Analoges Mega-Projekt im Alleingang
Der ACME XP60 hat sich ein überaus ehrgeiziges Ziel gesetzt: Der polyphone Synthesizer soll nichts weniger als ein „klanggetreuer Nachbau“ eines der größten Vintage-Klassikers werden: dem Oberheim Xpander. Das Projekt des Entwicklers Markus Malik, der bislang Modifikationen, Ersatz-Boards und Reparaturen anbot, befindet sich tatsächlich bereits in einer fortgeschrittenen Phase.
ACME XP60 – ein kompakter Xpander
Zugegebenermaßen könnte man aufgrund der Bezeichnung ACME denken, dass das ganze Projekt nur eine weitere Hoax-Meldung ist, die alle Jahre wieder mal umhergeistern. Doch der XP60 ist real und die Elektronik des Prototyps ist fertig, wenngleich laut Malik noch etwas Optimierungsbedarf am Layout der Platine sowie der Stromversorgung besteht.
Wie sein Vorbild ist auch der XP60 ein sechsstimmiger Analogsynthesizer. Die Bauform ist jedoch kleiner, denn das Gerät, das eigentlich ein Desktop-Format hat, passt auch in ein 19″-Rack.
Es wurde nicht nur die Struktur der Klangerzeugung übernommen, sondern auch das Bedienkonzept mit den drei Displays. Eine Verbesserung sind allerdings die Regler mit LED-Kränzen, deren Farben sich anpassen lassen.
Für die Klangerzeugung kommen moderne Pendants (Clone-Chips) der seinerzeit verwendete Schaltkreise CEM3374 (Dual VCO) und CEM3372 (VC Mix-VCF-VCA). Als Referenz hatte Entwickler Markus Malik die Voice-Cards für den Prototyp mit originalen Oszillator-ICs aufbauen können. Bei Blindtests mit gemischtem Betrieb konnten keine Unterschiede zwischen Original- und Clone-Chips festgestellt werden.
Es gab auch Versuche, die Schaltung des ICs mit Transistoren diskret nachzubauen, doch trotz angepasster Werte gab es bzgl. Temperaturstabilität und FM keine zufriedenstellenden Ergebnisse, sodass dieser Ansatz nicht weiter verfolgt wurde.
Dass eine Umsetzung des komplexen Multimode-Filters mit seinen 15 unterschiedlichen Filtertypen gelingen kann, hat unter anderem Doepfer mit dem Modul A-106-6 XP VCF gezeigt.
Zunächst wurde noch keine neue Firmware geschrieben, sondern während der Entwicklung das originale OS genutzt. Die Firmware ist sehr komplex, da unter anderem auch Hüllkurven, LFOs und weitere Modulationsmöglichkeiten per Software gelöst sind. Für die Nutzung der Firmware wurde das Einverständnis von Tom Oberheim angefragt.
Sollte es bei der originalen Firmware bleiben, gehen damit aber auch gewisse Einschränkungen einher, da diese z. B. keine Parametersteuerung mit MIDI-CCs, sondern nur Sysex beinhaltet. Möglicherweise kommt der Entwickler um ein eigenes OS früher oder später nicht herum.
Zunächst ist eine Kleinserie von 50 Stück geplant, aber eine Fortsetzung wird nicht ausgeschlossen, wie der Entwickler auf Sequecer.de mitteilte. Angaben zum Release, Vertrieb und vor allem zum Preis des ACME XP60 können derzeit noch nicht gemacht werden, dafür gibt es zu viele Faktoren, die dies noch beeinflussen können.
Es gibt also noch einiges zu tun und wir werden vom weiteren Fortgang der Entwicklung berichten.
Unsere Vintage-Story zum Oberheim Xpander könnt ihr unter diesem Link nachlesen.
Wow! Respekt…
Gespannt bin ich, wie das Projekt sich weiter entwickelt! Amazona, bitte dran bleiben…
Danke für die Infos!
Ein sehr schöner Desktop-Synthesizer und, man mag es mir verzeihen, ausnahmsweise ein hochwertiger Klon. Wem kommt der Name ACME bekannt vor in einem anderen Zusammenhang? Genau! Als Pseudo-Firma der ganzen Warner Bros Zeichentrickserien um Bugs Bunny. Bekanntestes Beispiel sind die explosiven Gadgets des Wile E. Coyote bei Road Runner. Ob die Idee daher kommt? Wäre möglich! Ansonsten wiederhole ich CDRowell: Dranbleiben Amazona und bei dem fertigen Produkt darf gerne ein extra Bericht entstehen. Gerade solche Projekte brauchen besondere Unterstützung.
Kompliment für das Projekt.
Seit langem warte ich auf eine Alternative zu meinem guten Xpander der ja nun leider technisch langsam alt wird, und mir damit auch immer suspekter
@EinGuter bekommt man da noch ein Display?
für meinen Akai s1000 schon aber leider mit etwa 100€ für ein einfaches s/w Display etwas teuer.
interessant und sehr mutig!
hätte nicht den Mut aber eh kaum Kohle übrig..
der Name ist wirklich gut!
habe auch die looney Tunes und Tiny toons geliebt
Alles gute!
