Alles nur Gerüchte? Das macht doch keinen Sinn!
Nachdem DJ TechTools gestern berichtete, dass die Traktor-Sparte von Native Instruments möglicherweise zum Verkauf steht und dass sogar vielleicht möglicherweise das britische Unternehmen Allen & Heath daran Interesse haben könnte, wurden schon so einige Gerüchte anständig durchgekocht.
DJ Techtools bezieht sich auf nicht genannte verschiedene Quellen mit „Informationen über den Deal“, die bezeugen, dass Vertreter von Allen & Heath in den vergangenen Monaten bei Native Instruments in Berlin gewesen sein sollen, um den Deal zu erarbeiten.
Bestätigt ist also nichts, verweisen wir hinsichtlich der Information des Verkaufes mal auf die Quellen von DJ TechTools und stellen Fragen.
Die Grundfragen werden ja sicher sein: Warum sollte NI die Traktor Sparte verkaufen? Und, wie sollte Allen & Heath an dieser Interesse haben?
Nun, um ehrlich zu sein, die goldenen Zeiten von Traktor DJ als Marktführer im DJ-Software-Bereich sind vorbei. Und, um ehrlich zu sein, nicht erst seit gestern. Es mag hart klingen, aber es wirkte teils so, als würde man sich im Hause Native Instruments anstrengen, Kunden zu verlieren. Trotz Controllern wie dem NI Kontrol S2 oder SA4 MKII.
In den letzten Jahren gab es keine Neuheiten, die den Markt revolutioniert haben. Traktor Pro 3 ist am Start, aber so wirklich halt doch nicht. Die neue Software, auf die alle gewartet haben, mit neuem Code, ist dann bisher doch nur der alte Code im neuen Gewand.
Nach STEMS folgte hinsichtlich von neuen Funktionen eigentlich nicht mehr viel bis nichts und STEMS war zwar von der Idee gut, durchgesetzt hat es sich aber nicht. Wo auch, das Angebot an STEM-Files traf offenbar nicht die Nutzer im Ausmaß wie notwendig und generell war diese Funktion ja nur eine Funktion für eine bestimmte Sparte an DJs.
Aus den Clubs die Controller von Native Instruments derweil verschwunden, dort steht Pioneer DJ mit Playern, die es als Controller oder standalone DJ-System auch für zuhause in kleiner und günstiger gibt, mit gleicher Software im Hintergrund und gleichem Gefühl. Die Traktor-Controller sind da schlicht überflüssig geworden. Wer aber plant irgendwann einmal im Club aufzulegen, der wird auch daheim bei einem Pioneer DJ Gerät zuschlagen und Rekordbox DJ nutzen, statt Traktor DJ Pro.
Die Fraktion der Hip-Hop DJs schwört auf Serato und klar, dann gibt es noch die Hardliner, die die Dubfire, Richie Hawtin oder Chris Liebing Hybrids-Set spielen und Traktor laufen haben.
Was bleibt sind Mobil-DJs, Veranstaltungs-DJ, Hobby DJs. Aber auch diese nutzen vermehrt Rekordbox DJ. Verständlicherweise, denn die Menge an Updates mit neuen Funktionen bei Rekordbox war im vergangenen Jahr größer als bei Traktor in den letzten 5. Gerade jetzt erst kam mit Rekordbox 6 eine komplett neue Software auf den Markt. Pioneer DJ presst da massiv nach vorne, Native Instruments verstummt zunehmend.
Alternativ gibt es zudem ja auch noch Virtual DJ und co und gerade Virtual DJ ist aufgrund des Browsers oder der Video-Funktionen sehr beliebt. Dazu die frisch veröffentliche Funktion von Track-Separierung in Einzelspuren in Echtzeit? Tschüss NI STEMS!
Und passenderweise hat ja nun gerade Denon DJ angekündigt, dass die Prime-Produkte auch Virtual DJ kompatibel sind.
Es hat sich einiges getan auf dem Markt der DJ-Softwares…Native Instruments ist gefühlt seit Jahren aber nicht mehr Teil davon.
Ob man das im Hause Native Instruments ebenso sieht? Vielleicht, auf jeden Fall liegt ja offenbar kein Fokus mehr auf der Software-Entwicklung und wie man gehört hat, sind so einige geplante Produkte wie ein Nachfolger des Z2-Battlemixers nie auf den Markt gekommen, obwohl schon entwickelt. Ja, es könnte sein, dass NI sich mehr auf den Bereich Musikproduktion konzentrieren möchte und die Traktor-Sparte abgeben wird. Nur, wer soll es kaufen?
