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Gitarre & Bass: Macht gutes Holz guten Klang?

Das Geheimnis des perfekten Gitarrensounds

15. Februar 2022

Vorsicht, dieser Artikel könnte eure Vorurteile beschädigen! Für eine E-Gitarre gibt es nichts wichtigeres, als das Holz, oder? „Klar“, werden jetzt viele sagen. „Das war ja schon immer so, gutes Holz macht guten Klang!“ Aber ein YouTube Video mit mittlerweile weit mehr als 600.000 Klicks belehrt uns gerade eines besseren. Sogar Soundfetischist Ola Englund kommentiert dieses Video öffentlich mit den Worten „What an absolute legend of a video. VERY interesting“.

Gutes Holz macht guten Klang? Wirklich?

In einer bemerkenswerten Szene im Video des Youtubers Jim Lill sieht man eine Werkbank, an deren Kante Saiten mittels einer Telecaster-Bridge eingespannt sind, die frei durch den Raum in einer improvisierten Kopfplatte münden. Und es klingt… nun ja… großartig. Ist also alles nur Voodoo?

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Gutes Holz macht guten Klang

Ihm Zentrum des Experiments: Eine sehr rudimentäre Telecaster. Bildquelle: YouTube

In seinem Video demontiert Jim Lill genüßlich Vorurteile und eine Gitarre. Natürlich nicht seine eigene, wundervolle Tom Anderson Telecaster. Das wäre ja auch wirklich schade drum. Denn irgendwie isst das Auge ja auch immer mit, und wer von uns Gitarristen würde gerne mit einer Werkbank auf der Bühne stehen? Eben. Aber dennoch ist es beeindruckend, wie im Laufe des Videos nach und nach der Einfluß des Holzes und die Konstruktion des Instruments immer mehr entzaubert werden.

Gutes Holz macht guten Klang

Die Evolution der Telecaster. Optisch ist das rechte Modell sicherlich nicht bühnentauglich. Bildquelle: YouTube

Viele von euch kennen sicherlich die Videos von Seasick Steve. Ein etwas strange wirkender, junger Mann, der gerne mal auf selbstgebastelten Gitarren aus Kisten, Schaufeln, Waschbrettern oder Blechdosen rockt und dabei absolut beneidenswert klingt. Überhaupt ist die Idee der Cigar Box Guitar nicht neu, auch die Shovel Guitar findet immer wieder mal den Weg ins World Wide Web. So konsequent wie Lill hat es aber bislang noch keiner vorgeführt.

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Mehr Informationen

Ist die Konstruktion des Instruments und die Wahl des Holzes also nun wirklich komplett sinnlos? Nein, natürlich nicht! denn wie ich oben schon sagte, wollen wir mit dem Instrument auf die Bühne und Ästhetik und Haptik spielen eine große Rolle, wenn es um eine gute Performance geht. In einer Galaband im Anzug mit einem elektrifizierten Spaten aufzulaufen ist sicherlich nur als Showeffekt ganz cool. Im Gegenzug ist die sündhaft teure Custom Gitarre mit der dreidimensionalen Wölkchenahorn-Decke und den mit Blattgold besetzen Pickups oftmals eher Möbelstück als Punk. Aber interessant ist das Experiment doch allemal, oder? Ich freue mich jetzt schon auf eure Kommentare

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Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Da im Vergleich zur akustischen Gitarre oder Geige bei der E-Gitte der Resonanzkörper fehlt weil er (vermutlich) nicht benötigt wird, kann ich mir gut vorstellen, dass das Holz in klanglicher Hinsicht eine eher untergeordnete Rolle spielt. Das hat wie im Beitrag erwähnt eher haptische Gründe. Denke für den Klang sind entscheidend die Stege, Abnehmer und letztendlich die Effektpedale. Vergleichbar, wie man einen Synthesizer in ein anderes Gehäuse stecken kann und klanglich bleibt er gleich. Deshalb wird auch eine Geige von Stradivari so hoch angesehen, weil es abgesehen von der überschaubaren Stückzahl (etwa 100) das Holz eine ganz besondere Maserung und Dichte aufweist, auch wenn dies laut wissenschaftlichen Untersuchungen nicht wirklich herauszuhören ist, sprich: Den klanglichen Unterschied gibt es anscheinend schon, aber für das menschliche Ohr klingt er nicht schöner oder besser wie der einer anderen Geige. Apropos: Bei zwei verschiedenen Drumsets im Musikladen ist mir klanglich mal ein erheblicher Unterschied aufgefallen. Eines Klang deutlich voller und lauter als das andere. Das hat mich echt überrascht. Interessanterweise bin ich davon überzeugt, dass bei einem E-Bass das Holz eine größere Bedeutung hat. Esoterik? I don’t no!

