Ein Minimoog ist dir zu teuer? Dann bau dir doch einen!
Es finden sich genau 4 Videos auf dem YouTube-Kanal von Ryan Boggs. Nicht gerade viel, aber eines dieser Videos hat es echt in sich. Ryan Boggs hat einen Minimoog selbst gebaut. Dabei half ihm, dass der Minimoog sehr gut dokumentiert ist und er sich nur die Bauteile besorgen musste. Nur?
Interessant ist, dass Moog während des Produktzyklus einen temperaturstabileren Transistor in den Minimoog einbaute.Dieser ist aber mittlerweile schwer zu bekommen und daher entschied sich Ryan Boggs für den wesentlichen billigeren Transistor der ersten Generation. In der Konsequenz muss der Minimoog öfters gestimmt werden. Es war eine große Hilfe, dass auf der Website Inaptly Crafted das Platinen-Design des Minimoogs zu finden ist. Insgesamt befinden sich 6 Platinen im Minimoog. Die Mindestbestellmenge sah vor, dass er jede Platine 5x herstellen lassen musste. Als Amateur hat man es nicht leicht!
Nach diesem Prozess ging die eigentliche Arbeit los, das Bestücken der Platinen. Die Oszillator-Platine benötigt drei 15 kΩ Widerstände. Die Widerstände der Hersteller verfügen aber über Toleranzen. Deshalb musste Ryan Boggs erst einmal die Widerstände messen, damit sie exakt mit den Vorgaben übereinstimmten. Dieses Problem begegnete ihm öfters. Im Video wird deutlich, dass der Herstellungsprozess ohne eine systematische Organisation nicht möglich gewesen wäre.
Es ist nicht möglich, irgendwelche Bauteile zusammenlöten und zu erwarten, dass es nach Minimoog klingt. Auch die Verschalung der Potentiometer mit den einzelnen Kompetenten des Synthesizers war kein einfacher Prozess und es wundert nicht, dass Ryan Boggs eines dieser Bilder mit „Look at this Spaghetti“ beschriftete.
Der erste Test verlief nicht zufriedenstellend! Der erste Oszillator war instabil und die beiden anderen hatten überhaupt kein Sound produziert. Leider waren nicht alle Angaben von Inaptly Crafted korrekt, weswegen er die Oszillator-Platine nachbessern musste, dabei stellte sich auch heraus, dass ein Bauteil nicht mehr korrekt funktionierte.
Nach diesen Verbesserungen gab es korrekten Sound. Ein nicht zu unterschätzender Prozess ist die Kalibrierung der Oszillatoren. Dankenswerterweise konnte er auf eine Anleitung von Retrosynth zurückgreifen. Ryan Boggs war aber noch nicht an seinem Ziel angelangt. Der DIY-Minimoog musste MIDIfiziert werden. Dafür designte er sich ebenfalls eine Platine und bestückte sie selbst. Die Arduino MIDI Library half ihm, CV in MIDI zu verwandeln.
Heute wird vielfach behauptet, dass der Minimoog ein einfach aufgebauter Synthesizer sei. Wenn man versucht ihn zu bauen, scheint sich diese Aussage zu relativieren. Über 600 Dollar musste Ryan Boggs in dieses Projekt investieren. Die Arbeitszeit und Recherchen sind in diesen Prozess nicht eingerechnet. Zuletzt bezahlte man für den Reissue des Minimoog 4000 Euro, ein Behringer Minimoog Clone kostet 311 Euro und ein Studio Electronics Minimoog um die 3000 Euro. Ab welchen Zeitpunkt man für den Namen Moog extra bezahlt und wo Behringer gespart hat, lässt sich nur schwer feststellen. Jedenfalls hat Ryan Boggs etwas erschaffen, was nach Minimoog klingt. Mit Sicherheit baut man zu einem selbstgebauten Synthesizer eine ganz besondere Beziehung auf, auch wenn es sich nur um ein Nachbau handelt.
