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Blue Box: Rhodes Chroma, Analogsynthesizer

(ID: 2245)

Chroma Refurbished

 (Nachtrag der Redaktion)

Andrej Shenshyn hat uns für diesen Beitrag nicht nur den Großteil der Bilder beigesteuert, sondern im Folgenden auch noch einen wirklich frappierenden Vorher-Nacher-Bericht eines Rhodes Chromas geliefert, der es wirklich in sich hat. Über Andrejs Website könnt ihr auch direkt mit ihm Kontakt aufnehmen, da er sich nun entschlossen hat, sich von diesem Unikat wieder zu trennen. Keine Bange, wir werden jetzt hier nicht zum eBay Selling-Tool, aber dieses außergewöhnliche Engagement zur Rettung eines Vintage-Boliden wollten wir auf jeden Fall würdigen.

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Viel Spaß also bei der folgenden Vorher/Nachher-Bilderstrecke und der kurzen Erklärung dazu von Andrej selbst:

Euer
Peter Grandl

Rhodes Chroma 01_b

Rhodes Chroma 01_n

Andrej Shenshyn / Mai 2016

Den Rhodes Chroma hatte ich in einem schrecklichen Zustand bereits 2012 erworben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich hobbymäßig mehrere Synthesizer renoviert oder repariert. Kurz davor ist auch eine Kopie der ARP Synthesizers in meinem Labor entstanden. Damals studierte ich Elektrotechnik an der TU Chemnitz. Ich hatte also alles, um eine echte technische Herausforderung anzunehmen. Meine Suche galt daher einem echten Vintage-Klassiker, den ich von Grund auf renovieren konnte. Glücklicherweise habe ich einen Rhodes Chroma auf eBay erworben. Der Synthesizer war ein einem schlechten technischen Zustand. Er hatte damals keine Töne produziert, Bedienung war tot und das Gehäuse war beschädigt. Auf der anderen Seite waren die siebbedruckten Bleche und die Plastikfolie der Bedienfläche aber in einem sehr guten Zustand. Auch andere Teile wie Tolex, lackierte Blechteile ohne Bedruckung und auch das Holz waren in einem Zustand, und ließen hoffen.

Der Rhodes Chroma ist ein seltener, heutzutage sehr geschätzter Synthesizer mit umfangreicher Klangsynthese-Struktur. Das alles war ein guter Ausgangspunkt und so konnte ich mit der Renovierung loslegen. Zuerst war die Elektronik dran. Das alte Netzteil hatte viele Probleme verursacht, weil es grundsätzlich dazu neigte, den Chroma zu überhitzen und dazu noch eine zu niedrige Spannungen geliefert hatte. Als Ersatz wurde von mir ein Schaltnetzteil mit einem hohen Wirkungsgrad und Überlast-Schutz eingebaut.

Leider waren auch mehrere Voice-Platinen außer Betrieb. Meistens lag es an defekten Chips bei VCOs und Analogdemultiplexern. Das I/O-Board war ebenfalls nicht auf dem neusten Stand. Die Updates wurden schließlich sachgemäß laut Service Manual durchgeführt. Nach der Wiederbelebung der Elektronik widmete ich mich dem Gehäuse, das ich komplett neu angefertigt habe. Am Ende kamen schließlich noch neu lackierte Bleche und neuer Tolex dazu. Darüber hinaus wurden in zeitaufwendiger Kleinarbeit noch viele weitere geringfügige, aber wichtige Arbeiten durchgeführt.

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Noch bevor man die RHODES CHROMA heute einschaltet, sieht man ihm schon rein äußerlich die Verwandlung sofort an. Mehr Freude kommt aber auf, wenn der Chroma eingeschaltet und gespielt wird. Alles in Tune, die Regler und Taster funktionieren nun wieder einwandfrei und der Sound ist großartig.

Hier nun die versprochene Fotostrecke VORHER/ NACHHER, bei der man auch ein ganz gutes Gefühl dafür bekommt, wie aufwendig der Rhodes Chroma aufgebaut ist.

