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Vintage-Synthesizer: Roland Jupiter-4 (1978)

Ein herausragender Vintage-Klassiker

16. September 2023
Vintage Synthesizer Roland Jupiter-4

Vintage Synthesizer Roland Jupiter-4

Der Roland Jupiter-4 Hardware-Synthesizer

Wer sind die Menschen, die original Vintage-Synthesizer kaufen?

Als Theo Bloderer den folgenden Report zum Roland Jupiter-4 im Jahre 2003 veröffentlichte, kostete ein Jupiter-4 noch durchschnittlich 300,- Euro. In den Kommentaren empörten sich Leser über Gebrauchtmarktangebote, die bei über 400,- Euro lagen. Heute, 20 Jahre später, sprechen wir für ein gut erhaltenes Exemplar von Preisen zwischen 4.000,- und 5.000,- Euro. Tendenz steigend. Und das, obwohl es mittlerweile einige Plug-in-Reproduktionen gibt und der Markt durch Behringer von Vintage-Klonen zum Budget-Preis geradezu überschwemmt wird.  Darunter mag sich zwar „noch“ kein Roland Jupiter-4 befinden, aber es wäre durchaus denkbar, dass ein Jupiter-4 von Behringer für 500,- Euro zu haben sein könnte.

Tatsächlich würde das aber die steigenden Gebrauchtmarktpreise der Originale nicht bremsen, wie wir beispielsweise am Minimoog gesehen haben. Im Gegenteil, die Popularität der Originale steigt durch die Klone und mit ihnen auch die Preise.

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Potts und Knöpfe des Roland Jupiter-4

Warum ist das so?  Die Antwort ist ganz einfach: Originale sind begehrte Sammlerobjekte, nicht nur in der Musikerwelt. Ob Autos oder Uhren, gut erhaltene und restaurierte „Old-Timer“ werden rar und kommen immer seltener auf den Markt.

Ein Vintage-Original hat man nicht wegen seines Nutzwertes und auch nicht aus Prestige-Gründen, sondern weil sie einem durch ihre pure Anwesenheit große Freude bereiten. Ich spreche da aus Erfahrung. Das löst Unverständnis aus bei Musikern, die nicht verstehen können, wie man sich für fünfstellige Beträge einen Vintage-Synthesizer zulegt, wo man doch für deutlich weniger Geld eine ebenso gut klingende Soft- oder Hardware-Variante erwerben könnte.

All jenen sei gesagt, dass das Musizieren nur ein Teilaspekt der Bedürfnisse darstellt, die ein Musikinstrument auslösen kann. Vielmehr sind Vintage-Objekte auch als Kunstwerke und Zeitzeugen zu betrachten, die ähnlich wie ein Gemälde oder eine Skulptur die Seele berühren und Freude bereiten. Ein schöner Nebeneffekt eines Synthesizer-Klassikers: Mit ihm kann man auch noch kreativ werden – wenn man das möchte. Viele meiner Vintage-Objekte stehen reihum in meinem Studio. Selbstverständlich spielbereit und vernetzt. Ob Roland TR-808 oder Roland Jupiter-4. Gleichzeitig befinden sich in meiner DAW aber unzählige, hervorragend klingende Plug-ins. Die Letztgenannten verwende ich viel öfter als meine Vintage-Schätze. Wahrscheinlich bin ich in dieser Hinsicht nicht repräsentativ, aber es unterstreicht einmal mehr, warum es Menschen gibt, die für Vintage-Synthesizer horrende Summen  auszugeben.

Und einen Teilaspekt gibt es noch, den ich nur kurz anschneiden möchte: Ein Jupiter-4 wird wohl 2033 um die 50.000,- Euro kosten. Davon bin ich fest überzeugt.

Roland Jupiter-4 von links

Kommen wir zum Sound, zum puren Klang

Viele Plug-ins, die Vintage-Synthesizer imitieren, klingen wirklich hervorragend (Achtung: Es gibt jede Menge Ausnahmen, auch von Majors, deren aufwendigen 3D-GUIs davon ablenken, dass sie weit entfernt von den Originalen sind, aber wen juckt das schon, die Originale kennt ohnehin kaum jemand mehr).

Aber eines haben die Vintage-Oldies den Plagiaten voraus – sie sind unberechenbar. Und das im wahrsten Sinne des Programmierers. Expect the unexpected. So möchte ich es zusammenfassen, wenn ich den Sound meines Roland Jupiter-4 beschreiben möchte. Der Zufall schwingt immer mit. Das lässt sich nur schwer in Worte fassen, aber es reicht einfach nicht, bei einem A/B-Vergleich einen Sound von A mit einem Sound von B gegenüberzustellen (wie das die klassischen XY-VX-YZ-Videos auf YT-machen). Das wahre Potential eines Vintage-Boliden ist nur im Spiel zu erfassen. Selbst die Produktion einer Vintage-Aufnahme mit identischen Einstellungen am Synthesizer kann und wird und den meisten Fällen drei Tage später anders klingen. MOJO, MAGIC …? Keine Ahnung. Aber faszinierend.

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Die Rückseite des Roland Jupiter-4

In dieser Disziplin ist der Roland Jupiter-4 übrigens ungeschlagen, ebenso wie zum Beispiel der Oberheim Xpander und einige andere. Einer der Gründe, warum ich mich von von diesen beiden Originalen wohl nicht mehr trennen werde, während ich hingegen einem Roland Jupiter-6 keine Träne nachweinte oder so manch anderes Original durch ein Plug-in oder durch einen Hardware-Klon ersetzte.

