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Black Box: Sequential Circuits Studio 440

Sequentials All In One

4. März 2017

Vorwort

Liebe Leser,

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immer wieder tauchen Fragen zur Farbgebung unserer „BOX“ Serie auf.Grundsätzlich steht die „BOX Serie“ für Vintage-Produkte der Synthesizer- und Recording-Szene der 70er bis 90er Jahre. In die BLUE BOX Reihe fallen analoge bzw. analog-hybride Synthesizer. In der GREEN BOX Reihe finden Sie vor allem digitale Synthesizer und Sampler. Und als  BLACK BOX bezeichnen wir Drumcomputer und Hardware-Sequencer-Ikonen aus jenen Tagen.

Heute stellen wir Ihnen Sequentials Produktionsmaschine STUDIO 440 vor. Dieses Allround-Talent darf sich getrost in die Riege der Klassiker wie EMU SP12/1200 und AKAI MPC60 einreihen.

Der durchschlagende Erfolg blieb dem STUDIO 440 aber verwehrt. Noch bevor alle Kinderkrankheiten durch Software-Updates beseitigt wurden, schloss die Firma Sequential Circuits für immer seine Tore. Was einst mit dem Prophet-5 geradezu kometenhaft begann, endete schließlich mit einer Übernahme durch den Konkurrenten Yamaha. Die beiden letzten Highlights des Unternehmens, STUDIO 440 und der Studiosampler Prophet 3000, konnten die Talfahrt leider nicht mehr stoppen, obwohl sie eigentlich das Zeug dazu gehabt hätten.

Ich erinnere mich gut, als ein guter Freund ca. 1987 damals seine gesamten Ersparnisse opferte, um für ein gemeinsames Musikprojekt ein STUDIO 440 zu erwerben. Es war wohl ein Ladenhüter geworden, daher konnte er es zu einem Schnäppchenpreis von ca. 4.000 DM erwerben und das geplante Auto wurde für Jahre zurück gestellt.

Selten hat ein neues Musikinstrument bei uns nur durch seine bloße Anwesenheit für einen so unglaublichen Motivationsschub gesorgt wie damals diese schwarze Box. Schon bei den ersten selbst eingespielten Sequenzen glaubten wir, einen Groove und einen Druck zu hören, wie wir ihn zuvor noch nie wahrgenommen hatten. Nichts, aber auch gar nichts klang in unseren Ohren so authentisch und durchsetzungsfähig wie der Sound aus unserem STUDIO 440.

Mein Studio 440 von 2009

Das ist nun 30 Jahre (!!!) her. Inzwischen hatte ich die Möglichkeit, das STUDIO 440 erneut zu testen (die Bilder stammen tatsächlich von meinem eigenen Exemplar). Der Gebrauchtmarktpreis war mir relativ egal, denn ich konnte es kaum abwarten, diesen Sound-Schatz wieder in meinem Händen zu halten und loszulegen. Und dann? Klar, pure Ernüchterung. Die Faszination von damals stellte sich einfach nicht mehr ein. Der Sound war druckvoll und crisp, ohne Zweifel, aber ganz ehrlich, nichts, was man nicht auch mit BATTERY oder einer ähnlichen Software hinbekommen würde. Das Einzige was mir blieb, ich sampelte die Original-Library am Ausgang des STUDIO 440 ab, erstellte einige hübsche Bilder und verkaufte das schöne Stück schließlich weiter.

Und nun … noch während ich diese Zeilen schreibe, denke ich so klammheimlich bei mir selbst: „Mensch, was für ein großer Fehler!“

Viel Spaß nun beim folgenden Artikel, den uns „Zeitzeuge“ Richard Aicher zur Verfügung stellte, der damals selbst als Autor für renommierte Fachmagazine schrieb und diesen Test verfasste, lange bevor es das Internet gab.

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Original Anzeigenmotiv von 1986

Historie des Studio 440

Auf der British Music Fair 1986 in London präsentierte Sequential den neuen Studio 440 Drums Sampling Sequencer. Auch wenn es auf dem Gebrauchtmarkt schwer zu bekommen ist – und durchaus einige Macken besitzt – ist das Studio 440 ein starkes Tool für tighte Drum-Grooves und punchy 12 Bit Sound.

