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AHU-Interview: Pascal Stolecki alias Richard Sturm

14. Juni 2015

Über die AMAZONA.de-AHU-Aktion stellen wir regelmäßig Leser vor.

AHU? Das steht für AMAZONA HEAVY USER und ist quasi der Ritterschlag für Leser, die uns mit Kommentaren und Leserbeiträgen unterstützen. Wer mehr dazu wissen möchte, klickt einfach HIER.

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Pascal Stolecki in seinem Studio

Pascal Stolecki alias Richard ist der Nächste in unserer AHU-Interview-Runde. Pascal betreibt nicht nur einen Bio-Supermarkt in Hessen, sondern besitzt auch ein eigenes Studio, in dem er in seiner Freizeit verschiedene Arten von Synthesizer-Elektro produziert – mit Bio-Siegel versteht sich.


Mary:

Wie kamst du zur elektronischen Musik?

Pascal:
Mein Interesse an elektronischer Musik weckte Anfang der Neunziger Jahre die HR3 Clubnight, die ich zusammen mit ein paar anderen Radiosendungen regelmäßig hörte. Der Sound von Techno und Dance Music faszinierte mich damals sehr, weil er so frisch und unverbraucht klang.

Mary:
Dann nehme ich an, Sven Väth gehörte zu Deinen Helden?

Pascal:
Ja absolut, aber in dieser Zeit inspirierten mich auch die Produktionen von Thorsten Fenslau, Westbam oder SNAP, aber auch Vangelis. Ich investierte damals fast mein ganzes Taschengeld in CDs und hörte praktisch in meiner ganzen Freizeit Musik.

Mary:
Wie kam es dann dazu, dass du selber angefangen hast Musik zu machen?

Pascal:
Je mehr ich mich mit Musik beschäftigte, desto drängender war auch der Wunsch, selber etwas zu machen. Man hört z. B. eine Platte, die einen begeistert, denkt sich dann aber Parts dazu oder ändert andere gedanklich ab. Allerdings hatte ich keine Ahnung, mit welchen Instrumenten diese Musik gemacht wird. Durch einen Zufallsfund in einer Bahnhofsbuchhandlung konnte ich meinen Horizont diesbezüglich erweitern. Die Zeitschrift „Keyboards“ verschaffte mir damals einen ersten Durchblick.

Mary:
Also Keyboards hat dich auf den Geschmack gebracht. Was war dann Deine erste Anschaffung?

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Pascal:
Meine ersten musikalischen Gehversuche machte ich mit einem Casio Keyboard und dem Computer meines Vaters. Ich hatte nur wenige Klänge zur Verfügung, die mir gefielen und arbeitete mit dem internen Sequencer des Keyboards. Im Prinzip eine virtuelle 4-Spur-Bandmaschine für MIDI-Noten und ein paar Begleitrhythmen von einem rudimentären PC Programm.

Mary:
Schließlich wurde aber sicher das Keyboard gegen einen Synthesizer ausgetauscht.

Pascal:
Ja. Mein erster selbst gekaufter Synthesizer war dann ein Quasimidi „The Raven“, den ich gleich nach Erscheinungsdatum orderte. Diesen rüstete ich später noch mit der MAX- Erweiterung auf. Im Laufe der Neunziger kamen auch noch ein paar weitere Geräte, wie ein Kawai K1, ein D110 und ein Roland U220 sowie ein kleines Boss Mischpult dazu. Ein Freund lieh mir ein Fatar Masterkeyboard und einen Atari Mega ST mit Notator. Die Stilrichtung, die ich damals umsetzten wollte, war Trance und Techno.

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Mary:
Nur Studio oder bist du mit Deinen Tracks auch auf die Bühne gegangen?

Pascal:
Zwischen 1997-1998 begann ich kleinere Live-Acts zusammenzustellen. Über gute Freunde bekam ich die Gelegenheit, auf regionalen Partys und in einer kleinen Disco zu spielen. Neben Techno begann ich mich damals auch für andere Musikrichtungen zu interessieren, z. B. in die Richtung Hip Hop. Aus dem damaligen Freundeskreis entstand auch ein erster professionellerer Gehversuch in Form eines kleinen Selbstverlages: Biohaus rec.

Mary:
Selbstverlag? Erzähl.

Pascal:
Wir veröffentlichten damals DJ Mix-Tapes, auf denen auch zahlreiche Eigenproduktionen waren. Die Verkaufswege waren damals neben Skateboardstores auch der Mzee Katalog. Wir hatten sogar einen Sponsor, den Skateboardhersteller „8-Miles high“, der einen Teil der Tape-Herstellung bezuschusste.

Mary:
Und hattet ihr damit Erfolg?