Den Roland Jupiter-4 werden sie einmal ganz sicher nach mir aus meinem Studio tragen. 😉

In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem wunderbaren Report von Theo Bloderer aus dem Jahr 2003, der durch zwei Kapitel von mir ergänzt wurde.

Euer Peter Grandl (Tyrell)

Der Roland Jupiter-4 von oben

Der erste polyphone Roland Synthesizer

Rolands Jupiter-4 war doch tatsächlich „state-of-the-art“ im Jahre 1978! Noch heute schwärmen Tanzmusiker von diesem ersten „leistbaren“ polyphonen Synthesizer und den – wenn auch kurzen – goldenen Zeiten, die mit ihm anbrachen. Während Prophet-5 und andere Polyphone umgerechnet weit über 5.000,- Euro kosteten, war der Jupiter-4 für bescheidene 2000,- Euro erhältlich.

Aus heutiger Sicht scheinen die „Fakten“ des Instruments dennoch nicht sehr spektakulär. Der Jupiter-4 verfügt über vier Stimmen mit jeweils einem VCO, VCF, VCA sowie zwei Hüllkurven. Des Weiteren gibt es einen Arpeggiator, Rolands typisch umfangreiche Controller-Sektion, 10 Presets, 8 „freie“ Programmspeicher und ein Meer an bunten Knöpfen.

Logo des Roland Jupiter-4

Doch interessant: Kaum ein Instrument hat sich in den letzten Jahren derart zum Geheimtipp und „gesuchten“ Instrument entwickelt wie der Jupiter-4. Aus musikalischer Sicht hätte ich dem Gerät schon längst einen „deutlicheren“ Erfolg gewünscht, doch bis vor nicht allzu langer Zeit konnte man den Jupiter-4 am Gebrauchtmarkt für günstige 250,- Euro erwerben.

Die Rolle des hässlichen und ungeliebten Entleins war immer des Jupiters Schicksal. Sound und Aussehen („Was kostet die Orgel da?“) ließen ihn bereits ab 1980 – ein Jahr vor Produktions-Ende – sehr altmodisch erscheinen. In den 80er- und 90er-Jahren siedelte das Image des Jupiter-4 irgendwo zwischen „plump klingender Synthesizer“ und „völlig unbrauchbares Instrument“. Der Jupiter ist grundsätzlich gerne verstimmt, seine (nicht allzu hübsch tönenden) Presets lassen sich kaum verändern, die typisch klobige Spät-70er-Jahre Roland Tastatur verleitet keineswegs zum „Spiel mich!“-Syndrom und eine Ansteuerung des Synthesizers via CV/Gate oder gar MIDI war natürlich nie vorgesehen bzw. ist eben nicht vorhanden.

Doch um die Sache ein wenig würzig zu machen, behaupte ich nun, dass von allen Jupiters ausgerechnet der Jupiter-4 den mit Abstand stärksten Klangcharakter hat. Er ist nicht der „Vielseitigste“ (in ihrer Ehre verletzte Jupiter-8 Besitzer dürfen sich wieder setzen), aber er hat den eigenständigsten Charakter und sicher auch den breitesten Sound. Ohne Zweifel.

Roland Jupiter-4 complete

Das Besondere am Roland Jupiter-4

Er hat vier Stimmen. Nicht irgendwelche Stimmen. Diese sind fast immer „out-of-tune“, sie stimmen eben nie (oder zumindest selten). Aber gerade das ermöglicht einen so hervorragend musikalisch-natürlichen Klang. Spielt man viermal dieselbe Note, ergeben sich vier unterschiedliche Klänge (im „polyphonic mode“, natürlich). Es stört nicht – ganz im Gegenteil: Soli klingen auf diese Art und Weise wesentlich natürlicher.

Mit dem analogen Chorus klingen die Stimmen des Roland Jupiter-4 breit und lebendig. Sie „wandern“ dann im Stereobild – wie in vielen der angefügten Klangbeispiele zu hören ist. Teil des Chorus-Effekts ist somit eine Art Auto-Panning. Wie bei den analogen Chorus jener Zeit, bringt der Effekt aber leider auch ein Rauschen mit sich (ähnlich wie im Juno-60), der aber zu vernachlässigen ist. Außer in Spielpausen, hier würde ein Gate helfen.

Ein weiterer Pluspunkt: Die Hüllkurven sind extrem perkussiv. Sie zählen zu den schnellsten, mir bekannten Envelopes.

Der LFO lässt sich bis über 80 Hz hochfahren. Metallisch-schräge Modulationseffekte des Jupiter-4 sind unglaubliche Klanggebilde. Hier sei ein Abstecher zu den Klangbeispielen sehr empfohlen. Hinter vielen FX-Sounds hätte wohl kaum jemand einen Jupiter-4 vermutet.

Der Roland Jupiter-4, Aufbau im Detail

LFO, VCO und NOISE des Roland Jupiter-4

VCO des Roland Jupiter-4

Der VCO einer Stimme verfügt – ähnlich wie bei Roland SH-1/2/9 – über einen zuschaltbaren Sub-Oszillator. Das ist für voluminösere Sounds sehr angenehm. Nachdem die Fußlage des VCOs nur bis 16“ geht, ist der Sub-Oszillator natürlich gerade für den Bass-Bereich besonders von Bedeutung.

Die Rechteckschwingung kann moduliert werden – entweder manuell oder via LFO, wobei der Grad der Beeinflussung in vier Stufen festgelegt ist.

VCF des Roland Jupiter-4

VCF und VCA des Roland Jupiter-4

Auch hier bewegen wir uns auf bekanntem Roland-Terrain: Regelbar sind Cutoff, Resonance (bis Selbstoszillation des Filters), Intensität der Modulation durch LFO oder ENV (+/-).

