Analysieren, schneiden, reparieren!
In den letzten Jahren hat der Funktionsumfang von DAWs ungemein zugenommen, so dass sich viele User die Anschaffung eines separaten Audio-Editors sparen. Schneiden und normalisieren funktioniert innerhalb der DAW ohne Probleme, doch spätestens wenn es um detailliertere Aufgaben oder gar Reparaturen von Audiodateien geht, kann ein Audio-Editor hilfreich sein. Fließend ist der Übergang zur kompletten Mastering-Suite, d. h. wer seinen Track oder ein Album am Ende finalisieren und mehreren Songs einen identischen Touch geben möchte, bekommt mit einem externen Audio-Editor ein hilfreiches Tool an die Hand.
Auch für Podcaster, Vlogger & Co. bieten sich solche Editoren an, vor allem wenn sie auf solche Einsatzgebiete und die zugehörigen Aufgaben fokussiert sind. So hat Steinberg seine allseits bekannte Software Wavelab kürzlich in der Wavelab Cast Version vorgestellt. Infos dazu findet ihr hier.
Doch fangen wir ganz von vorne an und widmen uns der Frage:
Was ist ein Audio-Editor?
Ein Audio-Editor dient grundsätzlich zur Bearbeitung von Audio-Material. Dies beinhaltet das Analysieren, Schneiden, Normalisieren, Anpassen, Konvertieren, Restaurieren und Reparieren etc. von Aufnahmen jeglicher Art. In der Regel unterstützen die Editoren eine Vielzahl von Formaten, so dass neben den klassischen WAV-, AIF- und MP3-Dateien zum Teil auch Metadaten genutzt und Surround-Formate unterstützt werden.
Der Funktionsumfang der Audio-Editoren reicht dabei von den o. g. Basisfunktionen bis hin zur kompletten Mastering-Suite. Viele Editoren bieten die Möglichkeit, Plug-ins von Drittherstellern einzubinden, so dass die Bearbeitung mit zusätzlichen Tools möglich ist und dem Ganzen keine Grenze gesetzt werden.
Spezialisten wie iZotopes RX-Software können dazu behilflich sein, wenn Audiodateien repariert bzw. restauriert werden müssen. Klicks, Plopps, Artefakte oder unschöne Geräusche bei Sprachaufnahmen lassen sich hiermit im Handumdrehen entfernen. Dabei ist es sogar möglich, wiederkehrende Bearbeitungsschritte zu kombinieren und bspw. einen kompletten Ordner mit Dateien automatisch mit einer vorher festgelegten Reihe von Aufgaben und Schritten zu bearbeiten. Vor allem im professionellen Umfeld spart das Zeit und Nerven.
Im Folgenden haben wir euch mehrere Audio-Editoren zusammengestellt. Von Freeware bis hin zu Software-Lösungen, die eine Investition von hohen dreistelligen Euro Beträgen erfordern, ist hier alles dabei. Fließend ist der Übergang zwischen reinen Audio-Editoren, die die Basisfunktionen ermöglichen und Editoren, die das komplette Mastering von Tracks und Alben übernehmen können.
Wie ihr sehen werdet, bieten die Hersteller oftmals zwei oder drei unterschiedliche Versionen ihrer Software an, die sich hinsichtlich der unterstützten Features unterscheiden. Dazu gibt es von den meisten Editoren kostenlose Demoversionen. Viel Spaß beim Stöbern und Ausprobieren.
Acon Digital Acoustica
Den Hersteller Acon Digital kennen einige Leser möglicherweise von den kostenlos erhältlichen Hall- und Chorus-Plug-ins Verberate Basic und Multiply. Mit Acoustica hat die Firma aber auch einen Audio-Editor im Programm, der eine unkomplizierte Bearbeitung von Samples und Audiofiles sowie das Erstellen von Mixen und Mastering-Funktionen bietet. Bereits die Standard-Version, die für 59,- Euro erhältlich ist, bietet vielfältige Funktionen.
