Ausstellung und Konzerte der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung in Bonn 2023
Die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung in Bonn zeigt vom 18.06 bis 06.08.2023 eine Ausstellung mit dem Thema:
Das Studio für elektronische Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln damals und heute.
Diese Ausstellung umfasst mehrere Räume.
In zwei Räumen ist eine Vielzahl seltener historischer Geräte zu sehen. Hierzu gehört ein 1970 gebraucht erworbenes Moog Modularsystem, welches bis heute im Einsatz ist.
In einem alten aushängenden Zeitungsausschnitt heißt es dazu: „Für Nichtkenner nimmt sich das ganze ein bisschen wie ein wunderbares Spielzeug für große Kinder aus, das auf Kommando Quietschtöne aller Frequenzen von sich gibt“. Na, da bin ich gerne ein großes Kind das quietscht! Ich mag solche alten Artikel, welche die Herausforderung damaliger Redakteure zeigen, etwas zu beschreiben, zu dem es keinen historischen Vergleich gibt.
Hier noch Impressionen weiterer Geräte der Ausstellung, wie ein wunderschöner EMS VCS3, ein quadrophonischer Mischer/Effekt Generator, ein umfangreicher Equalizer von Klein und Hummel, Kuriositäten wie einen Schwebungssummer, ein Lyricon sowie ein PPG System aus Waveterm, Prozessor Keyboard und Expansion Voice Unit. Leider fehlt beim Letzteren der passende Wave 2.x .
Ein separater Klangraum mit hochwertigen Geithain Lautsprechern in quadrophoner Geometrie dient dem Abspielen auswählbarer, digitalisierter historischer Werke. Hier gilt es die Augen zu schliessen und die Musik auf sich wirken zum lassen. Da die Werke etwa 5 Stunden umfassen, sollten Besucher etwas Zeit mitbringen.
Als persönlichen Höhepunkt gab es am 21.07. und 23.07. Konzerte mit Werken aktuell Studierender des Studios. Hierzu wurde das ARP 2500 System der Hochschule für 3 Tage in die Ausstellung gebracht.
Michael Denhoff moderierte gekonnt die Konzerte und entlockte den anwesenden Künstlern spannende Sichten zu ihrer Musik und ihrem Verhältnis zu den eingesetzten Instrumenten.
Am Freitag den 21.07. gab es drei Konzerte.
Das Erste von Eduardo Loria Lazcano hatte die mikroskopische Instrumentenwelt als visuelle und auditive Inspiration zum Thema. Es fand als Videoinstallation im Klangraum statt. Visuell wurden klassische Streich- und Blas-Instrumente in ungewohnten Nahaufnahmen gezeigt, welche durch entsprechende subtile Klänge komplettiert wurden. Für mich war es ein Konzert der Instrumente selbst, welche sich in Ihrer Sensibilität und Einzigartigkeit offenbarten.
Das zweite Konzert von Tamara Estefania Miller Ilabaca zusammen mit Szymon Wojcik beschäftigte sich mit Rückkopplungen. Hierzu wurde eine Glasplatte zur Schwingung angeregt und diese mit einem Mikrofon zur Rückkopplung gebracht. Durch vorsichtiges Annähern des Mikrofons aus verschiedenen Richtungen an die Glasplatte ergaben sich unterschiedlichste variierende Obertöne. Herausforderung war die Lautstärke der Rückkopplung zu beherrschen.
Ich fand es spannend mit Rückkopplungen, welche traditionell in der Musik unterdrückt werden, Musik zu machen.
Das dritte Konzert von Andres Mauricio Quezada Leon widmete sich ganz dem ARP 2500.
Sein Ziel war es durch nicht traditionelle Verknüpfung der Module neue strukturelle und klangliche Möglichkeiten zu erschaffen. Die beiden Sequencer wurden ausgiebig als Auslöser für Veränderungen genutzt. Auch die VCOs, VCAs, Filter und LFOs modulierten sich gegenseitig. Das Resultat war hierdurch sowohl rhythmisch als auch klanglich kaum vorhersehbar und voller Überraschungen.
Am Sonntag ging es dann mit zwei weiteren Konzerten weiter.
Das erste Konzert fand wieder als quadrophonische Videoinstallation statt. Samples aus periodischen Maschinengeräuschen wurden im Raum angeordnet und in einen rhythmischen und harmonischen Kontext gebracht. Mit der Zeit kamen chromatisch gespielte Klangfarben hinzu. Schließlich wurde mit der menschlichen Stimme als komplexer Chor experimentiert.
Mit geschlossenen Augen war ich schnell gefangen in dieser eigenen Welt und brauchte etwas Zeit mich wieder zu lösen.
Das zweite Konzert von Szymon Wojcik hatte wieder den ARP 2500 im Fokus. Diesmal wurde es sehr harmonisch. Die 12 Oszillatoren des ARP dienten zum Aufbau komplexer Klanglandschaften als Drone. Für die notwendige Stimmstabilität wurde der ARP zwei Stunden vor dem Konzert eingeschaltet und kurz vor dem Konzert gestimmt. Durch geschickte Verstimmung und gezielter Verwendung der Hüllkurven und LFOs entstand ein äußerst warmer, facettenreicher Klang. Die Sequenzer wurden genutzt um sehr langsam einzelne Töne zu variieren. Eine echte Wall of Sound.
Sehr interessant, wenn man mal die alten originale sieht, mit den Teilen könnte man sicher auch noch tolle Musik machen. Als kleiner Mann mit musikalischer Ader begnüge ich mich mit den Nachbauten von Behringer. Auch wenn ich ein großes Haus bewohne wäre ich nicht freiwillig bereit so ein großes Monster zu betreiben. Da lobe ich die Möglichkeit für kleines Geld den Nachbau sinnvoll einzusetzen zu können und aus Interesse auch mal ein Museum besuchen zu können, oder eben davon in einem Amazona Bericht lesen zu dürfen. Deshalb danke für den schönen Bericht und die vielen tollen Bilder! Natürlich ist es eindrucksvoller die Teile in echt zu sehen, aber dudeln ist wohl eher nicht drin, ist auch verständlich. Es ist ein wenig vergleichbar mit dem Besuch beim den Pharaonen, mit ihnen kann man auch nicht sprechen, trotzdem ist es beeindruckend sie zu sehen. Echte Erlebnisse sind einfach unbezahlbar, deshalb bin ich auch eher der Hardware Freak und Vst ist lediglich praktisch und nicht besser, die Inspiration zählt. Das Leben in einer Simulation ist und bleibt vergleichsweise langweilig
Danke für den Bericht!
Den Universalentzerrer v. Klein und Hummel würde ich gerne mal ausprobieren!
@D-Joe Deinen Wunsch hatte ich auch als ich den Entzerrer in der Ausstellung gesehen hatte. Daher musste das Foto auch in den Beitrag.
Danke für den Tipp! Da ich gerade in der Bonner Region bin, werde ich mir das auf jeden Fall ansehen.