Parallel zum Lowpass-Filter gibt es ein manuell justierbares Highpass-Filter. Keyboard-Tracking (KYBD FOLLOW) lässt sich wiederum über einen vierstufigen Schalter festlegen. Im Vergleich zum Jupiter-8 klingt das Filter des Jupiter-4 aggressiver und animalischer – vor allem bei hohen Resonanzwerten.

Modifier des Roland Jupiter-4

Spielhilfen und Didier des Roland Jupiter-4

Die Abteilung umfasst einige sehr nützliche Details. Unter TRIGGER ist ein S/H-Modul versteckt, das auf das VCF wirkt – unabhängig vom LFO! Die Geschwindigkeit kann – wie beim Arpeggiator – extern oder intern erfolgen. Bei DELAY/BEND lässt sich der Frequenzumfang des LFO – wie zuvor erwähnt – bis auf 80 Hz erhöhen. In der Position WIDE kommt der LFO also immerhin in den Audiobereich! Gerade dieses Feature ist bei Roland Synthesizern sehr, sehr selten anzutreffen. Kein Jupiter-8 LFO kann das. Ergebnis derart hochfrequenter Modulationen sind Vocal-ähnliche, Ringmodulator-ähnliche, metallische Klänge. FX vom Feinsten.

Die Spielhilfen des Vintage-Synthesizers

Pitch-Bender des Roland Jupiter-4

… sind typisch für Vintage Roland Synthesizer. Aber nicht nur VCO und VCF lassen sich steuern, auch der VCA kann über Pitchbend kontrolliert werden (so auch zu finden beim SH-7). Dabei wird via Kippschalter festgelegt, ob Pitchbend direkt auf das betreffende Modul wirkt oder ob die Intensität der LFO-Modulation (auf das Modul) gesteuert wird.

Außerdem lässt sich über zwei Potis der globale Wirkungsgrad von BEND SENSITIVITY und LFO MODULATION einstellen. Schade, dass diese Controller-Sektion bei SH-1/2/5/9 sowie bei Jupiter-6/8 nicht ebenso umfangreich zu finden ist wie beim Jupiter-4. Für ausdrucksstarke Soli und extreme Klangveränderungen ist sie unersetzlich – gerade weil VCF und (!) VCA gleichzeitig via Pitchbend gesteuert werden dürfen.

Die Speicherplätze des Jupiter-4 (pg)

Speicherplätze des Roland Jupiter-4

Der Roland Jupiter-4 bietet 8 Speicherplatze an, die sich hinter vier weißen und vier grauen Tasten verbergen. Über den roten Button WRITE wird der registrierte Klang auf den gewünschten Speicherplatz geschrieben. Über den gelben Button MANUAL gelten die Einstellungen der jeweiligen Knöpfe und Fader auf der Oberfläche und der Jupiter-4 verhält sich wieder wie ein analoger Synthesizer ohne Speicher.

Arpeggiator und Playmodes (pg)

Playmodes und Arpeggiator des Roland Jupiter-4

Und auch dieser Bereich verbirgt sich unterhalb der Tastatur und ist nicht direkt auf der Gehäuseoberseite angebracht. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber gerade die Knopfleiste ist eine der markanten Eigenheiten dieser Vintage-Generation.

Die Anschlüsse des Roland Jupiter-4

Anschlüsse des Roland Jupiter-4

… sind wie folgt: Stereo-Ausgang (Stereo-Chorus!) und Phones-Output – jeweils mit getrennter Level-Einstellung Low/Medium/High.

Des Weiteren gibt es einen Sustain-Pedal-Anschluss sowie CV-Eingänge für VCF, VCA und eine EXT CLOCK IN-Buchse für den Arpeggiator bzw. das bereits erwähnte S/H-Modul.

MIDI-Nachrüstungen zum Roland Jupiter-4

Es sind einige Jupiter-4 mit erweiterten Speicherplätzen im Umlauf. Sie bieten z. B. 64, manche Modelle gar 128 Memories. Sehr praktisch, denn eines ist zu bedenken: Einmal abgespeicherte Sounds lassen sich nicht wieder verändern! Viel Speicherplatz ist also von Vorteil, um selbst kleinste Variationen eines via „Panel“ erstellten Basis-Klanges jeweils gleich als neuen Sound abzuspeichern.

Wer mit Analogsequencern oder MIDI-CV-Konvertern arbeitet, dem sei die CV/GATE-Nachrüstung des Jupiter-4 empfohlen. Matthias Becker liefert in seinem ersten Buch „Synthesizer von gestern“ eine Anleitung dazu – mit Foto und Grafik. Jedenfalls sollte jede Erweiterung fachmännisch umgesetzt werden – eine sehr persönliche Meinung. Obwohl der Jupiter-4 in puncto Design nie sehr ausgewogen, keineswegs hübsch und auf gar keinen Fall modern gewirkt hat, müssen spätere Eingriffe diesen Zustand ja nicht unbedingt verstärken.

Vintage Synthesizer in Perfektion, Roland Jupiter-4

Schließlich – und gerade dieser Punkt dürfte an der enormen Popularität des Jupiter-4 seit wenigen Jahren wesentlich beteiligt sein – gibt es MIDI-Interfaces für das Instrument. So beispielsweise von Kenton Electronics. Ich habe ein solches Interface vor vielen Jahren installieren lassen und bin regelrecht begeistert, wie präzise der Jupiter-4 auf Velocity-to-VCF-Modulationen etc. reagiert. Die dynamische Beeinflussung des „analogen Monsters“ (klanglich gesprochen) ermöglicht sehr professionelle, sehr ausgefallene Klänge. Doch der Haken ist der Preis. Mit Einbau dürfte das Kenton-Kit für den Jupiter-4 kaum unter 500,- Euro zu bekommen sein.