Es bietet 12-Bit Sampling, 4x 8 Anwender-definierbare Sample-Sounds und einen Sequencer mit 40.000 Noten Speicherkapazität, 32 MIDI-Kanälen, synchronisierbar über MIDI-Timecode und SMPTE. Mit diesen Eckdaten ließ sich damals schnell feststellen, dass Sequential mit diesem „High End Produkt wieder eindeutig auf den professionellen Studiobereich zielte.

Das hatte natürlich seinen Preis. Mit 4.000 $ konnte man 1986 das STUDIO 440 nicht gerade als Schnäppchen bezeichnen.

Studio 440 – So neu wie hier nur noch sehr selten zu bekommen

Studio 440 Foto mit freundlicher Genehmigung von Markus Klammer

Modes und Funktionen

Sämtliche Funktionsparameter des Studio 440 lassen sich über die Funktions-Switches am Panel abrufen. Das Gerät arbeitet in drei Modes, die jeweils in Funktionen und diese wiederum in verschiedene Parameter unterteilt sind.

Der Sound Edit Mode bietet die Funktionen: Sample (Size/Rate, Threshold, Time, Name); Edit 1 (Loop Points, Loop Type, Direction, Vel. Start); Edit 2 (Delete, Recover Memory, Copy Append, Mix); Output (Audio Out, Initial Panning, Pitch/Panning, MIDI Mode 4); Attack (Initial, PitchTrack, Velocity); Sustain (Duration, Pitch/Duration, Level, Cut Off Track, Velocity); Release (Initial, Pitch Track, Velocity); und Bend (Depth, Rate, Pitch Track, Velocity).

Im Sequencer-Mode stehen die Funktionen: Set Up (Name, Time Signature, Measures, Repeat, Me. Status); Record 1 (Track Type, Autocorrect, Metronome, Swing); Record 2 (Punch In/Out, Loop, Mute); Timing (Tempo, Record Tab, Edit Tab); Song (Build Song, Dub to Seq); Edit 1 (Erase, Transpose, Channelize, Replace, Velocity Scale); Edit 2 (Delete, Copy, Insert, Rotate, Bounce) und Playback zur Verfügung.

Im System Mode gibt es die Funktionen MIDI 1 (Channel, Mode, Echo, Data Transfer); MIDI 2 (Modulation Wheel, Velocity, Pressure, Program Select); Inputs (zur Selektion der Inputs, Footswitch und Trigger); Disk, Kits (Build, Replace, Clear); Clocks, SMPTE (Start, ‚Type, FPB/BPM, Time Display und Count Tab).

Sampling

Der Speicherbereich beträgt 512 KWords à 12 Bit, das entspricht einem Memory von 768 kBytes. Es stehen genau wie auch beim Prophet-2000, dem das Studio 440 übrigens in einigen Punkten sehr ähnelt, drei verschiedene Sampling-Rates zur Verfügung: 15,635 kHz (33,6 Sec/12 kHz Bandbreite), 31,250 kHz (16,8 Sec/21 kHz Bandbreite), 41,667 kHz (12,6 Sec, 21 kHz Bandbreite).

Das Studio 440 erlaubt es im Gegensatz zum Prophet-2000 aber insgesamt 32 und nicht nur 16 verschiedene Splitbereiche, hier Drumsounds, zu definieren.

Von jedem Sample lässt sich zusätzlich eine Variation mit einem anderen Set von sogenannten Sound-Parametern anlegen.

Zu den Sound-Parametern zählen Abspielrichtung, Loop Start/End Point, Loop-Länge und diverse Analog-Parameter wie VCA/VCF Parameter. Leider verfügt die Nachbearbeitung aber über keinen Resonanz-Parameter wie der Kollege Prophet 2000. Ein Manko, das ich bis heute nicht nachvollziehen kann.

Die 32 Samples lassen sich beliebig über vier Kits mit jeweils acht Sounds verteilen. Die vier Kits können mit zugeordneten Switches angewählt werden, die zugehörigen Sounds liegen dann sofort spielbereit auf den acht anschlags- und druckempfindlichen Pads.

Mit den Performance-Parametern werden die Pads für jedes Kit mit optimalen Samples bzw. Variationen der Sample-Sounds belegt. Zu diesen Performance-Parametern zählen Soundnummer, Panning, Pitch, Volume und das gewünschte Sound-Parameter-Set. Insgesamt stehen also 64 verschiedene Sounds zur Verfügung. Jeder der Sounds lässt sich auf einen der acht Einzel- oder auf den Stereoausgang legen.

