ONE SHOT macht aus LFO2 quasi eine simple Mini-Hüllkurve (die LFO-Wellenform wird nur exakt einmal durchlaufen). Auch dies ist wieder ein kleines, interessantes Feature.
Einen – sehr gravierenden – Nachteil haben die LFOs jedoch zu verbuchen. Sie starten mit jedem Tastentrigger (Keyboard-Trigger) neu! Genauer gesagt: Jeder Gate-Impuls (auch externes Gate) startet die LFOs erneut, und das ist äußerst unangenehm. Ein simpler, langsamer Filter-Sweep ist bei laufender Sequenz (oder bei gespieltem Solo) nicht möglich, etwas, das jeder Brot-und-Butter-Synth ohne weiteres beherrscht.
Ein weiterer, kleiner Nachteil ist die fixe Zuordnung von LFO2 als „Haupt-LFO“, der für fast alle Modulationsaufgaben zuständig ist. Ob VCO-Frequency, VCF-Frequency, Bandpass-Resonance, VCA-Level … LFO2 ist „Mädchen für alles“, während LFO1 untätig zusieht (und – von Werk aus – nur die PWM von VCO2 bedient). Zur teilweisen Behebung dieses Problems wurde bei meinem Syrinx ein silberner Kippschalter implementiert, der in der Filtersektion die Wahl der Modulationsquelle zwischen LFO2 und (!) LFO1 erlaubt. So kann man immerhin beide Filterstränge (BP und LP) durch unterschiedliche LFOs modulieren lassen.
Touch-Plate
Das spezielle Modulations/Bender-Plate des Synton Syrinx ist ein absolutes Highlight. Optisch wirkt es sehr ungewöhnlich und etwas plump, doch in der Musikpraxis ist es eine wahre Goldgrube, die unzählige, abwechslungsreiche Stunden des Klangforschens und vor allem des Klangformens garantiert. Mittels Fingerdruck können einerseits Tonhöhe (VCO), Klangfarbe (VCF) und Lautstärke (VCA) direkt gesteuert werden (jeder Wirkungsbereich lässt sich individuell einstellen). Hinzu kommt noch das bereits genannte LFO2 SPEED CONTROL Feature: „Bend Up“ beschleunigt LFO2, „Bend Down“ verlangsamt ihn. Und so entpuppt sich das Touch-Plate als umfassende Steuer-Zentrale, in der viele Fäden zusammenlaufen.
Einfaches Szenario: LFO2 (als „Haupt-LFO“) moduliert die Frequenzen der beiden Bandpass-Filter, verändert beim Berühren der Plates nebenbei noch seine Geschwindigkeit und kann über denselben Fingerdruck gleichzeitig die Tonhöge sowie die Eckfrequenz des LPF beeinflussen … schon hat man eigenartigste, organischste Klangveränderungen, die ohne weiteres noch durch LFO1 (wie gesagt: leider nur für PWM 2 zuständig), durch die Hüllkurven, die unterschiedlichen Osc-Sync-Arten, durch den Ringmodulator sowie die verschiedenen Filter-Routings verstärkt werden können.
Interessantes Gerät. Leider nicht gerade oft anzutreffen und wenn, dann sehr teuer.
Der Bass-Sound (Klangbeispiel 10) ist der Hammer!
Der Hammer? Hör Dir mal nen Moog Little Phatty-Bass an …
@Dreitagebart Ich habe den LP schon selbst gespielt. Ober der besser ist oder nicht liegt immer im Auge des Betrachters.
Ich verstehe nicht, wie man für solch ein Gerät bis zu 3.800 EURO ausgeben kann ! Für einen gut erhaltenen Xpander, Prophet 5 oder Synthex wäre ein solcher Preis ja noch verständlich. Aber für so eine kleine, meineserachtens unspektakuläre Kiste einen solchen Preis zu zahlen, halte ich für absolut überzogen, sorry. Die Klangbeispiele reisen mich darüberhinaus überhaupt nicht vom Hocker!
@Dreitagebart … ob der genannte Betrag jemals gezahlt wurde, ist eine andere Frage. Vielleicht auch Taktik: Hoch ansetzen und dann bei „guter“ Auslöse landen. Egal, der Preis ist so oder so weit abseits jeder Diskussion. Letztlich ist der Syrinx großteils nur auf CEM Chips aufgebaut und fällt in eine Klasse mit vielen anderen monophonen (& deutlich preiswerteren) Synths. Einzig das Filter-Design ist wirklich ungewöhnlich, und die Performance erlaubt gewisse (besondere) Feinheiten…
Gute Idee einen Exoten mal so ausführlich ins Rampenlicht zu stellen. Die Soundbeispiele sind astrein und stimmen diesmal auch mit dem Text überein. Gelungen! Außerdem wüsste ich keinen anderen derart umfangreichen Exkurs über den Syrinx. Weltpremiere :-)
Stimmt!!! Sehe ich genauso!!Der Alesis Andromeda A6 ist tausendmal besser ist neu und kostet weitaus weniger!!!
… und: Er ist polyphon !!!
Hallo,
habe meinen Synton jetzt wieder aus dem Keller geholt und aufmöbeln lassen.
Meiner Meinung nach ist der Synton ein ideales Gerät für Klangtüfftler.
Der Preis ist doch eine Kombination aus Seltenheit und einzigartigen Möglichkeiten und meiner Meinung nach nicht zu hoch.
Ich bin glücklicher Besitzer eines Synton Syrinx. Vor ein paar Jahren habe ich ihn überholen lassen und habe damit immer noch meinen Spaß. Ein echt guter Synth.
Jemand wollte mal einen Synth Hi-Fli gegen einen Syrinx tauschen, was der Besitzer des Syrinx albern fand. Ein paar Wochen später wurde der Syrinx (der 1999 unter Sammlern mit 3.500 DM zu Buche schlug) dann wie Sauerbier angeboten, wohl, weil die Erwartungshaltungen bei dem Preis mit dem tatsächlich Gebotenen nicht in Einklang zu bringen waren. Schöner kleiner Synthesizer mit sehr ungewöhnlichen Möglichkeiten — es wäre an der Zeit, dass mal jemand einen Syrinx clont oder einen Syrinx-inspirierten Clone anbietet.