Dazu gibt es auch eine Alternative aus Tschechien. CHD Elektroservis hat ein Jupiter-4 MIDI-Interface für unter 100,- Euro (Anmerkung der Redaktion: Stand 2003) entwickelt. Freunde berichten, dass der Einbau grundsätzlich kein großes Problem ist und das Kit gut funktioniert. Es ist „einfacher Natur“ und kann vor allem Note-on/off verarbeiten. Darüber hinaus gibt es jedoch auch ARP Clock Rate und Pitchbend Übertragung. Gerade der letzte Punkt dürfte insofern interessant sein, da man so – über MIDI-Steuerung des Benders – VCF bzw. VCA beeinflussen kann, womit man wieder beim dynamischen Spiel angelangt ist. So gesehen ist der Preis von 110,- Euro (Stand 2023) (ohne Versand und ohne Einbau) sehr attraktiv.

Großartiges Bild vom Roland Jupiter-4

Hier eine kleine Anmerkung aus persönlicher Erfahrung mit CHD Elektroservis Kits. Ich habe das TR-808 Kit erworben und vom Fachmann meines Vertrauens einbauen lassen. Interessanterweise ergaben sich nach Einbau Doppeltrigger-Effekte – die Bass-Drum spielte immer mit der Snare und Maracas und HandClap waren immer zusammen. Eine nähere Untersuchung des Interfaces ergab, dass die Platine in laienhaftester Weise gefertigt wurde. „Schlimmer als bei den Chinesen“ – die Worte des Technikers werden lange in Erinnerung bleiben. Alle Leiterbahnen mussten nachgebessert werden und verteuerten den Einbau erheblich. In Summe hätte ein Kenton MIDI-Kit für die TR-808 letztlich gleich viel gekostet – und wäre natürlich in puncto Features noch umfassender gewesen. Das nur am Rande. Vom CHD Elektroservis Jupiter-4-Interface habe ich bisher indes gute Dinge gehört. Vorsicht ist jedoch immer angesagt.

Ein Wort zu den Roland Jupiter-4 Presets

Alle Presets des Roland Jupiter-4

Die 10 Factory-Presets sind … nun ja, eine Sache für sich. Wie gut, dass man nicht auf sie allein angewiesen ist und Platz für „eigene“ Sounds hat. Dennoch sind ein paar Leckerbissen unter den Presets: BASS klingt richtig schön trocken (gewiss meinte Peter Forrest auch diesen Klang, als er vom „meaty sound“ des Jupiter-4 sprach), und STRING finde ich besonders exzellent.

Auch die „Gelben Knöpfe“ (TROMBONE, SAX und TRUMPET) sind als Leadsounds gar nicht sooo schlecht – so lange man dabei nicht im Entferntesten an die ihnen zugedachten (originalen) Instrumente denkt.

VOICE schließlich erinnert stark an JM Jarres Vocal-Flächen aus Oxygene und Equinoxe. (JM Jarre hat übrigens nach wie vor den Jupiter-4 auf seinen Tourneen dabei, wenngleich es generell nicht viel über das Instrument aussagt. Bei seinem Zürich-Konzert im Frühjahr 2009 war der weiße MacBeth M5 beispielsweise on stage, dabei aber nicht einmal angeschlossen …).

Alle anderen Presets des Jupiter-4 dürften maximal zur Fingerakrobatik (Knopf an/aus) nützlich sein. Jegliche Versuche, damit Musik zu machen, könnten kläglich scheitern …

Unisono mit 4 Stimmen

Kurz sei darauf verwiesen, dass sich die vier Stimmen des Jupiter zu einem Unisono-Klang bündeln lassen. Damit bekommt der Jupiter-4 analoge Kraft „mit Gänsehaut-Effekt“ – unisono klingt er absolut brachial. Meiner Meinung nach verweist er damit sogar Jupiter-8 oder Jupiter-6 auf die billigeren Plätze.

Tuning

Die Tuning-Schrauben für die 4 Stimmen des Roland Jupiter-4

Die Tuning-Schrauben für die 4 Stimmen des Roland Jupiter-4

Jeder Oszillator kann auf der Rückseite des Instruments ge-/verstimmt werden. Ich drehe an den (hinter kleinen Schutzkappen versteckten) Schrauben nie. Die „Out-of-tune“-Melancholie eines Jupiter-4 ginge sonst verloren. Aber wer auf auditive Reinheit Wert legt (sofern dies bei einem Synthesizer der Klasse Jupiter-4 überhaupt möglich ist): Bitte sehr!

Meine Roland Jupiter-4 Geschichte

Der Jupiter-4 ist insofern ein ganz „persönliches“ Instrument, da er mein erster „Analoger“ war (bzw. ist). Zufällig natürlich. Das Instrument stand Ende der 80er-Jahre eben so rum, bei einem Bekannten. Da ich nach dem „Erstkontakt“ den Bekannten immer öfters aufsuchte, um den Jupiter zu spielen, schenkte mir der nette Bekannte – zum Schutz seiner eigenen Privatsphäre – irgendwann das Instrument. Ich war natürlich begeistert – vom Geschenk und auch vom Klang des Geschenks. Doch wem auch immer ich den Jupiter-4 vorspielte – alle Zuhörer waren einer Meinung: „Weg mit dieser (öden) Kiste!“

Gut möglich, dass es an meiner schwachen Präsentation lag, aber einer Sache war ich mir dennoch von Anfang an sicher: Der Jupiter-4 ist ein Synthesizer mit enorm starkem Klangcharakter. Heute – 20 Jahre nach dem „Erstkontakt“ – bestätigt sich der Eindruck noch immer, eigentlich (im Vergleich zu manch anderen Synthesizern) sogar mehr denn je. Soll nicht heißen, dass der Jupiter-4 einfach nur „gut“ klingt. Sehr oft klingt er ja gar nicht „gut“, eher erbärmlich. Manche Leute würden sagen „schlecht“. Aber eben unverwechselbar und – sehr eigen. Der Jupiter-4 vermag das Gehör noch zu überraschen mit „neuen“ – oder besser gesagt: „noch nicht so oft gehörten“- Sounds … das ist schon eine gewisse Leistung!

