Praxis:
Ich verbinde verschiedene Midi-Controller unter Windows via USB mit dem Rechner und Bitwig findet diese während es läuft… :-)
Ich teste ein neues Plugin, es crasht. Bitwig zeigt im entsprechenden Plugin-„Device“ in der Device Liste einfach einen Button an, mit dem ich es neu starten kann. Alles andere läuft weiter.
Preferences Einstellung -> Plugins -> „Each Plugin“ Damit läuft jedes Plugin in einer eigenen Sandbox. Möchte man maximale Performance, verwendet man „Only as Bitbridge“. Dann laufen Plugins mit der gleichen Bit-Tiefe direkt in der Audio Engine (also unter einem 64 Bit OS alle 64 Bit Plugins, 32 Bit Plugins werden gebridged). Auch hier stürzt Bitwig bei einem Crash nicht komplett ab, nur die Audio-Engine muss neu gestartet werden. Möglich wird das durch die Trennung von Interface, Audio-Engine und – optional – Plugin-Host.
Wie gesagt arbeite ich sehr viel mit Midi Plugins. In Live war für jedes davon eine eigene Spur nötig, da nur ein VSTi pro Track ging (der VST Standard enthält kein spezielles Format für Midi/Noten Effekte, daher müssen diese als VSTi daherkommen). In Bitwig gibt es dieses (für mich extrem nervige) Problem nicht. Beliebige Plugins und Factory-Devices können in einer Spur nach Lust und Laune angeordnet, gemischt und gelayert werden.
Ein Beispiel:
Mit meiner E-Gitarre verwende ich gerne folgendes Setup auf einer Audio Spur: Zuerst ein U-he Uhbik-Q Equalizer, um den Ton zu optimieren (Audio VST). Danach Jam Origins Midi Guitar, ein Plugin, das in Echtzeit Gitarre in Midi Noten umwandelt. Es gibt (optional) sowohl das erzeugte Midi als auch den Gitarren-Ton als Audio aus (VSTi). Danach setze ich nach Bedarf noch weitere Midi Plugins ein, die die Daten weiter verändern. Ans Ende setze ich z.B. Native Instruments Reaktor mit Prism FX, einem Effekt/Instrument, das den hereinkommenden Ton (Audio) der Gitarre anhand der ebenfalls empfangenen (Midi) Daten in Echtzeit „spielt“.
All dies in einer einzigen Spur… :-)
Mehrere virtuelle Instrumente auf einer Spur hintereinander – einfach mal zwischen Klängen umschalten…
Hybrid Spuren. Audio & Midi auf einer Spur. z.B. wenn ich einen Bereich einer Midi-Spur via „Bounce in Place“ direkt in Audio umwandle (in Version 2 nun auch in 32 Bit).
Audio Editing innerhalb von Clips. Anders als in Live kann ich in Bitwig das Audio Material innerhalb eines Clip-Launcher- oder Arranger Clips schneiden, teilweise löschen, um-arrangieren und sogar Audio von anderen Clips via Drag and Drop einfügen. Ganz neue Möglichkeiten, vor allem im Clip Launcher.
Layered Midi Editing. Ich kann mir mehrere Midi Clips/Spuren übereinander anzeigen lassen und so im Gesamt-Kontext editieren.
Die GUI. Für mich ein Highlight. Ich empfinde Bitwig als die klarste und angenehmste DAW-GUI, die ich kenne (und ich habe so ziemlich jede DAW probiert). Aufgeräumt, klar, übersichtlich, funktional.
Clip-Launcher und Arranger in einem Fenster nebeneinander. In Live 8 musste ich mich immer für eines der beiden entscheiden, da ich aber beides gemischt einsetze, fand ich das nervig. Für mich war auch der Arranger in Live einfach fürchterlich, ich hatte daher damals für lineares Arbeiten meist Studio One verwendet.
Kann es kaum abwarten, freue mich schon riesig auf 2.0.
Liest sich sehr cool!
Werde mal die Demo antesten, denn die gleichen Dinge, die dich an Ableton Live nerven, gehen mir auch gehörig auf den Keks.
Danke für den Bericht!
@Gamma Noize You’re welcome :-)
Version 2 soll am 28 Februar auf den Markt kommen. Aktuell gibt es eine halb-offene Beta – man kann sich auf der Website registrieren und der Kreis der Tester wird sukzessive erweitert…
Danke für deinen Text. :)
Ich selbst arbeite seit Version 4 mit Ableton Live. Was mich bisher davon abgehalten hatte umzusteigen sind vorallem Live’s Instrumente. Da ich vor drei Jahren anfing sukzessive von Drittanbieter Plugins abstand zu nehmen um den Kopf frei und den Rechner schnell zu machen :D, bin ich momentan doch ziemlich abhängig von Live. Colission, Operator, Time Stretching mit Impulse und Resonator z.B. wären schwer zu ersetzen da sie quasi das Rückgrat im Sound Design darstellen. Auch Live’s Effekte sind richtig gut geworden.