Uli bitte kommen! oder besser nicht, dann erst in 10 Jahren fertig mit dem deep mind gehäuse und merkwürdigen proportionen..😎
Da werde ich nun – zumindest ein klein wenig – hellhörig. Denn den »Xpander« finde ich auch heute noch echt spannend. Die Frage ist nur: Was wird das gute Stück dann kosten? Und wird man überhaupt einen der 50 Stück ergattern können, so es sie dann gibt? Oder werden (wieder einmal) 25 in Vitrinen von Sammlern oder in vollgestopften Studios bekannter Größen verschwinden, und die anderen 25 dann für den dreifachen Preis bei Reverb.com angeboten? Naja, es gibt ja auch den »Matrix-12 V« von Arturia, mit dem ich meinen Spaß habe.
@Flowwater Naja, die Sammler stellen sich ja die Originale in die Vitrine, nicht den Nachbau. 🙂
@Everpure Ja … jein … hm … weiß auch nicht. Wenn es nur 50 Stück davon gäbe, dann wird das sicherlich auch Sammler interessieren:
»Schau mal, wie toll und großartig ich bin: Ich habe hier einen Xpander-Nachbau, den es nur 50 mal auf dieser Welt gibt … bin ich nicht toll? (usw.)«
»Machst Du damit auch Musik?«
»Bist Du verrückt?!? Der wird doch nicht eingeschaltet!«
( etc. )
Ich erinnere an den SunSyn von JoMoX. Ich könnte mir heute noch in den Hintern beißen, dass ich den damals nicht gekauft habe, als er einigermaßen bezahlbar war. Aber damals war ich auch musikalisch nicht wirklich aktiv unterwegs. Ist also eigentlich irrelevant, und sammeln tue ich nicht.
Ich ertappe mich aber dabei, dass ich immer mal wieder nach einem »Xpander« suche, nach Luft schnappe, was der kosten soll, dann überlege, wie anfällig der inzwischen wohl ist … und dann doch ganz glücklich über den Arturia »Matrix-12 V« bin. Aber ein neuer Synthesizer im Stile eines »Xpanders« … bis EUR 4.000 wäre ich interessiert. Ich wundere mich ein wenig, dass Oberheim selber das nicht in Angriff nimmt.
@Flowwater Ach ja, der Sunsyn ist natürlich auch so ein leckeres Teil… Naja, mal sehen, was hier daraus wird. Ich bin sicherlich kein potentieller Kunde, finde es aber interessant mit zu verfolgen, wie viel Liebe in solche „Mini“-Projekte gesteckt wird.
oh wie fein!
endlich mal ein klon eines synths, der mich interessiert.
wird ne harte entscheidung, weil der sicherlich mächtig geld kosten wird…
Kleiner Tippfehler: Sequecer.de statt Sequencer.de
Ich besitze das Original und finde das Projekt einfach nur Mega!!! Für mich ist der Xpander einer der besten Synthesizer aller Zeiten – und eigentlich total unterbewertet. Alles spricht immer nur von Minimoog, Jupiter 8 oder den OBs, aber mein Synth-Hero war immer der Xpander :)
@Tyrell Ja, dieses Projekt könnte wirklich interessant werden. Ich besitze den großen Bruder des OB Expander, den legendären Matrix 12. Für meine Begriffe die beiden mächtigsten Polysynths die je gebaut wurden. Diesen Klang zurückzubringen wird sicher eine große Herausforderung werden. Aber dann nur 50 Stück produzieren?
Alleine für die Drehregler mit LED-Kränzen gibt es schonmal Pluspunkte. Ich hasse es, wenn Regler immer falsch stehen.
Ein Matrix 12 kostete damals je nach Dollarkurs 12.000-18.000 Mark. Den XPander gabs mit halber Stimmenzahl „schon“ für unter 10grand. Zudem gabs Oberheimer hier in Deutschland nicht an jeder Hausecke. Klar waren die exotisch und SELBST gespielt haben den die wenigsten. Un dgehört höchstens wenn man sich die Toto-Alben kaufte 😄. Ja, der ist denk ich reichlich unterschätzt.
Aber so ein akurater Nachbau wird preislich auch nicht auf m Krabbeltisch landen.
und während ich beim BElka Synthex ein etwas substantielleres Gehäuse wünschen würde, steht dem Expander das 19″ Gesicht gut.
Danke für den netten Beitrag.
Ich finde das Projekt echt spannend. Optisch sieht das auch wirklich noch so Old Skool aus, aber mit den LED Kränzen ab in die Neuzeit. Den selbst mal spielen wird aber nicht passieren.
Leider
PS: zum Namen, wie schon oben genannt, ist mir auch sofort ins Auge gefallen ACME… Den Namen mag ich jetzt schon…
Wow, bin absoluter Xpander/Matrix12 – Fan, da bin ich sehr gespannt, wie das weitergeht, ich finde den Ansatz, die neue Hardware zuerst auf der alten Software zu testen sehr interessant, damit sind vorerst sehr gut 1:1 Vergleiche möglich. In einem zweiten Step kann dann die Software überarbeitet werden. Dies würde für eine Serienproduktion wahrscheinlich zwingend sein, die im Prototyp verwendeten Prozessoren (dem Bild nach zu beurteilen) sind doch eher Vintage, das würde dann für mich weniger Sinn machen. Ebenso wäre es möglich ein paar Features zusätzlich zu bauen (NPRN-Steuerung, Option für schnellere Hüllkurven (die langsamen aber behalten), evtl. mehr Modulationsstränge – der Xpander ist auf 20 Verknüpfungen beschränkt, MPE, PolyAT..