Für jedes Sample kann im Gegensatz zum Prophet-2000 ein Low und ein High Key definiert werden. Das Studio 440 arbeitet mit dem Multimode. In diesem erweiterten Mono Mode können die Samples polyphon gespielt werden, selbstverständlich nicht mehr gleichzeitig, als Stimmen vorhanden sind, also acht.

Im Gegensatz zum Prophet-2000 erlaubt die Realtime Sample Monitoring-Funktion das Abhören der Samples direkt während des Sample-Vorgangs. So kann man sofort entscheiden, ob die gewählten Einstellungen wie Aussteuerung, Sampling Rate, Analog- Parameter usw. optimal gewählt wurden oder nicht. Der Sample-Input arbeitet im Play Mode als Input für einen Audiotrigger. In der zweiten Reihe befinden sich Switches zum Einstellen der Analog-Parameter: Level, Pitch und Pitch-Control von Attack, Decay, Sustain und Release.

Anschlüsse

Das Studio 440 verfügt über zwei getrennte MIDI-Ausgänge. Damit lassen sich nicht nur 16, sondern insgesamt 32 verschiedene MIDI-Kanäle verwalten. Jedes Instrument kann einem der 32 Kanäle zugeordnet werden.

Entsprechend dem Prophet-2000 kann auch das Studio 440 mit der doppelten MIDI -Baud-Rate arbeiten. Dies gewährleistet eine schnellere Übertragung der Sample-Daten via MIDI. Um mit der MIDI-Spezifikation, die diese doppelte Rate eigentlich nicht erlaubt, konform zu bleiben, hat Sequential neben den MIDI-Ausgängen für die normale Rate einen weiteren MIDI-Ausgang für die erhöhte Rate vorgesehen. Nach meinem Wissen ist diese Option aber nie erschienen.

Über die vorhandenen MIDI-Schnittstelle werden nicht nur MIDI, sondern auch SMPTE-Daten übertragen. Hierzu wurde laut Sequential ein neuer MIDI-Timecode benutzt, der SMPTE enkodiert und via MIDI zur weiteren Verwendung in Schnitt- oder Event-Listen überträgt. Mit geeigneter Software ist es dann möglich, Punch In/Out nicht nur über Bar-, sondern auch Sub-Frame-Lokalisierung durchzuführen.

Neben der MIDI-Schnittstelle verfügt das Studio 440 über ein SCSI-Interface. 1986 absolut noch kein Standard, erlaubt das SCSI-Interface den Anschluss von Hard-Disks sowie CD-ROM Laufwerken. Wichtig: Ein reibungsloser Betrieb der SCSI-Schnittstelle ist erst durch das letzte Software-Update sichergestellt. Dazu müssen zwei ROM-Chips ausgewechselt werden, die man für 34,95 $ bei Wine Country bestellen kann. Genauso wie viele andere Ersatzteile. Den Link dazu finden Sie im Anhang.

Wie schon erwähnt, ist das Studio 440 über MIDI oder SMPTE synchronisierbar. Insgesamt stehen fünf verschiedene Synchronisations-Modes zur Verfügung: 1) intern, 2) extern als Slave zu SMPTE, 3) extern via MIDI, 4) extern via MIDI Time Code, und 5) extern via Sync. Als Click-Rates sind im letzteren Mode 96, 48 oder 24 Pulses per Viertelnote möglich. Hierzu steht ein extra Sync-Eingang zur Verfügung.

Sequencer

Der Sequencer arbeitet mit acht Tracks und fasst etwa 50.000 MIDI-Events. Maximal können 99 Sequenzen mit jeweils maximal 999 Takten verwaltet werden. Die Einspielung erfolgt wahlweise in Realtime oder Step by Step. Jeder Track kann 32 verschiedene MIDI-Kanäle gleichzeitig verwalten, die Kanal-Information wird mit gespeichert! Die Sequenzdaten können separat nach Bars, Tracks und Channels editiert werden, in Realtime oder Step by Step. Einzelne Events lassen sich einfügen oder löschen. Hierzu stehen umfangreiche Features zur Verfügung: Rotate, Copy und Bounce Tracks/Bars, Tempo-Editing, Änderung von Sequenzbeginn und Ende.