Der Roland Jupiter-4 von der Seite

Fazit von Theo Bloderer (2003)

Ein mit CV/GATE oder MIDI aufgerüsteter Jupiter-4 ist ein äußerst professioneller, analoger Synthesizer. Das Instrument ist grundsätzlich – wie alle frühen Roland-Synthesizer – extrem zuverlässig, äußerst robust und bestens verarbeitet. Wenngleich die Presets keineswegs das Potenzial des Jupiter-4 aufzeigen (ein Phänomen, das sich immer wieder bei Instrumenten – bis heute – findet … man denke an den Alesis Andromeda), ist der Klang des ersten Jupiter Synthesizers über alle Zweifel erhaben. Das haben in den letzten Jahren viele Musiker erkannt, was zum deutlichen Anstieg des Gebrauchtpreises führte. Der Marktwert des Jupiter-4 liegt aktuell bei ca. 300,- bis 400,- Euro (Anmerkung der Redaktion: Stand 2003), je nach Zustand und Ausführung (mit/ohne CV/Gate bzw. MIDI). Wenngleich viele der modernen analogen Synthesizer bereits in dieser Preisklasse zu finden sind, bietet der Jupiter-4 noch immer einige Vorteile, die nach wie vor nicht überboten werden konnten. Das Instrument ist einerseits von hochwertigster Bauweise, wie man sie heute am Markt so gut wie überhaupt nicht vorfindet (mit kleinen Ausnahmen). Andererseits ist der Klangcharakter des Jupiter-4 derart „eigen“ und „besonders“, dass es auch dafür – bisher – keinen ernstzunehmenden Ersatz gibt.

Der Sound des Hardware-Originals

Sehr schöne, trockene Bässe, ein ganz hervorragender Streicher-Sound, überraschende FX-Klänge, gute Lead-Sounds (die oft mittels Pitchbend erst zum Leben erwachen). In meinen Ohren klingen die Jupiter-4 Sounds sogar breiter und lebendiger als vergleichbare Sounds im Jupiter-8. Aber natürlich ist der Jupiter-8 deutlich vielseitiger bei der Klanggestaltung.

Roland Jupiter-4 on YouTube

Ein ziemlich umfangreicher Report zum Roland Jupiter-4 mit zahlreichen und aussagekräftigen Soundbeispielen:

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Mehr Informationen

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Fazit

Der Roland Jupiter-4 ist an Lebendigkeit im Klangbild selbst einem Roland Jupiter-8 oder einem Roland Juno-60 überlegen. Dank einfacher MIDI-Implementierung macht er auch in einem modernen Studio eine hervorragende Figur und ist auch durch Plug-ins nur schwer imitierbar, da sie zwar den Klangcharakter treffen, aber nicht seine ungezügelte Frische. Anders lässt sich das nicht erklären. Aktuell ist er am Gebrauchtmarkt schwer zu finden und liegt für gut erhaltene Exemplare zwischen 4.000,- und 5.000,- Euro. Trotzdem, günstiger wird er nicht mehr werden. Der Wertzuwachs dürfte auch in den kommenden Jahren enorm sein.

Der Roland Jupiter-4 ist definitiv nur etwas für leidenschaftliche Sammler, die diesen Preis zu schätzen wissen und nicht nur einfach einen gut klingenden Analogsynthesizer suchen, denn derer gibt es am Markt inzwischen zuhauf. (Peter Grandl 2023)

Plus

  • sattester, analoger Sound der Marke "Urgewalt"
  • eigenständiger Klangcharakter
  • hochwertiger LFO und versteckte S/H-Funktion
  • günstiges MIDI-Interface von CHD Elektroservis erhältlich
  • 8 Speicherplätze

Minus

  • harte Tastatur mit Schwäche für Doppel-Trigger-Effekte
  • relativ schwache Preset-Sounds
  • kein CV/Gate (aber nachrüstbar)

Preis

  • aktuell ca. 4.000,- bis 5.000,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Nvelope 11

    Welch eine Reportage über dieses sehr gut erhaltene Schätzchen am frühen Samstagmorgen!
    Anfang der 90er Jahre für 500 oder 600 DM (!) hatte ich meinen 4er verkauft … heute wäre er ein halbes Vermögen wert . . .
    Danke für diesen informativen Bericht – einzig einige Fotos der Innereien dieses Gerätes wären noch interessant gewesen: heutigen hochintegrierten Schaltungen auf ganz wenigen Platinen standen damals Myriaden von Bauteilen gegenüber, die man noch haptisch “anfassen“ konnte und deren Bezeichnungen oder elektrische Werte noch ohne Lupe ablesbar waren; dieser Roländer (wie alle seine Zeitgenossen sowie direkte Vor-und Nachgänger jener Zeit) war reichlich vollgepackt mit Platinen und reichlich Kabeln … da machte Reparieren (so es nötig war) noch wahrlich Freude!

