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Crumar Seventeen, Stagepiano im Vintagegewand

5. August 2023

Die Tastatur und das Bedienfeld des Crumar Seventeen

Nachdem ich schon seit Jahrzehnten überwiegend nur in Top40 und ClassicRock-Coverbands unterwegs war, geht’s ausnahmsweise mal back to the roots. Zwar wieder eine Coverband, aber diesmal Countryrock und Blues, wo weder Streicher, Bläser oder Synths gefragt sind, bzw. ich nicht vorhabe, solche Sounds einzubringen. Lediglich mein Nord Stage Compact ist als Zweit-Keyboard rein für Orgelsounds wieder dabei.

Auf der Suche nach einer kompakten Alternative zu meinen bisher genutzten Kurzweil 88 Tasten Workstations in Form eines leichten und kleineren Stagepiano bin ich letztlich bei Crumar gelandet. Das Seven oder Seventeen sprach mich auf Anhieb an, erfüllen beide meine Anforderungen mit guten Piano- und E-Piano-Sounds, besitzen mit 73 Tasten eine kleinere Tastatur und sind auch vom Gewicht deutlich Rücken schonender. Zudem haben beide ein ansprechendes Vintage-Outfit, das stark an die Rhodes Pianos erinnert. Beim Seven wäre sogar noch der passende Deckel und die Beine dabei. Warum sie den Deckel beim Seventeen nicht vorgesehen haben, erschließt sich mir nicht, die optionalen Beine gäbe es trotzdem.

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Die Soundbeispiele klangen überzeugend, Ausstattung, Anschlüsse und Bedienelemente passen – so viel wie nötig, so überschaubar wie möglich. Line Out, Phone Out, Sustain, MIDI (als DIN und USB).

Für mich besonders wichtig, dass es ein internes Netzteil gibt, was ich bei doch häufig nicht vermeidbaren rauhem Bühnen-Einsatz vorziehe. Weiter ein Volume-Regler, 8 Tasten für Soundwahl, plus ein Bank-Select, ein Regler und zwei Tasten für Sound-Editierung.

Lediglich anspielen würde ich es halt gerne, weil ich nirgends eine Info zu der verbauten Tastatur finde – vermutlich ja eine Fatar, wenn es sich schon um ein italienischen Hersteller handelt.

Leider hat kein Musikgeschäft in meiner Nähe dieses Keyboard im Programm, weil’s anscheinend aufgrund des Vertriebskonzepts bei den meisten nicht passt.

Als sich endlich ein Besuch bei Thomann ergibt, kam dann die ersehnte Gelegenheit. Dort stand leider nur das Seventeen zum Antesten zur Verfügung. Der anscheinend kompetente Mitarbeiter konnte mir aber versichern, dass bei beiden Modellen die gleiche Tastatur verbaut ist, und laut seiner Aussage einer Fatar TP100. Mit der kam ich auf Anhieb gut zurecht, besser als mit der in meinem Kurzweil Forte. Die Tasten machen ein deutliches Anschlagsgeräusch, lauter als ich sonst gewohnt bin, das aber im normalen Spielbetrieb nicht auffallen sollte. Der Tastaturbereich geht wie bei den derzeit meisten 73 Boards von E1 bis E7, nicht wie bei meinem Nord von F1 bis F7. Das hat Nord erst mit Nord Stage 2 EX bzw. ab dem Nord Electro 5 angepasst.

Auch wenn der eine oder andere sicher wieder die Nase über die spartanische Bedieneinheit mit lediglich 2-zeiligem LED Display rümpft, ist die Bedienung doch überwiegend intuitiv und bedarf nicht mehr.

Man wählt einen Sound direkt über einen der 8 Taster, bzw. wechselt über die Bank-Taste auf eine der 8 weiteren Bänke. Ohne groß Nachzurechnen und ohne Taschenrechner ergeben sich so 64 abrufbare Patches.  Die Presets klingen auf den ersten ’Blick‘ ganz ok, müssen sich eh auf der Bühne bewähren. Auf der Webseite findet sich bezgl. des internen Speichers keine Informationen, außer dass es dort heißt, es wären 28 ROM zzgl.  7,1 GB Flash Memory für extra Samples, also 7,1 on top, von denen 1,9 GB von vier zusätzlichen Expansions belegt sind, also noch 5,2 GB frei sind. Es heißt dort auch, dass bei den Multisamples für Acoustic- und Electric-Pianos keine Loops verwendet werden, und über 6-12 Velocity Layern verfügen. Auf theoretische Werte gebe ich normalerweise nicht so viel, wie z.B. auf die Größe der Samples. Mein alter Kurzweil K2500, den ich bis 2018 noch live genutzt hab, hatte mal gerade 48MB Piano Sample! aber im Bandkontext fällt das nicht auf, im Gegenteil, die Pianos waren absolut durchsetzungsfähig.