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Redaktionelle Info:

  • Der Artikel wurde auf Basis eines älteren Artikels mit neuen Bildern versehen, inhaltlich ergänzt und aktualisiert. Aktualisierung und Ergänzungen: Peter Grandl

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Fazit

Der Rhodes Chroma zählt zu den bemerkenswertesten polyphonen Synthesizern der Geschichte. Die rein analoge Klangerzeugung sorgt für klassische Wärme und Tiefe, wie sie nur wenige Instrumente bieten. Schließlich aber ist es die Kombination des kompromisslosen, guten Klanges mit all den gegebenen Modulations- und Performance-Möglichkeiten, die den Chroma zum Instrument der Extraklasse machen. Viele Probleme betreffend (elektronischer) Stabilität des Chroma haben findige Experten in den letzten Jahren in den Griff bekommen, weshalb dieser Synthesizer heute mehr denn je jenes professionelle Studio-Instrument darstellt, das es beim Erscheinen 1982 hätte sein sollen. Neben dem Tausch der Power Supply Unit (PSU) ist vor allem die Integration des neuen Chroma CPU Plus (CC+) sehr empfohlen.

___________________________________________________________

Die Soundfiles sind mit zwei unterschiedlichen Chroma Modellen entstanden. Ein Teil der Hörbeispiele stammt von einem Freund mit Kürzel O.H.

Plus

  • Klangqualität und Klangvielfalt
  • programmiertechnische Möglichkeiten
  • hervorragende Tastatur mit expressiver Ausdrucksstärke
  • Zuverlässigkeit eines modifizierten Chroma (mit getauschter PSU und Chroma CPU Plus)

Minus

  • Treppchenbildung bei manuell modulierten Filterverläufen
  • Dateneingabe am Chroma nur über einen singulären Slider vorgesehen
  • Unzuverlässigkeit und Anfälligkeit eines nicht sorgfältig gewarteten, nicht modifizierten Chroma

Preis

  • je nach Zustand ab ca. 4.500 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich kann mich an den Chroma nur als entfernte Galaxis in meinem Synthesizer-Universum erinnern. Das Teil thornte an prominenter Stelle in einem Musikhaus am Kölner Ebertplatz und wurde dort wie die Bundeslade bewacht. Wenn dann ein Initiierter entratt dessen Ruhm den Raum erhellte, und eine Einweisung in die Geheimnisse des wuchtigen Instruments bekam, dann mussten die Gitarrenröhrlinge im hinteren Teil des Ladens schweigen. Herr Bloderer, ich beneide Sie um das Instrument (und einige andere in Ihrer Sammlung). Danke für die feinen Tests …

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ja, der Chroma ist schon eine Klasse für sich – was die Sounds anbelangt. So kann man zwei Klänge übereinander legen und den einen per Tastendynamik „überblenden“ ohne dabei die Split oder Layer-Funktion und Stimmen zu verschwenden. Die Bedienung ist ein Kapitel für sich, aber wenn man die Parameterflut des Instrumentes betrachtet, mit Reglern und Schaltern würde es schwerlich übersichtlicher.
    Zum Kauf eines Chroma:
    Neben einem neuen Netzteil und der CC+ Platine erwarten einen jede Menge kleiner Feilereien an allen Ecken und Kanten.
    Deshalb sollte man mit einem guten Elektroniker befreundet sein, sonst wird es unbezahlbar!

  3. Profilbild
    Tai AHU

    Das war doch der RockIt Synth, ein schönes Gerät und wie ich finde klasse umgesetzt, im Gegensatz zum kleinen Nachfolger

  4. Profilbild
    Electric

    Zusammen mit meinem Synthex und dem CS80, ist der Chroma mein absoluter Lieblingssynth, auch wenn ich bei ihm die direkte Bedienung manchmal schmerzlich vermisse. klanglich läßt er so manchen neuanalogen Synth sehr blaß aussehen.