    • Profilbild
      Old Guitarhand

      @Filterpad Moin,

      Also ich möchte nicht behaupten, daß die Art des Holzes bei einer E-Gitarre gar keinen Unterschied macht aber sie spielt jetzt aber auch keine Hauptrolle, sondern eher ein kleine Nebenrolle.

      Schaut euch auch mal folgendes Video an:

      https://youtu.be/ux1d3yF8-Ro

      Dort sind 2 absolut identische Gitarren vom gleichen Gitarrenbauer zu sehen. Einziger Unterschied ist, die eine hat einen Eschebody mit Ahorngriffbrett und die andere einen Mahagoni Body mit Ebenholzgriffbrett.
      Der Rest ist absolut identisch.

      Ja wenn man ganz genau hinhört, klingt die Mahagoni ein klein wenig bassiger. Aber auch nur, wenn man alleine spielt. Im Mix mit Drums und Bass geht dieser winzige Unterschied komplett unter.

      Ja die Pickups sind natürlich der entscheidene Faktor bei einer E-Gitarre aber man darf auch nicht andere maßgeblichen Faktoren ausser Acht lassen.

      Dinge die mehr Einfluss auf den Klang haben, als das eigentliche Holz sind u.a.

      – Form und Mensur
      – Position und Höhe der Pickups
      – die Elektronik (Kondensatoren und wie geschaltet)
      – Sattelmaterial (Knochen klingt wesentlich besser als Plastik)
      – Saitenreitermaterial (Edelstahlreiter klingen z.B. wesentlich brillanter als die Standardnickelreiter)
      – die Saiten selber
      – und natürlich eure Finger 🖐

  2. Profilbild
    Trichter

    Das heißt im Umkehrschluss, dass die Tonabnehmer vermutlich den größten Einfluss auf den Klang haben. Gibt es dazu ähnliche Vergleiche? Also dieselbe Gitarre/Amp/… nur mit wechselnden Pickups?

  3. Profilbild
    Codeman1965 AHU

    Daß das verwendete Holz bei E-Gitarren GAR keinen Einfluss hat, denke ich nicht.
    Daß es nur Einer von vielen Faktoren ist, schon.
    Und Aussagen wie „Esche klingt so“, „Mahagoni dagegen so“ und „Linde klingt gar nicht“ halte ich (persönlich) für abstrus.
    Anders als bei akustischen Instrumenten halte ich derartige Unterscheidungen für mess-, aber nicht zuverlässig hörbar…

    • Profilbild
      Filterpad AHU 1

      @Codeman1965 Bei maschinell erstellten Instrumenten denke ich auch so. Zum Beispiel bei Termiten ausgehöhlte Didgeridos oder geschnitzten Trommeln hat diese Art der Verarbeitung sicherlich einen Einfluss, wie auch vermutlich das Holz in diesem Zusammenhang.

  4. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Auf Formentera gibt’s einen deutschen „Hippi“, da kann man Urlaub machen und in dieser Zeit seine eigene E-Gitte bauen. Diese dann in einem Blindtest vergleichen mit den gängigen Marken, dass wäre doch eine gute Idee.

  5. Profilbild
    Bukowski

    Bei der klassischen Gitarre brauchen wir überhaupt nicht zu diskutieren: Dort ist selbst der Unterschied zwischen zwei Gitarren aus demselben Holz erkennbar, wenn sie nur leicht anders konstruiert sind oder sich die Hölzer in Alter bzw. Herkunft deutlich unterscheiden. Hier ist der Resonanzkörper—eben das Holz—für beinahe den gesamten Klang verantwortlich. Dies gilt in etwas geringerem Maße für akustische Gitarren und in deutlich geringerem Maße für halbakustische (mit Pickups).