  2. Profilbild
    GBP

    Schön zu lesen und wenn jemand Infos sucht, genau richtig. :-)
    Ich müsste mal suchen – auf Youtube gibt es einen Typen, der pro Video einen alten bis sehr alten Synth vorstellt und genau damit einen Song macht. Inklusive eigenem Gesinge. Echt cool und erst dann kann man sich (ich zumindest) gut vorstellen, was man mit einem alten Gerät wirklich schickes machen kann.
    Boah… Wie heisst der Typ…

  3. Profilbild
    Tai AHU

    Sehr gute Einleitung, Peter, die die verschiedenen Standpunkte zu ewig gleichen Diskussionen sehr gut darstellt. Könnte ich absolut unterschreiben.

  4. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Zitat: „Das löst Unverständnis aus bei Musikern, die nicht verstehen können, wie man sich für fünfstellige Beträge einen Vintage-Synthesizer zulegt, wo man doch für deutlich weniger Geld eine ebenso gut klingende Soft- oder Hardware-Variante erwerben könnte.“

    Leute, die diese Frage stellen, sind in der Regel keine Musiker, sondern wären allenfalls gerne welche.

    Was aber daran scheitert, daß sie eben nicht bereit sind, für ihr Werkzeug Geld in die Hand zu nehmen und etwas in ihre Arbeit zu investieren, sondern stattdessen den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Das fängt schon an mit „ich möchte berühmt werden, ohne viel zu üben“ und endet bei der Wahl der Waffen.

    Ein Gitarrist, der seine Arbeit ernsthaft verfolgt — selbst ein Anfänger –, weiß, daß man nur mit vernünftigen Werkzeugen, die einem liegen, zu den Resultaten kommt, die einem vorschweben. Man kann sich eine billige Klampfe und einen billigen Amp kaufen, oder man steigt gleich mitten in die Vollen — tut anfangs mehr weh, ist aber meist viel langfristiger als Investition. Vor allem braucht man dann nicht ständig was Neues, Besseres, Cooleres kaufen — das spart Zeit und Geld.

    Ob jetzt ein Jupiter 4 tatsächlich 5.000 Euro wert ist, kann man trefflich diskutieren — wenn man niemanden findet, der einem diesen Preis bezahlt, dann ist er gar nichts wert.

    • Profilbild
      Nik Elektrik

      @iggy_pop Moin Iggy,
      Stimme weitestgehend zu, was Studioarbeit betrifft.

      Live allerdings würde ich z.B. einem Martyn Ware mit u.a. seinem System 8 nicht die Seriosität absprechen wollen. 😎

      • Profilbild
        iggy_pop AHU

        @Nik Elektrik Das stimmt, aber frag mal Martyn Ware, wie lange er sich 1977 den Jupiter 4 vom Munde abgespart hat und wie lange er Tütensuppe und Nudeln mit Ketchup essen mußte, um den Jupiter zu finanzieren (und den ganzen anderen Plunder auch). Und dann frag ihn gleich, wie lange es dauerte, bis er schwarze Zahlen auf dem Konto stehen hatte und es mit dem Geldverdienen durch Musikmachen endlich losging.

        Live ist sowieso eine ganz andere Kiste — wer heute noch Geräte, die immer schwerer zu ersetzen sind (und das zu immer höheren Preisen) mit auf die Bühne nimmt (und sich freiwillig einen daran abschleppt), der ist entweder mit einem sehr dicken (Gagen-)Polster ausgestattet, leidet an übersteigertem Sendungsbewußtsein oder sieht keine andere Möglichkeit, seinem Geltungsbedürfnis Rechnung zu tragen („das Gedudel ist kacke, aber das Equipment ist geil“).

        Da ist ein System-8 sicherlich ein akzeptabler Ersatz, zumal es bei Verlust, Beschädigung oder Zerstörung relativ einfach wieder ersetzt werden kann. Das würde ich eine ganz pragmatische Lösung nennen.

        Die Pioniere der Genres dürften ohnehin kein übersteigertes kultisches Verhältnis zu ihren Gerätschaften haben — die waren ein Mittel zum Zweck, und es gab ja nichts anderes sonst.

        Die hatten ja nüscht.

        • Profilbild
          Nik Elektrik

          @iggy_pop Waren wir nicht alle mal im tiefen Tal der Tütensuppe? 😎

          Meine Lieblingsanekdote von Ware ist ja: „musste mich zwischen Autoführerschein und Synth entscheiden. Ich kann heute immer noch nicht fahren.“ – Maximale Hingabe und Leidenschaft!

          • Profilbild
            iggy_pop AHU

            @Nik Elektrik Aus dem tiefen Tal der Tütensuppen bin ich nie herausgekommen. Da hilft nur selbst Kochen lernen.

            Zitat: „musste mich zwischen Autoführerschein und Synth entscheiden. Ich kann heute immer noch nicht fahren.“

            Man muß Prioritäten setzen.