Disk-Funktionen

Die Disk-Funktionen erlauben das Speichern und Laden von Sound-Banks, einzelnen Sounds und Sequenzen, Abrufen des Directorys auf/von Diskette. Zur Datenspeicherung ist ein doppelseitig arbeitendes Laufwerk für 3,5 Zoll Disketten integriert. Auf jeder Diskette haben 512 kWords (768 KBytes) Daten Platz. Dies entspricht genau einmal dem Inhalt des Arbeitsspeichers des Studio 440. Auf den Disketten können nicht nur die Sample-Daten, sondern auch die Sequenzdaten gespeichert werden.

Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass heute nur noch wenige der Disketten, die einst für das Studio 440 bespielt wurden, noch fehlerlos funktionieren. In den meisten Fällen ist daran aber nicht das Laufwerk schuld, sondern schlichtweg die Entmagnetisierung der Floppys.

Bezüglich der Digital-Parameter ist das Studio 440 kompatibel zum Prophet-2000. Mit letzterem erstellte Sound-Daten lassen sich direkt einladen. Nicht übernommen werden jedoch die Analog-Parameter. Diese unterscheiden sich bei beiden Geräten. Zum Studio 440 hat das amerikanische Softwarehaus Digidesign eine spezielle MIDI/SMPTE-Software entwickelt. Sie arbeitet wie ein normaler MIDI-Sequencer, nur dass hier die Events durch ihre jeweilige Time-Position im SMPTE-Code angezeigt werden. Zeitpunkt und Bezeichnung der Events werden in einer Liste am Bildschirm angezeigt. Einzelne Events lassen sich einfügen, löschen und mit Namen versehen. Die Software verwaltet 32 MIDI-Kanäle und arbeitet wie das Studio 440 mit allen vier SMPTE-Formaten.

SCSI

SCSI war von Anfang wichtiger Bestandteil des Studio 440, unterstütze aber nur ZWEI Festplatten, die längst nicht mehr auf dem Markt erhältlich sind. Gerade mal 40 MB wurden dabei pro HD unterstützt.

Mit Software Version 2.03 wurde aber auch das SCSI-Protokoll fehlerlos und umfangreicher unterstützt. In einer speziellen PLUS-Version ist es sogar möglich, Wechselmedien anzusteuern.

Wer ein Studio 440 mit einer älteren Software-Version besitzt, sollte sich unbedingt die Eproms bei Wine-Country für die Version 2.03 bestellen. Diese lassen sich ganz leicht im Inneren des Gehäuses wechseln (sind nur gesteckt).

SOUND/TIMING

Mit seinen 12 Bit klingt das Studio 440 rau und crips wie eine SP1200 oder eine MPC60. Und auch der Druck stimmt! Mit einem Studio 440 bekommen Sie den Punch hin, den man von einer professionellen Groove-Box erwartet.

Timing und Handhabung des Sequencers sind vorbildlich. Um einen lebendigen Groove zu programmieren, ist meines Erachtens das Studio 440 seinen damaligen Wettbewerbern SP1200 und MPC60 sogar überlegen.

Um z.B. Panorama, Tonhöhe oder Filter zu modulieren und die Modulation aufzuzeichnen, sind nur wenige Programmierschritte nötig. Einmal eingestellt, startet man die Sequenz, dreht kräftig am Encoder und schon wandert der Sound im Panorama, verändert nach Belieben die Tonhöhe oder senkt und hebt die Filterfrequenz und/oder Lautstärke.

In Sekundenschnelle wir damit aus jeden 08/15-Pattern ein sehr lebendiger Drumloop.

Das Studio 440 macht einfach Spaß und ist zudem noch sehr intuitiv.

Letztes OS des Sequential Studio 440

Um Drumgrooves und Loops zu produzieren, ist das Studio 440 ein perfektes Werkzeug. Um aber komplette Arrangements damit aufzuzeichnen, sollte man UNBEDINGT die Version 2.03 PLUS am Start haben, andernfalls ist der Betrieb ein riskantes Manöver.

Ich kenne User, deren 440 grundsätzlich einmal pro Stunde den Geist aufgab. Wer da nicht alle 10 Minuten seine Projekte sichert, bewegt sich also auf dünnem Eis. 2.03 PLUS-User hingegen bescheinigten mir eine hohe Betriebssicherheit. Studio 440 ist also nicht gleich Studio 440.