    • Profilbild
      Bernd

      @Electric Einen Syntex kann ich leider nicht mein Eigen nennen, und so geil der Sound eines echten, intakten CS80 auch ist, nicht einmal den Platz für diesen Trümmer hätte ich..
      Aber ich stimme unbedingt damit überein, daß der Chroma einer der besten Poly-Analog-Synthies überhaupt ist: selbst meinen Matrix12 gäbe ich eher her als dieses Wunderding — mit zugegeben „anspruchsvoller Editierung“.
      Aber der Sound…..!!
      (Ich bekomme davon nicht genug — hat noch jemand einen Expander abzugeben…?) :-)

  5. Profilbild
    costello RED

    Vielen Dank für den wie immer wunderbar geschriebenen Bericht von Theo, aber auch für den sehr aufschlussreichen „Vorher-Nachher“-Teil. Sah ja ganz schön abgeschrappt aus, der schöne Chroma. Es zeigt sich einmal mehr, dass es wenig Sinn macht, so ein Teil günstig zu „schießen“, wenn man nicht gewillt oder in der Lage ist, es vernünftig in Stand zu setzen. Der Chroma selbst ist ein absolutes Aussnahmeinstrument. Ein Keyboarder einer befreundeten Band damals bei „Rock gegen rechts“ in Berlin hatte ihn im Kombination mit einem Prophet (den konnte man schön oben drauf legen und auch klanglich war das eine sinnvolle Kombination). Die Tastatur war toll, aber bei der Bedienung und Soundprogrammierung hat er damals auch ziemlich geflucht ;-)

  6. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Der Chroma wurde noch 1986/87 bei Musik Produktiv verzweifelt für z. T. unter 5.000 DM herausgehauen — gebracht hat es nichts: Zu spät, zu teuer, zu kompliziert, zu anfällig, zu groß, zu schwer.
    Einer der schönsten und nützlichsten analogen Polysynthesizer, die je gebaut wurden — wenn man einmal mit der blöden Bedienung warm geworden ist.

  7. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Peter und Theo,

    sehr schön geschrieben, wenn ich mir die PSU so ansehe und die Originalen Schaltpläne ist es fast ein Wunder das da a) nichts rauscht und pfeift und b) irgendwann riecht es komisch. Passt so gar nicht zu den sonstigen „Innovationen“ im Chroma. Der steuernde MC68B09P technologisch dem Z80 überlegen und steuerte alles von Raketen, Taschenrechnern. Und diversen Industriesteueranlangen, war Bestandteil im Airbus. Und im Gegensatz zu den Z80 wesentlich problemloser zu programmieren. Vermutlich erklärt das auch die Treppchenbildung 8bit sind nun mal nur 256 Stufen, und um mal Dave Rossum zu zitieren, ab einer Mantisse von 32 bit beim Kleinsignalverhalten wirds interessant.

  8. Profilbild
    Filterspiel AHU

    Das Schaltnetzteil hat auch ohne nachgeschalteten Tiefpass (vermute ich mal) keinen Einfluss auf den Klang? Man hört ja des öfteren, dass diese Netzteile in höherwertigem Audio Bereich eher gemieden werden, vielleicht aber auch nur aus Nostalgiegründen.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Filterspiel Hallo Filterspiel,

      das verbaute Netzteil stellte damals den „Standard“ dar. Und so wie ich das technisch sehe war der Chroma sehr empfindlich gegen Einstreuungen. Wenn du dir die Originalschaltung und den Aufbau auf dem Foto ansiehst, wirst du feststellen, das alle Spannungen aus einer sekundären Trafowicklung eines M gewickelten Trafos kommen. Und dann entsprechend gleichstromäßig runtergeregelt werden. Die Halbleiter der PSU liegen alle auf Masse zu Kühlung. Die magnetische Belastung und die thermische Belastung dürften bei dieser Schaltung hörbar sein. Zum anderen, dürfte die 5V Digitaltechnik Spannungsschwankungen mit rumzicken quittiert haben. Das Schaltnetzteil als Ersatz braucht m.E keinen Tiefpass, vermutlich wird da aber einer verbaut sein. Gegen Schaltnetzteile spricht nichts, wenn sie entsprechend der Last dimensioniert wird. Dann pfeift und brummt auch nichts. Im höherwertigen Audiobereich werkeln mittlerweile auch fast nur noch Schaltnetzteile. Ringkerntrafo und Co werden fast nur noch von „Traditionalisten“ verbaut. Die überschüßige Energie wegheizen ist mehr so ganz Stand der Technik. Schlußendlich kann dir bei der alten PSU im Falle von Überlast, das ganze CPU Board abrauchen, da dann auf Masse 12V oder mehr liegen.

