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Das endgültige Ende der Musikmesse Frankfurt

Die Musikmesse ist tot, lang lebe die Musikmesse!

3. März 2022

Messeturm Frankfurt

Am 1.03.2022 veröffentlichte die Messe Frankfurt eine Pressemeldung, in welcher sie über ihre zukünftige Ausrichtung informierte.

„Die Geschäftsführung der Messe Frankfurt ist entschlossen, das Unternehmen schnellstmöglich wieder auf den Wachstumspfad zurückzuführen“

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Das ist der erste Satz der Pressemitteilung und der lässt tief blicken. Wenn ein Unternehmen auf dem „Wachstumspfad“ zurückgeführt werden muss, dann geht es ihm nicht gut und schreibt offensichtlich rote Zahlen. Im Weiteren wird erklärt, wie die Messe Frankfurt sich den Weg in die schwarzen Zahlen vorstellt. Da ist die Rede von „Umstrukturierungen“ und „veränderte Formen von bestehenden Konzepten“.

Im dritten Absatz kommt endlich ein Satz, der nicht in Beamtendeutsch verfasst wurde:

„Die Fachmesse Musikmesse Frankfurt wird nicht fortgesetzt“.

Aus Sicht der Messe Frankfurt ist das Ende der Musikmesse „marktbedingt“ zu erklären. Weiter schreiben sie:

„Die Marktstruktur hat sich derart verändert, dass keine wirtschaftliche Perspektive für das Produkt mehr erwartet werden kann.“

Diesen Satz kann man durchaus als Offenbarungseid verstehen: Mit der der Musikmesse lässt sich kein Geld mehr verdienen.

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Ich bin mir sicher, dass viele unserer Leser und Leserinnen eine langjährige Geschichte mit der Musikmesse Frankfurt verbindet. Schließlich existierte die Musikmesse seit 1980. Auf ihr wurden neue Instrumente vorgestellt und Geschäftsbeziehungen sowie Freundschaften geschlossen. Dieses Bild der Musikmesse hat sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Aussteller und Besucher ächzten unter den exorbitanten Vorgaben der Musikmesse Frankfurt, wie die Kosten für die Stände, Kosten für die Verpflegung auf dem Messegelände und Kosten für die Unterbringung.

Die letzte Musikmesse 2019. Folgende Musikmessen fanden pandemiebedingt nicht mehr statt.

Andreas Schneider konnte sich mit der Musikmesse nicht mehr identifizieren und hat 2016 zum ersten Mal die Sooperbooth als Alternative zur Musikmesse veranstaltet. Hersteller von elektronischen Musikinstrumenten wechselten innerhalb weniger Jahre zur Superbooth.

Auf der Superbooth findet offensichtlich das statt, was man auf der Musikmesse Frankfurt lange vermisst hat. Aussteller und Besucher fühlen sich in ihrer jeweiligen Rolle ernst genommen und fair behandelt. Das könnten Gründe sein, warum sie jedes Jahr wieder kommen. Andreas Schneider baute derweil das Geschäftsmodell weiter aus und bezieht mit der Soopergrail die Gitarrenfraktion mit ein.

2020 hat Peter Grandl ein Interview mit dem Marketing-Director der Musikmesse, Hendrik Müller-Giegler führen können, in dem es um eine Neuausrichtung der Musikmesse ging. Diese Konzepte konnten sich nicht mehr durchsetzen.

Die Messe Frankfurt macht mit ihren profitablen Geschäftsmodellen weiter. Für Musiker und Musikerinnen dürfte die Prolight + Sound und Music China interessant sein.

Wie empfindet ihr das Ende der Musikmesse? Wie habt ihr die Musikmesse in ihrer langen Geschichte erlebt?

Bob Moog Musikmesse AMAZONA.de

Bob Moog, mit Florian Wöhler am AMAZONA.de-Messestand 2002

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Forum
  1. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Leider muss man sagen dass es selbstverschuldet ist.
    Was ich so mitbekommen habe war es teilweise Gier und die Unfähigkeit Qualitäten der Aussteller anzuerkennen.
    Wer immer nur den Profit als Leitmotiv sieht verliert anscheinend am Ende alles.
    Aber es bleibt ja als profitables Geschäft die Prolight + Sound und Music China bestehen.

