Korpusformen und E-Gitarren-Typen
Für Neulinge unter den E-Gitarristen, stellen sich immer zwei entscheidende Fragen:
- Welche verschiedenen Typen von E-Gitarren gibt es eigentlich
- Und was hat es mit den verschiedenen Bauformen der E-Gitarren auf sich.
Wir haben darüber hinaus bereits versucht euch so einfach wie möglich grundlegende Fragen zu beantworten:
- Was ist die beste E-Gitarre für Einsteiger?
- Was für E-Gitarren und Gitarrentypen gibt es?
- Wieviel kostet eine E-Gitarre?
- Was sind die einzelnen Gitarrenmarken und was ist ihre Geschichte?
- Kann man Gitarre ohne Verstärker spielen?
- Seriöser Ratgeber: Gitarre lernen für Anfänger und Einsteiger
Wir gehen auf die Frage nach Gitarrentypen und Bauformen in der folgenden Übersicht ganz grundlegend ein und hoffen damit Antworten liefern zu können. Wer dennoch Fragen zum Thema hat, möge diese bitte über die Kommentarfunktion an uns richten.
Viel Spaß, Eure Gitarren-Redaktion
Stratocaster E-Gitarre
Tataaa, Platz für die wohl erfolgreichste E-Gitarre der Welt! Keine Gitarre hat in Sachen Formgebung so viele Kopisten auf den Plan gerufen wie das 1954 von Fender eingeführte Modell und ich wage zu behaupten, dies wird auf ewig so bleiben. In Sachen Ergonomie und Ästhetik kann diesem Instrument wahrlich niemand das Wasser reichen, in Sachen Flexibilität ebenfalls. Durch die ursprünglich verbauten Singlecoil-Tonabnehmer fühlt sich die Gitarre im Heavy-Bereich nicht zu Hause (siehe auch Powerstrat), ist dafür aber in allen Gain-reduzierten Gefilden eindeutig Marktführer.
Streng genommen gilt für einen Berufsmusiker bis heute die Ägide, eine Strat und eine Paula, fertig, mehr braucht man nicht. Vorsicht, auch wenn es stimmt, diesen Satz NIEMALS gegenüber einem Gitarristen erwähnen, ein Monolog von mind. 20 Minuten wird die Folge sein. Einen direkten Vergleich zu ihrem ewigen Widersacher findet ihr übrigens HIER.
Telecaster E-Gitarre
DIE Revolution im E-Gitarrenbau schlechthin! Allein die Aufzählung aller Neuerungen, die Leo Fender mit diesem Instrument gegenüber den damals angesagte Archtops an den Tag legte, würde ein separates Special erfordern, daher verweise ich auf diese sehr schöne Zusammenfassung aller Besonderheiten der ersten Serien-E-Gitarre der Welt.
In ihrer Grundversion steht sie für den Inbegriff des sagenumwobenen „Twäng“, eine stets sehr subjektiv empfundene und individuell bewertete Beschreibung für die tonale Fusion von Perkussivität, Klangformung und Durchsetzungsvermögen. Die „Tele“ ist aufgrund ihres glockenklaren Klangs nach wie vor die #1 im Bereich der Country-Musik und reicht hinüber bis in Classic-Rock Bereiche eines Bruce Springsteen. Natürlich kann man das Instrument durch das Tauschen der Tonabnehmer auch in höhere Gain-Gefilde führen, Hard ’n’ Heavy hingegen gleicht einer Vergewaltigung des Instruments!
Semiakustik Gitarren
Streng genommen müsste man hier noch einmal in die Archtop Abteilung („dicke Berta“), bei der der Korpus völlig hohl ist und der ES-Varianten (Electric Spanish), bei der ein massiver Sustainblock als Verlängerung des Halses in der Gitarre verleimt ist, unterschieden werden. Beide E-Gitarren Typen liefern einen weicheren, wärmeren Ton als Solidbody E-Gitarren, klingen aber immer noch nach einer E-Gitarre und haben nichts mit einer rein akustischen Gitarre gemeinsam.
Ihre Einsatzgebiete sind primär die mannigfaltigen Unterordnungen des Jazz, wobei es die ES Varianten auch gerne in den Rock ’n’ Roll (z. B. Chuck Berry) oder auch Poprock (z. B. Foo Fighters) geschafft haben.
Les Paul E-Gitarren
Auch über die Paula sind bereits unzählige Abhandlungen über ihren Entstehungsweg verfasst worden, die sich hier nicht einmal anreißen lassen. Als mittlerweile eine der beiden berühmtesten E-Gitarren Typen der Welt erblickte sie als Gibsons verzweifelte Schnellschussantwort auf den übermächtigen Erfolg der Telecaster ebenfalls 1952 das Licht der Welt und strotzte nur so vor Fehlkonstruktionen, die aber im Laufe der Jahre korrigiert wurden und sie mit den Standard-Modellen von 1958 – 1960 zu den gesuchtesten E-Gitarren der Welt mutieren lassen sollten.