Bitwig sieht aber mittlerweile richtig interessant aus! Ich werde mir nächsten Monat ausgiebig Zeit für einen Test nehmen.
Grüsse
@Green Dino Für mich ist es gerade anders herum – ich versuche immer DAW-unabhängig zu bleiben, da ich auch mit anderen Programmen arbeiten können möchte wenn nötig. Daher verwende ich sehr viel Reaktor, Kontakt, Falcon, Chromaphone und VST-Effekte.
Das gesagt: die Bitwig Factory Devices sind sehr brauchbar, wenn sie auch an die sehr speziellen Live Instrumente nicht heranreichen. Aber sie decken gut die Basis ab, vor allem wenn man das modulare Konzept voll ausreizt und sie kombiniert. Da sie alle mit Audio-Rate modulierbar sind und in Version 2 die Modulatoren auch polyphon sein können, ist man in dem Bereich deutlich flexibler als in Live – die M4L LFOs konnten mich persönlich nie überzeugen.
Da einige der Live-internen Instrumente alte Versionen von AAS Plugins sind, lassen sie sich leicht ersetzten – String Studio, Chromaphone, Ultra Analog und das auf der Namm angekündigte Objeq-Delay (ählich zu Korpus in Live) gehen sogar deutlich weiter.
Letztlich gibt es für alles in Live Alternativen – ich muss aber gestehen, dass ich nie ein großer Fan der Devices in Live war, daher fiel mir der Umstieg sehr leicht.
Cheers,
Tom
Stimmt, Analog und Colission haben ja Äquivalente von AAS. Mann das hatte ich ja total vergessen…! Chromaphone 2 hat ja sogar ein Modell extra (weiss nicht mehr genau wie es heisst, ist ein Drum Modell). Du hast mir gerade sehr geholfen! Gleich mal bei AAS gucken. Für den Resonator lässt sich bestimmt auch ein Ersatz finden.
Anfangs wollte ich ja auch DAW unabhängig bleiben, aber die Flut an Freeware und immer neuen Superduperemulationen führte irgendwann eben zu meiner Entscheidung wo es nur geht in Live zu bleiben.
Naja, wie auch immer…Nächsten Monat werde ich Bitwig testen. :-)
Grüße
Ich freu mich auch schon total auf Version 2.0
Bin vor gut einem Jahr von Cubase 8 auf Bitwig umgestiegen und sehe keinen Grund zurück zu gehen. Die Möglichkeiten der Modulation sind genial und so einfach zu verschachteln. Da kommt einfach nichts anderes dran. Dein Beitrag ist super geschrieben und geht genau auf die Stärken der DAW ein. BITWIG !!! ;)
Mal andersrum gefragt; Wo liegen denn eigentlich (im Alltag) die Schwächen von Bitwig?
Grüsse
@Green Dino Es kommt sehr darauf an, was man damit macht.
Manche Stärken sind für andere Leute Schwächen.
z.B. die Controller Scripting API – auf der einen Seite kann jeder der mit Java Script umgehen kann seine eigenen Controller Scripte schreiben. Auf der anderen Seite ist die Basis-Unterstützung für Controller die nicht direkt unterstützt werden für manche zu dünn.
Aber z.B. AKAI unterstützt Bitwig inzwischen und NI Machine Jam hat ein tolles Script vom Hersteller…
Eine neue DAW muss natürlich erst einmal beweisen, das es Sinn macht sie zu unterstützen…
– Das Timestretching ist manchen nicht gut genug.
– Man kann die Time Signature nicht automatisierern.
– Kein Video Support (Ich verwende Cubase Light als Video Player mit BWS 2 & MTC :-) ).
– Kein Rewire Support (wegen Linux AFAIK), dafür Jack Audio (nicht gut unter Windows). Es gibt allerdings ein Rewire VST.
Ich bin da aber nicht der ideale Ansprechpartner, da für mich Bitwig sehr gut funktioniert und ich kein Problem damit habe, fehlendes anderweitig zu ersetzen. ;-)
Cheers,
Tom
@ThomasHelzle Dank dir auf jeden Fall! :)
Da mein Mitproduzent ein ehemaliger DDR Schüler ist und somit kein Englisch kann, stellt sich die Frage, ob es Bitwig endlich auf Deutsch gibt.
@j courtman Die Hilfe gibt es auf deutsch, die Software AFAIK bislang nicht. Ich weiß, dass das auf der To-Do-Liste ist, aber die ist natürlich sehr lang… ;-)
Cheers,
Tom