Ersatzpads und original Discs

Die quasi „Erben“ von Sequential, die US-Firma Wine-Country, verkaufen seit vielen Jahren RESTORED SEQUENTIAL PRODUCTS. Das sind zwar keine brandneuen Modelle (wie bei der Limited Edition der EMU 1200 in Schwarz), aber immerhin komplett überarbeitete und geprüfte 440er.

Inzwischen gibt es auch beliebte Mods für das STUDIO in Form von OLED-Displays, Floppy-Emulator, aber vor allem auch, um den analogen Filtern des STUDIO 440 ihre Resonanzfähigkeit wieder zu geben.

Preislich liegt heute ein gut erhaltenes Exemplar zwischen 1.600 Euro und 2.000 Euro. Je nachdem, in welchem Zustand das Objekt ist.

Modifikationen

die inzwischen verbreitetste Modifikation ist der Einbau eines Floppy-Emulators. Markus Klammer war so nett und hat uns von seinem Mod ein Foto geschickt:

YT-VIDEO

Ausdrucksstarke und hochwertige Videos (Bildqualität) des STUDIO 440 sind auf YT leider Mangelware. Das folgende Beispiel gibt aber zumindest einen guten Eindruck von der Soundqualität des Studios ab.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

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Fazit

Sequential hat das Studio 440 nicht umsonst mit diesem Namen belegt und nicht einfach Sampling Drum Machine genannt. Erstens war es aufgrund seines Preises von einst zirka 4.000 USD für „Normalanwender“ nicht gerade billig und zweitens wäre es als reine Drum-Machine nicht vollständig bezeichnet.

Selbstverständlich kann es, via MIDI gespielt, auch als Sampler für Keyboard-Parts eingesetzt werden. Somit ist es quasi ein vollständiger Sampler und nicht nur ein Drum-Sampler für One-Shot-Signale. Limitiert wird dieses Feature natürlich durch den geringen Speicherplatz.

Interessante Features sind die 32 MIDI-Kanäle, die Beibehaltung der MIDI-Kanal-Informationen auf den Tracks und die Möglichkeit, alle vier SMPTE-Timecodes sowohl lesen als auch schreiben zu können. Rein theoretisch ist damit das Studio 440 die Kommandozentrale ihres MIDI-Studios, da sie ohne weiteres MIDI, Audio und Video synchronisieren und steuern können. (Was natürlich heute kaum mehr jemand machen würde.)

Unterm Strich

Das STUDIO 400 ist für Vintage-Freunde in einem Atemzug zu nennen mit einer AKAI MPC-60 und einer E-MU SP-12, hat mir aber persönlich immer besser gefallen als jene zwei Klassiker.

Plus

  • intuitive Bedienung
  • druckvoller, rauer 12 Bit Klang
  • Einzelausgänge
  • SCSI
  • sensibel spielbare, weiche Gummi-Pads

Minus

  • ältere Software-Versionen sind nicht betriebssicher
  • analoge Filter haben keine Resonanz und sind nicht modulierbar

Preis

  • ca. 1.600 bis 2.000 Euro (Stand März 2017)
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Interessanter Artikel, mit einer Eingangsaussage, der ich viel abgewinnen kann, „Die Faszination von damals stellte sich einfach nicht mehr ein.“. Übrigens sähe meine Reihenfolge wohl genau, oder weitestgehend umgekehrt aus. An erster Stelle wäre die MPC-60, wobei ich wohl der 3000er den Vorzug geben würde, gefolgt von E-mus SP-12 und an dritter Stelle das Studio 440. Letztere kenne ich allerdings zu wenig und dieser Umstand ist gemeinsam mit Deinem Artikel vielleicht Grund genug sich bei gebotener Gelegenheit einmal näher damit zu beschäftigen.