    Anders sieht es dagegen bei soliden E-Gitarren, aus. Wie man im folgenden Video (unbedingt mit Kopföhrern hören!) überraschend gut erkennt, gibt es tatsächlich auch bei E-Gitarren HÖRBARE Unterschiede. Hier muß also dem obigen Kommentar von Codeman1965 widersprochen werden, denn das Stereotyp stimmt: Mahagoni klingt wärmer, Esche erzeugt reiche, klare Tiefen und artikulierte höhen, Erle gibt den ausgewogensten, „kompaktesten“ Ton wieder:

    Hier: https://www.youtube.com/watch?v=7k_A8GhN0L8

    Das ist aber ein Test. In der Lebenwirklichkeit erzeugen hier die Pickups 90% des Klanges; das ist reine Physik. Hinzu kommen dann Verstärker, ev. Pedale usw., die allesamt einen gewaltigen Einfluß auf den Klang nehmen. Fazit: Hier spielt das Holz akustisch praktisch keine Rolle (optisch und haptisch beim Hals schon). Ich würde niemandem glauben, der in einer Aufzeichnung das Holz der Gitarre herauszuhören behauptet.

    • Profilbild
      Codeman1965 AHU

      @Bukowski Hallo, Bukowski,

      < "... denn das Stereotyp stimmt: ... ">

      Eben um diese Aussage geht es mir.
      Mahagoni ist nicht gleich Mahagoni, Esche ist nicht gleich Esche. Das kennt Jeder, der schon mal selbst Kaminholz gehackt hat (hinkt vllt. etwas, aber trotzdem):
      In einem einzigen Stamm hast Du schon die verschiedensten Strukturen, Stammansatz, Mittelstück, Kronenansatz, Kronenholz. Dann die Frage Zug- oder Druckseite, in welcher Höhe ist der Baum gewachsen, welchen Witterungsbedingungen war er ausgesetzt, ist das Holz eher schnell oder langsam gewachsen, alles Faktoren, welche die Holzstruktur durchaus beeinflussen.
      Nicht zuletzt die Frage, wo, wie lange und unter welchen Bedingungen das Holz abgelagert wurde.
      Und dann sind wir erst mit dem Rohmaterial durch. Ich könnte Dir zehn Eschen (sogar aus der selben Ecke) fällen, davon hätten nicht drei identische Klang-Grundlagen.
      Das ist dann einfach (für mich!) eine recht wackelige These…
      Ein Luthier, der einzelne Stücke herstellt, wird sein Holz von Hand selektieren und auch einschätzen können, welches Holz aus welcher Quelle definierbare Eigenschaften hat und es auch dementsprechend weiterverarbeiten. Aber ich denke, das ist bei „Stangenware“ nicht so.
      Ganz abgesehen von den vielen Faktoren, die noch obendrauf kommen, wie Grundierung, Lackierung, Brückenkonstruktion, Pickup-Wicklung usw…

      • Profilbild
        Bukowski

        @Codeman1965 Hi Codeman,

        ich denke, im Grunde sind wir einer Meinung, denn Du wiederholst ja eigentlich genau das, was ich schrieb: Bei E-Gitarren gehen 90 Prozent (vermutlich eher 95% und mehr) des Klanges auf die Kappe der Pickups, Brücke etc. Und bereits im ersten Satz verwies ich eingehend auf klangliche Unterschiede desselben Holzes unterschiedlicher Provenienz. Ich bin in der Tendenz mit dem Typen im Video einverstanden: Holz ist egal.

        Was Du aber zu Holz generell schreibst, ist eine andere Diskussion, und da muß ich etwas widersprechen: Wenn Du korrekt schreibst, „Esche ist nicht gleich Esche“, mußt Du aber auch korrekt ergänzen, „Esche ist erst recht nicht Mahagoni“. Der Kern Deines Argumentes ist letzlich, daß Du mir zehn Eschen aus derselben Ecke bringen könntest, die aufgrund diverser Faktoren unterschiedlich klingen. Einverstanden, aber so hinkt der Vergleich bzw. jeder Vergleich, denn diese Eschen müßtest Du i.d.R. selektieren, um 10 verschiedene Klanggrundlagen zu kriegen. Wenn Du mir nämlich 100 oder gar 1000 zufällig gewählte Eschen und ebensoviele Mahagonihölzer bringst, würde ich mit Dir um Geld wetten, daß bei ähnlichen Umständen (also all das, was Du aufgelistet hast) die Mahagonihölzer IM DURCHSCHNITT eine andere Klanggrundlage als die Eschen aufweisen. Die große Zahl macht eben den durchschnittlichen Unterschied, nicht der Einzelfall. Bei klassischen Gitarren spielt die Holzart aus diesem Grunde eine große Rolle.