An Effekte sind pro Sound zwei FX möglich, alles, was man für Pianos sinnvoll einsetzen kann (Tremolo, Panner, WahWah, Chorus, Flanger, Phaser), zusätzlich Amp Models, EQ, Delay und Reverb – alles pro Patch speicherbar.

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Zurück zu Thomann: Da sie eh nur das Seventeen und nicht den Seven vorrätig hatten, war die Entscheidung schnell getroffen, denn ich wollte in jedem Fall ein Keyboard mitnehmen.

Tastatur und Soundengine sind bei beiden identisch. Das Seven hat mehr Bedienelemente, dafür mit 32 nur die Hälfte der Programm-Speicherplätze, kommt ohne Display aus, wobei das vom Seventeen mit 16 Zeichen auf 2 Zeilen nicht gerade riesig aber ausreichend ist. Beim Seven hätte man zwar den schickeren Deckel dabei, würde aber insgesamt ne Ecke mehr Gewicht bedeuten, das Piano alleine zwar nur wesentlich, aber das gesamte Transportgewicht (incl. der Beine) wird mit 27kg angegeben. Schade finde ich, dass ich beim Seven die Möglichkeit hätte, das Nord drauf zu positionieren, das ist beim Seventeen aufgrund der zu kleinen Fläche nicht möglich. Aber vielleicht findet sich da noch ne Option. Ansonsten hab ich halt wie bisher auch ein 2-Tier-Stativ.

Beine würde es für das Seventeen auch geben, die werden wie beim Rhodes von unten in das Gehäuse geschraubt. Eine Querstrebe zur Stabilisierung ist nicht vorgesehen, vermutlich wegen des deutlich geringeren Gewichts gegenüber einem Fender Rhodes auch nicht nötig.

Aber da ich nur im Stehen spiele, kommen die für mich nicht in Frage, weil definitiv zu tief. Dafür kommt noch ne passende Tasche in den Warenkorb, die Rockbag RB 21636 B. Und letztlich zählt ja auch der Fakt, dass ich gegenüber dem Seven 600 EUR günstiger liege – ok, fairerweise 470 EUR, wenn ich die Beine noch berücksichtige, und wenn ich die Tasche, die ich beim Seven ja nicht bräuchte noch abziehe, immerhin noch 350 EUR gespart.

Zurück im Proberaum kann sich das Piano gleich als gute Wahl bestätigen. Die wichtigsten Sounds, die ich brauche, habe ich in einer Bank untergebracht, um schnellen Zugriff zu haben.

Der erste Live Gig ist ein mehr oder weniger unplugged Gig, mit spartanischer Instrumentierung, also ohne E-Gitarre, daher hab ich mich auch gegen die Orgel entschieden, und nur das Crumar mitgenommen – und im Sitzen gespielt, wo ich mir dann doch plötzlich die Beine gewünscht hätte.

Auch bei den nächsten Gigs in voller Instrumentierung und Orgel macht sich das Crumar gut, die Pianos setzen sich gut durch, und für jeden Song ist eins der internen Presets geeignet.

Jetzt, wo ich ein wenig mehr Zeit habe, das Piano bei mir zu Hause steht, und ich mich intensiver beschäftigen kann, werde ich auch detaillierter in die Bearbeitung der Sounds eintauchen, sowie eine weitere Expansion nachinstallieren. Parameter für die gezielte Beeinflussung – gerade bei den E-Pianos – gibt es reichlich, leider keinen Software Editor. Wenn auch nicht sonderlich komfortabel, kam ich intuitiv mit dem Editieren klar:

  1. EDIT Button drücken
  2. aus ca. 40 verschiedenen Parametern per Poti das gewünschte wählen
  3. nochmal EDIT drücken – die Farbe des Potis wechselt von rot auf grün
  4. Wert auswählen bzw. einstellen
  5. EXIT drücken = Set
  6. weiteren Parameter wählen oder nochmal EXIT und man ist wieder im Spielmodus

Schade ist natürlich, dass man aufgrund der minimalistischen Bedienung keinen direkten Eingriff während des Spielens hat, z.B. Tremolo-Tiefe oder -Rate einzustellen, ein wenig mehr Hall dazu etc.