    • Profilbild
      Tyrell RED

      Das ist einfach immer viel pure Nostalgie am Start. Übrigens, obwohl ich bei AKAI gearbeitet habe, lag die MPC-60 Zeit lange vor mir – und gerade weil auch du gerne von den MPCs geschwärmt hast, reizt es mich wiederum, mir die MPC-60 einmal genauer anzusehen :-)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Tyrell Die 4000er ist nach wie vor die Zentrale in meinem Studio. Jetzt mit SSD ist sie vor allem lautlos und vermutlich auch schneller. Die 3000er ist leider nicht derart flexibel, gefällt mir vom Sound her aber besser. Aber da sind wir dann bei den Nuancen.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich hatte das Glück, Anfang der 90er mal ein Studio440 für ein halbes Jahr als Leihgabe nutzen zu können.
    Ich halte das Ding immer noch für den brillatesten (Drum-)Sampler, der jemals gebaut wurde.
    Das Spielen dieser seltsamen Moosgummi-Pads ermöglichte ein extrem nuancenreiches Spiel, von dem z.B. eine MPC meilenweit entfernt ist.
    Wirklich ein grandioses Ding; leider reichte mein damaliges Budget nicht aus, mir eines zu besorgen.
    Und heute habe ich dann doch etwas Schiss davor, eine Menge Geld (wenn mal wieder irgendwo ein 440er verkauft wird) bei fraglicher Ersatzteillage ggf. in einen teuren Briefbeschwerer zu investieren.
    Schade eigentlich.

  3. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Dass vor 30 Jahren ein solches Gerät noch „flashte“ und für ungekannte Kreativitätsschübe sorgte und heute allenfalls ein schulterzuckendes „Na, und?“ hervorruft, zeigt, wie verwöhnt wir heute mittlerweile sind. Dabei sollte man seine ersten Produktionserfahrungen mit solch primitiven Mitteln machen müssen, damit man den Komfort moderner Produktionsmöglichkeiten nicht als kommode Selbstverständlichkeit hinnimmt.
    Ich habe noch nie eine 440 gesehen, die nicht Probleme mit den extrem weichen Pads gehabt hätte. Generell machte die Verarbeitungsqualität auf mich nie einen wirklich guten Eindruck, fühlte sie sich doch an wie ein Prophet VS oder ein Prophet 2000.
    Ob ein Prophet 2002+ mit zusätzlichem Speicher und acht Einzelausgängen nicht die bessere Wahl ist für Drumsamples? 1.600 bis 2.000 Euro für einen Exoten, der sich nie wirklich durchsetzen konnte und dessen Servicesituation eher suboptimal ist…? Von den Speichermedien mal ganz zu schweigen.
    Das ist wohl wirklich nur etwas für Nostalgiker.

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Als Studio440-User kann ich nur dem obigen Wortlaut beipflichten.

    Es ist schade, dass die Produkte von SCI nicht fortentwickelt wurden, und die Übernahme von Yamaha fragwürdig ist (Mißbrauch des Patenrechts ?), zudem hier wohl Knowhow zerstört wurde (?).

    Auch haben sich nicht Gruppen gebildet, die, mit Ausnahme von point source, weiter entwickelt hätten.

    Trotzdem ist selbst aus heutiger Sicht ein Studio ein wichtiges Mittel gute Musik zu produzieren. Zudem, von den Custom Chips abgesehen, sind die geräte noch reparierbar.

    Auch ist es m.E. ein Unterschied, ob man am PC sitzt und etwas mit cut&paste zusammenbaut, oder ob man es wirklich einspielt, und zwar solang bis es perfekt ist, und der Sequenzer im Kopf des Komponisten läuft, wohl so, wie bei den großen Künstlern.

    Es gibt noch ein Yahoo Userforum, dort gibt es Schaltpläne.

    Gruß an alle Studio440 User
    +R008

  5. Profilbild
    Coin AHU

    Hallo +R008,
    das ist aber auch nur Deine Sicht.
    Es gibt auch gute Musiker, die nur mit PC/Notebook
    und Plugins gute Musik machen.
    Jeder hat halt seinen Workflow,
    den man auch ruhig respektieren kann/sollte.
    Andersrum macht nicht gleich jeder, der
    ein Studio besitzt automtisch gute Musik.
    Gruß – Coin

  6. Profilbild
    TobyB RED

    Tja, jetzt hab ich mir selber ne Nase gedreht, vor zwei Jahren auf dem Musikerflohmarkt in der Batschkapp wurde ein SC Studio 440 aus dem Studio von Jam & Spoon verkauft. Preislich okay. Ich konnte mit der Kiste nichts anfangen. Und hab mir „lieber“ einen Emu Phat Planet und einen Proteus gekauft. Und ein Boss RCE-10. Das abrockte Siel und die D50 mit Promibonus hab ich auch verschmäht. So kann es gehen ;-)