Die unter Zuhilfenahme von Endorser Les Paul entworfene Gitarre verband seiner Zeit den handwerklichen Ansatz von Gibson mit den Neuerungen von Fender und ist bis zum heutigen Tag einer der beiden Aushängeschilder des E-Gitarrenbaus. Die Paula lässt sich prinzipiell in allen Musikrichtungen einsetzen, wenngleich perkussive, ultra-cleane Ansätze wie Funk oder Country nicht ihrem Naturell entsprechen. Dafür ist ihr Mahagoni-mittenlastiger Sound vom Blues über AOR bis hin zum Metal ein fester Bestandteil der Musikszene, zumal sich ihre kurze Mensur etwas leichter spielen lässt als die durchweg lange Mensur aus dem Hause Fender.
Diverse Korpus-Formen von E-Gitarren
Gibson SG E-Gitarre
Gibsons Antwort auf die rückläufigen Verkaufszahlen Anfang der Sechziger und DAS AC/DC Aushängeschild schlechthin, wobei Angus Young laut eigenen Worten die SG nur deshalb gewählt hat, da ihm die Paula zu schwer war, was auch gleichzeitig eines der Hauptargumente für dieses Instrument darstellt. Die Gibson SG vereint in der Tat zu einem großen Teil die klanglichen Vorzüge einer Paula mit einem vergleichsweise geringen Gewicht, zumal die Paulas je nach Baujahr bis zu 5 kg auf die Waage bringen konnten.
Knapp zwei Jahre lang lief die SG ab 1961 unter dem Namen Les Paul, was Lester Polfus allerdings überhaupt nicht gefiel, da seine Trademarks seiner Meinung nach nicht mehr vorhanden wären. Da der Deal mit Les Paul Anfang der Sechziger auslief (böse Zungen behaupten, er wollte eine Umbenennung der Gitarre, da er so Lizenzen einsparen konnte, die er aufgrund der Scheidung von seiner Frau Mary Ford sonst hätte teilen müssen), wurde das Instrument einfach in „Solid Guitar“, sprich SG umbenannt, eine Bezeichnung, die uninspirierter nicht hätte sein können.
Flying V E-Gitarren-Form
Die radikalste Form unter den E-Gitarren Typen, zusammen mit der Explorer im Jahr 1958 entworfen, ebenfalls ein wirtschaftlicher Fehlschuss und ebenfalls durch die Metal-Szene durchgefüttert und zu neuer Pracht emporgehoben. Böse Zungen behaupten, die Form sei maßgeblich vom aufkeimenden Kalten Krieg beeinflusst worden.
Wie auch die Explorer wurde diese Form von vielen Protagonisten der Heavy-Szene aufgegriffen und weiter geführt, sei es Hamer, Jackson, Ibanez oder B.C. Rich.
Jazzmaster E-Gitarrenform
Wenn aus einem Misserfolg ein Kultobjekt wird: die Jazzmaster ist inzwischen vieles, aber die Neuerfindung der Stratocaster, wie Leo Fender es ursprünglich im Sinn hatte, ist das gute Stück sicher nicht. Stattdessen handelt es sich um die Kultgitarre schlechthin im Indie, Grunge, Alternative Rock und urbanen Stilen. Traditionell mit zwei Spiel-Circuits ausgestattet, erlaubt die Jazzmaster eine Vielzahl an ausgefallenen, rostigen oder auch harschen Sounds.
Power Strat E-Gitarrenform
Die „Stratocaster on Steroids“ hat wie viele andere E-Gitarren Typen ihren Ursprung in den Achtzigern, als alles, was auch nur im Entferntesten mit Les Paul zu tun hatte, als uncool und altbacken angesehen wurde. Stattdessen kam es in Sachen Lackierung teilweise zu Geschmacksverirrungen, die an Peinlichkeit und Hässlichkeit nicht zu unterbieten waren. Die großen Aushängeschilder seiner Zeit kamen aus den USA und hörten auf den Namen Kramer, Charvel, Schecter oder Jackson, bis Ibanez mit der RG-Serie ein Modell erschuf, das bis heute Bestand hat und ungemein populär ist.
Allgemein bedienen sich Powerstrats der groben Fender Formgebung, blasen aber gerade in Sachen Pickups den Ausgangspegel deutlich auf. Alle Powerstrats besitzen einen Humbucker in der Stegposition, gerne auch in aktiver Form mittels EMG oder neuerdings Fishman-Pickups.
Also ich liebe meine Hoyer Flying V (Baujahr 72/74).
Sie lässt sich super spielen und der Sound ist Einmalig. Bei einem Gig hat sie den liebevollen Namen „Die Hure“ bekommen, weil die so dreckig klingt.
Da aber einiges an der Dame zu machen ist, muss sie zum Gitarren-Doktor. Bis das erledigt ist, spiele ich solange an meiner ESP Ltd Viper.
Die Haribo-Wackengitarre darf nicht fehlen.