Was evtl. noch zu bemängeln wäre sind die zum Teil lauten ‚Klappergeräusche‘ der Tastatur, was aber auch nur zu Hause auffällt, wenn man das Piano relativ leise spielt. Es fängt etwa beim E4 an und hört beim A4 wieder auf. Ich hab dann neugierig, wie ich bin, das Piano aufgeschraubt, was kein Problem ist. Lediglich 6 Gewinde-Schrauben sind zu lösen, um den blauen Deckel zu lösen. So konnte ich auch mal einen Blick in’s Innere werfen, was ich Euch auch nicht vorenthalten möchte:

Es wirklich überschaubar: Links das Netzteil mit Trafo und einer Platine, in der Mitte das überschaubar große bzw. kleine Mainboard, unter dem Bedienfeld natürlich eine Platine. Ansonsten sieht man nur die Gewinde-Aufnahmen für die Beine. Aber nichts, was auf die Ursache der Tastaturgeräusche hindeuten würde. Ich kann damit leben, weil es keinerlei Beeinträchtigungen für das Spielen gibt. Lediglich meine Frau könnte mal genervt sein, wenn ich über Kopfhörer übe, und sie im selben Raum am Rechner sitzt, um zu shoppen ;)

Nochmal die Specs zusammengefasst:

  • 73-Tasten Hammermechanik im Holzgehäuse mit Tolex bezogen
  • Sounderzeugung: Physical-Modelling sowie Samples
  • zwei unabhängige Modulations-Effekte plus Amp Simulation, EQ, Reverb und Delay
  • 64 Speicherplätze
  • internes Netzteil
  • Maße (B/T/H): 111 x 38 x 16 cm
  • Gewicht: 12 kg
  • optional: Metallbeine zum anschrauben

 

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Fazit
Für mich und meinen Einsatzbereich genau das, was ich gesucht habe, ein kompaktes und mit 12kg extrem leichtes Keyboard, das zudem noch very cool vintage daher kommt. Sehr gute Bespielbarkeit und nicht nur live durchsetzungsfähige Sounds, sondern auch im Studiobereich nutzbar mit String Resonanz, die live leider weniger gehört wird.

Plus

  • Design
  • Sounds
  • sehr geringes Gewicht
  • internes Netzteil

Minus

  • kein Software-Editor verfügbar
  • keinen Direktzugriff auf Live-Parameter
  • Tastengeräusche
  • fehlender Deckel gegenüber des großen Bruders 'Seven'
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Vielen Dank, sehr informativ, top geschrieben und bebildert, das ist ja Pro Level, das Du hier ablieferst! Wäre sehr interessant, wenn Du Deinen Artikel auch noch irgendwann aus der Praxis heraus mit Audio Files und Infos zur Expansion ergänzen kannst. Well done!

    • Profilbild
      dr_rollo

      Audio Files gibt es so viele bei Youtube, vor allem auch von Musikern, die deutlich besser spielen können als ich 😂 – Spaß beiseite. Mit der Expansion hats Du recht, das wird sicher nochmal spannend, wobei es anscheinend derzeit nur eine gibt, die noch nicht im Seventeen werksmäßig drauf ist: VeniceUprightK8. Runtergeladen hab ich es mir schon, nur noch nicht installiert, weil die Beschreibung auf das Seven abzielt, und dort auch noch der Hinweis stand:
      „First thing: make sure you have the latest firmware installed. This expansion requires firmware version 1.36 or greater. DO NOT ATTEMPT TO INSTALL THIS EXPANSION ON AN OLDER FIRMWARE. Chances are that the installation will fail or, in the worst scenario, your Seven sample memory
      may be corrupted.“
      Das Seventeen hat Firmware v1.00 und es gibt noch nichts neueres. Laut Crumar Support gilt der Hinweis mit der FW für das Seven, beim Seventeen soll ich mir keine GEdanken machen. Ich warte trotzdem noch, bis die aktuelle Saison vorbei ist, weil ich im Moment zu viele Gigs habe, wo ich das Gerät einsetzen will, und nichts riskieren möchte. Aber ich werde dann berichten.

  2. Profilbild
    toneup RED

    Mit dem Seven ist es möglich, Effektanteile direkt über Potis zu regeln. Auch das fehlende Display ist kein Thema, weil man Sounds über W-Lan im Browser (auch am Smartphone) editieren kann. Die Tastatur ist Geschmackssache, ich kann damit, andere finden sie träge. Ich persönlich kann das Seven empfehlen.

    • Profilbild
      dr_rollo

      @toneup Wäre das Seven verfügbar gewesen, hätte ich vermutlich da zugeschlagen. Bei der Soundengine gibt es wohl kaum Unterschiede, die Tastatur soll identischg sein. Mich hätte der Decvkel gereizt und die Option, das Nord Stage Compact oben zu platzieren – das wäre mir auf jeden Fall der Aufpreis wert gewesen. Mit dem Seventeen hab ich allerdings den großen Vorteil des deutlich geringeren Gewichts.

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