ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Der französische Weg – Les Rita Mitsouko

22. Mai 2018

Nun ja, vor kurzem war wieder mal dieser Eurovision Songcontest oder wie er heißt, früher auch mal bekannt als Grand Prix de la Chanson Pipapo Trallalü et Trallala. Darum kam mir die Idee mal etwas zu einer kontinentaleuropäischen Band zu schreiben, die sich etwas Abseits unserer sonstigen Hörgewohnheit befindet.

ANZEIGE

Ja, klar… wir kennen alle den einen oder anderen klassischen Chanson, die Elektronik des Jean Michel Jarre und den einen oder anderen Sommer-Hit französischer Prägung.

Aber wie sah es eigentlich mit dem New Wave in Frankreich aus? Was gab es da.

Zuallererst mal sei die Band Indochine genannt. Die vermutlich bekannteste und erfolgreichste Band dieser Stilrichtung in Frankreich. Diese Band hat es seit ihrem Bestehen (Seit 1981) zu 10 Top Ten Alben in Frankreich gebracht (3 x davon Nummer Eins Alben) und zu zwei weiteren Top 20 Alben. Platin- und Doppelplatinstatus sind schon eher die Regel als die Ausnahme. Und derzeit ist diese Band in Frankreich und im französischsprachigen Ausland Europas noch populärer als jeweils zuvor (nach 2 Nummer Eins Alben).

Also, so etwas gibt es in Frankreich und sogar noch immer sehr erfolgreich. Vom Status in Frankreich vergleichbar mit nationalen Größen hierzulande wie Grönemeyer, Lindenberg, Maffay und Co.

Nur im deutschsprachigen Raum sind Indochine eigentlich eher unbekannt geblieben.

Eine etwas weniger kommerziell erfolgreiche Band, die diesem Genre zuzurechnen ist, aber dann auch wieder weit darüber hinaus ging, und international bekannter geworden ist, ist Les Rita Mitsouko. Obwohl diese Band nicht die ganz großen kommerziellen Erfolge erringen konnte, wird sie hier aber doch dem einen oder anderen bekannt vorkommen – aus dem Radio und/oder weil er mal das eine oder andere sehr gekonnt inszenierte Musikvideo mit ihnen zu Gesicht bekam. Weil diese Band – oder genauer gesagt – dieses Duo so außergewöhnlich war/ist, werden sie von mir in diesem kleinen Text vorgestellt und mal etwas stärker beleuchtet.

Les Rita Mitsouko wurde 1980 von Catherine Ringer und Fred Chichin gegründet. Der Bandname setzte sich aus Rita Hayworth und dem japanischen Wort Mitsouko für mystisch zusammen.

Die beiden waren auch ein privates Paar und blieben es, inkl. Familiengründung, bis zum Tode Chichins und der damit einhergehenden Auflösung der Band 2007/2008.

ANZEIGE

Die musikalischen Vorbilder des Paares waren ähnlich wie die vieler New Wave Bands aus dem angelsächsischen oder deutschsprachigen Raum jener Jahre, als da wären David Bowie, Iggy Pop, Roxy Music oder den Sparks. Später sollten sie auch mit ihren Idolen, den Sparks, auch Aufnahmen machen, aber dazu später.

Der Werdegang und die Temperamente der beiden waren sehr unterschiedlich. Während der introvertierte Chichin im Alter von 14 Jahren den „klassischen“ Werdegang des Bandmukkers beschritt, anfangs als Gitarrist und Drummer, verlief der Weg der extrovertierten Mme. Ringer bis zur Beziehung mit Chichin etwas, äh… „kurvernreicher“ und atypischer. Die Musik war nur ein Teil ihres künstlerischen Schaffens bis dato. Sie spielte auch am Theater in Brecht-Stücken oder tanzte professionell. Und ja, was soll man sagen – sie trat auch mal in dem einen oder anderen „Erwachsenenfilm“ auf. Musikalisch „untermalt“ wurde sie übrigens für diese Tätigkeit auch mal von Klaus Schulze. ;-)

Die Fans von Schulze wissen schon, worauf sich das bezieht – (Lasse Braun: „Body Love“ – denn da spielte Mme. Ringer mit).

Aber nun weiter im Programm mit dem künstlerischen Wirken der Les Rita Mitsouko. Ihre frühen Konzerte sorgten für viel Furore, mit schrillen Kostümen und Extravaganzen. Schnell wurde Virgin auf die Beiden aufmerksam. Sie bekamen einen Deal und veröffentlichen 1981 eine erste EP mit dem Titel Don’t Forget the Nite. Diese blieb allerdings erfolglos. 1984 kam der nächste große Schritt. Aufnahmen und Produktion im Kreativzentrum Deutschlands – bei Conny Plank und mit Conny Plank. Diesmal in Albumstärke. Der Titel des Albums, wie sollte es anders sein: Les Rita Mitsouko. Noch kein kommerzieller Burner – aber mit einem Hit, der für Aufsehen in der Welt des Popkulturbetriebs sorgte.

