40 Jahre Rock am Ring: Von der rebellischen Legende zum kommerziellen Großevent
Am vergangenen Wochenende war es soweit: 40 Jahre Rock am Ring. Kurz danach tauchte eine Art „Todesanzeige“ für das Festival im Internet auf. Sie zeigt die Enttäuschung vieler Fans, die den Wandel vom ursprünglichen rebellischen Musikfestival zu einem stark kommerzialisierten Großevent kritisch sehen.
40 Jahre Rock am Ring: Vom kleinen Festival zur großen Profi-Veranstaltung
1985 begann Rock am Ring als Festival mit 17 Bands und etwa 70.000 Besuchern. Die Bühnen waren dabei recht schlicht und die Musik insgesamt sehr rock- und punklastig. Mit den Jahren wuchs das Festival, aus einer Bühne wurden gleich mehrere, immer mehr Besucher kamen hinzu und die Organisation wurde dementsprechend professioneller. In den 1990er Jahren kamen dann erste Sponsoren ins Spiel, was sicher der erste markante Punkt auf dem Weg der Kommerzialisierung des Festivals war.
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Kritik vom Gründer: 40 Jahre Rock am Ring
Ein großer Einschnitt folgte dann 2015 mit der Übernahme der Marek Lieberberg Konzertagentur durch Live Nation, gefolgt von CTS Eventim als Veranstalter ab 2021. Marek Lieberberg, Gründer und langjähriges das Gesicht des Festivals, sieht das zwiespältig. Er bezeichnete Live Nations Einstieg zwar als Traum für jeden Veranstalter. Gleichzeitig warnte er damals aber auch davor, dass der Spirit und die Leidenschaft verloren gehen, wenn das Geld wichtiger wird, als die Musik.
Auch andere bekannte Persönlichkeiten kritisieren das Festival: Die Komikerin Carolin Kebekus bemängelt beispielsweise den zu niedrigen Frauenanteil auf den Bühnen, der in diesem Jahr beispielsweise bei nur 8 % lag. Auch die Journalistin Rike van Kleef fordert mehr Vielfalt, die Punkband Akne Kid Joe spricht in ihren Songs sogar vom Verlust der ursprünglichen Rockkultur und einer zunehmenden Seelenlosigkeit.
Stimmen von Fans und Künstlern zu 40 Jahre Rock am Ring
Auch viele Fans zeigen sich immer enttäuschter. VIP-Bereiche, teure Tickets und die starke Präsenz von Sponsoren verändern für viele das Gemeinschaftsgefühl und die Atmosphäre, die das Festival ursprünglich ausmachte. Auch das Line-up wird oft als zu kommerziell und einseitig wahrgenommen. Die vor kurzem verbreitete „Todesanzeige“ fasst diese Kritik insgesamt zusammen und ruft nun dazu auf, lieber kleine und unabhängige Festivals zu unterstützen. Wie in vielen Bereiche ist es natürlich schwer, Tradition und Kommerz unter den selben Hut zu bringen, Rock am Ring ist heute ein professionelles Großevent. Trotzdem sehnen sich viele Besucher und auch der Gründer zur Leidenschaft der Anfangsjahre zurück. Die große Herausforderung für die Veranstalter wird es sicher sein, diesen Balanceakt in den kommenden Jahren weiterzuführen.
R.I.P. ✌