    Good Bye Musikmesse, ein Gruß an die schöne Vergangenheit…

  2. Profilbild
    m-ex

    Da wir hier in der Rubrik „Community“ sind (und nicht „Keys“), sei ein kleiner Verweis auf den Guitarsummit in Mannheim erlaubt.
    Musste natürlich Pandemie-bedingt pausieren, stellt ansonsten aber eine sehr gute Alternative für die Saitenfraktion dar (zumindest kam er mir als Laien gut besucht und sehr interessant vor).

  3. Profilbild
    Flowwater AHU

    Na toll!

    Erinnert mich an die CeBit in Hannover, die auch lange sehr lange die Einschläge nicht mitbekommen hat … und dann war’s das. Jetzt noch die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt und die Spielwarenmesse in Nürnberg … und ich verliere endgültig den Glauben an die Dichter und Denker.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Flowwater Kennst du noch die Hobbytronic in Dortmund? Das war die einzig wahre Messe für mich. Ich erinnere mich wie gestern als Cubase Audio auf dem Falcon demonstriert wurde. Davor, es muss ca. 1988 gewesen sein, konnte ich fast alle damals verfügbaren PC-Engine Games antesten und wir bekamen sogar Final Lap Twin geschenkt. Ein Eldorado für Bastler und Nerds, weil Musik für mich immer auch was mit Computern zu tun hatte. Sowas wäre mal echt wieder cool, vor allem weil diese alten Schätze immer noch gepflegt werden. 1994 die erste Import PS1 für 600DM mit Ridge Racer……., und einen Ensoniq ASR-10 mit Vollausbau für 10000DM dazu. Heilige Zeiten waren das. Musikmesse? War nie dort. Hatte immer nur gehört soll schrecklich gewesen sein.

      • Profilbild
        Flowwater AHU

        Es ist eigentlich immer das Selbe: Irgend jemand hat eine tolle Idee (in diesem Fall die Musikmesse in Frankfurt), das schlägt ein und es wird im Laufe der Jahre viel Geld verdient, dann bloß nichts am Konzept ändern … es könnte ja am Erfolg Rütteln, dann ändert sich etwas an den äußeren Umständen (in diesem Fall die Corona-Pandemie) und die Initiatoren sind inzwischen zu träge geworden, dass sich überhaupt irgend etwas bewegt. Und dann kippt die Sache.

        Hoffen wir mal, dass denen wieder etwas einfällt.

        Und, ja, ich habe auch tolle Erinnerungen an Messen … in meinem Fall (als Computer-Freak) aber an die CeBit, als diese noch eine einzige Halle in der Hannover-Messe war. Oh mein Gott, was sind wir als Jugendliche dort STAUNEND herum gerannt! Das ganzen geilen tollen Computer, von denen man sonst nur träumt: Apple II, Commodore 3032, TI 99/4, Sharp mit den MZ-Computern, dann mal einen ECHTEN IBM-Mainframe sehen dürfen, bei HP auf dem Stand (damals) knackscharfe Farb-Displays … boa! Später war mir die CeBit – als diese dann »professionell« wurde und nur noch hemdsärmlige Verkäufer wichtig dreinblickend herum liefen, die keine Ahnung von gar nichts hatten – auch wurscht. Trotzdem war es eine wichtige Messe, die leider recht früh diejenigen ausgeschlossen hat, die sie groß gemacht hat.

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    Atarikid AHU

    Mir war das am Ende zu chaotisch, zu laut, zu teuer. Mit 14 war ich das erste mal dort. Das war 1986. Da war das der Himmel auf Erden, den Fostex-Stand mit der E-16 (oder war’s die G-16?) werde ich nie vergessen :)

    • Profilbild
      Bernd-Michael Land AHU

      @Atarikid Die Lautstärke wurde von der Messeleitung ja noch einmal deutlich angehoben, entgegen den Protesten der meisten Aussteller im Synthiebereich. Dazu kam noch, das dort die ganzen Klaviere und Flügel platziert waren.
      An manchen Ständen hat man sein eigenes Wort nicht mehr verstanden, weil nebendran ein paar DJ den ganzen Tage geballert haben.
      Wie will man da einen Synthesizer antesten oder mit den Leuten kommunizieren?