Voila Messieurs et Mesdames:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Warum sorgte er für Aufsehen? Nicht nur, dass es sich hierbei um eine wirklich hörenswerte Nummer handelt. Entscheidend war vermutlich das Musikvideo zu den Glanzzeiten der MTV Epoche. Die Bühnendeko erinnert an den expressionistischen Stummfilm, die Kostüme kamen von Gaultier, die Pop-Art der Mittachtziger wurde hier in perfekter Weise abgebildet. Nicht umsonst lief das Video jahrelang im Museum of Modern Art.

Der Song hat im Übrigen, entgegen seines Sommer-Hit Charakters, einen äußerst traurigen Inhalt. Besungen wird hier die international verehrte argentinische Choreographin, Tänzerin, Förderin und langjährige künstlerische Partnerin von Catherine Ringer, Marcia Moretto, die 1981 leider viel zu jung, an Krebs, verstarb. Wenn man das weiß, dann sieht man das Video natürlich auch mit anderen Augen – und erkennt darin die Hommage an Moretto.

Musikalisch richteten sich Les Rita Mitsouko in den folgenden Jahren auch immer wieder mal anders aus. Aber das jetzt aufzudröseln, würde den Bogen zu weit spannen und den Umfang des Textes überdehnen. Daher empfehle ich dahingehend weitere Beschäftigung mit dem Thema Les Rita Mitsouko, deren Songs und deren Videos. Für die Klatsch- und Tratschecke interessant ist vielleicht noch eine Schimpftirade während einer Talkshow im französischen Fernsehen des großen Serge Gainsbourg gegen Catherine Ringer. Müsste sich auf YT irgendwo finden.

Aber nun zurück zur Musik: die Musikalität beider Rita Mitsoukos ist/war sehr hoch. Catherine Ringers rhythmisch-musikalische Fähigkeiten sind m.E. herausragend, wie man auch immer wieder hören und bei Auftritten sehen kann. Die Songs waren größtenteils selbst geschrieben, auch diverse Instrumente spielten sie selbst ein und sie waren von Anfang an immer Co-Produzent ihrer Alben, später alleinige Produzenten.

Soweit ich weiß, schraubte Conny Plank z.B. seine Einflußnahme auf dem Debutalbum ziemlich weit zurück, weil er die außerordentliche Qualität der Rohaufnahmen schon schätzte.

Speziell für Toby will ich mit zwei Video noch mal die Arbeit von Tony Visconti für die Nachfolgeveröffentlichungen (2 Alben mit Les Rita Mitsouko) hervorheben (Beispiele aus dem Album Les Rita Mitsouko Présentent The No Comprendo) :

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Hier ein Song mit den Sparks (eigentlich recht bekannt):

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

und hier ein Track eines komplett im Alleingang produzierten Albums. (Das Video lief damals in Rotation bei MTV und Co. (Clip des Jahres ’93 im europäischen MTV Ableger). Auch so’n „Ach ja, „schomma gehört Song“

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Catherine Ringer ist auch heute – nach dem Tod ihres Partners, Fred Chichin – musikalisch aktiv.

 

ANZEIGE
Fazit
Hörtipp für Leute, die Frankreich akustisch und visuell mal anders kennenlernen und wahrnehmen wollen.
ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Also bisher dachte ich ja immer, dass es sich bei einer Leser-Story um einen Praxis-Bericht über aktuell auf dem Markt erhältliche und von dem jeweiligen Community-Mitglied genutzte Produkte handeln muss. Aber offensichtlich muss sich eine Leser-Story thematisch und inhaltlich hierauf nicht beschränken, was ich an dieser Stelle durchaus positiv zur Kenntnis nehme! :-)

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Jo, Thx. Für Nerdthemen wäre ich der falsche Mann. Das können andere besser. Und eine Nabelschau über meine Produktionsweise z.B. wäre für 99,9 % der User hier eh uninteressant. Denke, dass es in Musikerforen auch immer wichtig ist, irgendwo musikalische oder kulturelle Inspirationsquellen aufzuführen, die einem hier oder da etwas bringen könnten. Das Problem für viele Musiker liegt ja nicht darin, dass sie ihr Werkzeug nicht beherrschen würden, sondern, dass es ihnen gelegentlich an Inspiration fehlt. Daher halte ich so einen Austausch für enorm wichtig.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X