Nun, da kommt Allen & Heath ins Spiel. Die Idee ist gar nicht abwegig, denn die beiden Firmen kooperieren ja eigentlich schon seit der Einmischung von Richie Hawtin in die Entwicklung des XONE:92 miteinander und DJ-Controller oder DJ-Controller-Mixer wie der XONE:4D / 3D / 2D / 1D, der XONE:DX oder der XONE:K2 waren ja primär auf Native Instruments Traktor DJ-Software ausgelegt. Was ist geblieben? Am Ende nur der K2, der in dem ein oder anderen Hybrid-Set noch zu finden ist, für den klassischen DJ aber komplett uninteressant ist.
Reicht das aber aus? Um ehrlich zu sein, die letzten DJs, die ein Hybrid- oder Live-Set spielen und dabei auf Traktor DJ vertrauen, für diese wird es sich nicht lohnen diese Software zu erwerben und am Leben zu erhalten. Das muss mehr kommen.
Vielleicht hat Allen & Heath genau das vor, vielleicht möchte die Firma auch im Controller-Bereich wieder mehr bieten können. Das aber würde mich verwundern, denn Allen & Heath, schon rein geschichtlich, hat das Augenmerk auf Mischpulten und damit auch auf DJ-Mixer, nicht aber Controller. Es ist ja nicht so, als hätte man in den letzten Jahren nicht schon in Zusammenarbeit mit Traktor etwas Neues bringen können. Dass Allen & Heath neben der Software auch die Hardware-Linie übernimmt sehe ich ganz und gar nicht. Jeder, der mal ein A&H Produkt und ein NI-Produkt aufgeschraubt hat wird wissen wieso. Allen & Heath, entschuldigt, produziert auf einem anderen Qualitäts-Level und mit anderen Qualitäts- und Verarbeitungs-Standards. Und das meine ich, auch wenn es hart klingt, genau so wie ich es sage. Während man bei NI bei einem Defekt nicht einmal weiß, was für Potis verbaut sind, baut A&H seine Produkte so, dass man diesen schnellstmöglich und leicht wechseln kann.
Was also kommt? Wenn es sich finanziell für Allen & Heath lohnen soll, wird da mehr kommen müssen, mehr als der XONE:K2, der nach wie vor auf dem Markt ist. Vielleicht der große Angriff? Der zweite Club-Standard geht mit Traktor als dann hauseigene DJ-Software ins Rennen und baut ein Imperium auf mit eigenen Controllern und Mixern? Mit den genannten Modellen hat Allen & Heath bewiesen, dass sie das für Traktor können.
Für Nutzer von Traktor DJ kann ein Verkauf natürlich Vorteile mit sich bringen. Die Weiterentwicklung der Software scheint ja im Hause NI in den Hintergrund gerückt zu sein, man könnte auch annehmen, dass ein großer Teil der rund 200 Entlassungen zu Ende letztens Jahres und die entsprechende Umstrukturierung zu einem großen Teil in den Büros der Traktor-Sparte sich ausgewirkt hat.
Vielleicht aber geht es auch gar nicht um einen Kauf-Deal? Sondern um eine neue Zusammenarbeit für eine neue Produkt-Linie? Die Möglichkeit besteht – so solide aber wie das Sortiment von NI im Hardware-Bereich aber ist mit S2 und S4 MKII, dem S8 oder dem Z2, ich wüsste nicht, was Allen & Heath bringen könnte, was NI nicht selbst entwickeln könnte…außer vielleicht einen Z2-Nachfolger?
Wie lange gibt es Traktor 2 schon? Die 3 war ja allerhöchstens ein Facelift, insofern hat man sich da 10 Jahre drauf ausgeruht und nichts gemacht. A&H könnten da was schönes draus machen.
@4finger Frag mich was leichteres…aber Ewigkeiten..und nach wie vor sind wir ja eigentlich auf 2….sieht nur anders aus und heißt 3, ist aber noch der selbe Code.
Da hätte man schon sehr viel früher mal mit A&H zusammen arbeiten können finde ich…
Von NI kommt doch nichts neues. Die Maschine Produktpflege ist auch vorbei. Wie alt ist Maschine 2? Komplete habe ich seit V10 auch nicht mehr upgedatet. Hab das Gefühl das es mit NI langsam zu Ende geht. Hab noch nen Xone 4D hier stehen, die Qualität ist bombe.
Ich habe auch das Gefühl das es mit NI nicht mehr so richtig weiter geht. Für mich als Gitarrist, Keyboarder und Besitzer von komplett (immer noch 10) geht schon lange nichts mehr gross vorwärts. Guitarrig ist seit Jahren ohne Upgrades, war einst eine geniale Software incl. Board. Inzwischen hoffnungslos veraltet, offensichtlich ohne jegliches Interesse von Seiten NI. Auch keine grösseren Sprünge mehr im Synthesizer Bereich. Gut, dachte ich mir die legen den Schwerpunkt nicht mehr auf Gitarre oder Synthies sondern auf DJ,s. Nun lese ich hier mit Staunen das auch dort offensichtlich nichts mehr vorwärts geht. Schade drum, ich war eigentlich ein überzeugter NI Software Nutzer
@AMOS omb Witzig, in meinen Augen liegt der Bereich von NI schon lange primär auf Studio/Produktionssoftware und Libraries…im DJ-Bereich ist noch ein wenig passiert, aber auch nichts weltbewegendes um ehrlich zu sein. Die MKIII-Version einen DJ-Controllers ist sicher ein Fortschriftt, aber wegweisend ist das nicht..