        Nur, wie signifikant ist der Unterschied bei E-Gitarren? Ich zitiere meinen Kommentar oben: „Fazit: Hier spielt das Holz akustisch praktisch keine Rolle.“ Ich denke, auch darin sind wir einer Meinung.

        • Profilbild
          Codeman1965 AHU

          @Bukowski Hi, Bukowski!

          < " ... ich denke, im Grunde sind wir einer Meinung... " >

          Ja, ist so… :-)

          Was die zehn Eschen angeht:
          Ich habe das als Beispiel genommen, weil ich das kürzlich gerade erlebt habe, waren allerdings nur sechs Stück, einfache Fraxinus excelsior. Die standen alle am Wegesrand im Park, auf einer Länge von 100 Metern. Damals Baumschulware, keine Wildlinge, alle gleichzeitig gepflanzt. Wir haben sie gefällt.
          Höhen von ca. 12 bis zu ca. 16m, Stammumfang von 90 bis 140 cm., also verschiedenste Wachstumsgeschwindigkeit und somit unterschiedliche Zellstruktur und -größe. DAS ist (meiner (!) Meinung nach ein wichtiger Aspekt.
          Nicht die Holzart, sondern viel eher die Dichte und Zellstruktur. Und die KANN, gerade bei Laubbäumen, gattungsübergreifend nahezu identisch sein.
          Ist aber nur meine Meinung/Erfahrung/Überlegung, ich bin da nicht drauf festgenagelt…
          Und ähnlich wie Du sehe ich den klanglichen Anteil des Holzes generell als ziemlich marginal an…

  6. Profilbild
    extrajazz

    Bei den bisherigen Kommentaren habe ich den Eindruck, dass das Video überhaupt nicht angeschaut wurde. Hallo? Er baut eine E-Gitarre ohne Body und sie klingt gleich, wie die Telecaster. Und hier wird unbeeindruckt immer noch davon fabuliert, dass das Holz des Bodys einen Unterschied macht…!?

    • Profilbild
      Codeman1965 AHU

      @extrajazz Bist Du sicher, daß DU die Kommentare auch wirklich gelesen hast…?

      Ich lese hier bisher eigentlich nur verschiedene Überlegungen zu dieser These, mehr nicht.

      Aber ist schon beeindruckend, wie Du hier nach vorn gehst, Dir EIN Video als Grundlage für Deine Überlegungen anschaust und dann Deine Schlussfolgerungen als der Weisheit letzten Schluss verkaufst.

      Hast Du auch noch irgendwelche ARGUMENTE, die Deine These bekräftigen?
      Wäre doch super, wenn Du die mal unterbreiten könntest.
      Überzeugen ist ja immer besser als überreden oder bestimmen…

      LG

  7. Profilbild
    Bukowski

    Etwas lästige Klugscheißerei für jene, die es wirklich interessiert: Der Einfluß vom Gitarrenholz auf den Klang bei soliden E-Gitarren wurde letztes Jahr wissenschaftlich untersucht (Ray 2021) — գenauer: Der Dämpfungseffekt von 1. Walnußholz und 2. Eschenholz auf die Vibrationen von Metallsaiten.

    Kurze Erklärung: Wenn wir im Volksmund von „Klang“ sprechen, sprechen wir akustisch von unterschiedlichen Schallwellen, die eben durch die Vibration der Saiten erzeugt werden. Ein Teil dieser Vibrationen „schluckt“ das Holz, und da manche Hölzer dichter, poröser, härter, elastischer usw. sind als andere, absorbieren sie jeweils unterschiedliche Teile der Vibrationen, die dann eben nicht an die Pickups weitergegeben werden.

    Artikel (Englisch): https://tinyurl.com/gitarrenholz

    Ich zitiere die entscheidende Stelle aus dem Fazit der Untersuchung:

    „This study confirms that the elastomechanical and acoustic properties of the material
    used for the solid body of an electric guitar also affect the acoustic properties of the
    instrument.“

    Nur wiederhole ich mein obiges Fazit: Der Unterschied ist bei E-Gitarren minim bis irrelevant. Er ist aber da, Youtube-Video hin oder her. Ein Walter Becker suchte sein Holz für seine zahlreichen in Auftrag gegebenen Gitarren minutiös aus, ich hingegen scheiße getrost darauf. Mir ist leider weder mit Walnuß noch Haselnuß zu helfen.

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