Behringer Deepmind 6 – die Triphop Maschine
Habe mir mal wieder Hardware gegönnt, diesmal den nagelneuen Behringer Deepmind 6.Zum einen mag ich schnucklige Klein-Synthesizer mit 3 Oktaven, auch schon beim Access Virus Polar und Novation Ultranova präsent, zum anderen ist der Preis mit 739€ doch vergleichsweise überschaubar – für das Geld gibts einfach keinen 6-stimmigen Analog Synth zu haben.Der Dave Smith Movo 4x hat 4 Stimmen, Elektron Analog Keys auch.
Im Laden habe ich ausführlich die derzeit „üblichen verdächtigen“ Analog Synths getestet.Die Dave Smith Instrumente klingen in meinen Ohren im Vergleich mit dem Behringer „edler“, „klarer“, „obertonreicher“, „definierter“ würde ich sagen.Doch genau das hat für mich zumindest den Charme des Behringer Deepminds ausgemacht, was letztendlich zur Kaufentscheidung führte.In meinen Ohren hat er etwas liebevoll-dreckiges, ideal für Triphop-artige leicht metallisch-bratzige Schwebeklänge.Die Oszilatoren sind erschreckend banal – da geht fast nix, was Vielfalt bei der Klangquelle die durch den Wolf gedreht werden soll angeht.Das macht er mit Modulationsoptionen und Effekten wieder halbwegs wett.
Das Keyboard fühlt sich für mich ok an, nicht schlechter als Access Virus Polar, rein subjektiv.Dass die Bedienregler näher beieinanderliegen als beim grösseren Deepmind 12 stört mich nicht – im Gegenteil, ich komme schneller ran.Dass der Drehknopf nicht dazu verwendet werden kann, mal schnell durch die Presets zu scrollen, ist etwas verstörend.Eventuell hab ich es auch nur noch nicht kapiert.Sehr schön: Der Deepmind sendet Controllerdaten – ich kann stabil und sauber z. B. den Filter auf und zu drehen und es in der DAW aufnehmen. So kann man rasant am Sound feilen während man aufnimmt. Sehr sehr sehr schön.Die Effekte sind komplex und gut, viele Presets ersaufen aber regelrecht in Hall und Effekzirkus.Den Lüfter kann man abstellen, ich hatte nach 2 Stunden trotzdem nicht das Gefühl dass das Teil übermässig heiss werden würde.
Das Gehäuse ist sehr robust, Optik ist ok, etwas oldscool-nüchtern vielleicht, ist mir aber eh egal.Insgesamt wertig und stabil. Drehregler wären mir wohl lieber gewesen, aber so wild sind die Schieberegler auch nicht.6 Stimmen sind natürlich besser als eine oder 4 – doch bei opulenten Flächen kann das schon knapp werden. Eventuell ist da die Desktop oder DM12 Variante mit 12 Stimmen doch die bessere Wahl.Weiss nicht ob der Deepmind so der Renner für populäre Tanzmusik ist, denke da ist man mit Elektron Analog Keys oder Analog Rytm besser bedient, oder natürlich Access Virus TI und Nordlead.Für oldscool lofi wabber triphop film noir epos sciencefiction independent Musik oder den Soundtrack für nen ganz schrägen Film aber auf jeden Fall ein Geheimtip.Ich hab ihn jedenfalls gerne – er inspiriert mich.Und das ist ja schon mehr als ich erwartet habe.
So unterschiedlich können Eindrücke sein. Dem einen klingt er zu soft und für dich ist er eher dreckig. Ich sage, er kann beides und klirrt dabei nicht so in der Muschel. Kommt halt auf den Anwender an. Als früherer Kritiker der Oszillatorsektion muss ich jetzt sagen: Alles Bullshit! Ich arbeite spaßeshalber derzeit fast ausschliesslich mit dem Suboszillator respektive Tone-Mod und bekomme besonders in der Verwendung als Mono-Synth unglaublich gut klingende FX/Basslines mit Fun-dament hin. Die Dynamik erlaubt dann auch die Boost-Funktion und den neuen Ballsy-VCA zu aktivieren. Das geht im Polybetrieb nicht immer ohne zu verzerren. Der Deepmind 6 ist m.M.n. die ideale Ergänzung für Leads und Basslines zum D12D. Wichtig ist beim DM6/12 die Dynamikkontrolle. Am meisten fehlt mir persönlich ein simpler Panning-Knob oder zumindest Parameter in der VCA-Sektion. Die Modmatrix erinnert mich etwas am Dune-VST. Die FX habe ich bis jetzt deaktiviert und nur ein „Analog Harp-Patch“ mit einem mindestens 3 Minuten Ambient-Hall gebastelt. Das ist schon spassig und ein genialer Sound zur Eröffnung. Viel Spass an alle die nun fleissig am basteln sind. Live long and prosper, Mr. Spock!
Erfreulich, dass trotz unterschiedlichen Tastes und Erwartungen ein gutes Fazit herauskommt. „Er inspiriert“: genau das soll ein Analog-Synth doch tun, den User zum Schieben einzuladen. Bei meinem DM12 habe ich noch kein einziges Preset verwendet; alle Sounds werden vom Init. aus programmiert (und manchmal auch gar nicht gespeichert). Auch wenn Vergleiche hinken, aber seit meinem Juno-6 habe ich nicht mehr so schnell so gute Sounds erstellt wie beim DM12. Dabei habe ich nur einmal eine Saw-Wave bei DCO2 vermisst, und das war noch am Anfang. Mittlerweile ist das kein Thema mehr. Vielleicht sollte ich auch mal eine Leser-Story machen…
Man kann sehr wohl mit dem Rad durch die Sounds scrollen – dazu hält man die PROG Taste gedrückt und dreht am Rad. Ich spiele oft Flächen, deshalb wären 6 STimmen nix für mich, da die besten Sounds das UNISONO-2 Modus nutzen. Dann wäre der DM6 nur noch 3-stimmig… Der DM12 ist mir da lieber.
@c.hatvani «… dazu hält man die PROG Taste gedrückt und dreht am Rad.»
Danke für die nützliche Info.
@NicGrey … oder man drückt PROG und GLoBAL und scrollt einfach durch. :-)
Hier ein mieses Youtube Video von paar eigenen Patches von mir.
Da hört man das bissi, was ich mit „dreckig“ meine. So alt klingende, nicht zu höhenlastige TripHop Jazz Sounds, die eine gewisse nostalgische Atmosphere generieren.
Zumindest in meinem Hirn. :-)
https://www.youtube.com/watch?v=RvOAP4R946o
Zum Vergleich mit dem DSI Mopho X4: Ich hatte am Wochenende beide unter den Fingern und war von der Tastatur des Mopho schwer enttäuscht. Miese Qualität für über 1000 € – ein No Go (auch wenn mir der Sound des Mopho gut gefällt). Die Tastatur des Deepmind 6 finde ich recht ordentlich, und den Sound auch :)