@Bolle / Johann Boll Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. NI zielt schon seit Jahren an Musikern UND DJs vorbei.
Mit NI geht‘s mMn. auch höchstens seitwärts. Dachte als nicht DJ immer, die machen halt Traktor, scheint aber nicht die richtige Einschätzung gewesen zu sein.
@Tai Die Schwierigkeit die NI hat ist halt, dass sie sowohl Software als auch Hardware entwickeln. Und der Rest der Industrie nicht schläft. Die Mitbewerber haben NI teilweise überholt und bieten teilweise bessere Ökosysteme an. Für mich sieht es so aus als ob man sich bei NI verzettelt hat und mehr oder minder Opfer des eigenen Erfolges ist, weil die Strategie nicht sonderlich durchdacht wurde. Da die Führungsspitze Halver und Galic grade an die nächste Generation übergeben hat muss man einfach mal gucken, was passiert. Baustellen hat NI genug.
@TobyB Wie heißt es so schön…. „der Fisch stinkt vom Kopf“.
So sehe ich das auch. Dier neue Führung muss das Unternehmen neu ausrichten und dann muss wieder das getan werden, was früher getan wurde: Geile Sachen entwickeln und den Markt pushen. Die letzte Zeit wurde noch mitgespielt und das auch nicht besonders erfolgreich leider.
Es wäre extrem schade um NI, wenn das Unternehmen damit in Schlagseite gerät, denn ich finde das Unternehmen sehr sympathisch aufgrund der Vergangenheit und dem, was sie geleistet habeni vielen Bereichen.
@Bolle / Johann Boll Unterschreibe ich. Der Punkt bei NI war und ist seit 3 Jahren, dass man nicht in die Gänge kommt. Siehe diese Meldung https://bit.ly/3jaC7Tp von 2017. Das Halver und Galic in den Aufsichtsrat wechseln ist ein Move. Die Richtung wird sich zeigen. Die neue Doppelspitze hat jetzt erstmal drei Jahre Restrukturierung aufzuholen und muss den Anschluss finden. Das dürfte eine ziemliche Herausforderung sein. Zumal da einiges wieder grade zu ziehen ist. Die Geschichte mit Mitarbeiterzufriedenheit und Betriebsratsgründung. Produktpalette, Kundenbindung Kundenzufriedenheit, Rentibilität. Ich drück mal die Daumen!
Das schlimme ist, das unter dem Kopf immer Mitarbeiter leiden.
https://bit.ly/2YvFs7A und https://bit.ly/34uI1KT .
Positiv eingestellte und motivierte Mitarbeiter sind das Kapital einer Firma. Und dementsprechend verantwortungsvoll geht man damit um. Ganz einfach. Wenn man das als Führungskraft nicht leisten kann oder kein Bock auf Vorbildfunktion hat, sollte sich ein anders Tätigkeitsfeld suchen.
Auf musicradar gibts einen Artikel über den Rücktritt beider CEO´s von Native Instruments.
https://www.musicradar.com/news/native-instruments-co-founder-and-president-step-down-to-make-way-for-a-new-generation-of-leadership
Also es wird nicht von Rücktritt gesprochen, sondern Platz geschaffen für eine neue Generation. Außerdem war das letzte Jahr das erfolgreichste in der Firmengeschichte, aber wenn man viel Personal entlässt und einen Sale nach dem nächsten macht ist das auch nicht schwer.
Bin echt gespannt wie es weiter geht. Komplete auf Mac wird mit Apple Silicon auch spannend. NI müsste alle Plugins auf VST3 bringen und für ARM ready machen. Die meisten Plugins haben keine GUI Skalierung. Das ist eine Menge arbeit. Finde es echt sehr traurig, gerade für die Mitarbeiter.
@don_looney Traurig für die ganze Firma eigentlich ja. Seit langem sehe ich nicht, wo es hingeht mit NI…Ich hoffe, dass dort jetzt mal ein wenig Zukunft geschrieben wird und motivierte Mitarbeiter wieder eingebunden werden können..
Denke das es sich hier um leere Gerüchte handelt. Ein Beweis dafür ist der Job-Advert der gestern online ging:
https://www.native-instruments.com/en/career-center/career/4899235002