In den Links findet ihr alle relevanten Informationen, um auch einen Minimoog zu bauen. Sogar die Kostenkalkulation von Ryan Boggs ist vorhanden.
Habt ihr schon ein Instrument selbst gebaut? Was sind eure Erfahrungen?
Zählt der Korg NTS-1 als selber gebaut? Jedenfalls ist die Kiste ganz geil, vorallem wenn man bedenkt, wie weniger der Korg kostet.
Löten würde ich mir eher nicht zutrauen, leider, es gibt ja echt eine Menge interessanter DIY Synthies da draußen.
@ollo Ist ja nicht nur löten. Sobald irgendwas nach dem Zusammenlöten nicht funktioniert, fängt der Spaß erst richtig an.
Wenn man es nicht wegen des Spaßes und der Herausforderung und des Lernens macht, ist ein Klon von Behringer die billigere Alternative.
@digital-synthologie Bis jetzt habe ich nur ein paar Effektgerate von musikding.de zusammengebaut, ein MIDI/CV für einen Korg 700S gebaut, sowie ein paar einfache Monosynths midifiziert (meist mit einem CHD-Bausatz) und manche auch gleich etwas modifiziert. Macht Spass wenn alles wie geplant funktioniert.
Aber so ein Grossprojekt wie einen Minimoog bauen würde ich mir nicht zutrauen.
@Cavestudioschweiz Hey Cave,
das ist doch schon mal echt cool !🙂👍
@ollo Hey Ds,
Das ist doch schon mal cool. Stecken und schrauben kann ich auch, aber vom löten habe ich keine Ahnung 🙂👍 der NTS-1 macht schon Spaß 🙂👍
Rrrrreschbeckt.
@dAS hEIKO Es ist wirklich schwierig, es besser auszudrücken (sage ich als Techniker mit doch so manchen Jahrzehnten Lötkolben-Erfahrung – aber irgendwie Lust auf sowas hätt‘ ich schon noch . . .).
Sogar fast unmöglich – na ja, vielleicht noch ein paar ‚rrrrrrrr‘ dazu …
@Nvelope Nveleope,
der junge Mann im Video hat auch Erfahrung. Ich denke ein Sandsack und Geduld sind entscheidend für das Projekt und dann platzt man aber vor stolz 😃
Hau rein
@Sven Rosswog Dem kann ich aus eigener Erfahrung Vorbehaltslos beipflichten 👍🏻
Ich glaube ich werd mal nach nem Behringer schauen :)
Einen einfachen Tongenerator baut man in der ersten Stunde Feinelektronik oder im Studium-Wahlkurs zum Thema Schall. Aber selbst das hatte ich noch nie. Also ist man fein raus beim Thema. Geil ist es dennoch und Respekt wer’s selber macht.
Selbstbausätze ohne Löten, Niveau Lego, bekomme ich hin 🙂👍 Ansonsten habe ich Rasseln und Regenrohre gebaut.
Klingt für meine Ohren richtig gut. Super gemacht!
Ich habe großen Respekt vor so einem Projekt.
Das Filter klingt super.
Denkt noch irgendjemand, dass die oszillatoren vom sound nicht richtig passen?
Ich wusste nicht was für eine Arbeit es macht, die Bauteile auszuwählen. 15 ohm wiederstand und 15 ohm wiederstand klingen unterschiedlich?
Wieder was gelernt.
@SINUS Nun, er hätte im Fall der Widerstände auch einfach solche mit engerer Fertigungstoleranz kaufen können. So habe ich es jedenfalls gemacht. Aber jeder so wie er mag.
@whitebaracuda Nun lebt ja das Mythos MiniMOOG gerade von Bauteilen mit eher ‚höherer‘ Fertigungstoleranz – keiner klingt wie ein anderer, sagen viele (ich hatte einst zweie davon, es stimmt!).