            Immer.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ein zeitloser Klassiker an dem sich mehr analoge Synths orientieren sollten. 👍

  6. Profilbild
    Herr Rorschach

    Hatte ich mal 1997 für DM 300 erworben. War ein nettes Teil. Nach knapp 2 Jahren habe ich ihn für das gleiche Geld weitergereicht. Auch heute sind das für mich Instrumente und keine Anlageobjekte. Diese Mondpreise sind halt bei allen Synths ganz schön albern…

      • Profilbild
        Herr Rorschach

        @Friendly Noise Damals hatte man als Freak mit wenig Kohle die ganzen alten Kisten, während sich die wohlhabende Klientel mit teuren Workstations die Zeit vertrieb.
        Einen Großteil der Aufnahmen von damals habe ich mal auf Bandcamp rübergerettet. Einfach nach Rorschach Garden suchen…

        • Profilbild
          Cavestudioschweiz

          @Herr Rorschach Genau, ich wollte damals auch eine neue M1 – nur die Kohle reichte dazu als Student nicht. Um ein paar Synthesizerstimmen gleichzeitig hinzukriegen musste ich auf so billige Analogsynths wie Juno, MS-20 und ARP Odyssey ausweichen, die damals niemand mehr wollte… Heute ein Segen.
          Und: ja es sind Instrumente, die ich wie Peter immer angeschlossen und spielbereit halte – aber auch einfach Inspiration, Nostalgie und nun zum Teil Anlageobjekte (wie der PS-3200 etc.).

    • Profilbild
      micromoog AHU

      @Herr Rorschach Sorry, aber das höre ich fast immer bei Leuten die „zu früh“ ihr Vintage-Zeug verkauften.

      Die meist ehrlichere Antwort wäre:
      Mist, um aus 300DM dann 3000€ zu machen wäre mir die Kiste 25 Jahre gut im Keller gestanden.

      Auch wenn man keine Wertanlagen darin sieht.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    An dieser Stelle möchte ich dennoch einigen das Freeware-VST Vital ans Herz legen. Wenn du dort nur 2 Oszillatoren aktivierst und dich auf einen LFO in Jupiter-4 Manier beschränkst, kommst du zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Der LFO ist Audiorate und kann durch manuelles einzeichnen über Grid nochmals multipliziert werden. Mit Smooth läßt sich der Charakter des LFO anpassen, was für Emulationen von Vintage Sounds nicht ganz unwichtig ist. Die Filter können auch stufenlos gemixt und übersteuert werden, um z.B. etwas Bleeding/Charakter reinzugeben. Die Hüllkurven sind so linear oder exponentiell wie man will. Wer möchte kann auch eine Prise 4-Voice Unison dazugeben, getrennt für OSC und Sub. Falls einer zufällig keine 4000€ im Schrank hat, kann er sich so ein Jupiter-4 Patch als Grundlage basteln.

  8. Profilbild
    PaulusS

    Leider hatte ich keinen der beiden (Jupiter 4 oder Promars) jemals unter meinen Fingern.
    Diese Instrumente waren offenbar gut gehegte Lieblinge der entsprechenden Nutzer.
    Da waren die Junos offenbar nicht so gut weggekommen und wurden im Preis künstlich nach oben getrieben. Roländer klingen ja noch gut im Vergleich zu den Geräten von Korg. Ich sage nur Polysix und Mono/Poly. Da hatte Vince Clarke recht, als er meinte, dass der Mono/Poly wie vier billige Synthesizer klingt. Aber gut. Letztendlich gibt es auch dafür Liebhaber. Es kommt eben doch „nur“ auf unsere Ideen an, die wir mit diesem Equipment entwickeln und nicht der Preis, der dahinter steht.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @PaulusS „Es kommt eben doch „nur“ auf unsere Ideen an, die wir mit diesem Equipment entwickeln und nicht der Preis, der dahinter steht.“

      Wohl wahr. Die Ideen werden mit den immensen Möglichkeiten immer wichtiger. Man konnte schon am C64 Wave-Tables cyclen. Nannte sich so, wenn du unterschiedliche Grundschwingungen als OSC hintereinander abgespielt hast, Pitch/VCF inklusive. Eine Sache die ich toll fand aber nie so richtig zur Anwendung kam, weil ich keine Ideen hatte.

      Heute? Wavetables sind in aller Munde und es geht so ziemlich alles. Interessant dann wieder den C64 einzuschalten um dann darüber zu schmunzeln was früher alles so liegengeblieben ist.

      Jetzt gerade in der DAW, wie könnte es klingen wenn ein Jupiter-4 LFO pro Schwingung eine andere Wellenform nehmen würde? Zack, einen LFO mit 12 unterschiedlichen Grundschwingungen gezeichnet und direkt auf einen Oszillator geschickt.

      Deswegen sind so Artikel und Synths auch im Jahr 2023 schön. Du weißt wo damals Ende war und wo es heute weitergeht. Wobei, irgendwelche Modularsysteme konnten ihre LFO-Wellenformen bestimmt schon in den70ern mit Audiorate clocken/cyclen. Ist bestimmt so ein einfaches Basispatch und ich war mal wieder zu doof mit meinem Mittelklasseauto an Equipment umzugehen. Gut daß ich (fast) alles verkauft habe.

      Übrigens, welcher Hardwaresynth kann heute variable LFOs/MSEGs mit hoher Audiorate erzeugen?

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        PaulusS

        Ich habe mich damals auch hinter jede Workstation mit kleinem Display geschmissen. Hauptsache ich konnte meine Ideen und Gefühle damit aufzeichnen oder auf diese Weise Ausdruck verleihen. Ich hätte auch stundenlang irgendwelchem Floppy-geratter zugehört, wenn es erforderlich gewesen wäre. Hauptsache mein kreativer Output wurde entsprechend genutzt.

        Mir war es auch immer egal, ob ich jemals einen Cent damit verdienen konnte. Ich habe jede Zusammenarbeit abgelehnt, um meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
        Letztendlich wusste ich ja, dass ich eigentlich elektronische Musik machte, die schon vor Jahrzehnten erfunden worden war und vielleicht außer ein paar Fans und meiner Person, kaum noch jemanden interessieren würde.

        Der Synthesizer ist wahrscheinlich neben den klassischen Instrumenten eine der größten Erfindungen im Bereich der Musik und vielleicht sogar weit darüber hinaus.