Pascal:
Die ersten Tapes verkauften sich noch ganz gut (wir produzierten in bescheidenen Stückzahlen zu einigen hundert), merkten aber mit dem Beginn der Internet-Ära und damit dem Ende der Tapedecks, dass bald Schluss sein würde. Immer weniger Leute besaßen Tapedecks. Wir wollten die Tracks aber von unserer Seite auch nicht auf CD veröffentlichen.

Mary:
Wie ging es für dich dann weiter?

Pascal:
Ebenfalls in dieser Zeit gründete ich mit ein paar Freunden das regionale Partyprojekt und Künstlernetzwerk „Tanzkultur“, das DJs und Produzenten aus der Region eine Plattform bieten sollte. Es ging darum, Kräfte und Know-how zu bündeln. Nicht nur bei der Organisation von Partys, sondern auch bei Produktion und Internetpräsenz. Die Partys boten mir natürlich auch Gelegenheit, live zu spielen. Heute ist Tanzkultur ein Label für elektronische Musik und wird von zwei sehr guten DJs betreut. Ich selber stieg 2005 in Freundschaft aus, weil ich mich anderen Projekten widmen wollte.

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Mary:
Danach sind deine verschiedenen Künstleridentitäten entstanden, richtig? In welcher Hinsicht unterscheiden sich diese?

Pascal:
Genau. Mein Alter Ego ist „Richard Sturm“ – sowohl als Produzentenname als auch für das Schreiben von Blogs. Als Richard Sturm trete ich zum Beispiel bei dem Projekt „Schön und Sturm“ in Erscheinung, bei dem ich mit dem DJ „Tom Schön“ zusammenarbeite. Stilrichtung ist Deephouse/House/Techno. Richard Sturm ist auch das Pseudonym, unter dem ich live spiele.

„The broken Silence“ ist der Name für ein EBM/Electro/Dance Projekt, das deutlich poppiger klingt. Als „The broken Silence“ habe ich von 2013 an einige Remixe für Künstler aus der EBM Szene gemacht sowie 2014 das erste Album des Projektes „Rising Shadows“ veröffentlicht (das Album gibt es auf iTunes und Amazon.de zum downloaden).

„Through the Shadows“. Unter diesem Pseudonym produziere ich ruhigere Sachen, die in erster Linie als Begleitung zu meinen Lyrik-Videos gedacht sind, die ich auf Youtube habe. Dabei kommen schwerpunktmäßig Klavier und Orchesterklänge zum Einsatz.

Mary:
Die Gedichte deiner Lyrik-Videos, die du gerade angesprochen hast, sind deine andere Leidenschaft, richtig? Du betreibst ja auch einen Blog mit Gedichten. Deine Lieder sind aber nur Instrumentals. Warum verbindest du deine Musik nicht mit Gesang?

Pascal:
Ich habe früher recht viel mit Gesang und Rap gearbeitet. Ich habe damals auch ein paar Zeilen dazu selbst geschrieben. Das war zu den Zeiten, als ich noch das Hip Hop Projekt hatte. Im Augenblick habe ich aber keine Sänger/innen in meinem direkten Umfeld und meine eigene Stimme reicht bestenfalls, um unter der Dusche zu trällern.

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Mary:
Welche Bedeutung haben die Titel deiner Tracks?

Pascal:
Das kommt aufs Projekt an. Bei „Schön und Sturm“ machen wir, nachdem die Titel fertig sind, ein kurzes Brainstorming und nehmen meist die erstbeste Assoziation.
Bei „The broken Silence“ produziere ich gerne an einem thematischen Leitfaden entlang. So ist das Album „Rising Shadows“ eine Homage an alte Vampirfilme – die Titel geben dies dementsprechend wieder.
Bei „Through the Shadows“ haben die Titel meist einen klaren Bezug zum Text, der im Video präsentiert wird. Ich habe z. B. das Video „Der Alte vom Berg“ auf Youtube. Der Text, der in dem Video präsentiert wird, behandelt thematisch das „Hávamál“, also die mystischen Texte der Edda. „Der Alte vom Berg“ ist diesbezüglich einer der Beinamen des Gottes Odin.

Mary:
Wie gehst du vor, wenn Du einen neuen Track komponierst?

Pascal:
Ich beginne im Prinzip immer damit, ein paar Patterns einzuspielen und damit zu jammen. Wenn das Rhythmusfundament, Bass und die Melodielinie für mich feststehen, spiele ich recht zielgerichtet einige Variationen dazu und nehme eine ganze Menge weiterer Begleitspuren auf. Danach ordne bzw. lösche ich das eingespielte Material. Dann mache ich mir Gedanken um die Struktur und den Ablauf des Arrangements. Typischerweise arbeite ich entweder mit Ableton Live oder beginne an der Akai MPC4000, je nach Tagesform und Projekt.

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Mary:
Wie lange dauert es dann, bis ein Track fertig produziert ist?

