8. August 2015
Analog-Synth mit Touch Bar
Korg 900PS Monophonic Preset Synthesizer
Mitte der 70er Jahre waren monophone Synthesizer regelmäßig als Ergänzung zu anderen Instrumenten wie Orgel und E-Piano gedacht. Solostimmen für Melodieparts wiedergeben war deren Hauptaufgabe. Dazu Bässe und nebenbei vielleicht auch ein paar Soundeffekte wie Wind und Meeresrauschen. Korg war auf diesem Gebiet sehr rührig, einer der Bekanntesten aus jener Zeit ist der miniKORG 700S. Von manchen Musikern wurden – ähnlich wie bei Orgeln – sofort abrufbare Klänge in Form von Presets als praktische Sache angesehen. Und so kam es zum Korg 900PS.
Das robust verarbeitete Instrument kam 1975 auf den Markt und ähnelt im Aufbau ein wenig dem ARP ProSoloist. So gibt es neben den fertig vorbereiteten Soundpresets, die einfach per Wipptaster angewählt werden, einige Schieberegler und Schalter, mit denen diese Klänge während der Performance rasch verändert werden können. Korg hatte sich aber eine Besonderheit einfallen lassen: den Touch Bar. Das ist ein Metallbügel, der unterhalb der 37 Tasten angebracht ist und mit dem man durch simples Berühren Modulationen abrufen kann. Doch das ist noch nicht alles an ungewöhnlichen Extras, denn es gibt noch den berühmten Korg Traveler. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie weiter unten. Auch, um was es sich bei den vielen bunt markierten Parametern handelt.
Schauen wir uns zunächst das Instrument in der Draufsicht an. Einigermaßen voluminös ist das Design, und von der Seite betrachtet mit einem vertikalen Knick in der Mitte, damit die Preset Anwahl auf der Frontplatte bequem ist. Die Wipptaster sind recht großflächig und stramm zu bewegen, nicht so puppig und fragil, wie das bei manchen aktuellen Instrumenten ist. Links der Tastatur sind veränderbare Klangparameter untergebracht, schön farblich nach Parametergruppen abgestimmt, damit man gut den Überblick behält. Mit ihnen können die voreingestellten Sound Presets variiert werden und das innerhalb eines kindersicheren Rahmens. Der 900PS bringt knapp 15 Kilo auf die Waage, das dürfte Ihnen einen Anhaltspunkt zur damaligen Auffassung von stabiler Bauweise geben, wodurch man das Instrument getrost als bühnentauglich bezeichnen kann. Vorne hat es eine Kopfhörerbuchse, rückwärtig neben dem Korg Logo einen Audio Out. Weitere Anschlüsse? Fehlanzeige, man gab sich spartanisch und verzichtete damals gänzlich auf irgendwelche Pedale. Das Netzkabel ist fast 2 Meter lang, woran man merkt, dass da jemand an Bühnenverhältnisse gedacht hat.
Recht netter, aber eben doch stark in seinen Möglichkeiten eingeschränkter Synthesizer.
Der Sound ist ganz klar erste Korg- Generation und ein Blick ins Innere bestätigt das auch. Ich habe mich von meinem günstig erworbenen Exemplar getrennt, denn der ‚Nachfolger‘, der Sigma ist klanglich um ein Vielfaches flexibler, alleine wegen der 2 Oszillatoren, der Crossmod und der Möglichkeit alle Schalter in beliebigen Kombinationen zu aktivieren. Hz/ V CV- Gate nicht zu vergessen :)
Hallo Klaus,
der Korg 900PS ist sicher nicht der König aber seine klanglichen Möglichkeiten sind schon zeitlos. Voice erinnert etwas an G Style Westcost, Horn auch. Harmonics mit Controller und Tuba rerinnern an folgenden Filmdialog,…“geben wir ihnen 6/8, … eine Terz rauf und dann eine Quinte runter.“ :-)
Sehr schön.
Der Trick bei einem Synthesizer dieser Bauweise ist, wie im Artikel angedeutet, der beherzte Griff in die Effektgerätekiste. In den Soundbeispielen absichtlich nur angedeutet, damit man noch den tatsächlichen Synthesizer hört. Aber sobald du wenigstens 3 Effekte in Kette dranhängst, ein wenig mit den durchaus passabel nutzbaren Modulationselementen hantierst, geht es echt gut zur Sache. Für jemanden, der abseits von irgendwie auch bereits leicht ausgetretenen Pfaden von Prodigy, Promars und ProOne unterwegs seín will, aber generell mal auf 70er Analog und monophon steht, ist der 900PS eine interessante Angelegenheit. Und den eben nicht jeder hat.
Hallo Klaus,
ohne FX gehts nun mal nicht, wer möchte den nackten rohen Sound? ;-) Ich finde dieser kleine Synth hat Charakter. Und überzeugt mich.
Die alten KORG Synthesizer mit Traveler Filter klingen durch die Bank toll und sehr musikalisch. Die müssen gar nicht viel können, hier zählt allein der Klang. Toll!