      Die Messehallen haben so viel Platz, das hätte man ganz wunderbar etwas auseinanderziehen können. Die Hälfte der Halle war eh Leerstand und abgeteilt, es hätte also auch nicht mehr Geld gekostet.

  5. Profilbild
    Bernd-Michael Land AHU

    Das war schon vor Jahren abzusehen.
    Missmanagement an allen Ecken und Kanten, viel mehr hätte man nicht falsch machen können.

    Andere große Messen werden auch noch aus Frankfurt abwandern, so lange man an der grundsätzlichen Konzeption der Messe nichts ändert.
    Aktuell ist es anscheinend nur die Raffgier und das funktioniert nicht ewig.
    Das Messen immer noch funktionieren können, sieht man ja am Superbooth in Berlin, man sollte mal Aussteller und Besucher fragen, was sie wollen.

  6. Profilbild
    MC 500

    Der Trend in Europa geht leider weg von den großen, alles zeigenden Messen hin zu den Spezialmessen für bestimmte Bereiche. Um am Beispiel der CeBIT zu bleiben: dort war das Ganze schon seit Jahren zu beobachten. Immer mehr große Aussteller fehlten jedes Jahr und waren stattdessen auf Hausmessen oder speziellen Events vertreten (z.B. IBM, Microsoft oder Apple sowie die großen Telekommunikationsanbieter).

    Die Coronapandemie hat der Veranstaltung dann endgültig das Aus beschert.

    Das wird bei der Musikmesse Frankfurt nicht anders sein.

  7. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Bei der Pressemitteiling wird mir schlecht. Hier geht es nicht um die Musikwelt, sondern nur um Investorenbedürfnisse und Gewinnmaximierung. Die „Geschäftführung“ hat die Messe eigenhändig und ohne Not kaputt gemacht.

  8. Profilbild
    Gero van Apen

    ja, war leider abzusehen…

    Mir als Frankfurter tut das ein bisschen weh. Eine schöne Erinnerung möchte ich hier kurz teilen:
    Es muss 1981 oder 1982 gewesen sein. Ich war damals 14 (oder 15) und schon sehr musikbegeistert, spielte Heimorgel (!) und träumte von Synthesizern.
    2 Freunde und ich versuchten irgendwie auf das Messegelände zu gelangen als die zweite (oder dritte) Musikmesse stattfand. Es war ein Fachbesucher-Tag, wir wären da also nicht reingekommen, selbst wenn wir uns tickets hätten leisten können.
    Also schlenderten wir um das Gelände herum und suchten ein „Schlupfloch“. Leider erfolglos.
    Dann standen wir vor dem Kongresszentrum (gehört zur Messe) und wollten schon aufgeben als ein LKW anrollte und direkt vor dem Eingang zum Kongresszentrum parkte.
    Aus dem LKW wurde PA-, Licht, Musik-, Theater- usw. -Equipment ausgeladen und in die Halle transportiert. Wir beobachteten neugierig das Geschehen als plötzlich jemand in breitestem österreichisch fragte:
    „Wollts hölfen Jungs?“… klar wollten wir das :-)
    Für unsere Hilfe bekamen wir Eintrittskarten für das am Abend stattfindende Konzert, und – was für uns das Wichtigste war – waren auf dem Messegelände!
    Ich weiß noch, dass ich tonnenweise Prospekte, Aufkleber etc. gesammelt hatte und nach dem Gang durch die Hallen völlig fertig war…
    So, jetzt ein cut weil maximale Zeichenanzahl erreicht… Fortsetzung folgt

  9. Profilbild
    Gero van Apen

    Da die Band, die uns den Zugang zur Musikmesse ermöglichte, uns damals völlig unbekannt war, versuchten wir anschließend noch die Karten zu verkaufen… was uns, wenn ich mich richtig erinnere, nicht gelang.
    Auf dem Konzert waren wir jedenfalls nicht, waren zu überwältigt und platt von den Eindrücken der Messe… die Band hieß übrigens „Erste Allgemeine Verunsicherung“.