Pascal: 
Meistens brauche ich 1-2 Studiosessions für das Einspielen und Arrangieren eines Tracks und 1-2 weitere für das Nachbearbeiten und den Feinschliff. Einige Sachen sind auch innerhalb eines Tages fertig. Ich bin nicht der Typ, der monatelang an einer Idee feilt, sondern arbeite lieber zielgerichtet. Wenn ich eine Kernidee habe, arbeite ich diese zügig aus.

Mary:
Und diese Tracks nimmst du in deinem eigenen Studio auf? Erzähl uns ein bisschen davon.

Pascal:
Das Studio teile ich mir mit meinem Bruder. Mit dem Studio haben wir uns im Prinzip unseren Jugendtraum erfüllt. Es befindet sich gegenüber meines Wohnhauses in einer 50 qm großen Wohnung. Es gibt einen DJ-Bereich, in dem die Schallplatten und das Set meines Bruders stehen. Ein kleiner Arbeitsbereich mit Mischpult, Macbook und Masterkeyboard und den großen Arbeitsbereich, in dem die ganze Hardware und der iMac steht, in dem ich hauptsächlich arbeite.

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Mary:
Hast du einen Lieblings-Synthesizer?

Pascal:
Meine favorisierten Geräte wechseln öfter, je nachdem, mit was ich gerade arbeite. Ich denke aber, dass ich den Waldorf Q klangmäßig am liebsten mag, dicht gefolgt vom Korg Radias, weil man mit dem so flexibel arbeiten kann.

Mary:
Na dann vielen Dank für dieses Interview und wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg mit Deiner Musik!!!

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Equipmentliste:

Hardware:
Radical Technologies: Spectralis II
Roland: Super JV-2080
Roland: U-220
Roland: MC-505
Roland MC-909
Korg: Prophecy
Korg: MS-2000
Korg: Microkorg
Korg: Radias
Korg: Micro X
Korg: Monotron
M-Audio: Venom
Emu: Planet Phatt
Emu: Xtremlead
Waldorf: Q Rack
Yamaha: TG-33
Yamaha: AN1x
Yamaha QY-700
Novation: Bassstation Keyboard
Novation Supernova
Alesis Quadrasynth S4 Rack
Boss VT1
Roland VT3
Yamaha Tenori on orange
Yamaha FB01

Sampler:
Akai: MPC-4000
Korg Microsampler

Software:
Ableton Live 9 Suite
Native Instruments Maschine
Native Instruments Komplete 10 Ultimate
Native Instruments Kore 2
Arturia V-Collection4

Controller, Masterkeyboards und FX
Native Instruments Kontrol S61
Akai: APC40
Ableton: Push
Korg:Kaos Pad 2
Jomox T-Resonator
TC Electronics:Trippel C (2x)
Yamaha GC2020c
Digitech: Studioquad
Yamaha: 03d
Roland M160
Behringer Eurodesk 32
Mackie 16/20 FW
Doepfer: Schaltwerk
Quasimidi: Cyber 6
Terratech: Area 61
M-Audio Microtrack II
1 Paar Tannoy Reveal (erste Generation, passiv)
1 Paar Tannoy Reveal (erste Generation aktiv)
Roland DM2100 Monitorsystem

1 Macbook pro
1 27 Zoll iMac Quad Core

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Beim lesen kam mir vieles ziemlich bekannt vor. Auch bei mir war es so, dass ich meine ersten Kenntnisse über Synthies aus der Keyboards hatte (Ausgabe 03/96 war meine erste – Ebenfalls am Bahnhof gekauft), auch ich wollte einen Raven, den ich aber nie bekam und fing ebenfalls mit dem Atari ST an.. und noch ein paar andere Dinge. Den Rest kann man aber dann bei mir lesen :) Dein Studio ist allerdings eindeutig schicker, als mein ‚virtuelles Studio‘ :D

    • Profilbild
      richard AHU

      Hallo Marius, ja heutzutage ist es gar nicht mehr vorstellbar wie es war ohne Internet und Google. Anfang der neunziger waren Synthesizer „Spezial Intrest´s“ hier regional, auf der Provinz, war die „Keyboards“ erst ab 94/95 regelmäßig zu bekommen.
      Vieles was ich hier im Studio stehen habe ist im Priziep „Liebhaberei“, Dinge mit denen ich mich gerne umgebe. Zum reinen Produzieren würde mir heutzutage auch ein virituelles Studio +/- 2 bis 3 Hardware Synthies reichen

    • Profilbild
      richard AHU

      @arnimhandschlag Hallo, danke dir. Ja für das Equipment waren auch manche Entbehrungen auf anderer Seite von Nöten. Aber man lernt Prioritäten zu setzten wenn man mit Hardware anfängt/anfangen muss ;-)

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