der Frühzeit von Phonographie, Reproduktionsklavier, Film und Radio, transcript Verlag, Bielefeld 2016.