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    Filterspiel AHU

    Ist etwas bekannt, wie das Netzteil beim Jupiter-4 altert? Muss man Angst haben, dass ein länger gelagertes Gerät lila Rauch macht?

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      Nvelope 11

      @Filterspiel ‚Altern‘ bei electronischen Bauteilen spielt sich hauptsächlich bei den Elektrolyt-Kondensatoren (‚Elkos‘) statt, weil mit den Jahren das Elektrolyt austrocknet und somit zumindest deren elektrischer Wert, die Kapazität (gemessen in Farad, Einheit ‚F‘) allmählich zurückgeht. Somit sind ggf. die Elkos im Netzteil auszutauschen, um deren vorgesehene ‚Siebwirkung‘ zur Spannungsglättung zu erhalten (bei alten HiFi-Verstärkern gehört der Elko-Austausch – auch und v.a. derjenigen im Signalweg ! – zum Standard, wenn Fans der alten Boliden deren Klang erhalten oder wiedergewinnen wollen).
      Der Trafo-Block (Eisenkern mit Kupferdraht-Wicklungen) altert nicht und auch nicht die Dioden im Gleichrichter und die Halbleiter zur Stabilisierung der im Netzteil erzeugten niedrigen Gleichspannungen.
      Die frühere Netzspannung von 220 V (mit +/- 10 % Toleranz) wurde 1987 auf 230 V erhöht – doch diese Erhöhung liegt eben bestens in der ‚alten‘ Toleranz.
      Da die Netzspannung in UK aber bei 240 V liegt und manche frühen Geräte nur einen Wahlschalter für Netzeingangsspannungen von 110 (USA, in Japan 100 !) V und 220-240 V (viele Länder der Welt damals bei 220 V, UK bei 240 V) hatten, sollte aus der 1987-er Erhöhung auf 230 V keinerlei Gefahr bestehen, zumal die aus dem Trafo kommende niedrige Wechselspannung ja ohnehin in eine stabilisierte Gleichspannung übergeführt wird.

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      TobyB RED

      @Filterspiel Wie bei allen alten Netzteilen sind da Elkos drin. Wie Nvelope sagte trocknen die gerne aus. Generell ist bei solchen alten Schätzchen, das Netzteil und die Speicherbatterie der Punkt den man irgendwann austauschen sollte. Wenn das Netzteil abraucht nimmt das in der Regel andere Schaltungen oder Bauteile mit. Eine ausgelaufene Batterie(Akku) mit einer Lauge arbeitet sich schön durchs Kupfer und die Bauteile. Für beides gibts Lösungen. Ich meine ich hab auch irgendwo mal gelesen, das jemand ein Speicherupgrade von 8 auf 64 NVRAMs entwickelt hat.

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      Florian Anwander RED

      @Filterspiel Ich hatte bisher vier Jupiter-4 zur Reparatur da, bei denen bei zweien jeweils ein Netzteil Reglerbaustein uA723 offensichtlich temperatur-bedingte Ausfälle hatte. Vor einem präventiven Tausch rate ich aber ab, da nach dem Austausch gegebenenfalls ein kompletter Neuabgleich des Synthesizers nötig wird. Und bei beiden Instrumenten hat der einseitige Ausfall der Versorgungsspannung keine weiteren Defekte verursacht. Daher denke ich, dass man diesem potentiellen Fehler eher gelassen entgegensehen kann. (Achtung: das gilt nur für den Jupiter-4. Bei anderen Synthesizern kann die Gefährdungslage anders aussehen)

      Wer allerdings einen JP-4 so generalsaniert, dass eine Neujustierung eh notwendig ist, der sollte die Spannungsregler präventiv tauschen.

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        Filterspiel AHU

        @Florian Anwander Danke, das war (neben den dankenswert detaillierten Beschreibungen der werten Co-Foristen) genau die Antwort auf die ich gehofft hatte! Messtechnik ist hier ausreichend vorhanden, aber wer sich auf eine Mission begibt ist mit Vorbereitung immer gut beraten und mit dem Wissen der Altvorderen sowieso.

  10. Profilbild
    Florian Anwander RED

    Hmm, bei aller Liebe zur Wiederverwertung des alten Berichts von Theo; aber seit der Erstveröffentlichung im Jahr 2003 ist es das umfangreiche „IO“-Kit von MIDIpolis erschienen. Das hätte durchaus eine (ggf kritische) Erwähnung in der überarbeiteten Version verdient.

    Und zu CHD MIDI-Interface: die Pitchbend-Daten werden nur als Steuerspannung für die Tonhöhe bereitgestellt. Die großartigen Möglichkeiten der gesamten Benderschaltung können mit dem Interface nicht über MIDI genutzt werden. Das ist nicht dem Interface zukreiden; eine entsprechende Modifikation wäre mit massivem Aufwand verbunden.

    Was die Qualität der CHD-Kits betrifft: Ich benutze selbst CHD-Kits im Juno-6 und MonoPoly und hatte nie Probleme mit den Platinen. Möglicherweise war das ein Problem der ersten Charge der TR-808-Platine.

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      micromoog AHU

      @Florian Anwander Das MIDIpolis IO, auch unter „Kovari IO“ bekannt funktioniert mit ein paar Bugs recht ordentlich.

      Was mir persönlich als „Haupt-Bug“ auffällt, es kommt gerne mal zu Notenhängern, wenn zB bei einer 16tel MIDI Sequenz die Noten „Legato“ sind, heißt vor neuer Note sollte die Notenlänge der vorherigen abgeschnittenen sein.

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