Klar: heute tendieren wir zu den (fast schon gelegentlich in ALDI’s NFI-Angebot erhältlichen) Widerständen mit 1 % Toleranz … aber damals waren es eben 10 % (mindestens aber 5 % … und bei den Kondensatoren noch viel, viel mehr …). Das war dann bei so manchen individuellen Geräten ein klangbestimmender Faktor … gelegentlich ja auch eindeutig zum Positiven.
Sollte ein Bausatz angeboten werden: ich wäre dabei!
Aber für mich zählt AUCH das Äußere, also ein halbwegs gut aussehendes (vrzgsw. industrielles) Gehäuse dazu – sicher kein Schuhkarton, aus dem Alter bin ich raus.
@Nvelope Hallo Nvelope, ja mit den Bauteiltoleranzen hast du recht, gerade die alten Kondensatoren neigen bekanntermassen dazu abzudriften.
Bei einigen Widerständen im Exponentialkonverter ist es wichtig dass diese möglichst genaue Werte haben da es sonst über die Oktaven zu Ungenauigkeiten in die Frequenz des VCOs kommt.
Schlimmer wird es bei den Polyphonen, wie bei mir, 16 Oszillatoren über 5 – 6 Oktaven möglichst gleich hinzubekommen ist schwierig mit schlechten Bauteilen.
P.S. den Minimoog gibt es bereits als Bausatz. Google mal Guinguin instruments.
@whitebaracuda Hi WhiteBarracuda,
yeah – la polyphonie est tres difficile … der notwendigen Genauigkeit wegen: Festwiderstände mit 1 % – und dann noch Spindeltrimmer dahinter, um die letzte Genauigkeit per Schraubenzieher rauszuholen.
Danke für den Tip hinsichtlich eines Mini-Bausatzes … werde mal nach dem Teil googeln und sowohl Preis wie auch die Lieferbarkeit eines halbwegs ansprechenden Gehäuses checken – doch der Hinweis kommt zur Unzeit, da ich in 2 Tagen fünfeinhalb tausend Kilometer nach Süden fliegen und – mal wieder – dort den Lötkolben anheizen werde (seit 37 Jahren meine zweite Heimat, bislang in 13 Ländern).
Wenn ich die Unruhen im Nachbarland und auch all die Anopheles je überlebe, dann wird’s mit dem Mini-Bausatz vielleicht ja im nächsten Jahr etwas . . .
@Nvelope Dann wünsche ich dir von Herzen alles Gute und viel Freude beim musizieren und auch sonst bei allem!
Liebe Grüsse,
‘cuda
Nein, sorry, NTS-1 würde ich nicht als selbst gebaut sehen. Höchstens selbst zusammengesteckt. Eine Handvoll Einzelteile und eine Handvoll Schrauben befördern einen nicht zum DIY-Experten 🙂. Bin ich aber selbst auch nicht. Habe vor Jahren beruflich Löten gelernt, also auch auf Platinen und SMD, aber dann sonst zu Hause nur Kabel gebastelt und repariert. Um meine Fertigkeiten neu zu bewerten habe ich jetzt den Jeannie DIY Synthesizer bei Tubeohm bestellt. Das Gerät finde ich extrem spannend und hat mich davon abgehalten eine 1010music Nanobox Fireball zu kaufen, auch wenn sich die Klang-Synthese grundsätzlich unterscheidet (Virtuell analoge vs Wavetable) und die Nanobox deutlich kleiner ist. Das DIY hat mich unglaublich gereizt und ich hoffe ich kann die Jeannie zum Leben erwecken, so dass sie mich verzaubern kann 😍
Als Einstieg ins Löten wäre aus meiner Sicht das Erica Synths mki x es.EDU DIY System geeignet, da es eine ausführliche technische Beschreibung dazu gibt.
Danach könnte auch ein Minimoog als DIY klappen 😉