Die Premium-Version verfügt zusätzlich über Retuschieralgorithmen und Mehrkanal-Unterstützung bis zu 7.1-Surround-Ton. Dabei ist ein großes Plug-in-Paket enthalten. Hier eine Übersicht dazu:
- Mastering Suite (bestehend aus Equalize 2, Dynamics, Multiband Dynamics, Limit und Dither)
- Verberate 2, Hall-Plug-in
- Restoration Suite 2 mit vier Plug-ins zur Audiorestauration (DeNoise 2, DeHum 2, DeClick 2 und DeClip 2)
- Extract:Dialogue reduziert automatisch Hintergrundgeräusche in Sprachaufnahmen
- DeWind:Dialogue reduziert automatisch Windgeräusche in Sprachaufnahmen
- DeRustle:Dialogue reduziert automatisch Kleiderrascheln und Mikrofonrumpeln in Lavalier-Mikrofonaufnahmen
- DeBuzz:Dialogue reduziert automatisch Surren und Brummen von Neonröhren, Netzbrummen und Funkstrecken in Sprachaufnahmen
- Transfer (AAX Plug-in das den Austausch zwischen Pro Tools und Acoustica ermöglicht)
- Herstellerseite Acon Digital
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Preis: 59,- Euro (Standard), 195,- Euro (Premium)
- Musikhaus Thomann Produktseite Acoustica 7 Standard
- Musikhaus Thomann Produktseite Acoustica 7 Premium
Adobe Audition
Wie mittlerweile das komplette Software-Portfolio von Adobe, wird der Audio-Editor Audition, der unter macOS und Windows eingesetzt werden kann, nur als Abonnement angeboten. Der Preis beträgt 23,79 Euro monatlich. Hierfür bekommt man einen sehr guten Editor, der zusätzlich zu den Basisfunktionen eines Editors auch eine enge Verzahnung zu Adobes Video-Software bietet und mit einem Soundpool mit über 12.000 Soundeffekten ausgestattet ist.
- Herstellerseite Adobe Audition
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Preis: 23,79 Euro (monatlicher Abonnement-Preis)
Audacity
Bei Audacity handelt es sich um einen Editor, der auf allen drei großen Plattformen Mac, Windows und Linux eingesetzt werden kann und als Open-Source-Projekt kostenlos genutzt werden darf.
Die Software bietet alle grundlegenden Funktionen für die Bearbeitung von Audiomaterial und kann über die VST-Schnittstelle sogar über Plug-ins von Drittherstellern aufgebessert werden. Die Optik ist zwar nicht mehr ganz uptodate, das tut den Funktionen aber keinen Abbruch. Für alle, die auf der Suche nach einem Freeware-Editor sind, auf alle Fälle ein genaueren Blick wert. Weitere Freeware Software (Plug-ins, Meter, Effekte, Tools, Analyzer & Co.) findet ihr übrigens in unseren beiden großen Freeware-Übersichten:
- Herstellerseite Audacity
- Betriebssystem: Windows, macOS, Linux
- Preis: kostenlos
Audiotool Probe
Gänzlich auf einem Webbrowser basierend, bietet Audiotool mit Probe einen unkomplizierten Audio-Editor, der über die Basisfunktionen für die Bearbeitung von Audiomaterial verfügt. Schneiden, ein- und ausfaden, Lautstärke anpassen – all das funktioniert mit Probe unglaublich einfach und schnell. Dass der Editor von jedem Computer aus aufgerufen werden kann, ist ein weiterer Pluspunkt.
- Herstellerseite Audiotool
- Betriebssystem: Windows, macOS, Linux (Webbrowser-basierend)
- Web Editor Probe
- Preis: kostenlos
Hit’n’Mix Infinity
Wer auf Infinity von Hit’n’Mix setzt, holt sich nicht nur einen Audio-Editor für die Anpassung der Lautstärke, das Schneiden von Audiodateien und deren Restauration auf den Mac – nur hier ist Infinity nämlich einsetzbar. Auch für Effektsounds – und da speziell für Vocal-Aufnahmen – lässt sich die Software heranziehen, wie im folgenden Video zu hören ist:
https://youtu.be/_n59HG-UT4o
- Herstellerseite Hit’n’Mix
- Betriebssystem: Windows, macOS
- News: Hit’n’Mix Infinity 4.5
- Preis: 339,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Hit’n’Mix Infinity
Internet Music Soft Sound it!
Für macOS und Windows bietet Internet Music Soft seinen Audio-Editor Sound it! an. Audiodateien mit bis zu 768 kHz lassen sich hiermit bearbeiten, auch DSD-Dateien werden unterstützt.