      • Profilbild
        Filterspiel AHU

        @TobyB Ok, das bei Überlast (die ja ganz eindeutig ein Designfehler netzteilseitig wäre) Probleme auftreten ist schon klar. Ich nehme an der Trafo ist mit Mittelanzapfung gewickelt, welche die Masse darstellt, die bei den anderen Enden jeweils positiv und negative Spannungen ausweisen. Von dort geht es nach der Gleichrichtung und Glättung dann mit Längsreglern (78xx und 79xx, bzw. diskret mit Zenerdiode aufgebauten Spannungstabilisatoren, irgendwas in der Art) weiter. In diesem Aufbau kann ich aber nicht sehen, wie einer der Stränge auf ein Mal bei Überlast dafür sorgt, dass die Masse Spannung führt. Wenn das tatsächlich der Fall ist, muss der Aufbau der Spannungsversorgung doch anders sein, als von mir vermutet.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ach ja, der Chroma ! Als Student, die Nase plattgedrückt am Schaufenster des seligen Music City Köln, konnte ich mir nur das Prospekt leisten. Später hat es dann für einen Polaris auf Raten gereicht, kein Vergleich, aber dennoch ein guter völlig unterschätzter Vintagesynth. Dann noch viel später habe ich endlich einen Chroma bekommen,günstig, zwar in optisch schlechten Zustand, aber Sound soweit ok. Das Teil nahm aber im Studio ziemlich Platz weg und das Arbeiten damit ist auch zeitaufwendig. Da sich immer nach kurzer Zeit irgendwelche Tasten verabschiedeten und ich keine Lust mehr hatte, ständig die Kiste aufzuschrauben und nachzujustieren, habe ich den Chroma dann abgegeben, zusammen mit meinem vintagegear (Xpander, Jupiter 8) wobei ich den Verkauf des Chroma am meisten bedauere. Das Teil ist einzigartig und mE der Analogpolysnth schlechthin…

    • Profilbild
      costello RED

      Solche Geschichten von verkauftem Vintage Gear stimmen mich immer leicht melancholisch….

      • Profilbild
        micromoog AHU

        @costello Man braucht bei den Kisten auch öfter gute Nerven, das ist teilweise Masochismus pur, dafür wird man mit einzigartigen Sounds belohnt!

    • Profilbild
      Klaus Joter

      Das kann ich nur bestätigen. Der Chroma ist auch für mich der beste polyphone Analoge überhaupt. Aber auch ich habe irgendwann das Handtuch geschmissen, denn ein Synthie muss mit mir zusammen arbeiten und funktionieren. Wenn das nicht gegeben ist, muss man sich eben trennen. Alles andere ist Nostalgie oder Image-Gehabe.

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin mir sicher, im Jahre 2067 wird man auf Amazon. De, wenn alle PC s verreckt sind, und es Windows 7 nur noch auf CD gibt, dann wird man den vst plugins genau so nachheulen wie heute den Transistoren Anhäufungen heute.

  11. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Dachte Bob Moog nicht ganz, sein Erbe trägt ganz neue Früchte zb. Mother oder sub 37 oder wie der Haffe heißt

  12. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ja, das ist aber auch ne Frage von Ressourcen (Platz/Kohle) und Prioritäten. Und Platz schaffen für Neues. Und momentan beschäftige ich mich mit dem Matrixbrute. Für mich als „alten“ Synthesist der moderne Oberhammer….

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