  10. Profilbild
    Bolle / Johann Boll RED

    Traurig aber wahr, was hier gesagt wird. Es zeigte sich lange, dass kein Spirit mehr vorhanden war, sondern nur noch ein ökonomischer Gedanke. Damit aber kommt man in der Musikszene nicht weit. Das war seit Jahren klar. Die Musikmesse war nur noch ein trockenes Show-Laufen und mit Verlust von Yamaha in der großen Halle und weiteren auch großen Firmen hätte schon lange ein Umdenken und Kommunikation stattfinden müssen. Die PLS wird das gleiche Schicksal erwarten, denn neben horrenenden Standkosten ist der gesamte Besuch für Aussteller in der Stadt mit ebenso horrenden Hotelkosten und co einfach nicht mehr in einem gesunden Verhältnis zum Nutzen. Es gibt ja gute Gründe, warum einige Aussteller keinen Stand mehr haben, sondern im Pro-Bereich Meetings an Messetagen aber außerhalb der Messe in Tagungsräumen machen. Die Trennung von Tagen MM und PLS ist zudem für viele Besucher ungünstig gewesen, gerade da viele Pro-Kunden an Wochenenden aktiv sein müssen. Alles in allem zu viele Fehler und Fehler und weitere Fehler, so dass es wirklich über Jahre kostenintensiver wurde, aber weniger Spaß brachte, mehr Stress, weniger Termine mit Kunden vor Ort und und und…sad but true, aber vielleicht liegt die Zukunft in Einzelmessen, die defintiv mehr Charme haben…

  11. Profilbild
    TBS

    Ich kann mich in den Chor meiner Vorredner nur einordnen und sagen, dass die Musikmesse aus meiner Sicht immer schlechter geworden ist.

    Im Laufe der Jahre hat man gesehen, wie immer mehr Hersteller nicht mehr zu Musikmesse gekommen sind. Denn jeder hat ja so seine Lieblingshersteller die er gerne besuchen möchte und dann waren die auf Einmal nicht mehr da. Das hat mich geärgert.

    Dann ist der Eintrittspreis immer teurer geworden, für immer weniger Leistung. Da habe ich dann immer wieder für mich ein Auge zugedrückt und gesagt, einmal im Jahr ist ja ok. Das konnte man dann noch irgendwie verschmerzen aber allein sich schon über diesen Preis und die Gegenleistung Gedanken zu machen ist es eigentlich nicht wert. Aber daran kann man erkennen ok, da stimmt was nicht.

    Vielleicht wird ja dafür die prolight and sound besser. Lassen wir uns mal überraschen aber ganz klar ist ja die Musikmesse hat vom Anfassen gelebt und nicht nur vom ansehen, dass kann ich dann auch im Internet machen, dafür brauche ich dann keine Musikmesse mehr in FFM.

  12. Profilbild
    Tai AHU

    Mein erster Besuch war Mitte der Siebziger. Da war es noch die Frankfurter Frühjahrsmesse. Vorstellung des CS 80, Synthex, Polymoog, alles hautnah erlebt. Aber eines war es schon. Die wichtigste Messe der Welt in Bezug auf Musikinstrumente. Später wurde die Musikmesse draus. Die Namm wurde zur Kenntnis genommen, aber die entscheidenden Schritte wurden in Frankfurt gemacht. Ich war bis zum Jahrhundertwechsel jedes Jahr dort, auch mal als Aussteller mit Kawai auf dem Stand. Später beruflich als Händler. Ende der 2018 war ich noch mal dort, es befiel mich tiefe Depression. Bin im gleichen Jahr und dem Jahr darauf noch mal auf der Superbooth gewesen. Aber das ist auch keine Lösung, Tasten in Berlin und Saiten in Mannheim. Drums dann in München und Blech in Hamburg. Auf einer Messe werden Geschäfte gemacht. Leute getroffen, Kontakte geknüpft. Das geht nicht mit aufgesplitteten Messen nach Instrument. Die Zeiten sind endgültig vorbei, die Richtung wird jetzt auf der Namm festgelegt.

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