Eine Übersicht dazu:
- Stereoeditor mit nativer DSD-Unterstützung
- Aufnahme und Wiedergabe von DSD-Dateien
- Verarbeitung von Audiodateien bis zu 768 kHz / 32 Bit
- zeitgesteuerte Langzeitaufnahmen bis max. 100 GB
- Erstellung von DDP-Images und Audio-CDs mit CD-Text sowie ACID-Dateien
- Batch-Prozessor mit Bearbeitungsketten
- inkl. Mastering-Werkzeuge und Loudness-Meter nach EBU R128 und ARIB TR B32
- einzeichnen von Automationshüllkurven für Lautstärke und Panorama
- 8 Insert-Effekt-Slots
- 49 Effekt-Plug-ins inkl. Sonnox Restaurationstools, Reverb, EQ und Limiter
- Herstellerseite Internet Music Soft
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Preise: 69,99 Euro (Basic), 195,- Euro (Pro)
- Musikhaus Thomann Produktseite Internet Sound it! Pro für Windows
- Musikhaus Thomann Produktseite Internet Sound it! Pro für Mac
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iZotope RX8
Neben Neutron, Ozone, Synthesizern und diversen Effekt-Plug-ins hat iZotope mit der RX8-Software ein Spezialwerkzeug für die Reparatur und Restauration von Audiomaterial im Programm. Egal ob es um Störgeräusche wie Knackser, das Aufarbeiten alter Vinyl-Aufnahmen oder die Aufbereitung von Sprach- und Gesangsaufnahmen geht, iZotope RX8 bietet in den drei erhältlichen Versionen Elements, Standard und Advanced eine Fülle von Bearbeitungsfunktionen.
- Herstellerseite iZotope
- Test: iZotope RX8
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Preis: 29,- Euro (Elements), 299,- Euro (Standard), 899,- Euro (Advanced)
- Musikhaus Thomann Produktübersicht iZotope RX8
Magix Sound Forge
Seit etlichen Jahren gehört der Produktname Sound Forge zum festen Bestandteil des Recording-Universums. Wie auch bei SpectralLayers gab es diverse Herstellerwechsel, doch seit einiger Zeit gehört Sound Forge zum festen Bestandteil des Produktportfolios von Magix. Seitdem Magix die Software weiter entwickelt, haben sich die Versionsnummern in deutlich kürzeren Takten erhöht als es die Jahre vorher der Fall war. So stehen die Studio- und Pro-Edition mittlerweile bei Version 15. Zur Einordnung: Anfang 2019 hatten wir Version 12 im Test, da ist offensichtlich einiges neu hinzugekommen, so dass wir zeitnah auch einen Test der aktuellen Version veröffentlichen werden.
Einen genauen Überblick zu den Funktionen und den Unterschieden zwischen Studio-, Pro- und Suite-Version sowie Windows- und Mac-Varianten findet ihr hier.
- Herstellerseite Magix
- Test: Magix Sound Forge Pro 12
- News: Magix Sound Forge Audio Studio 13
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Preise: 49,- Euro (Sound Forge Audio Studio 15), 389,- Euro (Sound Forge Pro 15)
- Musikhaus Thomann Produktseite Sound Forge Audio Studio 15
- Musikhaus Thomann Produktseite Sound Forge Pro 15
Steinberg Spectral Layers
Die Software Spectral Layers hat schon so manche Entwickler und Firmen gesehen. 2012 zuerst von Sony Creative Software veröffentlicht, wanderte es als Spectral Layers Pro 4 dann ab 2016 zu MAGIX, die es dann 2019 an Steinberg verkauften. Mittlerweile ist die Software bei Version 7 angekommen und wird von Steinberg in den zwei Versionen Elements und Pro angeboten.
Die Besonderheit von Spectral Layers ist die Darstellung. Entgegen der klassischen Wellenformdarstellung, die einfach die Amplitude auf einer Zeitskala abbildet, handelt es sich bei Spectral Layers um einen spektralen Audio-Editor. Diese Darstellungsform beherrschen zwar auch viele andere Editoren, allerdings bietet die Steinberg Software umfassende Möglichkeiten und Bearbeitungsfunktionen, um direkt in dieser Darstellung Elemente zu berühren, formen, ziehen etc.
- Herstellerseite Steinberg SpectralLayers
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Test: Steinberg SpectralLayers Pro 6
- Preis: 79,99 Euro (Elements 7), 299,- Euro (Pro 7)
Steinberg Wavelab
Sicherlich der bekannteste Audio-Editor überhaupt ist Wavelab von Steinberg. Mittlerweile bieten die Hamburger die Software – die es tatsächlich schon 26 Jahre gibt – in drei Versionen an: Elements, Pro und die kürzlich hinzu gekommene Version Wavelab Cast.