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @TobyB Haste alles richtig gemacht! Nicht alles aus dieser Zeit hat eine fortlaufende Berechtigung. Den Sound des 440 bekommt man auch anderswo geboten. Der Mirage als „billiges“ Beispiel hingegen, kann mit einem Sound einen ganzen Track rocken. So sind die Unterschiede. Mir fehlt auch noch ein Emu Rack als Rompler. Der Proteus soll gute Chiptune Sounds können. Bei entsprechender Programmierung natürlich. :)

      • Profilbild
        TobyB RED

        Hallo Kyo,

        wenn ich mal keinen Roland Drum Sound brauche greife ich eh zur Linn und oder dem Emu Procussion. Das kommt auch gut. Zumal die SC Studio 440 abgenutze Pads hatte und nicht den von Peter beschrieben FW Stand hatte. Das ist dann immer so eine Bastelei, das zu fixen. An meiner Linn hab ich ein Jahr gearbeitet, vor allem den ICs musste ich hinter her laufen. Das muss man auch immer im Kopf haben. Insofern, bin jetzt nicht traurig. War ein Aha Erlebnis. Viel interessanter war das RCE – 10, Originalware, nie benutzt. Mittlerweile habe ich seine Brüder der Boss R Serie. Der Delay RDD-10/20 ist einfach nur genial. Und das Chorus Ensemble auch.

  7. Profilbild
    Synthfreak AHU

    Erstmal danke für den Artikel und das eingebundene YT-Video, aber wäre es nicht noch möglich gewesen, Soundbeispiele einzubinden, oder besitzt keiner der Autoren mehr die 440?

  8. Profilbild
    SimonChiChi AHU

    Für den Preis holt mich heute sich lieber eine Elektron Rytm. Die kann mehr, ist deutlich zuverlässiger und besitzt gleich von Werk aus Analogfilter mit modulierbarer Resonanz. AMEN.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Bei dem Sound des 440 und den musikalischen Beispielen im Video geh ich steil. Ich liebe dieses Gerät!

    • Profilbild
      dilux AHU

      ist aber eine prätentiöse zicke…hab die öfter bei frank müller im studio erlebt und da war es eine konsequente hassliebe ohne produktiven output

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @dilux Moin dilux,
        Imperfektion ist bei mir obsession und Zicken mochte ich schon immer.;)

        Für ein gut erhaltenes Studio 440 würde ich heute eine MPC X plus 1000€ Handgeld stehen lassen.

        So ist es manchmal mit der Liebe, sie wird nicht immer erwiedert, der Einsatz zahlt sich nicht immer aus und verstanden wird sie vom Umfeld auch nicht immer.

      • Profilbild
        TobyB RED

        @dilux Auf einem der letzten Musiker Flohmärkte in der Batschkapp/FFM stand eine 440 für 440€ mit Version 2.03 topgepflegt, hätte ich vorher nicht schon die Börse geleert, stünde die jetzt hier. Ich hab das Geld für die Boss Mikrorack Serie draufgetrieben. So kann es gehen. Aber fanatic hat schon recht, der Sound knallt und die Drums sitzen einfach gut im Mix, da muss man hintenraus nicht viel machen. Ist vor allem wesentlich einfacher als z.B bei einer Linndrum die Eproms zu wechseln. Wenn man mal nicht die Linn Drum Sounds braucht.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @TobyB @TobyB
          Nicht dein Ernst, für den Preis???
          Ich gehe weinen……

          Auf Reverb war gestern ein 440 für über 3000€ und die letzten Jahre habe ich nie eins für unter 1500€ gesehen, sonst wäre ich bei meinem mpc X plus Handgeld Vergleich etwas vorsichtiger gewesen.
          Vielleicht geht da ja doch nochmal was!…..
          (schluchz)

          • Profilbild
            TobyB RED

            Wenn du die Dikussion hier durchliest, hab das schon zweimal gemacht ;-) Die aus dem Nachlass von Jam & Spoon hab ich auch schon nicht gekauft. Da war zuviel zu tun. Und die Boss Mikrorack Teile sind ja auch nett :)

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