- Herstellerseite Steinberg
- Betriebssystem: Windows, macOS
- Test: Steinberg Wavelab Pro 10
- News: Steinberg Wavelab Cast
- Preise: 69,99 Euro (Cast), 91,- Euro (Elements), 449,- Euro (Pro)
- Musikhaus Thomann Produktseite Wavelab Elements
- Musikhaus Thomann Produktseite Wavelab Pro
Wenn es schon Marktübersicht heißt, wo ist denn der Editor von Oceanaudio aus Brasilien? Ist Donationware und auch für Mac und Windows.
@Monoteur Du meist sicher Ocenaudio von https://www.ocenaudio.com
Danke für die Übersicht! Ich trauere immer noch BIAS Peak hinterher und habe deshalb auch einen alten Rechner parat, um im Bedarfsfall darauf zugreifen zu können.
Bitte nicht auf die Malwareseite audacity.de verlinken. Hinweise siehe https://malware-remove.com/de/so-entfernen-audacity-de-virus
Die Homepage des Audacity-Projekts ist https://www.audacityteam.org/
@bluebell Vielen Dank für den wichtigen Hinweis. Wir haben soeben den falschen Link entfernt.
Auch ich bedanke mich für die Übersicht. obgleich mir Audacity seit Jahrzehnten ausreicht. Wenn man ausschließlich Multisamples oder Physical Modeling als Soundbasis nutzt, wie ich, reduzieren sich sehr viele etwaige Probleme. Für mehr als ein mögliches Angleichen des Volumens (der Lautstärke) bei endgültigen 16 Bit Files, oder bei dem Zusammenfassen von 16 Bit Files wird die Software kaum gebraucht. Etwas anders stellt sich sich die Aufgabe innerhalb der DAW bei 24 Bit dar. Die ‚Mastering-PlugIns‘ waren von mir für meine Produktionen nach Bedarf zusammenzustellen … Ich hatte dafür keine fertige Software-Lösung gefunden. Das war zwar nicht schlimm, aber aufwendig.
Weiß einer, ob man mit Audacity Loops in WAV-Dateien setzen kann? Manche Soundfonts (sfz) nutzen Loop-Points im WAV-Header alternativ zu Soundfonts-Parametern.
Soweit ich weiß, ist das kostenfreie Wavosaur beliebt, das das vermutlich kann, auch wenn es auf den ersten Blick ziemlich sperrig in der Bedienung wirkt.
Gute und aktuelle Übersicht!
Da ich aber schon seit gefühlten 25 Jahren mit Sound Forge arbeite und sehr zufrieden damit bin, sehe ich noch keinen Anlass zu wechseln. Besonders das schnelle Hineinzoomen mittels Mouse-Wheel, der Batch Editor und die damalige Verknüpfungsmöglichkeit als externer Audioeditor von Cubase aus schätzte ich bei meiner täglichen Arbeit.
Leider gibt’s bei den neueren Cubase Versionen diese Verknüpfungsmöglichkeit nicht mehr.
Dennoch ein sehr guter und übersichtlicher Audio Editor.
soundforge, erinnert mich an die jahrtausendwendezeit, als man noch shareware kannte :D. war mal mein waveeditor neben cooledit, was ja dann zu adobe audition verwurstet wurde. .
bin schon länger mit acon digitals acoustica zufrieden und hab dann letztendlich die standardversion gekauft als version 7 erschien. die version 6 gabs als freewarevariante, allerdings noch weniger features als die standardversion
Ich schneide meine Wellenformen immer mit dem Windows Snipping Tool.
@vssmnn Faina gäg!
immerhin schneidest du irgendwas
Bei ebay habe ich (mein lang geliebtes) Wavelab 4 gesehen. Das läuft doch nicht mehr unter Windows 10?
@teofilo Ich hab wavelab 3 auf win10 laufen😓 funkt aber. keine Ahnung warum, ist doch 64 Bit, ne????
@teofilo Sollte schon laufen. Ich habe Cubase 4 auf Win 10 laufen, das geht auch. Windows unterstützt 32bit Anwendungen (noch). Nur der Steinberg USB Licenser wird irgendwann kaputt gehen :(
Ich bin oft damit beschäftigt Aufnahmen welche in einzelnen Dateien gespeichert (60 min Pakete) sind wieder zusammen zu setzen und anschließend zu bearbeiten und final zu schneiden.
In Audacity dauert schon das öffnen super lang, egal auf welchem Rechner.
Ich suche für diese einfache Aufgabe das richtige Tool, gern mit (Teil)Automatiesierung / Makros und vor allem besserer Performance. Leider finde ich genau zum Performance (öffnen, Speichern) Aspekt keine Vergleiche.
Wer kann hier Einschätzungen abgeben?
Danke euch